Wochenschau #2/2017: Der Karfreitag und die gotische Subkultur.

Karfreitag. Ein besonders wichtiger Feiertag, wenn man der christlichen Lehre folgt, denn hier wird unmissverständlich definiert: „In der katholischen Kirche ist er ein strenger Fast- und Abstinenztag. Unter Einbeziehung des Gründonnerstagabends ist der Karfreitag der erste Tag der österlichen Dreitagefeier, die in ihrer Gesamtheit in allen christlichen Konfessionen das höchste Fest des Kirchenjahres darstellt…“ Doch der Blick aus dem Autofenster offenbart für mich ein anderes Bild. Der Bäcker hat geöffnet und verkauft wartenden Kunden frische Brötchen, die Bauern bestellen eifrig ihre Felder, an den Tankstellen ist der Teufel los, weil man sich für den Ausflug noch mit Sprit und Leckereien eindecken möchte und überall Jogger, Walker, Fahrradfahrer und sonstige Fitnessliebhaber, die übereifrig den freien Tag nutzen. Selbst die Wahlhelfer der AfD, die ja bekanntlich unsere christlichen Werte in Gefahr sehen, hängen Wahlplakate auf. Besonders hoch, versteht sich. Offenbar sehen viel weniger Menschen eine Gefahr für das Abendland, als bisher angenommen.

Wir Gruftis, sagt man, haben ja weder mit Politik noch mit Religion viel am eingeflochtenen Haarteil und geben uns ganz ungeniert dem Genuss all der Dinge hin, die andere tunlichst meiden sollten. Wir finden es deshalb natürlich auch ausgesprochen doof, dass wir heute nicht tanzen dürfen, weil der Karfreitag ja ein „stiller“ Feiertag ist. Mein Goth, wenn ihr schon nicht tanzen dürft und auch nicht wisst, wie ihr euch sonst an diesem Feiertag verhalten sollt, dann gibt es hier wenigstens was zum klicken:

  • Gothic – skurrile Maskerade oder Lebensphilosophie? | Luzerner Zeitung
    Die Luzerner Zeitung trifft in ihrem Artikel über die gothische Subkultur den Sargnagel auf den Kopf.

    In Luzern zeigen sie jetzt die Dokumentation „Gothic“ von Mitra Devi in einem Filmclub. Das ist nicht weiter spannend, doch bei der Ankündigung in der ortsansässigen Zeitung wird deutlich: In der Schweiz haben sie den Bogen raus: „Eines wird schnell klar: Es geht nicht nur um die Erscheinung, sondern für «ernste» Goth-Menschen ist es eine Lebenseinstellung. Manche sind getrieben von der Faszination Traurigkeit, andere zelebrieren eine Todessehnsucht – ohne lebensmüde zu sein, im Gegenteil –, wieder andere lieben schlicht das Spiel mit dem Unheimlichen oder eine Annäherung an die mystische Schattenwelt. Eines aber verbindet sie alle: gegenseitiger Respekt und bedingungslose Akzeptanz für die individuelle Entfaltung jedes Einzelnen. In kaum einer Szene gehe es friedlicher zu als in dieser, betonen die Protagonisten wiederholt. Der Grundsatz des Lebens und Lebenlassens ist ihr grösster Wert.

  • Interview mit einem Satanisten: „Wir wollen Satanismus gesellschaftsfähig machen“ | Frankfurter neue Presse
    Satanisten haben sich angepasst und bleiben trotzdem rebellisch. Interessantes Interview mit neuzeitlichen „Teufelsanbetern“

    Die „Brotherhood of Samael“ stellt sich der FnP zum rücksichtslosen Interview: „Hi Michael! Einstiegsfrage, kurz vor Ostern: Verstecken Satanisten Ostereier? Michael: (lacht) Nein. Wir feiern Ostern nicht, das ist ja ein christliches Fest. Aber viele von uns haben Familien, die Ostern feiern – da feiern wir dann ganz ungeniert mit. Warum auch nicht?“ Doch das wird dem Interview nicht gerecht, denn das ist tatsächlich gelungen und glänzt dann doch mit konkreten Fragen und (überraschenderweise) konkreten Antworten. „Was ist mit dem umgedrehten Kreuz? Gibt’s das? Michael: Ja, das gibt es. Wir nennen es das Petruskreuz, denn es erinnert an Petrus‘ Tod am umgedrehten Kreuz. Ich persönlich halte es nicht unbedingt für ein nützliches Symbol. Es reduziert den Satanismus auf die Ablehnung des Christentums. Tatsächlich ist Satanismus aber viel mehr. Nämlich? Michael: Moderner Satanismus steht für Humanismus, Hedonismus, Ästhetik und Auflehnung, Körperkult, Magie und Meditation, Selbstentfaltung und Wahrheit.“ Und weil ich die Seite der Bruderschaft dann doch irgendwie interessant finde, spendiere ich der „Brotherhood of Samael“ dann doch noch einen Link.

  • „Wenn du nur dasitzt und ’ne Fresse ziehst, kriegst du nischt“ | WELT/N24
    Die Punks Benny und Basti fliegen mit 14 zu Hause raus. Jetzt, mit 31, schreiben sie erstes Buch „Dieses schöne Scheißleben.“

    Es gibt sie noch. Die Punks. Jedenfalls das, was man darunter zu verstehen glaubt: Leute, die mit bunten Haaren auf der Straße leben und für die das Geräusch von zwei Bierflaschen, die beim zuprosten klirren, Heimat bedeutet. Autorin Christiane Tramitz ermutigt die beiden Protagonisten dazu, ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben. Entdeckt die Avantgarde wieder den Punk als Inhaltsstifter oder ist das wirklich die angekündigte sensible Biographie, die zum Nachdenken anregen soll? „Punk ist gar nicht tot. Punk trägt zwar immer noch einen Irokesen auf dem Kopf und genug Metall im Gesicht, um bei den Sicherheitskontrollen am Flughafen Alarm auszulösen. Aber Punk schleppt jetzt alten Damen die Einkaufstasche die Treppe herunter. Unaufgefordert. Punk ist erschreckend erwachsen geworden. Benny und Basti Podruch jedenfalls sind auf dem besten Wege. Die Zwillinge sind jetzt 31 und es leid, auf ihre bunten Haare und das Schnorren reduziert zu werden. Deshalb haben sie ihre Geschichte aufgeschrieben. Ihr Buch heißt „Dieses schöne Scheißleben“. Und es gibt eine Antwort auf die Frage, die sich viele stellen, wenn sie auf der Straße von Bunthaarigen um Kleingeld angeschnorrt werden. Was macht das Leben auf der Straße so faszinierend, dass manche dafür alles aufgegeben haben, ihre Familie, die Schule, die Ausbildung, ja, vielleicht sogar ihre Zukunft?

  • Bodies of Strange Creatures were Found in the Basement of an old House in London | Design you Trust
    Einer gruseligen Sammlung von Präparaten hat man in London nun ein Museum gewidmet.

    Einen recht ungewöhnlichen „Schatz“ fand man bei geplanten Abrissarbeiten eines Londoner Altbaus. Ein gewisser Thomas Theodore Merrylin, ein Aristokrat und Biologe des 19. Jahrhunderts, hat sich eine recht ungewöhnliche Sammlung an merkwürdigen Kreaturen zusammengetragen, die nicht nur außerirdisch und skurril wirken, sondern auch noch ziemlich gruselig sind. Das „Merrylinmuseum“ hat er sich zur Aufgabe gemacht, diese Sammlung zu erhalten und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen: „Thomas Theodore Merrylin was known as Crypto-naturalist, Fringe Zoologist and Xeno-Archeologist. Creatures and artifacts thought to be nothing more than myth. It is a mystery that challenges our understanding of biology, chemistry and the very laws of physics. But this is no fairytale, for he was a scientist, and empirical evidence and rational thought hold sway here.“

  • Industrialisation Vol.1 | Don Quichote
    Lust auf neue, frei verfügbare Musik?

    So wie sich der spanische Ritter Don Quijote einst gegen die Windmühlen auflehnte, versucht auch Karsten sich im Kampf gegen die Maschinerie der Musikindustrie, indem er eine Seite betreibt, die sich mit kostenlos verfügbarer Musik für die Szene beschäftigt. Neulich hat er einen Sampler zusammengestellt, den man sich herunterladen kann, um ihn vor dem eigenen musikalischen Empfinden einer Prüfung zu unterziehen. Wenn ihr also auf der Suche nach neuen und unverbrauchten Bands und Sounds seid, sattelt doch auch Euer Pferd und schaut mal bei don-quichote-net.blogspot.com vorbei und lasst dort einen Kommentar mit Eurer Meinung.

  • Frühlingsgefühle beim Dark Spring Festival 2017 | Gruftbote
    Der Gruftbote berichtet regelmäßig und üppig bebildert von Festvials und Veranstaltungen der schwarzen Szene.

    Es gibt einen neuen Stern am schwarzen Bloggerhimmel! Der Gruftbote, den es eigentlich schon ein bisschen länger gibt, ist bei mir gelandet. Asche über die Häupter derer, die mir diesen Stern bislang vorenthalten haben. Asche über mein Haupt, das bisher nicht entdeckt zu haben. Betty Blue aus Berlin, Gothamella aus Osnabrück und Dunkellaus aus Niedersachen haben sie zusammengetan, um über ihre Szene zu schreiben und Rückblicke auf Konzerte und kleine Festivals zu geben, die sie besucht haben. So besuchte Gothamella beispielsweise über das Dark Spring Festival 2017, das neulich in Berlin stattfand und bringt reichlich Eindrücke und Ausdrücke mit: „Doch wer nun glaubte, auf einer dieser rückbesinnlichen Jammer-Grufti-Veranstaltungen à la „Früher war alles besser“ gelandet zu sein, lag falsch. Denn auch wenn sich alle geladenen Bands mit Fug und Recht auf ihre Post-Punk-Wurzeln beziehen dürfen, stehen sie doch allesamt musikalisch nicht im Gestern, sondern mitten im Hier und Jetzt. Zum Glück! Denn früher war eben nicht alles besser, und das Leben spielt heute. Die Musik im Übrigen auch.

  • Sammlung: Steampunk Kurzfilme | Clockworker
    Kurzfilme und Serien aus der Steampunk-Szene für die Steampunk-Szene.

    Eine Subkultur hat nur dann Bestand, wenn sie sich mit Inhalt füllt. Behaupte ich jetzt mal. Die Steampunks machen das auf eine ganz fantastische Art und Weise, wie beispielsweise Internetseite wie „Clockworker“ beweisen. Hier werden „Steampunk Kurzfilme“ präsentiert, die sich nicht etwa um Erklärungen, Einblicke oder Interviews scheren, sondern tatsächlich das, was die Steampunks als Inhaltsstiftend anssehen, visuell und filmographisch umsetzen. Für mich erstaunlich, mit welcher Hingabe und Leidenschaft hier an die Sache herangegangen wird. Wirklich sehenswert! „Steampunkfilme und -Serien sind relativ rar, verglichen mit anderen Genres.  Auch wenn es hier und da bereits einige Hollywood- oder auch andere Großproduktionen mit Steampunk- oder Dieselpunk-Elementen gibt, ist es doch eher ein Nischengenre, an dem sich große Filmstudios nur selten versuchen. Allerdings existieren mittlerweile eine ganze Reihe an Independant-Steampunk-Kurzfilmen und auch Webserien, die von engagierten und kreativen Filmemachern kreiert wurden und werden, oft unterstützt von Steampunks, z.B. als Crowdfunder oder auch als Komparsen.

  • Die brutalsten Geisterbahn der Welt | The Magazine
    Alles künstlich, alles gespielt und trotzdem eine Nahtoderfahrung?

    Manchmal ist es einfach nur das Ziel, einen oben drauf zu setzen. Im ewigen Wettstreit der Welt um die meiste Macht, das größte Ego, das höchste Gebäude und das größte Was-weiß-ich geht es diesmal um die brutalste Geisterbahn der Welt. The Magazine schreibt: „Auf McKamey Manor erlebt jeder seinen eigenen Horrorfilm – noch niemand soll die komplette Tour durchgestanden haben! […] Vor jeder Tour durch das Horror-Anwesen weist Besitzer Russ McKamey die angehenden Teilnehmer deutlich darauf hin, besser nicht teilzunehmen. Wer es dennoch wagt, den erwarten die schlimmsten acht Stunden seines Lebens.Das ganze findet sich, wo auch sonst, in den USA. Offensichtlich finden sich dort genug Leute, die sich quälen, demütigen und erniedrigen lassen wollen. Möglicherweise handelt es sich dabei um schockierte Trump-Wähler, die erkannt haben, für welchen Kerl sie da ihre Stimme abgegeben haben.

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Mandy
Mandy (@guest_54839)
Vor 7 Jahre

Danke, Robert. Das habe ich doch über die Feiertage etwas zu lesen.
Das Satanisten-Interview wollte ich mir allerdings nicht aufsparen und habe es gleich gelesen.
Nun ja. Satanisten, die nicht an Satan glauben – das klingt schon irgendwie witzig. Ich finde Satanismus ja immer ein bisschen – nun ja – belächelnswert ;) Ich glaube, wer an Satan glaubt, muss zwangsläufig auch an Gott glauben. Diese Form des Satanismus‘ kannte ich noch nicht. Ich bin mir auch nicht sicher, ob man das Ganze wirklich so nennen sollte. Für mich klingt das eher nach einer (duchaus interessanten) Ideologie. Das einzige, womit ich mich schwer tue, ist die Ansicht, den Menschen als gottähnliches Wesen zu sehen. Die Natur, ja. Aber nicht der Mensch.
Menschen sind bestialische RauTiere, die nicht nur sich selbst, sondern auch die Erde zerstören, auf der sie leben. Nein, das hat für mich absolut nichts Gotthaftes.

Avensis
Avensis (@guest_54840)
Vor 7 Jahre

Ich frage mich ja immer bei dem Ausspruch, dass das Christenturm zum Abendland gehört immer, ob diejenigen, die das einfach nachschwafeln überhaupt eine Ahnung von der Geschichte „ihrer“ Religion haben.

Das Christentum basiert ja bekanntlich auf das Judentum, das ursprünglich aus dem nahen Osten stammt und zeitlich ungefähr aus der Bronzezeit. Das Judentum selbst basiert größtenteils auf alte sumerische und (proto) semitische Religionen und Kulte; der abrahamistische Gott soll ja eine Vermischung von verschiedenen Kriegsgöttern wie (Baal) Hadad und El sein.

Lustigerweise sind die Regionen und Menschen, die diese Religion begründet haben, im nahen Osten vorzufinden, unter anderem Syrien. Wo ja laut den guten Christen alle bösen Muslime herkommen. Vielleicht sollten die selbsternannten guten Christen mal die ganze Bibel lesen anstatt immer nur die Verse zu zitieren, die einem grade so als Totschlagargument einfallen. Dann fällt ihnen vielleicht auf, dass der abrahamistische Gott ein ziemlicher Arsch ist, egal welche Darstellung – ob nun Christentum, Judentum oder Islam. Ist auch logisch, denn immerhin verehren die gutgläubigen Europäer einen altertümlichen Gott aus der Zeit, wo man in Europa noch nicht mal wusste wie man ein Rad macht. So altbacken wie die verschiedenen Heiligen Schriften sind lässt sich grundsätzlich keiner ihrer Auswüchse mit der Ethik des hochgelobten Abendlandes vereinbaren. Zumindest meiner Meinung nach (und ich denke viele andere werden die strikte Trennung von Kirche und Staat bejahen)

Zudem: ist Ostern nicht eigentlich heidnischen Ursprungs? was das Thema angeht bin ich nicht so bewandert, glaube aber gehört zu haben, dass es schon vor dem Märtyerkult namens Christentum ein Fruchtbarkeitsfest dieser Art in Rom gegeben hätte.

Und grundsätzlich halte ich auch Satanismus für abergläubischen kram. Selbst die atheistischen Strömungen strotzen meiner Meinung nach zu sehr von Selbstgefälligkeit. Man kann auch für Humanismus und Egalitätismus sein, ohne sich mit einer erfunden Figur so zu identifizieren. Wodurch man da ja auch nicht viel anders als andere Religionen ist. Humanismus sollte ohnehin keine Ideologie- odr Glaubensfrage, sondern eine Selbstverständlichkeit sein. Leider ist es das nicht, 21. Jahrhundert hin oder her.

Und gut, im Bezug zu Sekten, Gruppen und Mystikern spricht wohl auch meine Ignoranz. Ich bin jemand, der trotz Goth-sein überhaupt nichts mit Aberglaube und Mystik anfangen kann und bei dem Ausspruch von Wörtern wie Wicca, Geister, Naturheilkunde, Alternativmedizin und Horoskop allergische Reaktionen bekommt.

Tanzfledermaus
Tanzfledermaus(@caroele74)
Vor 7 Jahre

Danke, Robert, für die interesanten Links. Besonders fasziniert hat mich die englische Skurrilitäten-Sammlung. Erstaunlich, wie echt manches davon wirkt, als hätte der gute Mann mumifizierte bzw. skelettierte Elfen, Drachen, Vampire und Gnome gehütet. Mich würde sehr interessieren, wie diese Präparate zustanden gekommen sind.
Leider ist mein Englisch zu schlecht, als dass ich aus dem Video diesbezüglich etwas herausgehört hätte. Englisch lesen und schreiben geht ja, aber gesprochenes Englisch lässt mich schnell verzweifeln – sobald ich etwas akustisch oder sinngemäß nicht verstehe, ist es vorbei. Ich werde mal auf der Webseite dazu stöbern und ein Dictionary zur Hand nehmen müssen ;-)

Der Theorie, dass der Mensch gottgleich oder sonstwie besonders hoch gestellt ist, kann ich mich auch nicht anschließen. So schrecklich und dumm, wie Menschen sich oft verhalten – sowohl ihrer eigenen Spezies als auch ihrer belebten und unbelebten Umgebung gegenüber – kann ich darin wahrlich nichts Göttliches erkennen. Eher sehe ich den Mensch als eine Art gefallenen Engel der Schöpfung an, der sich häufig gegen seine Natur und die Natur allgemein wendet und mit ihr seine Basis zerstört. Der Mensch hat so viele Möglichkeiten, jedoch gib es immer wiede nicht wenige, die sich einfach nur primitiv, rücksichtslos und egoistisch verhalten. Der Mensch lernt nicht dazu, weder aus politischen Fehlern noch in sozialer Hinsicht. Noch nie gab es so viele einsame, allein lebende Menschen. Selbstverwirklichung hin oder her, aber ein soziales Netz ist schon wichtig. Und wie viele Familien zerbrechen, wie viele Dramen spielen sich zwischenmenschlich ab. Wie viele politische Konflikte schwelen weltweit, ich habe dasGefühl, die nehmen immer mehr zu. Konstruktive Lösungen gibt es nicht. Alles schaukelt sich hoch. Wo ist da die angebliche Intelligenz der Menschen? Eigentlich müssten wir immer sozialer und „vernünftiger“ werden, doch das Gegenteil scheint der Fall zu sein… seufz.

Wiener Blut
Wiener Blut (@guest_54860)
Vor 7 Jahre

….Mein Gott, wer legt eigentlich das Dogma fest, Gruftis hätten weder mit Politik, noch mit Religion was am Zylinderhut. Zur Firmung meines Cousins hab ich erst neulich die Fürbitte für die Verstorbenen gehalten…welche auch sonst ;)… und seid 4 Jahren hab ich auch einen Parteimitgliedsausweis in meiner Geldbörse und war schonmal Kandidat in der kurzen Zeit. Jetzt bin ich wohl der gruftige Anti… dingens ;) Das mit Karfreitag muss jeder selber mit seinem „Gewissen“ ausmachen. Wens beißt, dafür hats ja wohl auch einen Grund ;). lch hats gestern (Karfreitag) echt mal wieder nötig und war gruftig tanzen… und mich stört auch an Ausnahmeregelungen nichts. Auf jeden Fall allen die nicht regulär arbeiten, oder Bereitschaft machen an diesen Tagen, ein gutes Akku aufladen an Leib und Seele. Für die die Arbeiten, ruhige Arbeitszeit, und gutes Geld dafür. Und nicht zu vergessen, danke für die Links. Ich werd mal reinschauen was es da so an Interessantes gibt.

T.S.
T.S. (@guest_54870)
Vor 7 Jahre

Hand auf’s Herz, wie oft geht der (mittlerweile lethargisch, bzw. phlegmatisch gewordene) „Durchschnitts“-Szeneanhänger im Jahr aus zum Tanzen, in den (doch – mehr oder weniger bekanntlich – so sehr vom „Clubsterben“ befallenen) „Szeneläden“?
Ach ja, wusste ich’s doch, diese „Event“-„Ausflüge“ finden jetzt auch nicht mehr so regelmässig und zahlreich statt, zumindest beim weit überwiegenden Teil der Szeneangehörigen…
O.k., wenn’s denn dann aber unbedingt mal sein muß, dann aber am liebsten an Karfreitag! Das Jahr hat ja nur die paar lausigen restlichen knapp 360 Tage, an denen man ungeniert tanzen darf, wie ungerecht…
…und umso ungerechter, weil man ausgerechnet an diesem Karfreitag hätte tanzen gehen wollen (und wenn’s nur so ganz aus Trotz wäre…), und dann darf man nicht, weil’s verboten ist! Was für eine Gemeinheit! Jetzt aber das Ganze flugs an die allergrösste Glocke gehängt, damit auch der allerrückständigste Dompfaff mitbekommt, wie eine – zugegeben – mittlerweile durch den Zeitgeist relativ überholte Restriktion durch eine im Vergleich noch albernere Überreaktion an „Kritik“ in den Schatten gestellt wird.
Je nun, ich muß jedes Mal, d.h. jedes Jahr wieder auf’s neue doch etwas mitleidig lächeln, wenn sich z.T. in wahrem Aktionismus, zumindest aber künstlich aufgeblasen am Karfreitags-Tanzverbot gerieben wird. O.k., o.k., wir leben wirklich nicht mehr im Mittelalter (auch wenn so manche Szeneangehörige anscheinend sich dies wünschen würden, rein von deren „Optik“, bzw. Outfit her betrachtet – aber das ist wieder ein anderes Thema…), und es geht manchen ganz bestimmt auch „nur“ ums Prinzip, um die freie Entfaltung in einer modernen, liberalen Gesellschaft, etc. (wo man aber sonst manchmal so sehr nach „Authentizität“ sich sehnt – aber das ist ja auch wieder so ein Thema…)
Warum das Ganze nicht gelassen sehen? Gönnt doch diesem Feiertag seine letzte „Würde“ noch, zeigt euch tolerant und großzügig (seht das doch mal von der Seite…). Mensch, ihr habt doch tatsächlich noch genug Tage im Jahr für’s Tanzen übrig. Sogar so viele, daß ich beim Gedanken daran, schon wunde Füße bekomme. Und – nochmal Hand auf’s Herz – wenn’s um’s Tanzen geht, seid ihr Szeneangehörigen ja auch immer ein wenig wählerisch, wenn nicht gar faul (was manchmal schon beinahe wie ein selbstauferlegtes Tanzverbot an Nicht-Karfreitagen anmutet…). Und das darf ich als ehemaliger „Szene-DJ“ ja auch mal ruhig feststellen dürfen…

Und da wir schon mal bei „freier Entfaltung“, „Toleranz“ und Glaubensfragen, etc. gelandet sind: Je, nun, die Herrschaften Satanisten (die Anrede „sehr geehrte“, „liebe“, etc. spare ich mir lieber für Zeitgenossen auf, denen ich diese Achtung, bzw. Gefühle wirklich entgegenbringe…), ach ja, „interessant“ das mit dem weiterführenden „satanischen“ Atheistengeschwafel, so mit dem selbstentfaltenden Menschen als „Gottersatz“ (wenn ich das doch recht verworrene, äh, Output so richtig mitgeschnitten habe…). Nun, ich war immer der Annahme, daß, wer an Satan „glaubt“ (sic!), die Existenz Gottes nicht leugnen kann. Jedoch, wahre Atheisten, die die Existenz Gottes leugnen, natürlich auch Satan als inexistent halten (müssen). Logische Sache. Jetzt kommt da aber so ein Satanisten-Schlaumeier an, der sich hier eine bequeme Nische zurecht fabulieren möchte (die so schweflig nach faulem Kompromiss riecht, daß dem Teufel ganz wohlig werden würde – wenn’s ihn denn gäbe…), bei der echten Atheisten ziemlich der Hut hochgehen müsste. Als Atheist nämlich – auch nur rein ideologisch – in die Nähe von Satanisten gerückt zu werden, da würde mir übel bei…
Da frage ich mich natürlich berechtigterweise, für wen die (ohnedies arg diffuse) Figur „Satan“ dann noch stehen würde? Und warum dann noch „Rituale“ und Kram und Zeugs? Ich will das lieber nicht wissen, schon mal gar nicht aus dem Munde eines Satanisten…

Aber, da ja jeder mit der modernen Zeit Schritt halten muß, so updated man auch zwangsläufig den ollen Luzifer und das Gedöns drumrum. An die Ammenmärchen (ja ich weiß, die der Kirche…) mit dem Fegefeuer und den erschröcklichen Bildern vom Herrn Bosch und so glaubt ja heute kein Mensch mehr. Selbst Black-, Death- und sonstwie- Metal-Brimborium ist längst zum langweiligen Klischee verkommen – und damit kann man kaum noch kleine Kinder Abends ins Bett graulen…
Also ist Satanismus schon so gut wie eher zu einer Art melodramatischem Schmierentheater geworden, das man kaum ernst nehmen könnte – wenn es Leuten nicht tatsächlich ernst damit wäre…
Und hier setzt m.E. dieses (oberflächlich betrachtet) Harmlos-Getue von wegen „gesellschaftsfähig machen“ und „der Mensch selbst als Gottersatz“, Pseudo-Selbstentfaltung (nach Satanistengusto), etc. ein. Aber an dieser Stelle möchte ich diesen ach-so-schön-klingenden Ideen, bzw. Theorien nach Satanistenart den Wind aus den Segeln nehmen. Erstens, wenn der moderne Mensch sich als Individuum völlig frei entfaltet, so benötigt er im Prinzip keine Art „Glaubenskrücke“ mehr, schon mal gar keine traditionell negativ konnotierte (wenn schon die Gesellschaft bei einer solchen Sichtweise eines Individuums nur noch sekundär zählt, was wird dann aus Mitmenschlichkeit, Empathie, etc.?). Weiterhin, der moderne Mensch hat sich zu weiten Teilen doch schon (auch materielle) Ersatzfetische geschaffen, die grösstenteils einen „Glauben“ teilweise ersetzt haben, wenn nicht gar obsolet mach(t)en. Hier in Ergänzung als z.B. Lifestyleeffekt noch („aufgeschlossenen“ – na, da lach‘ ich aber mal…) Satanismus hinzuzufügen, wäre m.E. keine gute Idee. Oder anders ausgedrückt: Probleme hat diese Welt auch so schon genug…

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