Ehemaliger „Ratinger Hof“ in Düsseldorf schon wieder geschlossen

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Der Ratinger Hof, die Keimzelle des deutschen Punks, ist wieder einmal geschlossen. Eines der geschichtsträchtigsten Lokale der Düsseldorfer Altstadt hat sich zur Problem-Immobilie entwickelt, die nicht zur Ruhe zu kommen scheint. In einer aktuellen Ausgabe der Zeitung „Express“ fordert Punk-Veteran Rudi Esch, aus dem „Hof“ ein Punk-Museum zu machen.

Ende der 70er Jahren nutzen die Toten Hosen, die damals noch unter dem Namen „ZK“ auftraten, den Bierkeller des Ratinger Hofs, um zu proben und konnten sich auf der Bühne ihre ersten Sporen verdienen. Bands wie Mittagspause, Male, Din A Testbild und Fehlfarben inspirierten viele Besucher zum Gründen eigener Bands. So entstanden im Umfeld des Hofs Bands wie DAF (Deutsch-Amerikanische Freundschaft), Östro 430, Mania D oder auch der KFC (Kriminalität-Förderungs-Club). Die Nähe zur Düsseldorfer Kunstakademie sorgte für atemberaubende Symbiosen. So trafen sich die Bandmitglieder von „Kraftwerk“ auf ein Altbier mit Joseph Beuys oder Jörg Immendorff.

1989 endete die Ära des Ratinger Hofs unter der Macht einer Abrissbirne, die aus dem Geburtshaus des Düsseldorfer Punks ein Haufen Schutt macht. An selber Stelle entstand ein neues Gebäude mit einem neuen Club, das in der Nachfolge unterschiedliche Discotheken beherbergte, auch ein Technoclub wurde hier eine Zeit lang geführt. Das „Stone“, das 2003 die Räumlichkeiten übernahm, griff zwar die Idee der Livekonzerte wieder auf, wurde von den Fans nie als legitimes Erbe des Ratinger Hofs wahrgenommen.

2020 übernahm die Genossenschaft „Kulturbanausen“ den Club zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Mitten in der Pandemie versuchte man, den Laden wieder auf Vordermann zu bringen und dem „Hof“ wieder zurück zur Punk-Tradition zu führen. Knapp drei Jahre später war der Traum ausgeträumt, die Genossenschaft meldet im April 2023 Insolvenz an.

Bereits im August 2023 übernahm dann Stanislava Balueva die Räumlichkeiten und nannte ihren Club schlicht und ergreifend „Hof“ und möchte mit ihrem Konzept „Zurück zu den Wurzeln“. Den Punk wieder zurück auf die Ratinger Straße bringen. Die Ruhrbarone berichten:

Stanislava Balueva will an diese Zeiten anknüpfen, ohne sie zu imitieren: „Was den Ratinger Hof ausmachte, war ja nicht der Punk, sondern dass er ein Zentrum war, in dem Kreative zusammenkamen, Bands gründeten und Netzwerke knüpften.“ Wie früher können heute Musiker wieder im Hof proben.

Vor ein paar Tagen endet allerdings auch die einjährige Reminiszenz unglücklich. Am 30. Juni 2024 schließt der Hof erneut. Der Besitzerin wurde der Untermietvertrag gekündigt und obwohl man bis zuletzt gehofft hat, den Hauptmietvertrag zu übernehmen, ist nun wieder einmal Schluss. Zum fünften mal. Wie es weitergehen wird, so ist in einem Statement auf der Homepage zu lesen, weiß man nicht genau. Man hofft allerdings, „dass der Geist und die Inspiration des Ortes weiterleben wird„.

In der aktuellen Ausgabe des Düsseldorfer „Express“ fordert nun Rudi Esch: „Macht aus dem Ratinger Hof das Deutsche Punkrock-Museum“, denn sowas gäbe es in Deutschland noch nicht. Der Düsseldorfer Express schreibt:

Natürlich müsste man hier die Düsseldorfer Punkmusik präsentieren – ohne »Die Toten Hosen« etwa geht das natürlich nicht. Aber es gibt auch etliche andere Bands aus dieser  Zeit, die unbedingt gezeigt werden müssten. Und es sollte ja ein deutsches Punkrock-Museum werden, deshalb müsste man natürlich auch Bands aus der ganzen Republik zeigen. Zu den »Ärzten« beispielsweise habe ich beste Beziehungen.“ Auch die Geschichte vor und nach dem Punk sollte ihren Platz finden: „Ganz früher war es eine Spießer-Kneipe, dann ein HippieTreffpunkt, bevor der Punk kam. Und danach ist sogar mal eine Techno-Disco daraus geworden. […] Eines steht für Esch aber auch fest: „Natürlich müsste es auch wieder Gastronomie geben – und eine kleine Bühne für Livemusik.“ Ein solches Museum gibt es in Deutschland nicht.

Hier noch eine Doku aus dem Jahr 2016 – Ob der Ratinger Hof das Potenzial zum Museum hat?

Gruft-Orakel Juli 2024: Pflöckchen soll endlich Wurzeln schlagen

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Der Pflock hasst es. „Na, mein Pflöckchen, hast du auch genug zu essen?“ Doch in stoischer Manier erträgt er die Verniedlichung seiner Mutter. „Ja, Mama.“ Er hat selbst probiert sich durch das Leben zu pflocken, ist aber immer wieder kläglich an sich gescheitert. Wo möglich, dass ihm Alana Abendroth durch das Orakel dazu geraten hat, seine Mutter wieder ins Spiel zu bringen. „Du siehst so abgemagert und trocken aus!“ – „Ja, Mama.“ Und weil er seine Mutter schon eine Weile kennt, weiß er genau, was jetzt als Nächstes kommt, denn sie war noch nie davon begeistert, dass ihr Pflock in einer Orakel-WG wohnt: „Willst du nicht auch mal langsam eigene Wurzeln schlagen?“ Seit er erfahren hat, dass er im Sterbewald als Baum Asche von Toten vor die Wurzeln geschüttet bekommt, findet er den Gedanken gar nicht mehr so abwegig.

Gruft-Orakel Juli 2024 - Alana Abendroth

 

 

 

 

Video: Gothics sind die besseren Liebhaber (2003)

Schon vor 20 Jahren wusste man, Gothics sind die besseren Liebhaber. Der britische Sender Channel 4 hat 2003 die Sendung „Goths Make Better Lovers“ ausgestrahlt, in dem britische Paare aus der Szene feststellen, was wir alle schon immer gewusst haben: „Goths sind immer in Paaren, Goths haben immer eine Freundin oder einen Freund. Das ist die verstörende Wahrheit.

Alles beginnt beim Zahnarzt. Eine tatsächlich gruselige Vorstellung. Den Arzt „Archangel Clinic“ gibt es wirklich und lädt ein, in perfektem Gothic-Ambiente darauf zu warten, dass man Oral gequält wird. Nicht überliefert ist allerdings, ob die Vampirzähne inszeniert wurden. Die Dame, die sich dort quälen lässt, ist Arlene Russo, Herausgeberin des „Bite Me Magazines„, die sich bekanntlich gerne selbst quält, denn so bezeichnet sie die Idee, ihr Hobby zum Beruf zu machen.

Secretia und Darren sind dann auch gleich der Beweis, dass es nicht gleich wieder vorbei sein muss mit dem Partner von der dunklen Seite, postete sie 10 Jahre nach den Aufnahmen doch folgenden Kommentar: „Kennengelernt 2001, verheiratet seit 2011, Tochter 2014 geboren. Immer noch ein Paar.“ Ja, so romantisch kann das sein, wenn man erst den Partner gefunden hat, der zu allen eigenen Facetten irgendwie passt.

Das mag daran liegen, dass Goths „emotionaler und sensibler“ sind, oder auch typisch „weiblichen Interessen“ wie Shoppen oder die Leidenschaft für Make-Up und Styling miteinander teilen. So jedenfalls das nächste Paar.

Ja, es ist auch einfacher sich kennenzulernen, vor allem an Plätzen, an denen sich Goths gerne herumtreiben, wie zum Beispiel Clubs oder Konzerte. Eine gemeinsame Basis hat man dadurch ja automatisch. Das gilt allerdings für eine Vielzahl anderen Subkulturen auch, die sich zumindest durch einen Kleidungsstil gegenüber identifizieren können. Da wird man doch gleich lockerer, wenn das Gegenüber genauso aussieht wie du selbst, oder?

Und natürlich. Auch im Bett geht es fantasievoller um, so die befragten Paare. Während „Licht aus!“ eher ein Leitfaden bei Mainstream-Sex sind, so ein männlicher Goth, bevorzugen Gothic-Frauen die Tatsache, gesehen zu werden. „Sie stehen doch nicht stundenlang vor dem Spiegel, um sich zu schminken und zu stylen, um dann beim Sex das Licht auszumachen!

Wie ist Eure Meinung – und prügelt jetzt nicht auf veraltete Rollenbilder ein – sind Gothics die besseren Liebhaber?

NNDW: 10 aufstrebende Bands surfen die „Neue Neue Deutsche Welle“

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Die Geschichte um NNDW beginnt eigentlich extrem unkreativ. Weil das Genre „Neue Deutsche Welle“ Anfang der 80er-Jahre als deutschsprachiger Ableger von „New Wave“ verstanden wurde und aktuelle Musik, von jungen Bands im Sound der 80er und mit deutschsprachigen Texten irgendwie daran erinnerten, nannte man diese Art dann „Neue Neue Deutsche Welle“. Wow! Spannenderweise bleibt es nicht bei musikalischen Anleihen an die 80er, denn auch die meisten Bandnamen, der aktuelle angesagten NNDW Musiker*Innen erinnern stark an die damalige Zeit. Wie gesagt, auf den ersten Blick alles sehr unkreativ. Jedenfalls auf den ersten Blick. Außer die Genre-Bezeichnung. Die ist wirklich doof.

NNDW – Vielschichtig und tiefgründig, genau wie damals

Versucht mal einen Augenblick, die populären Acts der NDW, die auf so ziemlich jedem „Fetenhits-Sampler“ vertreten sind, zu vergessen. „Ich will Spaß, ich geb Gas“ war nicht vielschichtig und „Da, da, da“ mit Sicherheit nicht tiefgründig. Allerdings gab es auch schon damals unzählige Künstler*Innen, die man damals dem Genre zuordnete, die mehr zu bieten hatten. Da fand man Haltung, eine klare Meinung, einen politischen Anknüpfungspunkt oder auch einfach nur eine eigene, nicht glattgebügelte Sicht auf die Dinge. Gerne könnt ihr Beiträge zu dem Thema, in diesem Artikel oder auch in diesem Artikel hier im Blog finde. „Ideal – Erschiessen“ ist für mich ein Paradebeispiel.

Und den Wunsch nach „mehr Haltung in der Unterhaltung„, wie es auch hier gefordert wird, scheinen eben diesen jungen Bands Rechnung zu tragen. Diese Attitüde fehlt meine Ansicht nach in etablierten Musikrichtungen, auch „Gothic“ bekleckert sich diesbezüglich nicht mit Ruhm. Vielleicht ist es allerdings auch mein persönlicher Geschmack, den die neuen Bands treffen, ich bilde mir jedenfalls ein, dass einige der Songs und einige der Künstler, die ich nachfolgend zusammengetragen habe, ganz gut zu „uns“ passen würden. Wie seht ihr das?

Die Verlierer

Die Band setzt sich aus Lorenz O’Tool, Oska Wald und Jiles von der Garage-Gruppe Chuckamuck, sowie Hannes Berwing und Jonas Häussermann der Punk-Kombo Maske zusammen. Kennt ihr nicht? Ich auch nicht. Trotzdem klingt das Resultat mit dem schmissigen Namen „Die Verlierer“ sehr nach dem guten alten Sound von Bands wie beispielsweise „Fehlfarben“. Ich glaube an dieser Stelle wird klar, warum man mit NNDW ein neues Genre kreiert hat. So richtig einordnen kann man solche Bands nicht. Allerdings klingen sie umso besser und texten eine Dystopie des Jetzt, in der sich jeder Grufti wohlfühlen dürfte.

Absteige

Eins haben Bands und Künstler:Innen, die man der NNDW zuordnet gemeinsam – ein zielsicheres Gespür für Bandnamen, die man nur zur gerne auf einem T-Shirt sehen möchte. Absteige aus Darmstadt ist da keine Ausnahme, allerdings steht hier eher der spannende Song im Vordergrund, der textlich dann überhaupt nicht mehr griffig erscheint. „Tanz‘ mit mir in der tiefsten Nacht; Ich will dich an mir spüren; bis dein Brustkorb kracht; Ich will uns dicht an dicht; Bis in die Ohnmacht; Ich will dich hassen; Das hast du mir so beigebracht.

Tränen

Hinter den salzig schmeckenden Tropfen aus Chemnitz steckt die Songwriterin Gwen Dolyn und Steffen Israel, der auch bei „Kraftklub“ die Gitarre bedient. Aus einer spontanen Zusammenarbeit entstand dann unerwartet ein ganzes Album und ein fast schon grandioser Erfolg, wenn man von Edwin Rosen einmal absieht. Das dürfte wohl auch daran liegen, dass Steffen Israel mit seiner viel bekannteren Band den ein- oder anderen Support-Platz auf der Bühne freiräumt. Musikalisch müssen sich die Tränen allerdings nicht verstecken, auch wenn der Song „Stures Dummes Herz“ so ein bisschen nach „Katharine, Katherine“ von Steinwolke klingt. Womit wir dann wieder bei der NDW wären.

Edwin Rosen

Edwin Rosen ist – meines Wissens nach – der erfolgreichste Vertreter dieses Genre, denn er hat den Begriff NNDW geprägt, deshalb muss jede ernsthafte Aufzählung von Bands aus diesem Bereich mit dem jungen Musiker aus Stuttgart beginnen. Der meint allerdings gegenüber des Magazins Diffus: „Ich glaube der Begriff wird ernster genommen, als ich ursprünglich gedacht hatte. Ich habe das in einem YouTube-Kommentar unter einem meiner Songs gelesen und den Begriff in meine Spotify-Bio gepackt. Die Band Lyschko hat ihn, soweit ich weiss, vorher auch schon mal benutzt, aber fairerweise wusste ich das damals noch nicht. Ich habe das als lustige Referenz empfunden, weil ich dachte, das trifft meine Einflüsse irgendwie.“

Lyschko

Greifen wir auf, was Edwin Rosen in seinem Interview gesagt hat und machen mit Lyschko weiter. Die Band aus Solingen, die nach einer Figur aus dem Jugendbuch „Krabat“ von Otfried Preussler benannt sind, ist rockiger und vor allem von Sängerin und Gitarristin Lina Holzrichter geprägt. Der Pressetext sagt: „Lyschko sind drei Menschen aus einer mittleren Großstadt in NRW, deren Frust sich in geballter musikalischer Wucht entlädt. Brutale Pop-Musik gerissen aus dem finsteren Herzen jugendlicher Furcht angesichts des Zustandes der Welt; zugleich aber auch Musik, die die Verhältnisse als gemacht und wandelbar erkennt und utopisch zu überwinden sucht; Musik schließlich, die aus der eigenen Verunsicherung große Träume schöpft.

Betterov

Eigentlich ist Betterov großer Fan von Bruce Springsteen, von dem man in seiner Musik allerdings weniger findet, dafür um so mehr Vielschichtigkeit. Manuel Bittorf hat seine Ausbildung zum Industriemechaniker abgebrochen. Hätte ich das auch mal gemacht, wäre ich jetzt auch berühmt :-) Wie auch immer, die ersten Töne von „Dussmann“ erinnern an welchen Song? (Antworten bitte in den Kommentaren) Auf jeden Fall werden die Einflüsse seiner Musik deutlich, die definitiv nicht bei Bruce Springsteen liegen.

Modular

Wenn Selena Hamers nicht gerade im Düsseldorfer Laden „Pick Up“ arbeitet, macht sie unter dem Namen „Modular“ Musik, nachdem sie bereits in der Band Sanescere gespielt hat. Dass sie dabei auf der Gischt der Neuen Deutschen Welle reitet, macht Selena mit ihrem Cover vom „Goldenen Reiter“ klar. Allerdings hat Modular mehr zu bieten als eigenwillige Cover, nämlich eine glasklare Vision von dem, was sie musikalisch ausdrücken möchte. Ihr Sound, so sagt sie selber, „Klingt wie Düsseldorfer Schule nur in ängstlich und auf deutsch.“

Nils Keppel

Bei seinem Live-Auftritt im Westbad musste sich Nils Keppel kurz über das Publikum wundern, denn normalerweise – so seine Ansage – spiele er vor jüngeren Leuten. Wir nehmen es ihm nicht übel. Der Wahl-Leipziger kann sich allerdings nicht so richtig der Genre-Bezeichnung NNDW unterordnen, wie er gegenüber dem Leipziger Magazin „Kreuzer“ zu Protokoll gibt: „Für mich war die Neue Neue Deutsche Welle immer eine Bubble von Leuten, die aus Stuttgart kamen, die in gleichen Venues herumlungerten. Alle kennen sich untereinander, es fühlt sich wie ein großer Freundeskreis an. Mit dem vermeintlichen Genrebegriff gab es dann plötzlich Licht auf ein paar Künstlerinnen und Künstler, die mit diesem Sound angefangen haben – ich finde aber, dass die Musikerinnen und Musiker alle sehr unterschiedlich klingen. Bei mir gibt es auch Shoegaze-Lieder, poppigere wie auch punkigere Songs.“ Mit seinem Cover vom IDEAL Klassiker „Erschießen“ macht er allerdings klar, wo die Einflüsse seiner Musik liegen.

GbR

Ja, es gibt auch die Idee, aus einer Band eine GbR zu machen. Könnt ihr hier nachlesen. „Das Synthpop-Duo GbR wurde 1997 im Großraumbüro eines internationalen Telefonanbieters von den Mitarbeitern Joshua Pfeiffer und Xaver Held gegründet. Mit Einflüssen aus NDW, New Wave und Hypnagogic Pop schreiben GbR Lieder, die es eigentlich hätte geben müssen, es aber nie gab.“ Hypnagogic Pop – Auf den Begriff musst du erstmal kommen. „Popmusik, gebrochen durch die Erinnerung an eine Erinnerung“

Temmis

Aus dem Gewinn eines Bandwettbewerbs entstand die erste EP „Wenn du da bist“ und von da an machte Band eine spannende Reise aus Tübingen nach Hamburg. Mittlerweile sind bei Warner unter Vertrag und verbreiten ihren tanzbaren und poppigen Sound mit tiefschwarzen Texten. „Stich mir die Klinge in die Brust; Gib mir einen letzten Kuss; Wirf mich vor den nächsten Zug; Tu einfach, was du tun musst.“

Doku: I’m Taking A Ride With My Best Friends – 1988 > 2023

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Das Depeche Mode Konzert in Ost-Berlin, das am 7. März 1988 in der Werner-Seelenbinder-Halle stattfand, war für die meisten Besucher ein unvergessliches und surreales Erlebnis. Für 5 Freunde, die damals das Konzert besucht haben, sollte 35 Jahre später noch ein weiteres Erlebnis dazukommen. Ein Roadtrip in die USA, um einige Konzerte der Memento Mori Tour 2023 zu besuchen.

Ende November 2023 flogen Andreas, Thomas, Ronald, Uwe und Joel in die USA, um vier Konzerte der Band zu sehen. Für sie sind Depeche Mode eine Band, die sie schon ihr Leben lang zusammenschweißt, die sie geprägt hat. Die Reise beginnt in Las Vegas und von dort mit einem gemieteten Van nach San Francisco, San Diego und Los Angeles. Ihr Erlebnisse und Begegnungen halten sie in einem überraschend eindrucksvollen und bildstarkem Film fest.

Vom falschen Koffer am Flughafen, über einen Auto-Einbruch, bei dem Kamera-Equipment gestohlen wird, durch die zerklüftete Landschaft des Death Valley, bis in die Schneebedeckten Wälder des Yosemite National Parks. Ja, da kann man beim Zuschauen schon neidisch werden, vor allem weil die Reise nicht nur dokumentarisch großartig aufgearbeitet ist, sondern auch mit eindrucksvollen Fotos festgehalten wird. So eine Reise durch die USA fänd ich auch enorm spannend – übrigens genau auf derselben Route.

Allerdings für mich ohne die große Anzahl von Konzerten, denn als ausgesprochener Soziophob scheue ich derartige Menschenaufläufe über einen längeren Zeitraum. Dann schon lieber Wüste, Schnee und eindrucksvolle Städte.

Wird ein Roadtrip eigentlich durch den Trip legendär oder die Erinnerung daran? Ich bin der Meinung, dass so ein schönes Video den Legendenstatus einer Reise pauschal auf über 70% hebt, weil es einfach nur die Augenblicke aneinanderreiht, an die wir uns gerne erinnern oder über die wir im Nachhinein schmunzeln. Ich glaube, ich schreibe das auf meine Bucketlist, direkt neben dem Eintrag der USA-Reise. Eine anständige Video-Dokumentation daraus zaubern. Oder so ähnlich.

Goth Worldwide: Das Brisbane Gothic And Alternative Picnic 2024

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Am Wochenende fand in Brisbane, der Hauptstadt des australischen Bundesstaates Queensland, die am anderen Ende der Welt liegt, das „Brisbane Gothic And Alternative Picnic“ statt. Das jährliche Treffen ist das größte seiner Art und wurde jetzt zum 13. mal veranstaltet. Wir haben mit Jocelyn, der Gründerin der „Brisbane Gothic Community“ und Veranstalterin des Picknicks im Vorfeld Kontakt aufgenommen, um mehr über das Treffen und die australische Szene zu erfahren.

Ein Picknick im australischen Winter

Erstmal ein paar Fakten. Brisbane ist über 16000 km entfernt und ist mit 2,28 Millionen Einwohnern Australiens drittgrößte Stadt. Der australische „Winter“ geht von Juni bis August ist sonnig und mild. In den Sommerferien – von Weihnachten bis Ende Januar – ist es besonders heiß und die Hauptsaison für Australier, um Urlaubsorte und Strände zu füllen. Der Winter ist also die ideale Jahreszeit für ein solches Picknick!

Jocelyn Lothian – oder besser bekannt unter ihrem Namen „Lady J“ – leitet seit 15 Jahren eine Gothic-Community namens „Brisbane Gothic Community“ aus der auch die Idee entstand, ein Picknick zu veranstalten.  Ein Jahr dauert es nach ihrer Aussage, das Treffen zu organisieren – es gilt nicht nur Platz für etwa 500 Teilnehmer zu finden, sondern auch um Parkplätze in der Umgebung und Barrierefreiheit für Besucher mit Rollstühlen oder Gehhilfen.

Es bringt Menschen aus ganz Queensland zusammen – manchmal kommen sogar Besucher aus anderen Bundesstaaten – für diesen einen Tag im Winter.

Das Picknick wird von lokalen Unternehmen unterstützt, die wiederum davon profitieren, sich selbst bekannter zu machen, auch über die Stadtgrenzen von Brisbane hinaus. Für „Lady J“ ein fantastisches Beispiel für Gemeinschaftssinn und Zugehörigkeit.

SPONTIS: Jocelyn, seit wann gibt es das Picknick und wie kam es dazu?

Jocelyn: Das erste Picknick wurde 2011 ins Leben gerufen, ursprünglich an meinem Geburtstag, um meine Freunde außerhalb der Gothic-Nachtclubs zu treffen. Das war damals der einzige Ort, an dem sich Gruftis trafen. Also habe ich ein Gothic-Picknick mit Freunden ins Leben gerufen. Es fing zunächst klein an, aber die Zahl der Teilnehmer wuchs jedes Jahr. Es sprach sich herum, und das Picknick wurde jedes Jahr bekannter. Die ersten Treffen waren noch sehr „undergroundig“, weil Online-Trolle versuchten, die Picknicks zu ruinieren und drohten, das Treffen zu stören und die Teilnehmer zu belästigen.

Brisbane Gothic And Alternative Picknick 2011
Das erste Picknick fand 2011 noch in sehr kleinem Rahmen statt.

Erst in den letzten Jahren habe ich angefangen, das Picknick bekannter zu machen, indem ich eine Facebook-Seite eingerichtet und angefangen habe, die Veranstaltungen dort zu veröffentlichen. Die Online-Präsenz kam sehr gut an. Dann expandierte ich in andere soziale Netzwerke – Tik Tok, Instagram. Auch dank alternativer Unternehmen wie Beserk, Drop dead Gorgeous, Mother of Hades, Voodoo Lulu und Otherworld Fashion, die Flyer in alle ihre Pakete gelegt haben, um das Picknick bekannter zu machen. Das war fantastisch.

Ich habe festgestellt, dass eine Online-Präsenz eine großartige Möglichkeit ist, im Laufe der Jahre mehr Gleichgesinnte zu erreichen. Besonders mit den neuen Scharen von Babyfledermäusen. Die Picknicks ziehen inzwischen jedes Jahr über 500 Teilnehmer an, und ich vermute, dass es dieses Jahr noch viel mehr sein werden. Normalerweise erfahren wir das erst am Tag selbst.

Mit welchen Schwierigkeiten hast du beim Organisieren zu kämpfen?

In diesem Jahr gab es ein paar Probleme mit der Durchführung des Picknicks. Unser Gemeinderat hat beschlossen, dass wir für die Nutzung von öffentlichem Grund und Boden für unsere Gemeinschaftspicknicks zahlen und eine Haftpflichtversicherung abschließen müssen. Also habe ich nach neuen Orten gesucht und eine Spendenaktion gestartet. Innerhalb einer Woche konnten wir dank der Großzügigkeit unserer Gemeinde die Mittel aufbringen, um die Picknicks weiterzuführen. Nächste Woche kann ich hoffentlich alles bekannt geben, sobald ich die offiziellen Papiere habe.

Ich habe mir im Vorfeld einige Bilder von eurem Picknick angeschaut, die australische Szene sieht SEHR lebendig aus! Wow! Ist Gothic an der ganzen Ostküste so weit verbreitet?

Die Gothic-Szene gibt es hier eigentlich nur in den Großstädten, ansonsten sieht man nur sehr selten Gothics. Allerdings findet die Szene auch in den Großstädten hauptsächlich im „Underground“ statt.

Wie bist Du eigentlich in die Szene gekommen, Jocelyn?

Als ich viel jünger war, ich glaube, ich war 13 Jahre alt. Da sah ich diese Leute in diesen tollen Klamotten, die auf einem Mittelalterfest Flugblätter für einen Ort namens Under World Realm verteilten. Sie trugen Kleidung im Punk-Stil und hatten die Haare auftoupiert. Ich war sehr neugierig, was es damit auf sich hat, und beschloss, mehr darüber zu erfahren. Ich fing an, mehr über die Mode, die Musik und die Subkultur an sich zu lernen und fand dabei mein eigenes Ich.

Du hast sicher einen guten Überblick über die australische Gothic-Szene und kennst dich auch international gut aus. Gibt es deiner Meinung nach irgendwelche lokalen Unterschiede im Vergleich zur europäischen, amerikanischen oder deutschen Szene? Mit anderen Worten: Was macht den australischen Goth besonders?

Jocelyn: Ich habe mit Rachael Blakemore darüber gesprochen, da sie durch ihre Reisen zu Festivals in Übersee viel mehr Erfahrung mit den Unterschieden hat, und das ist ihre Antwort

Rachael Blakemore: In den letzten Jahrzehnten hat die australische Goth-Szene zahlreiche Veränderungen durchgemacht, da sich die Musik und die Mode neu erfunden haben. Einer der offensichtlichen Unterschiede zu unseren internationalen „Kollegen“ ist, dass die australische Szene in den einzelnen Bundesstaaten viel kleiner ist, mit nur wenigen aktiven Clubs, die meist ein allgemeineres Alternative/Goth-Publikum ansprechen als die Nischenpartys, die man in Großbritannien, den USA und Europa findet. Unser am längsten laufender Nischenclub ist 1334, der 2007 in Melbourne gegründet wurde. Das 1334 bietet Old School Goth, Post Punk, Deathrock, Dark 80’s und in den letzten Jahren auch neueren Darkwave und zieht vor allem Leute an, die sich für Musik, Mode und die Subkultur der frühen 80er Jahre interessieren.

Wir haben festgestellt, dass unsere Freunde aus Übersee oft mehrere Stunden fahren müssen, um eine Party zu besuchen, was in Australien nicht der Fall ist. Da wir so weit weg sind, gibt es leider nicht viele internationale Bands, die auf Tournee gehen, so dass wir uns auf unsere lokale Musikszene verlassen müssen.

Im Laufe der Jahre gab es einige großartige Bands wie Subterfuge, Masses, Rule of Thirds, Sounds Like Winter und einige neuere Bands aus Brisbane wie Chiffon Magnifique, die den Darkwave-Sound vorantreiben, und The Crypt Daddies, ein Trio mit Psychobilly-Horror-Einschlag. Australien ist einzigartig, weil wir keine so große Bevölkerungszahl haben wie Europa und die USA, was bedeutet, dass wir kreativ sein müssen, um Leute zu Veranstaltungen zu locken, damit die Szene aktiv bleibt. In den letzten Jahren hat sich das Brisbane Gothic Picknick hier etabliert, und viele Leute reisen zu dieser jährlichen Veranstaltung aus vielen Orten in Queensland und anderen Bundesstaaten an. Das erste viktorianische Picknick auf dem WGT begann klein, so auch unseres mit 12 Personen, und in diesem Jahr feiern wir das 13-jährige Bestehen mit voraussichtlich über 600 Teilnehmern. Es ist großartig zu sehen, wie unsere Gemeinschaft wächst und immer lebendiger wird.

Spontis: Jocelyn, du hast erwähnt, dass du mit der Polizei von Queensland zusammenarbeitest, um das Picknick zu organisieren. Warum ist das notwendig geworden? Gab es irgendwelche besonderen Vorfälle?

Jocelyn: Dies wurde notwendig, als es Menschen gab, die drohten, Leuten in unserer Gemeinschaft zu schaden, weil sie anders aussehen. Und wir alle kennen die Geschichte von Sophie Lancaster. Ich habe eine Nulltoleranz gegenüber jeglicher Art von Gewalt, sei es online oder persönlich bei den Picknicks oder in meiner Gegenwart. Damit die Picknicks für alle sicher sind und wir sie genießen können, gibt es die Möglichkeit, jede Veranstaltung bei der Polizei von Queensland anzumelden, damit sie über alle öffentlichen Versammlungen informiert ist. In den vergangenen Jahren mussten wir sie nicht alamieren, wofür ich sehr dankbar bin.

Aus meiner bescheidenen Perspektive scheint Brisbane ein guter und sicherer Ort zu sein, um als Goth herumzulaufen. Wie siehst du das?

Wie überall gilt auch hier: Sicherheit ist Trumpf. Aber im Allgemeinen ist Brisbane sicher. Die meisten Leute in der Öffentlichkeit starren nur, weil sie neugierig sind. Ab und zu wird man auch mal angemacht. Aber in der Regel ignoriert man das einfach und die Leute lassen einen in Ruhe.

Zurück zum Brisbane Gothic And Alternative Picnic. Ich habe gesehen, dass es während eures Treffens auch Veranstaltungen gibt und sogar Preise vergeben werden, was hat es damit auf sich?

Es gibt einen Wettbewerb für die beste Kleidung, der von einem unserer Sponsoren, Otherworld Fashion, organisiert wird, der schon seit Jahren dabei ist und ein bisschen Spaß in die Picknicks bringt. Auch im letzten Jahr gab es einen Wettbewerb für das beste Picknick-Gedeck. Es wird eine Fotokabine geben, in der sich die Leute fotografieren lassen können, und es wird Live-Musik geben. Für dieses Jahr sind noch ein paar andere Dinge geplant, aber das muss noch bekannt gegeben oder entschieden werden.

In der Zukunft könnte es sich zu einer größeren Veranstaltung entwickeln, die mehr auf Picknicks ausgerichtet ist. Warten wir mal ab ;-)

Für einige geht es dannach vermutlich noch in ortsansässige Clubs, wo sollte man in Brisbane unbedingt mal vorbeischauen?

Der älteste Club, den wir hier haben, heißt Faith, und es gibt ihn schon so lange, wie ich mich erinnern kann. Er wird von Richard geleitet. Es gibt auch den Club 1334 – dreizehn vierunddreißig, der viele Abende hier in Brisbane veranstaltet. Er wird von Rachael und Lyle geleitet. Im Laufe der Jahre gab es noch ein paar andere Clubs, die ab und zu auftauchen, wie Rehab und Vendetta Nightclub. Sie sind alle sehr einzigartig.

Außerdem veranstalten wir in Zusammenarbeit mit einem örtlichen Club eine kostenlose Afterparty für das Gothic-Picknick, damit wir die Nacht durchfeiern können. Dies ist immer ein sicherer Ort für die Menschen zu besuchen und kommen zusammen Feuer alle Dinge Gothic. Dieses Jahr habe ich das Vergnügen, bekannt zu geben, dass der Club 1334 das Picknick in der Jolly Roger Bar in Fortitude Valley in Brisbane ausrichten wird.

Brisbane Gothic And Alternative Picnic 2024 – Bilder von Glenn Roman

Mehr Informationen:

Wochenschau: Goths are so back – Again and again and again

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Etwa alle 10 Jahre wird die Szene für tot erklärt, um in den folgenden Jahren wieder aufzuerstehen. Natürlich ein bisschen anders als vorher und irgendwie schlechter, finden jedenfalls die Leute, die die Szene am Ende der Dekade für tot erklärt haben. Das ist völlig in Ordnung, denn in jedem Goth steckt trotz klischeehafter Todessehnsucht auch so ein bisschen Selbsterhaltungstrieb, aus dem das Bestreben resultiert, zum Torwächter zu mutieren. Ist ja auch klar. Wenn plötzlich jungen Leute in dein Wohnzimmer strömen und alles umdekorieren und den Plattenspieler gegen eine Playlist austauschen, kann man schon mal sauer werden. 2005 war das bei mir so weit. Als ich in meine Lieblingsdisco schlurfte und auf der Tanzfläche nicht etwa Menschen mit gesenktem Haupt zu Silke Bischoff vor- und zurück wanderten, sondern bunt geschmückte Cyber-Goths ihre Arme und Beine zum hämmernde Sound in wilden Bewegungen umherwarfen, war für mich klar: Die Szene ist tot! Allerdings wollte ich nie Torwächter sein, allein schon, weil Sigourney Weaver in dieser Rolle ein viel bessere Figur machte, und ich eigentlich fand, dass die Szene gar nicht tot war, sondern quicklebendig. Allerdings erst auf den zweiten Blick. Und den Schweinehund muss jeder selbst besiegen.

Goths are so back | Dazed

Zu diesem schmissigen Resümee kommt das britische Lifestyle-Magazin „Dazed“ in einem Artikel. Allerdings nicht ohne ein wenig wohl dosierte Kritik zu äußern: „Natürlich kommt mit jeder neuen Generation von Gothic-Ikonen das tragische Wehklagen des Snobismus von einer Armee trauriger Torwächter, die wild entschlossen sind, die Regeln zu diktieren, wie man ein Goth ist. Ein Hügel, an dem ich persönlich aufgehängt, gezeichnet und geviertelt werden würde, ist, dass die Gothic-Kultur nur Popkultur in einer anderen und etwas mürrischeren Form ist. Sie müssen sich immer noch darauf einlassen, sich für Demonias und New Rocks anstelle von Uggs und Birkenstocks entscheiden und Tickets für das Download Festival und Bloodstock anstelle von Glastonbury und Coachella kaufen. Am Ende des Tages ist das alles Kapitalismus.“ Wenn man an der Oberfläche bleibt, dann stimme ich zu. Das Tor zu bewachen ist dann der verzweifelte Versuch, seinen Rückzugsort vor dem zu schützen, was möglicherweise nicht passt.

Gothip – WGT Feelings In The USA | Podcast von Danse Macabre

Bruno Kramm (Das Ich) und Sven Hegewald (Unterschicht) machen einen gemeinsamen Podcast, frei nach dem Motto – einfach mal ausprobieren – und weil einfach jeder mittlerweile einen solchen hat. „In der ersten Episode ihres Podcasts berichten Bruno und Sven von den Erlebnissen auf dem Darkforce Festival in den USA und ziehen Vergleiche zu den frühen Wave Gotik Treffen. Sie beleuchten auch die Ursprünge des Danse Macabre Labels, den frühen Szene Podcasts „Magazinophon“ auf einer Musik-Kassette, welches als Beilage zum Kopiermagazin des Labels Danse Macabre Records in den frühen 90ern erschien.

Now and then: Punk & Post-Punk made in UK | ARD

Wo wir gerade bei Podcasts sind, darf ich euch diesen folgenden ans Herz legen. Die einstündige Sendung in der ARD-Audiothek beweist, dass Post-Punk auch heute noch nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat.  „Um die Post-Punk-Generation von damals und heute geht’s in dieser Stunde von Noe Noack. Der renommierte Musikjournalist Alex Ogg schrieb über den Song „Gathering Dust“ der Band Modern English: „It‘ s an epic post-punk experience in aural dynamics“, also eine monumentale Post-Punk-Erfahrung. Das war 1980. Seit 1977 sind Modern English aktiv, sie hatten einige New Wave-Pop Hits in den 80ern, auf ihrem neuen Album „1,2,3,4“ sind sie zum Post-Punk zurückgekehrt. Mit Witz und enormer Energie begegnet das gemischte Duo The Meffs der Brexit-Depression im Vereinigten Königreich. Und Big Special, die beiden Working Class-Helden aus Birmingham widmen sich mit ihrem Debütalbum „Postindustrial Hometown Blues“ den Verlierern einer sozial immer kälter werdenden Gesellschaft.

Erfolgreiche Musik jenseits des Mainstreams | ARTE Tracks

Gegen den Mainstream und trotzdem erfolgreich? Ein recht frischer Bericht aus der Sendung „ARTE Tracks“ zeigt, dass das eine das andere nicht ausschließt. „Wer sich heute durch die Playlists der gängigen Streamingportale klickt, der wird schnell merken, wieviel der angebotenen Musik heutzutage mindestens sehr ähnlich klingt. Ein Grund dafür: Musiker*innen müssen ihren Sound anpassen, um eine Playlistplatzierung zu bekommen und so noch wenigstens minimale Streamingeinnahmen zu haben. Doch es gibt Künstler*innen, die sich aktiv gegen die Gleichschaltung der Musik stellen – und damit erfolgreich sind. Tracks trifft sich mit Punklegende Gudrun Gut (Malaria!, Einstürzende Neubauten), dem König der Weirdness Alexander Marcus und der international bekannten österreichischen Künstlerin Soap&Skin…

Schneckenforschung auf dem Friedhof | Schemenkabinett

Katharina und Parm vom Schemenkabinett waren im Rahmen ihrer „Schnecken-Forschung“ (laienhaft ausgedrückt) zusammen mit der Sendung „Der Tag in Berlin & Brandenburg“ auf dem Friedhof Buschkrugallee unterwegs, um das Thema Schnecken für das breite Publikum aufzubereiten.

Project Pitchfork – Interview im Kulttempel | Nightshade

Erfinder des Wave-Gotik-Treffens“ nennt sich Peter Spilles, weil er „Stefan Brunner“ (er meint wohl Michael Brunner) seinerzeit den Tipp gegeben hat, „Die Nacht der Clubs„, bei der man in Hamburg mit einem Ticket, kostenlosen Bus-Shuttle eine Vielzahl von Clubs erreichen konnte, auch in Leipzig umzusetzen. Klingt ein bisschen nach Satire, obwohl ich offensichtlich die Pointe verpasst habe.

Peter Murphy gründet eigenes Label | Vive Le Rock

Genau das hat der Mann noch gebraucht. Ein eigenes Label, um die eigenen Live-Alben zu veröffentlichen, die Cover-Stücke enthalten. Vive Le Rock berichtet darüber jedenfalls. Ich bin so Semi-Begeistert. Von beidem.

Rezension: The Art Of Darkness – A History Of Goth von John Robb

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John Robb ist sicher einigen von Euch ein Begriff. Sei es als Sänger und Bassist der Band „Membranes„, als Musikjournalist, Autor diverser Bücher zur Musikgeschichte des ausgehenden 20. Jahrhunderts oder als der Mann, der den Blog „Louder Than War“ betreibt.

Irgendwann im letzten Jahr letztes Jahr bekam ich mit, dass er ein Buch namens „The Art of Darkness: The History of Goth“ herausgebracht hatte. Das klang interessant, das wollte ich haben; ich bekam es aus England geschickt und machte mich (zunächst vergnügt) an die Lektüre. Anschließend bot ich das Buch Robert als Blogmaterial an; nach einer Weile stellte sich heraus, dass Robert in absehbarer Zeit keine Kapazitäten für die Lektüre und Rezension von 500-Seiten-Wälzern haben wird und deshalb lest Ihr jetzt meine Meinung zu „The Art of Darkness“.

John Robb und die Vorgeschichte von Goth

Das erste Kapitel nimmt uns mit in einen britischen Goth-Club der frühen 80er Jahre. Auch, wenn ich nie zu der Zeit an solchen Orten war, hat mich das spontan begeistert, denn: So war das damals. In Deutschland allerdings einige Jahre später und eigentlich ganz anders, aber die Atmosphäre, wie Robb sie beschreibt, wirkt sehr vertraut. Zwar fiel mir bereits hier auf, dass mir der Erzählstil nicht so liegt, aber das ist ja mein Problem.

…gebleichte und gefärbte Haare, gelegentliche Tattoos, eine mit Make-up verschönerte weiße Haut und kunstvoll geschminkte dunkle Lippen, die mit lila oder schwarzem Lippenstift verschmiert waren. Es gab dicken Eyeliner und grelles Rouge, um die Wangenknochen hervorzuheben und zu betonen, Siouxsie/Cleopatra-Kajal-Augen und überall konnte man das Klappern von Kruzifixen, Perlen und Knochenketten hören. Es gab viele Variationen zu vielen Themen – Subgenres innerhalb von Genres, Stile innerhalb von Stilen. Es gab Punks, Gruftis und sogar ein paar von der Regenmantel-Brigade, die immer noch auf der Suche nach ihrer alternativen Lösung waren…

Anschließend macht John Robb uns umfassend mit der Prehistory of Goth bekannt. Wirklich sehr umfassend. Natürlich kann man versuchen, die Wurzeln des Goth bis in die Antike zurückzuverfolgen und es gibt sicher an anderen Stellen im Internet verständige Diskussionen darüber, ob das sinnvoll ist oder nicht. Ich habe dem Abschnitt entnommen, dass John Robb sehr gebildet ist und ich vielleicht eine Kulturbanausin bin. Um es positiv zu betrachten: Man kann hier bestimmt Inspiration finden, sich alte Dinge anzuhören, anzusehen oder zu lesen, die man bis dato noch nicht kannte.

Veteranen erzählen John Robb von damals

Im weiteren Verlauf des Buches kommen allerhand Musiker zu Wort. John Robb hat mit beinahe allen gesprochen, die in der Szene einen Namen haben. Robert Smith, Marc Almond, Nick Cave, Andrew Eldritch, Adam Ant, Johnny Marr, die Liste ist lang, die prominenten Ausnahmen wenige.

Dieser Teil hat mir wirklich sehr gefallen. Oral History oder auch „Veteranen erzählen von damals“ – wie haben die Teilnehmenden ihre Geschichte erlebt, was haben sie für Anekdoten? Das liest sich unterhaltsam und interessant.

Das Format, so schön es auch ist, hat seine Tücken: 30, 40 und mehr Jahre später in der Retrospektive sehen Dinge anders aus als zum Zeitpunkt des Geschehens. Kurzes Blättern in „NME Originals: Goth“ bestätigt mich in dem Eindruck, dass zum Beispiel Andrew Eldritch und Ian Astbury früher mal anders über sich und ihr Tun gesprochen haben. Nun ja.

Die Musik wird nach Bands sortiert in ungefähr zeitlicher Reihenfolge behandelt, das letzte größere Kapitel ist Fields of the Nephilim gewidmet.

Danach wird es etwas hektisch; es werden zwei Kapitel lang sehr viele Musikernamen geradezu abgehaspelt, um bis in die Neuzeit vorzudringen. Dann sind annähernd 500 Seiten voll und es wurde ausschließlich über Musik gesprochen. Es sollte ja die „definitive history of Goth“ werden und Goth ist doch mehr als nur Musik – also schnell noch einige Seiten über kontemporäre Literatur, Film und … war noch was, äh, ach Mode und Moment, Menschen, ja Menschen.

Musik macht natürlich einen wesentlichen Teil unserer Subkultur aus. Aber die Dinge, die hier auf den allerletzten Seiten eilig angesprochen werden – über die, besonders über die (nichtprominenten, nicht-Musiker) Menschen, die die Szene bilden, hätte ich persönlich wirklich gerne mehr gelesen als über gruftikompatible Kulturelemente von ca. Aristophanes bis ins Hochmittelalter.

An einigen Stellen bin ich auch inhaltlich nicht recht mit Robb einverstanden, bitte um Entschuldigung, ich muss meine Steckenpferde ausreiten:

Budgie spent time with Siouxsie and the Banshees“ – das ist zwar nicht falsch. Aber es redet seine Rolle in der Band klein, in der er „Zeit verbracht hat“, indem er 17 Jahre hauptberuflich ihr Schlagzeuger war. Gut, das ist eher ein Augenroller als ein Fehler.

Aber es gibt mehr.

Coils Version von „Tainted Love“ „with Marc Almond on vocals“? Nun. Vielleicht steckt Almond in den synthetisierten Backing Vocals ohne dass es auf dem Plattencover oder im Internet steht und John Robb hat da Geheimwissen. Vielleicht spielt ihm aber auch sein Gedächtnis einen Streich, weil Marc Almond im Musikvideo eine Rolle spielt und auch verschiedentlich für Coil gesungen hat.

Über Nina Hagen erfahren wir, sie sei in Ostberlin geboren und später „nach Hamburg umgezogen“. Das kann man zwar so ausdrücken. Ich kann das aber stark verkürzt finden. Um nicht zu sagen, sinnentstellend. Zwei Sätze mehr hätten es schon sein dürfen.

John Robb scheint zu glauben, Camerata Mediolanense seien in Fribourg von „der Antifa“ attackiert worden, weil ihre Art der Musik als faschistisch betrachtet würde. Ich will die Aktion wirklich nicht rechtfertigen, aber es lässt sich leicht herausfinden, dass nicht die Musik der Anlass war.

Ich hätte gerne einen verlässlichen Chronisten. Wenn ich mit meinem wahrlich nicht enzyklopädischen Wissen schon über gleich drei unzutreffende Behauptungen stolpere, was mag da noch alles verdreht oder falsch sein?

Lektorat? Fehlanzeige!

Apropos stören – die von mir genossene Erstauflage hat ganz offensichtlich kein Lektorat erfahren. Tippfehler en masse, Formatierungsfehler (zwei Seiten vergeigter Schriftsatz an ,einer Stelle) und unglaublich viele Wortwiederholungen, teilweise innerhalb eines Satzes und nicht als Stilelement. Der Vorname von Anja Huwe ist jedes Mal falsch geschrieben (und er kommt 7 oder 8x vor). Da stoße ich mir beim Lesen ständig sozusagen den großen Zeh. So würde man keine Hausaufgabe einreichen, John Robb hat „so“ ein Buch zum kommerziellen Verkauf angeboten. Nicht sehr respektvoll gegenüber der zahlenden Kundschaft.

Their home city had its own post-war narrative and its own radical post-punk and DIY scene built around Ripood Records and Albert Hilsberg’s Zickzack label that had released Einsturzende Neubauten’s debut, Kollaps, which former singer Anje Huwe celebrates.

Gehässigere Menschen als ich :) könnten glauben, John Robb habe während seiner Recherchen erfahren, dass auch Lol Tolhurst an einer History of Goth arbeitete und er hätte es danach eilig gehabt, noch dem Anspruch gerecht zu werden, die erste History geschrieben zu haben. Aber wer ist schon gehässig?

Fazit: Wir haben hier letztlich eine Oral History of Goth Music mit einer erweiterten Prähistorie des Goth und einigen angerissenen Teilen über sonstige szenerelevante Dinge. Und so wichtig Musik auch ist, hatte ich mir von einer „definitive history of Goth“ etwas anderes versprochen. Was vielleicht ein Missverständnis meinerseits war.

Nachdem die Neuauflage nun für unter 20€ zu haben ist, würde ich sagen: Für den Teil „in eigenen Worten“ finde ich das einen angemessenen Preis. Und vielleicht haben andere Menschen ja auch mehr Spaß als ich an der umfangreichen Vorgeschichte. Von den Dingen, die ich oben bemängele, sind hoffentlich auch einige hinwegbearbeitet worden.

„The Art of Darkness“, Manchester University Press, unter ISBN: 978-1-5261-7676-9 als Neuauflage erhältlich (zu erkennen am neuen Cover, einem alten Foto von Siouxsie und Robert Smith). Diese Ausgabe umfasst erstaunliche 200 Seiten mehr als die von mir gelesene erste; ich habe nicht herausfinden können, ob das an Überarbeitungen oder an Großdruck liegt.

Wer ungern auf Englisch liest, kann eine für September angekündigte deutsche Version mit dem Titel „Goth: Die dunkle Seite des Punk“ (Ventil-Verlag, ISBN 978-3-95575-208-8, 32€) abwarten.

Gruft-Orakel Juni 2024: Der Vampir kann nicht mehr fliegen

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Seit Stunden sitzt der Vampir unsicher vor dem Abgrund seines Schlosses, das irgendein windiger Architekt an eine so unmögliche Stelle auf den Berg gebaut hat, dass es nur einen Weg gibt, das Anwesen zu verlassen. Mit ausgestreckten Flügeln in die Dunkelheit der Nacht! Jetzt sitzt der Vampir am Rand seines Balkons und knabbert an den viel zu langen Fingernägeln. Vor einer halben Stunde saß er noch am Frühstückstisch und labte sich an einem Kelch frischen Blutes, als er wie gewohnt das Transsilvanische Tageblatt aufschlug und Alana Abendroths Gruft-Orakel las. Ihm gefror das frische Blut in der Kehle. „Mit Anlauf den großen Sprung wagen„? Hatte man ihm seine Flugfähigkeiten geraubt? Wurde er vom mächtigen Orakel zum Wander-Vampir degradiert? Wir werden es wohl erst im Juli erfahren, wenn möglicherweise ein Nachruf verfasst werden muss.

 

 

 

Millennial Punk – Subkultur in Zeiten der Digitalisierung

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Der Südwestrundfunk hat mit der 4-teiligen Dokumentation „Millennial Punk“ die Subkultur in ihrer Entwicklung seit der Jahrtausendwende unter die Lupe genommen und zeichnet den Weg des Punks ins digitale Zeitalter nach. Was die Dokumentation sehenswert macht, sind vor allem die 69 Protagonist:innen, die sich nicht nur musikalisch dem Punk zuordnen, sondern vor allem auch etwas von ihren Erfahrungen zu berichten haben.

Die vierteilige Serie „Millennial Punk“ beweist in einer kurzweiligen Reise durch ein Vierteljahrhundert Deutschpunk das Gegenteil. Hier geht es im Gegensatz zu den meisten Dokumentationen nicht um die Ursprünge und das „Ende“ des klassischen Punkrock, sondern die Entwicklung der Subkultur in den Nullerjahren.
In der Doku Serie kommen fast siebzig Protagonist*innen der deutschen Punkszene zu Wort und erzählen chronistisch von ihren ersten Berührungspunkten mit der Subkultur und ihrer Vorstellung darüber, was das längst popkulturelle Phänomen Punkrock im neuen Jahrtausend für sie ausmacht. Es geht um das Internet, Politik und Aktivismus.

Es wird deutlich, dass Punk hier mehr als Lebenseinstellung wahrgenommen wird und der Gedanke des Punk durchaus unterschiedlich interpretiert wird. Dabei durchkreuzt die Dokumentation zahlreiche musikalischen Genre und Szenen, die im Gedanken des Punks vereint zu sein scheinen. Allerdings ist das alles sehr gut gemacht, spannend geschnitten und editiert und einfach eine spannende Reise durch die Zeit nach 2000. Dabei werden nicht nur Aktivismus, sondern auch Politik und das Internet im Allgemeinen.

(Das ist nur ein Zusammenschnitt, alle 4 Teile befinden sich hinter den Links weiter unten.)

Es wird deutlich, dass jede Entwicklung, sei sie nun politisch, gesellschaftlich oder popkulturell, im Punk musikalisch aufgegriffen und verarbeitet wurde, ungeachtet einer konkreten Spielweise, sondern eher mit einer gegensätzlichen Haltung. Allerdings gibt es stets ein wiederkehrendes Mantra, das jeder Szene hinter läuft. Mit Ende jeder Dekade wird Szene XYZ für tot erklärt, nur um dann im Humus ihrer eigenen Vergangenheit neu zu erblühen.

  • Folge 1: #THROWBACK – Nostalgie der Nullerjahre (S01/E01)
    Die Digitalisierung steckt zur Jahrtausendwende noch in den Kinderschuhen – viele der heute angesagten Punkbands ebenfalls. Akne Kid Joe, Erection und the Toten Crackhuren im Kofferraum berichten, wie sie damals – teils durch ihre Eltern – Bands wie Die Toten Hosen, WIZO und die Terrorgruppe für sich entdeckt haben. Die alten Helden schwelgen wiederum in Erinnerungen an eine Zeit, in der Punks noch gern gesehene Gäste im Musikfernsehen und bei Nachmittagstalkshows waren. Im Zentrum dieser Folge steht die Frage, wie Millennials zwischen Komasaufen, Tamagotchis und Skateboardfahren zum Punk gekommen sind.
  • Folge 2: #AKTIVISMUS – Die politische DNA von Punk (S01/E02)
    Neben der Musik verbindet Punks eine klare politische Haltung. In dieser Folge diskutieren u. a. die Broilers die Frage, warum Hip Hop für junge Menschen mit Migrationshintergrund attraktiver als Punkrock ist. Birgit und Horst Lohmeyer, deren Scheune 2015 von Neonazis angezündet wurde, berichten von ihrem Kampf gegen Rechts in Mecklenburg-Vorpommern. Der Iuventa-Kapitän Dariush Beigui erzählt von seinen Seenotrettungseinsätzen auf dem Mittelmeer. Tierschutz-Aktivistin Victoria Müller nimmt uns mit in die Ukraine, wo sie zurückgelassene Haustiere rettet. Und ZSK-Sänger Joshi spricht über die Gründung der Jugendinitiative „Kein Bock auf Nazis“.
  • Folge 3: #NEULAND – Die digitale Revolution (S01/E03)
    Egal, ob ICQ, MySpace, Facebook, Instagram oder TikTok: Die Sozialen Medien haben Gleichgesinnte, unabhängig ihrer Wohnorte, zusammengebracht und auch Bands vollkommen neue Möglichkeiten eröffnet. Die dritte Folge handelt von digitalen Plattformen und Errungenschaften, die aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken sind. WIZO-Sänger Axel erklärt, warum seine Band sogar von illegalen Downloads profitiert hat. Die Herausgebenden der beiden wichtigsten Punkrock-Fanzines Ox und Plastic Bomb geben Einblicke hinter die Kulissen der Printkrise. Und Schrottgrenze-Sängerin Saskia Lavaux spricht über die Schattenseiten von Social Media und Hass im Netz.
  • Folge 4: #Fortschritt – Neue Genres & Feminismus (S01/E04)
    Die letzte Folge der Reihe steht im Zeichen der Veränderung. Früher war es undenkbar, Punk und Hip Hop zu mögen – inzwischen sind linke Rap-Acts wie die Antilopen Gang und SWISS & die Anderen auch aus dem Line-up großer Punk-Festivals nicht mehr wegzudenken. Rapperin FINNA spricht im Interview über ihre Punksozialisation. »Homo Punk History«-Autor Philipp Meinert und Fat Mike – Sänger der legendären US-Punkband NOFX – beleuchten die queere Seite der Subkultur. Und #punktoo-Aktivistin Ronja Schwikowski wirft, gemeinsam mit Musikerinnen verschiedener Punkbands, einen kritischen Blick auf die sexistischen Strukturen der Punkszene.