WGT 2023: Heiraten in den Trauerhallen des Südfriedhofs

15

Heiraten auf dem Friedhof? Das „Ja-Wort“ in der Trauerhalle des Südfriedhofs? Zum diesjährigen 30. Wave-Gotik-Treffen macht die Stadt Leipzig diese Traumhochzeit für Gruftis möglich. Im Rahmen des besonderen Jubiläums ermöglicht die Abteilung Friedhöfe der Stadtverwaltung freie Trauungen in den Trauerhallen des Südfriedhofs. Diese Möglichkeit ist einmalig und wir nur am Samstag und Pfingst-Sonntag zum WGT 2023 angeboten. Wir haben für Euch bei der Stadt Leipzig nachgefragt und einige Informationen zusammengetragen.

Zum Wave-Gotik-Treffen in Leipzig ist der Südfriedhof ein beliebter Treffpunkt für die Besucher, auf dem in den letzten Jahren im Rahmen des WGT immer mehr Veranstaltungen angeboten werden. Allerdings hat sich die Friedhofsverwaltung für das 30. Jubiläum etwas ganz Besonderes ausgedacht und ermöglicht am Samstag und Sonntag die West- und Hauptkapelle für freie Trauungen zu nutzen. Ich darf allerdings vorweg nehmen, dass das eine nicht allzu günstige, aber einmalige Möglichkeit ist, zu heiraten. Das muss man wirklich wollen :-)

Was ist eine freie Trauung?

Die freie Trauung ist ein feierliches, persönliches und zeremonielles Ereignis für Paare, die sich das „Ja-Wort“ geben wollen. Wie die kirchliche hat auch die freie Trauung keine rechtliche Relevanz, der Gang zum Standesamt bleibt euch also nicht erspart, wenn ihr vor dem Gesetz als Ehepaar anerkannt werden wollte. Es ist aber eine Möglichkeit, der Heirat einen feierlicheren Rahmen zu geben, als das in einem Amtszimmer möglich ist.

Wer organisiert die Trauung?

Um die Organisation der Trauung müsst ihr Euch selbst kümmern, die Friedhofsverwaltung stellt lediglich den Veranstaltungsort während der Nutzungsdauer zur Verfügung. Man schreibt mir: „Die Abteilung Friedhöfe stellt keine Dienste zur Verfügung, die Organisation von Fotograf, Redner, Deko, Blumen etc. sind selbstständig in Eigenverantwortung durch den Nutzer vorab zu organisieren. Das betrifft ebenso die organisatorische Vor- und Nachbereitung der Zeremonie.“

Zu welchem Preis kann man die Trauerhallen mieten?

Die Gebühren für die Nutzung entsprechen, so die Friedhofsverwaltung, der aktuellen Gebührenordnung der Stadt Leipzig.

  • Westkapelle: 60 Minuten Nutzungsdauer inkl. Vor- und Nachbereitung kosten 156 Euro.
  • Hauptkapelle: 90 Minuten Nutzungsdauer inkl. Vor- und Nachbereitung kosten 590 Euro.

Darüber hinaus könnt ihr noch einige Zusatzleistungen buchen:

  • Musikanlage: In beiden Kapellen befinden sich Musikanlagen. Die in der Westkapelle kostet 32 Euro, die in der Hauptkapelle 47 Euro während der Nutzungsdauer der Trauerhallen.
  • Glockengeläut: Ja, die kann man auch buchen! Das Glockengeläut kostet je Glocke (maximal 4 Glocken) für 3 Minuten 40 Euro.
  • Selbst Leuchter mit Wachskerzen kann man mieten. Für happige 11 Euro je Leuchter. Muss man wollen.

Welche freien Termine stehen noch zur Verfügung?

Aktuell (2. März) stehen noch folgende Termine zur Verfügung. Alle Angaben sind ohne Gewähr.

Samstag, 27.05.2023 Sonntag, 28.05.2023*
Westkapelle Hauptkapelle Westkapelle
9 Uhr 9 Uhr 9 Uhr
11 Uhr 11 Uhr
13 Uhr 13 Uhr
15 Uhr 15 Uhr 15 Uhr
17 Uhr 17 Uhr 17 Uhr

 

*Am Sonntag, dem 28.05.2023 ist der Südfriedhof zur Besichtigung des Trauerhallenkomplexes und des Krematoriums geöffnet. Für die Dauer der freien Trauung wird die Westkapelle als geschlossene Veranstaltung ausgewiesen.

Wie kann ich einen Termin buchen?

Für Ernst gemeinte Buchungsanfragen kann sich unter Nennung von konkreten Angaben (Datum, Uhrzeit, welche Trauerhalle) und der Kontaktdaten (Name, Anschrift, Telefon) und sonstigen an die E-Mail: infocenter.friedhoefe@leipzig.de gewandt werden.

In dieser PDF-Broschüre gibt es noch ein paar weitere Informationen über die Trauerhallen.

Weitere Veranstaltungen auf dem Südfriedhof

Die Friedhofsverwaltung freut sich auch, dieses Jahr wieder die beliebte „Fledermausführung“ durchzuführen. Freitag (26.05.2023): Kombinierter Rundgang „Lebendige Friedhöfe“ mit anschließenden Fledermausortung und Fledermausstationen ab 20 Uhr. Treffpunkt Friedhofsweg 3 am Westtor des Friedhofs. Die fast schon traditionelle Veranstaltung kam immer gut an bei den Gruftis, wie dieser Fernsehbeitrag verrät.

a-ha: The Movie – Dokumentation demnächst bei ARTE

Die Band a-ha haben den Sound der 80er mit ihren ikonischen Hits geprägt. Mit „Take on Me“ wurden sie 1985 weltberühmt, Sänger Morten Harket über Nacht zum Teenie-Schwarm und Norwegen zum überraschendsten skandinavischen Musik-Export seit ABBA. Der Dokumentarfilm „a-ha: The Movie“ folgt der Band auf ihren Tourneen und erzählt die Geschichte der drei jungen Männer, ihren Traum vom Popstar zu erfüllen.

Ich war damals begeisterter und glühender a-ha Fan. Ich fand Morten Harket einfach unfassbar hübsch, seine Stimme elektrisierend und wollte dementsprechend genau so sein wie er. Natürlich heimlich, denn mit meiner düsteren musikalischen Ausrichtung der späten 80er und dem daraus entstandenen Freundeskreis wäre ich wohl mit einem feschen Halstuch, einer Föhnfrisur und einem Song der Teenie-Band, auf den Kopfhörern wohl böse angeeckt. Habe ich ja auch nicht gemacht, denn schließlich fand ich Martin Gore noch cooler und habe ihm nachgeeifert. Mehr oder weniger erfolgreich.

Mit dem gewissen Abstand zur eigenen Jugend kann ich ja jetzt mit der Sprache rausrücken, denn das Debüt-Album „Hunting High and Low“ halte ich für ein Meisterwerk über das Heranwachsen, das von einem fast magischen Sound der eigenen Jugend untermalt wird. Jetzt gab es vor einer Weile ja diese tollen MTV-Unplugged-Auftritt, bei dem die Band vor dem Hintergrund der Sommersonnenwende auf der norwegischen Insel Giske mit einem neuen Arrangement ihrer Stücke wieder eine völlig neue Magie verströmt.

Da rundet die Dokumentation von ARTE, die aus dem Jahr 2021 stammt und ab dem 13. April 2023 online zu sehen sein wird, die a-ha Erfahrung ab.

Der Film hatte seine Premiere beim Tribeca Film Festival und wird bis zum 12. Juli 2023 im Stream verfügbar sein. Am 14. April um 21.45 Uhr wird der Film auch erstmals im linearen Fernsehen auf Arte ausgestrahlt.

In „A-ha: The Movie“ wird die Geschichte der norwegischen Band auf ihren Tourneen erzählt. Obwohl der Erfolg ihres Hits „Take On Me“ im Jahr 1985 alle Träume der Musiker erfüllte, führte er auch zur Zerstörung ihrer Freundschaft.

Im Anschluss um 23.15 Uhr wird ein Konzert aus dem Jahr 2010 in Oslo gezeigt, das eigentlich als Abschiedskonzert geplant war und die gemeinsame Zeit der Band beenden sollte. Obwohl es anders kam, bleibt dieser Auftritt ein besonderer Moment in der Geschichte der Band.

Obwohl die Band A-ha längst wieder um den Globus tourt und 2022 ihr neues Studioalbum „True North“ veröffentlicht hat – eine Live-Performance mit 10 Tracks und ihre erste Veröffentlichung seit „Cast in Steel“ (2015) -, wurde ihre „Hunting High and Low“-Tournee aufgrund der Corona-Pandemie mehrmals verschoben.

WGT 2023: Von konstanten Ticketpreisen und explodierten Hotelkosten

24

Schon seit Dezember 2022 sind die Eintrittskarten für das 30. Wave-Gotik-Treffen in Leipzig erhältlich. Eine erwartete Preissteigerung ist ausgeblieben, die entsprechende Diskussion, die sich sonst in den sozialen Medien manifestiert, fand ebenfalls nicht statt. Auch die Bandankündigungen sind vielversprechend, schon jetzt – bei rund 109 Zusagen – spürt man wieder dieses WGT-Gefühl, nicht alles schaffen zu können. Ja, und irgendwie fühlt sich die Kommunikation des Veranstalter transparenter, mitteilsamer und irgendwie netter an, natürlich rein subjektiv.

Die WGT-Saison wird mit diesem Beitrag eröffnet, bleibt auf dem Laufenden, in dem ihr unsere eigens eingerichtete Informationsübersicht mit allen Artikel rund um das WGT, die auch in der Navigationsleiste erscheint, besucht.

WGT 2023: Kartenpreis bleibt stabil

Erstaunlicherweise ist dieses Jahr eine Preissteigerung ausgeblieben, das Ticket kostet wie im Vorjahr 170 €. Angesichts des zu erwartenden Angebots immer noch ein echter – wie sagt man – „Preiskracher“, denn viele von Euch haben möglicherweise an anderen Vorverkäufen gespürt, wie sich Inflation, Personalmangel und Krisen auswirken. Zugegeben, im letzten Jahr hat das Treffen bereits einen großen Preissprung gemacht und hat sich um 40 € verteuert. Meiner Meinung nach immer noch ein Schnäppchen, wie ich auch in diesem Beitrag feststellte. Das Amphi hat 2023 die dreistellige Mauer durchbrochen und kostet nun 105 Euro (2 Tage). Nimmt man das M’era Luna noch hinzu, das mit 139 € (2 Tage) zu Buche schlägt, ist das WGT mit 42,50 € je Festivaltag (170 € für 4 Tage) sogar das günstigste aller Festivals. Wenn man diese Veranstaltungen denn überhaupt auf diese Weise miteinander vergleichen kann.

Tipp: Tickets vorbestellen und nicht erst vor Ort kaufen! So spart ihr euch die VVK-Gebühren, die für jede Karte fällig werden und bezahlt nur einmalig die Versandkosten für alle Karten.

Die Entwicklung der WGT-Eintrittspreise

WGT 2023: Hotelpreise auf neuem Höhenflug

Allerdings bleiben die Preise für die Unterbringung alles andere als stabil, denn hier zeichnet sich ab, dass wir 2023 das teuerste Jahr aller Zeiten erleben werden. Nicht nur wegen eines gleichzeitig stattfindenden Depeche-Mode Konzerts, sondern wegen eben angesprochener Teuerungsraten, haben sich die Preise im Schnitt verdoppelt, für zentrumsnahe Unterbringung sogar verdreifacht. Unter 1000€ für 5 Nächte ist kaum noch etwas zu bekommen.

Wer noch eine Unterkunft möchte, ist gut beraten, den Suchkreis auf einige Kilometer um das Zentrum herum zu erweitern, oder sich über Plattformen via AirBNB möglicherweise günstigere Möglichkeiten zu sichern.

Tipp: Wenn ihr kein Problem mit Zelten oder Camping habt, so ist die Obsorgekarte (30 €) oder ein Stellplatz für das Wohnmobil eine Alternative. Wohnmobile kann man für ca. 100-150€ pro Tag mieten, dann ist die Anfahrt auch schon mal gesichert.

Es scheint sich abzuzeichnen, dass Leipzig für das Wave-Gotik-Treffen zum Standortproblem werden könnte, denn das Alleinstellungsmerkmal des Festivals, die Stadt als eine Art Festivalgelände zu nutzen, wird offenbar immer mehr zum Preistreiber. Leipzig hat in den letzten Jahren deutlich an Attraktivität zugelegt, was sich auch auf die Kosten für Unterbringung und Verpflegung auswirkt. Die Zeiten, in denen Leipzig als abgeranzte Ost-Stadt dastand, sind lange vorbei. „Hypezig“ ist in aller Munde, schon jetzt klagen Einheimische über explodierende Miet- und Lebenshaltungskosten.

Auch die letzte Bastion „alter Zeiten“, das so wichtige AGRA-Gelände, stand vielfach auf dem Spiel, um einem neuen, modernen und „hippen“ Stadtteil Dölitz zu weichen. Viele Veranstaltungsorte sind im Zuge einer Modernisierung der Stadt gewichen und wurden durch deutliche teurere und dem WGT nicht mehr zur Verfügung stehende Locations, ersetzt. Die explodierenden Hotelkosten könnten also nur ein Vorbote gezwungener Veränderungen sein.

WGT 2023: Ich meine, die Kommunikation ist besser geworden

Einer der größten Kritikpunkte im Vorfeld des Treffen in den letzten Jahren war die fehlende Kommunikation der Veranstalter. Das hat sich seit einiger Zeit langsam, aber stetig gewandelt. Ich möchte mein subjektives Gefühl, das man transparenter, offener und kommunikativer geworden ist, teilen. So teilte der Veranstalter alle Entwicklungen der Ticketpreise zeitnah und wies auf die bevorstehende „Hotel-Problematik“ hin, eröffnete die Möglichkeit, in den Trauerhallen des Südfriedhofs zu heiraten (Artikel folgt) und unterstützt jetzt sogar das Pfingstgeflüster bei der Crowdfunding-Kampagne für die Druckkosten des wichtigsten Post-WGT-Magazins.

Dass der Kartenvorverkauf jetzt schon im Dezember startete, hatte ich fast für eine „Ente“ gehalten, bis ich mich selbst davon überzeugen konnte.

Aus den letzten Jahren, in denen ich das Wave-Gotik-Treffen nun schon besuche, beobachte und darüber schreibe, habe ich den Eindruck gewonnen, es hätte sich etwas verbessert. Auch wenn wir noch einen Weg zu gehen haben, so meine ich, die Szene hätte Einfluss auf „ihr“ geliebtes Treffen, das immer noch zu den wichtigsten Szene-Ereignissen des Jahres gehört.

Formel Goth: Ziegen in legerem Schwarz sind eine Schönheitskatastrophe

8

Liebe Leser kryptischer Überschriften. Während der regionalen musikalisch-karnevalistischen Unruhen der letzten Wochen habe ich mich bisweilen unter den Kopfhörern verborgen, um dem Treiben auf den Straßen zu entgehen. Auch wenn das auf den ein- oder anderen Leser befremdlich wirken dürfte, hier sind die Leute mit Lautsprechern auf Bollerwagen unterwegs, um während der Hinterherziehens die darauf gebunkerten alkoholischen Vorräte aufzubrauchen. Klingt komisch, wird aber genauso gemacht. Nunja, immerhin habe ich dabei das ein oder andere Lied gefunden, was seinen Weg in diese Zusammenstellung gefunden hat, die ich euch an dieser Stelle nicht vorenthalten möchte.

Wildes – Leger in Schwarz

Die Band Wildes möchte mit ihrem Song „Leger in Schwarz“ das Münchener Nachtleben in Szene setzen. „Ein reduziert, hypnotisierender Song – tadelloser Post Punk, addiert mit Einflüssen aus der NDW Szene.“ Das Stück aus ihrem Album „Klischee“ macht Lust auf mehr, auch wenn das Video lediglich ein Paar Schuhe zeigt, bleibt es musikalisch spannend. Jana Pantha und Jenny Tulipa post-punken sich jedenfalls auf der IDEALen Welle, die schließlich in einer Gischt der Tanzbarkeit bricht.

The Devil & The Universe – Viva! Goatopia

Ein deutlich abschweifenderes Video mit Ziegen und Einhörnern präsentieren The Devil & The Universe zu ihrem neuesten Stück. Ob die drei Musiker Ashley Dayour, David Pfister und Stefan Elsbacher hinter den Masken stecken, bleibt unklar, aber wahrscheinlich – dafür ist es umso offensichtlicher, dass der Sound wieder aus ihrer Feder stammt. Bereits seit 6 Alben beschwören sie „Träume einer Zukunft herauf, die es nie gegeben hat.“ Der Sound der Österreicher ist vom Trance der 90er beeinflusst und verströmt eine angenehme Brise Witchhouse, ohne jedoch eintönig zu klingen.

Skeletal Family – Beautiful Disaster

1982 gegründet, gehört die Skeletal Family zu den Gothic-Urgesteinen. Nach einigen Reunions und Bandauflösungen, von denen nur noch Stan Greenwood von der Originalbesetzung übrig geblieben ist, hat die britische Band nun wieder neues Material herausgebracht. Anneka Latta übernimmt wieder den Gesang in dem sehr rockig-poppig daherkommenden „Beautiful Disaster“, das sich auch ein wenig von Depeche Mode abgeguckt hat, um das „Besondere“ des Stückes zu betonen. Leider bleibt der Song nur eine Silhouette, die keine Schatten wirft, glattgebügelt und profillos rüberkommt. Mir gefällt es bedauerlicherweise nicht.

Young Signorino – Flames Inside

Der italienische Paolo Caputo (24) ist trotz seines Alters schon eine ganze Weile musikalisch unterwegs. Aufgefallen ist er mir allerdings eher durch – wie soll ich es sagen – etwas andere Lieder und Videos, die eher zu einem Blödelbarden passen würde. Gleichwohl scheint der junge Italiener wieder einmal seine musikalische Ausrichtung geändert und ist jetzt mit „Flames Inside“ auf den Geschmack der schwarzen Szene gekommen zu sein. Jedenfalls schreit das ganze Setting des Videos danach, genau so wahrgenommen zu werden. Muss man mögen. Muss man aber auch nicht.

„Lord of The Lost“ gewinnen ESC-Vorentscheid: Ist Gothic jetzt Mainstream?

48

Der Mainstream hat die Nase voll vom Mainstream! Jedenfalls von seiner Musik, denn die Gothic-Rocker von „Lord Of The Lost“ vertreten Deutschland beim Eurovision Song Contest in Liverpool. Zu verdanken habe das die Gothic-Rocker aus Hamburg in erster Linie dem Publikumsvoting, denn die Jury hat Will Chruch, Anica Russo und René Miller vorn gesehen. Ich hatte auch nicht mit diesem Ergebnis gerechnet, wie ich in diesem Beitrag beschrieb und bin jetzt noch neugieriger, ob Europa auch keine Lust mehr auf Mainstream-Sound hat. Vielleicht ist aber auch Gothic schon längst Mainstream?

Fans verhelfen „Blood & Glitter“ zum Sieg

Zum Glück habe ich nicht gesagt, dass ich einen Besen fresse, wenn die Gothic-Rocker von „Lord Of The Lost“ den Vorentscheid zum Eurovision Song Contest für sich gewinnen, denn dann hätte ich jetzt ein Verdauungsproblem. Die Fans der Band – oder Sympathisanten des Songs – haben mit ihrem Voting dafür gesorgt, dass die Hamburger Band den Vorentscheid gewonnen hat, ganz im Gegensatz zu Jury, die völlig andere Bands vorne gesehen hat.

Das ist irgendwie ein interessanter Zustandsbericht über das öffentlich-rechtliche Radioprogramm, denn die Jury besteht größtenteils aus „Musikchefs“ der angeschlossenen Funkhäuser. Und die sind offensichtlich gar nicht im Bilde darüber, was dem Publikum aktuell gefällt. Dem gefiel nämlich hauptsächlich „Lord Of The Lost“ und „Ikke Hüftgold“. Sollte sie also die Bands in ihrem Radioprogramm so bewerten, wie die Bands beim Vorentscheid, dann scheint es kein Wunder zu sein, dass viele Sender Hörer verlieren und auch ein Problem damit haben, das junge Publikum anzusprechen (Paywall).

Für Chris Harms ist es noch „schwer zu greifen“

Für Sänger Chris Harms ist der „Erfolg gerade noch schwer zu greifen„, ist auf der Webseite zu lesen. Allerdings weiß man nicht so recht, wo man das Lied und die Band hinstecken soll. „Mit ihrer Glamrock-Nummer – unterlegt von harten Klängen, einem Hauch von Rammstein, ganz viel Rauch und Flammen die aus dem Boden emporsteigen -, feiern sie einen „süßen“ Sieg.

Ist Gothic jetzt Mainstream? Tatsächlich ist diese Frage aus der Überschrift zum Artikel etwas rhetorisch. Denn Gothic ist in Teilen längst im Inhalt der Mainstream-Kultur und das nicht erst seit es Gothic auf die Laufstege in Paris geschafft hat oder Wednesday Addams bei Netflix über den Fernseher tanzt. Promis lieben den düsteren Look, Serienmacher die düstere Ästhetik. Jetzt kommt mit so einer Art Gothic-Rock auch der Sound, der Deutschland beim ESC vertritt, wieder etwas Neues hinzu.

Trotzdem bleibt der Sieg von „Lord Of The Lost“ für einige Zuschauer eine Provokation. Bernhard F. ist zum Beispiel überhaupt nicht begeistert, denn die Band finden angeblich Judas toll, der seiner Meinung nach in der Hölle schmort und sind darüber hinaus auch okkult und satanistisch.

Irgendwie werde ich solche Leute ja vermissen, wenn sich eines Tages ausgestorben sind. Ich werde dieses Gefühl vermissen, das schwarz gekleidete „Böse“ zu sein.

Hach, was wären wir ohne Schwurbler, christliche Fanatiker und Querdenker? Das wäre ein ekelhaft schöner Alptraum :-) Immerhin waren Chris Harms und „Lord Of The Lost“ bereits im Vorfeld missionarisch unterwegs und haben erst vor einer Weile zusammen mit dem Senioren-Chor „Heaven can wait“ im Studio gesungen. Das ZDF hat daraus eine kleine Dokumentation gezaubert. Könnt ihr euch gerne anschauen.

Gruft-Orakel März 2023: Die Fledermaus versteckt sich vor dem Konditor

0

Da kommt er wieder! Hektisch flattert die Fledermaus durch dich Höhle, um sich hinter den Felsen zu verstecken, die kleinen Augen blinzeln durch einen Spalt. Wenn er nur nicht so gut riechen würde! Vorsichtig krabbelt sie kopfüber an der Decke entlang, immer dem Geruch hinterher. Warum joggt der Konditor vom Teufelsweg ausgerechnet durch diese Höhle? OMG! Dieser leichte Duft nach Vanille, Zimt und gerösteten Mandeln, der ihm anheftet wie eine Klette, wabert durch die stickige Höhle wie eine Nebelbank. „Wenn er jetzt nicht gleich verschwindet, dann fall ich runter!“ Ohne ihre Lieblingshose – das steht allerdings fest – traut sich die Fledermaus sowieso nicht aus ihrem Versteck. Denn die passt nicht mehr, seit sie den Konditor getroffen hat. Wieder ein Kerl, der ihr nicht guttut.

Gruft Orakel Maerz 2023

Doku: Cassadaga, die Hauptstadt des Übersinnlichen

4

Cassadaga ist eine kleine Gemeinde in Florida, die dafür bekannt ist, dass hier viele Hellseher und Medien leben, die dem Ort den Beinamen „Hauptstadt des Übersinnlichen“ einbrachte. Die 1894 von George Colby gegründete Stadt zählt aktuelle nur etwa 100 Einwohner und hat trotzdem einen eindrucksvollen Ruf, nicht zuletzt durch intensive popkulturelle Beachtung. VICE hat jüngst einen jungen Reporter losgeschickt, die Stadt und ihre Bewohner zu erkunden. (Englisch)

Die Gründung der Stadt geht zurück auf den Spiritualisten George Colby, der die Vision hatte, einen Ort zu schaffen, an dem spirituell Suchende zusammenkommen und ihre Fähigkeiten entwickeln können. Er reiste durch die USA, um einen geeigneten Ort zu finden, bevor er sich schließlich für das Land in Florida entschied. Hier konnte er das Land zu einem günstigen Preis erwerben und eine spirituelle Gemeinde aufbauen.

Cassadaga hat im Laufe der Jahre eine Vielzahl von spirituellen Praktiken angezogen, darunter Hellsehen, Mediumismus, Heilung und Geisterbeschwörung. Es ist auch bekannt für seine verschiedenen spirituellen Einrichtungen, darunter das Cassadaga Spiritualist Camp, das als ältestes spirituelles Camp in den USA gilt. In diesem Camp können Besucher an spirituellen Sitzungen teilnehmen und sich mit Medien und spirituellen Lehrern treffen.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass es in Cassadaga keine Garantie für die Qualität oder Authentizität von Hellsehern und Medien gibt. Ohne staatliche Regulierung darf hier jeder behaupten, übersinnliche Fähigkeiten zu besitzen, ohne dafür irgendwelche Nachweise zu erbringen.

Trotzdem hat Cassadaga eine treue Anhängerschaft und wird von vielen als ein Ort der spirituellen Heilung und des Trostes angesehen. Einige Besucher kommen mit der Hoffnung, Kontakt mit verstorbenen Angehörigen aufzunehmen, während andere einfach nach Antworten auf wichtige Fragen in ihrem Leben suchen.

Abgesehen von seinen spirituellen Einrichtungen hat Cassadaga auch eine charmante, historische Atmosphäre. Die Stadt hat viele gut erhaltene Gebäude aus dem späten 19. Jahrhundert und frühen 20. Jahrhundert, die im National Register of Historic Places aufgeführt sind. Entscheidet selbst, ob die Stadt einen Besuch wert wäre.

Abfallberge auf Festivals: Gruftis machen den wenigsten Müll

11

Der Veranstalter FKP Scorpio hat es herausgefunden, Gruftis machen auf Festivals den wenigsten Müll! Die haben sich nämlich für eine aktuelle Untersuchung angeschaut, wie viel Müll die Besucher der 4 großen Festivals mit Camping-Möglichkeit, die man im Jahr veranstaltet, täglich produzieren. Sie kommen zu dem Ergebnis: „Festivals sind besser als ihr Ruf“ und belegen mit Zahlen eindrucksvoll, dass die Gruftis und Besucher des M’era Luna den wenigsten Müll produzieren und den Schnitt deutlich verbessern.

2022 hat man sich vor allem die eigenen Festivals mit Camping-Option angesehen, da hier die Besucher erfahrungsgemäß mehr Müll hinterlassen, als bei Festivals, bei denen die Besucher nicht vor Ort übernachten können.

  • M’era Luna (25.000 Besucher, Hildesheim): 0,53 Kilogramm
  • Highfield (35.000 Besucher, Großpösna): 1,02 Kilogramm
  • Hurricane (80.000 Besucher, Scheeßel): 1,24 Kilogramm
  • Southside (65.000 Besucher, Neuhausen ob Eck): 1,48 Kilogramm

Für die Behauptung, Festivalbesucher würden „nicht unbedingt mehr Müll produzieren, als sie das in ihrem Alltag sowie getan hätten“ zieht FKP Skorpio Zahlen des Statistischen Bundesamtes heran, die sagen, dass jeder Bundesbürger 2021 rund 483 Kilogramm Müll produziert hat, was dann einer täglichen Menge von rund 1,3 Kilogramm entspricht.

Die Gruftis vom M’era Luna verbessern den Schnitt des Veranstalters deutlich und beweisen eindrucksvoll, dass wir die saubersten Besucher sind. Wäre das ganze Jahr M’era Luna, würden Grufti-Bundesbürger etwa 290 Kilogramm weniger Müll zurücklassen! Könnt ihr euch mal eine Scheibe davon abschneiden, Mainstream.

„Grün rockt“ Kampagne von FKP Scorpio

Im Zuge seiner „Grün Rockt“ Kampagne, die FKP Scorpio seit 2013 durchführt, um „seine Festivals möglichst ressourcenschonend aufzustellen“ bemüht man sich darum, den Besucher einzubinden. Nachdem Müllpfand ein probates Mittel waren, die Besucher zum Müllsammeln zu motivieren, setzt man dieses Jahr auf „Trasholution“, ein Art Abfallchallenge mit spielerischem Ansatz. Dabei erfüllt man Spendenziele, die dann weitere Spenden für wohltätige Zwecke auslösen. Im ersten Jahr kam so rund 26.000€ zusammen.

Jugendliche 1983: Lieber anpassen oder Herausstechen?

50

In den letzten Jahren streben wir mit immer größerem Aufwand nach Individualisierung. Die Messlatte, um äußerlich herauszustechen, wurden seit den 80er immer höher gelegt. Wie im Video von 1983 zu sehen ist, reichten fransige und bunte Haare und eine verzierte Lederjacke aus, um sich äußerlich abzuheben, zusammen mit entsprechendem Verhalten wurde daraus ein Außenseiter-Image, das die Gesellschaft der 80er als abstoßend empfunden hat. Heute ist es ungleich schwerer geworden, sich abzugrenzen.

Ich bin nicht der Freund von der Behauptung „Damals war alles besser“, aber die Tatsache, damals mit minimalem Aufwand, einem leicht abseitigen Geschmack und einem Hauch von Verhaltensänderung eine totale Abgrenzung vom Rest der Gesellschaft zu erreichen war schon toll. Abgrenzung funktioniert 2023 nicht mehr so einfach.

Abgrenzung in 40 Jahren

Das Video ist nun 40 Jahre alt geworden und in der Zwischenzeit haben wir uns immer wieder neu individualisiert, weil äußere Abgrenzungsmerkmale immer weiter in die breite Masse sickern. Ausrasierte Haare, schwarze Klamotten und ein paar Piercings sind heute nicht nur gesellschaftsfähig, sondern auch beruflich überhaupt nicht unüblich. Heute muss man schwere Geschütze auffahren, um argwöhnische Blicke zu ernten oder im vorbeigehen verstörte Passanten zurückzulassen.

Was bringt die Zukunft? Ist Biederkeit die neue ästhetische Revolution? Ist uniformes Auftreten eine Form der Provokation? Ist man heute schon anders, wenn man ohne Tätowierungen und Piercings herumläuft? Ist möglicherweise der Style „normaler“ Menschen, wie sie beispielsweise 1983 herumgelaufen sind, eine neue Abgrenzung?

Musikalischer Briefkasten #18 – Böse Zungen mit dunklen Stimmen

12

Es wird wieder Zeit, den Briefkasten zu leeren. Böse Zungen mit dunklen Stimmen flüstern mir seit Wochen in meinem Kopf, dass seit der letzten Entleerung des Briefkastens wieder zu viel Zeit ins Land gegangen ist. Tatsächlich verschob sich der auf den Jahreswechsel angesetzte Veröffentlichungstermin dieses Beitrags mehrere Male, mal aufgrund äußerer Umstände, mal aufgrund eigener Befindlichkeiten. Und dann bist du irgendwann so weit, stehst nach vollbrachtem Tagwerk kaputt vor dem Spiegel und schaust dem schlechten Gewissen direkt ins Gesicht. Aber immerhin. Das Ergebnis ist abwechslungsreich, spannend und stellenweise unerwartet. Ihr dürft gerne stöbern.

Vague Lanes – Foundation And Divergence (Swiss Dark Nights)

Durch Zufall bin ich Ende letzten Jahres auf das kalifornische Duo der Vague Lanes um die erfahrenen Musiker Badger McInnes und Mike Cadoo gestoßen und war von ihrer ersten gemeinsamen Veröffentlichung sehr angetan. Passte es doch zur introspektiven, besonnenen Stimmung, welche in den letzten Tagen des vergangenen Jahres im Vordergrund stand. Mit Drumcomputer, zwei Bässen, Wave-Gitarre, dezentem Elektronik-Einsatz und passendem Gesangswerk werden hier Klangwelten und emotionale Tiefe in bester 4AD/Ethereal-Tradition erschaffen, die zumindest mich vollkommen in andere Sphären trugen.

Als Anspieltips würde ich euch Nihilist Knot Twist, Hollow Clock oder folgendes Stück nahelegen:

Deep Imagination – Find Your Own Way (BSC Music/Prudence)

In eine ähnliche Richtung schlägt auch das nachfolgende Stück als Auftakt für das kommende Album „The Children Of The Moon“ von Deep Imagination. Das Studio-Projekt um Thorsten Sudler-Mainz samt Gastmusikern aus dem Frankfurter Raum existiert schon knapp zwei Jahrzehnte und war bis jetzt jedoch noch nicht in mein Bewusstsein vorgedrungen (Virtual DJ-Datenbank sagt nein). Klangtechnisch haben wir es hier mit einer Kreuzung aus Pink Floyd, neoklassischem Wave und New Age/Ambient zu tun, alles in allem eine durchaus angenehme Mischung für entspannte Stunden. Vielleicht mag die Formation den Weg in eure Ohren finden?

Korinthians – Well

Die Korinthians sind eine Belgische Post Punk/Gitarrenwave-Kapelle mit einem Klangbild, was mich schlagartig an Placebo oder die Editors erinnert. Mit ihrem neuen Stück Well greifen sie thematisch die Kurzgeschichte The Crack eines Gregory E Watson auf, welche sich um einen Protagonisten, dessen erfolgreiche Frau und einen gesplitterten Spiegel dreht.

Wer des Englischen einigermaßen mächtig ist, kann den Text gerne auf der Bandcamp-Seite oder dem Subtext beim Video nachlesen und bei Interesse in Textinterpretation üben. Ansonsten bitte einfach auf das weiße Triangel klicken und genießen. Das Stück hat was…

Scott Crow – Of Everything And Nothing (Emergency Hearts)

Schauen wir etwas über den Teich in die Vereinigten Staaten, zu Scott Crow und seinem ersten Solo-Album. Ihr habt noch nie von ihm gehört? Keine Schande, ging mir genauso.

Offenbar ist Mr. Crow ein recht umtriebiger Kritiker des US-amerikanischen Wirtschafts- & Gesellschaftssystems, mit zahlreichen Auftritten und Publikationen in dortigen Medien. Wenn Herr Crow mal nicht Reden hält, demonstriert oder Bücher schreibt, macht er in seiner Freizeit offenbar auch Musik. Erfahrungen konnten so seit den 80ern bspw. in der „Industrial Dance“/EBM/Synthie-Formation Lessons Seven erworben werden.

Sein Solo-Album ist mit Unterstützung mehrerer Kollaborateure nun als Sammelsurium aus all den prägenden Einflüssen seines Lebens zu verstehen. Ob New Wave oder HipHop: Den Hörenden wird ein tendenziell abwechslungsreicher Klang mit nachdenklicher, gesellschaftskritischer Botschaft geboten. Bei mir ist jetzt nicht so viel hängengeblieben, vielleicht ist der Einstiegs-Track ja was für euch:

London After Midnight – Oddities Too (Darkride Records)

Da wir schon mal „drüben“ sind, kann man vielleicht einen Blick auf die altbekannten London After Midnight werden.

Mit den Oddities Too gibt es seit Ende letzten Jahres einen neueren Überblick über die wohl bekanntesten Stücke der Formation, einige davon deutlich umarrangiert und insgesamt ganz nett anzuhören. Wobei ich die Originale von The Spider And The Fly, Claire’s Horrors oder Sacrifice weiterhin deutlich ansprechender finde, fehlt mir hier die Energie, welche LAM bisher ausgezeichnet hatte. Betrüblich, aber kein Weltuntergang. Denn dieser hat bekanntlichermaßen andere Dimensionen und wird in Form des anthropogenen Klimawandels auch durch die weiterhin engagierten LAM kritisch aufgegriffen.

Im Falle des nachfolgenden Donna Summer-Covers hat die Band den Rezipienten in ihrem Begleittext diverse Informationsquellen zur Thematik verlinkt und bietet damit ein niedrigschwelliges Angebot für englischsprachige LeserInnen. Gut gemacht, bitte setzen, weiter so, und endlich mal wieder ein neues Album rausbringen.

Ultra Sunn – Killing Your Idols (Fleisch Records)

Was kommt heraus, wenn Boy Harsher noch mehr Fokus auf Bass und Tanzbarkeit legten? Wie wäre es da mit Ultra Sunn. Ihr eingängiger Mix aus bassigem Synthwave und EBM-Anleihen braucht sich das Duo aus Sam Huge und Gaelle Soufle nicht hinter den prestigeträchtigen Vertretern elektronischer Musik aus belgischen Landen zu verstecken. Meine Favoriten der EP sind sorrow and tears, can you believe it und silver smile. Und wenn es auf die Tanzfläche ginge, dann mit:

Plastikstrom – Eskalation (Young & Cold Records)

Hat jemand „Tanzfläche“ gesagt? Auch Plastikstrom hat sich letztes Jahr ins Studio nach Augsburg begeben, um all jene Stücke zu veröffentlichen, die unter Eindruck der Pandemie (tanz allein) und der sich tendenziell ins Negative entwickelnden Umwelt entstanden sind (Gipfelstürmer). Herausgekommen ist mit Eskalation ein durch aggressive und doch melodische, elektronische Klänge dominiertes Album mit gesellschaftskritischen- und introspektiven Einschlag, welches im Gegensatz zum Vorgänger Beton gegen Angst diesmal noch tanzbarer erscheint und mit Pogokinder ein bereits früher veröffentlichtes Stück enthält.

Und da ich im November live vom nachfolgenden Stück sehr positiv überrascht wurde, hier die Studio-Variante von der Kooperation des Duos mit DIAF:

Systemabsturz – Verdächtig

Zur Abwechslung gefälligerweise etwas Pop? Wie wäre es denn minimal-elektronisch, mit einer Spur Attitüde und ironisch-pointierten Texten? Wie wäre es da mit der Band Systemabsturz:

Systemabsturz ist die wahrscheinlich beste und schlechteste Datenschutz-Electropunk-Band der Welt. Musikalisch sehen sie sich zwischen Pop, Rave-Punk und Techno, oberste Priorität von jedem Livekonzert sind zärtliche Mosh-Pits und Seitenstechen.
Im November 2021 haben sie ihr erstes Album Überwachung zum Mitsingen veröffentlicht.

Und das ist meiner Meinung nach echt gelungen. Ein herzliches Danke an den Tippgeber für den Glückshormon-Cocktail während des Lauschens und Lachens! Wer einem Crossover aus Welle:Erdball, den Toten Crackhuren oder Das Flug nicht abgeneigt ist, sollte zumindest einfach mal reinhören. Tut nicht weh und macht Spaß. Warum werden die beiden eigentlich nicht zum ESC geholt?

Airman – Geheimer Service

Mit demselben Thema spielt auch das Kölner Ein-Mann-Projekt Airman auf seiner zweiten Single, Geheimer Service. Es wird etwas sperriger Elektro-Pop geboten, der in mehreren Variationen das Titelstück aufgreift und leicht diffizil präsentiert.

Mich kann die neue Kreation jetzt nicht vom Hocker reißen, da wirkt auf mich die 2015er-Veröffentlichung Softwar in trancigem Gewand irgendwie eingängiger (und holt mich von den Sounds in meine Kindheit zurück)….

Winterstille – Und Sie Tanzten (Wool-E)

Zum Abschluss habe ich für euch noch die Formation Winterstille. Die beiden Redakteure des belgischen Zines Dark Entries, Xavier Kruth und Gerry Croon, huldigen hiermit ihren schwarzromantischen Wurzeln und schenken uns den Ausklang für diesen Beitrag.

Neben dem aktuellen Album der beiden, Puin Van Dromen sei vielleicht noch das ebenfalls recht besinnliche Nebenprojekt von Gerry erwähnt. Wer dann noch Muße hat und ihn die Neugierde gepackt hat, kann dann gerne auch noch hier stöbern und in alten Zeiten blättern.

In diesem Sinne schließe sich der Vorhang und lasse euch mit einer kleinen Auswahl an Musik zurück.