Gothic Berlin erzählt die Geschichte von Caro, einem Grufti aus Leidenschaft, mit einer bilderreichen Reise durch die 90er. Im ersten Teil haben wir erfahren, warum Caro Berlin verlassen musste und wie sie auf der Ferieninsel Sylt zum Grufti heranwuchs. Die Sehnsucht, nach Berlin zurückzukehren, war damals riesengroß. 1992 ist es endlich soweit, sie zieht zu ihrem Vater in die frisch gebackene Hauptstadt des wiedervereinigten Deutschland. Kann sich Caro hier entfalten? Brieffreundinnen erleichtern ihr den Einstieg und sie beginnt damit, einen ganz eigenen Stil zu finden. Sie stürzt sich in das Berliner Nachtleben, erlebt am eigenen Leib, wie sich Mitte der 90er Jahre alles verändert. Die unzähligen Bilder in diesem zweiten Teil Caros dreiteiliger Lebensgeschichte sind wie eine Zeitreise in die Berliner Gothic-Szene der 90er. Sie zeigen nicht nur Caros äußerlichen Veränderungen, sondern auch seltene Einblicke in das Kreuzberger Grufti-Treffen der frühen 90er und die ersten Wave-Gotik-Treffen in Leipzig.
Caro ist ein Grufti voller Erlebnisse, Geschichten und mit Fotoalben voller Erinnerungen, die sie mit Spontis und seinen Lesern teilen möchte. Ich gespannt, ob sich einige Leser in „Gothic Berlin“, den Einblicken in ihr Leben, der Berliner Szene der 90er oder den ersten Besuchen auf den ersten Wave-Gotik-Treffen wiederfinden, und ob Ihr Caros Blick auf die immer neuen Veränderungen der Szene teilen könnt.
Gothic Berlin – Teil 2
1992 hatte ich meine Eltern endlich soweit, dass sie meinem Umzug zu meinem Vater zustimmten. Ich jubelte: endlich nach Berlin! Hier fand ich erstaunlich schnell Akzeptanz und Anerkennung unter den neuen Klassenkameraden. Es gipfelte darin, dass sie mich später in unserer Abi-Zeitung zur drittbestgekleidetsten Schülerin unseres Jahrgangs kürten!
Kaum in Berlin angekommen, begann ich damit, mich auszuprobieren, um meinen eigenen Stil zu finden. Durch eine Berliner Brieffreundin, die 6 Jahre älter und seit den frühen 80ern in der Szene unterwegs war, lernte ich nicht nur etliche Berliner Alt-Gruftis, sondern auch viel interessante Musik kennen. Viele überließen mir auch ihre abgelegten Klamotten – unter anderem mein erstes Paar Pikes, das nach völligem Kaputtlatschen wieder aufgemöbelt wurde und noch bis heute existiert. Flohmärkte und gemeinsame Näh- und Bastelstunden brachten dann bald einen ganzen Fundus an Klamotten und Accessoires zusammen. Zum Beginn meiner Berliner Zeit trug ich viel Spitzen- und (Panne)samt-Kram, mit Schnürung, Spiegelstückchen, Trompetenärmeln, Zipfeln und Rüschen. Dann – je nach Lust und Laune – auch 80er-Jahre-Zeug wie Fledermausärmel und Leggings mit Leopardenmuster oder auch Zebramuster.
Irgendwann habe ich dann die Samt- und Spitzenklamotten sowie fast alle Kleider wieder ausgemistet, weil ich keine sehr weibliche Figur besitze und auch sonst irgendwie das doofe Gefühl hatte, dass diese romantischen Sachen weniger zu mir passten als das eher punkig-wavige Zeug. Vielleicht liegt das an meinen dünnen und kraftlosen Haaren, die ich lang einfach scheußlich finde. Wie gerne hätte ich sie mir lang wachsen lassen und aufwändige Frisuren gebastelt. Doch ich landete immer wieder bei kurzen und strubbeligen Looks, die mir laut Aussage vieler Leute besser stehen. Daran hielt ich mich fest und experimentierte dann lieber mit Schminke und Haarfarbe. Rein haartechnisch hatte ich 1994 meine Suche beendet. Mit der Haarfarbenkombination „rot-schwarz“, die ich damals immer wieder ausprobierte, laufe ich auch heute noch herum.
Caro von 1992-1999
Ich genoss das Berliner Nachtleben in vollen Zügen, sofern mein etwas kontrollfreakiger Vater das zuließ. Es ging nur, wenn ich am Wochenende bei Freunden übernachtete. Das hatte natürlich auch seine Vorzüge. Wir brezelten uns gemeinsam oder gegenseitig auf, stimmten uns mit Musik ein und gingen dann gemeinsam tanzen oder auf Privatpartys. Am Tag darauf besuchten wir dann Flohmärkte oder machten eine Fototour. Es gab auch Aktionen wie nächtliche Feiern auf stillgelegten S-Bahn-Brücken oder dem damals ebenfalls brachliegenden Olympiabahnhof. Irgendwann sind wir mal in voller Partymontur auf den Berliner Funkturm und in das darin befindliche Restaurant gefahren. Das war dann schon irgendwie skurril: neben uns war eine piekfeine Gesellschaft, deren Gäste sich mit zunehmendem Alkoholkonsum total daneben benahmen. Und da waren wir schwarz-bunten und schrillen Gestalten, die manierlich ihren Tee tranken, sich gesittet verhielten und die schöne Aussicht genossen.
Gelegentlich machten wir auch Ausflüge ins Umland, wie beispielsweise zur einer möglicherweise illegalen Disko in einer Kirchenruine irgendwo in Brandenburg. Es war eine sehr aktive und aufregende Zeit zu Beginn der 90er Jahre. Die legendären Grufti-Treffen an der Gedächtniskirche habe ich leider nicht mehr erlebt, aber es gab später ein paar Treffen auf dem Kreuzberg, die zwar nicht groß besucht, aber recht lustig waren.
Gemeinsame Unternehmungen 1992-1999
Gothic Berlin – Die Clubszene und die Zeit des Umbruchs
Mitte der 90er Jahre dünnten sich die schwarzen Clubs in Berlin sehr stark aus. Die meisten Clubs der damaligen Zeit habe ich glücklicherweise noch kennenlernen dürfen: Das Linientreu auf dem Kudamm, das Rock it, die Kulturfabrik in Moabit, die Insel, den Lifeclub, den Duncker im Prenzlauer Berg, den Cisch-Club in Schöneweide und den Pfefferberg, ebenfalls im Prenzlauer Berg. Das „Linientreu“ fiel bald (zum Glück nur vorübergehend) weg, weil es zunehmend in Techno-Gefilde abdriftete. Das „Rock it“ zog von Neukölln nach Schöneberg um und veränderte sich dann ebenfalls musikalisch. Die „Insel“ schloss zwischenzeitlich wegen Umbau und der „Lifeclub“ verschwand gänzlich. Der Club „Eisenbahner“, als Bestandteil eines besetzten Hauses, machte ebenfalls zu – da war ich aber nur ein mal, denn es war mir schlicht und einfach zu dreckig. So blieben letztlich nur noch die „Kulturfabrik“ und der „Duncker“ übrig. Im Laufe der Jahre habe ich viele Locations kommen und gehen gesehen, zumindest gibt es dort keine „schwarzen“ Partys mehr: z.B. die“Wille“, den „BKA-Club“, das „Nontox“, die“Garage“, die „Turbine“, das „Schwuz“, und das „Kato“. Und die legendären Mystic-Partys im „Joy“ endeten kurz nach der Jahrtausendwende, inzwischen heißt der Laden „Insomnia“ und veranstaltet dunkle Swinger-Partys.
Das „K17“, das mit einem kleinen Club begann und erst Jahre später in die große Location umzog, trug letztlich dazu bei, dass sich in Berlin seit vielen Jahren nur noch sehr schwer neue Party und Locations etablieren können. Berlin ist übersättigt. In meinen ersten Disko-Jahren in Berlin war die Szene überschaubar, man kannte sich (zumindest vom Sehen), es gab noch so etwas wie ein „familiäres“ Gefühl und man kam eher miteinander ins Gespräch. Entweder, weil man gemeinsame Bekannte hatte oder sich eben häufig sah und so weniger fremd war als in anonymer „Masse“. Als es nur noch wenige Clubs gab, war das natürlich noch extremer.
Eintrittskarten, Clubflyer und Programmhefte der 90er Jahre
Die Schnelllebigkeit der Berliner Partyszene hinterließ ihre Spuren. Neue Partys wurden seltsamerweise nicht etwa begeistert gefeiert, sondern nach dem Motto verfahren: „Mal schauen, was die erzählen, die beim ersten Mal dort waren, ob es sich überhaupt lohnt.“ So ergab es sich, dass viele Veranstaltungen nur zögerlich oder gar nicht anliefen. Die Gothic-Szene in Berlin wurde mit den zunehmden Einflüssen der Metal-, Cyber- und Fetisch-Szenen immer größer und obwohl sie schon immer sehr vielseitig war, änderte sich einiges. Nischen-Partys entstanden, das K17 bot gleich mehreren Splittergruppen einen Treffpunkt, aber zugleich entfielen viele gemischte One-Floor-Partys, wo man sich traf und zusammen feierte. Es gab dann irgendwann auch ein zu großes Angebot, Cliquen zersplitterten sich aufgrund ihrer musikalischen Unterschiede. Es kommt nicht selten vor, dass man in Berlin auf eine Szene-Veranstaltung geht, ohne überhaupt Bekannte anzutreffen – als wäre man ein Tourist in der eigenen Stadt…
Auch das Styling der Leute änderte sich. Sah man in Berlin Anfang der Neunziger noch viele Punk & Waver Frisuren (Vogelnester, Türme, Teller, Iros, Under- & Sidecuts), trugen die Grufti-Herren irgendwann nur noch abrasierte Seiten und Zöpfe, während die Grufti-Damen ihre Haare glatt trugen oder sich einen Zopf machten. Toupieren? Hochstellen? Aufwändig färben? Den meisten war das wohl zu mühsam geworden. Gegen Ende der 90er kam dann durch Extensions wieder ein gegenteiliger Eindruck auf – jetzt wurde wieder „gebastelt“ was das Zeug hielt, aber doch ganz anders als zuvor. Haarteile, Zöpfe, Spangen und andere Accessoires wurden zum Trend. Das war zwar wieder etwas kreativer, aber „Oldschool-Looks“ wurden zunehmend seltener. Das ist immer noch so, einzig die Batcaver/Deathrocker haben (selbst die jüngeren von ihnen) noch so eine Anlehnung an die 80er, allein durch den deutlichen Punkeinfluss.
Obwohl ich stilistisch stark von den 80ern und frühen 90ern geprägt wurde, variiert mein Styling immer mal wieder, je nach Stimmung und Anlass (z. B. 80er Party) mal gruftiger und mal punkiger.
Caro in den Jahren 2000-2010
An das Linientreu kann ich mich auch noch dunkel erinnern. Bei meinen Anfang der 90er Jahre eher recht seltenen Ausflügen nach Berlin war das Linientreu mehrmals nächtliche Anlaufstation. So war es dann auch ziemlich enttäuschend, als das Programm zu Gunsten technoider Klänge geändert wurde. Finden eigentlich noch die Linientreu Revival Partys statt? Leider habe ich es nie geschafft, eine dieser Partys zu besuchen.
Es gibt noch Linientreu Revival Partys, allerdings nicht mehr im „Treu“, da das Gebäude abgerissen und ein neues errichtet wurde. Am Alexanderplatz im „What?“-Club war ich bisher nur einmal zur Revival-Party, die sehr gut besucht war. Etwas zu gut besucht ;-) Soweit mir zu Ohren kam, ist das wohl immer noch so. Für meinen Geschmack waren es aber ein paar zuviele „totgenudelte“ Hits, die dort liefen, die sowieso seit Jahren auf fast jeder Wavepop/80er-Party laufen und die einen irgendwann nicht mehr so enthusiastisch auf die Tanzfläche locken. Ein paar vergrabene „Perlen“ wäre mir lieber gewesen.
1997 gab es im Treu selbst eine erste Revival-Party, nachdem der Technoparty-Karren gegen die Wand gefahren war. Das war großartig, sehr viel Ältere und selten Gesehene kamen und die Stimmung war toll.
Davor war ich das letzte Mal im Januar 1993 im Treu, das war schon die Zeit, wo ab einer bestimmten Zeit die 80er- und Gruftmusik endete und eine Lasershow den Techno-Part einläutete. Wir haben damals oft noch unsere Witzchen gemacht, obwohl uns eigentlich nicht wirklich zum Lachen zumute war. Meine Clique waren alles alte Treu-Gänger und ziemlich frustriert über den Wandel. Es gab zu der Zeit auch nicht so viele Club-Alternativen, da es das Madhouse nicht mehr gab. Das Rock it wurde dann Anlaufpunkt, ebenso szeneübergreifend wie das Treu. Das Publikum war dunkelbunt gemischt und es gab für verschiedene musikalische Geschmäcker das Passende, eher blockweise, so dass man sich immer wieder entweder zum gemeinsamen Tanzen oder zur gemeinsamen Pause am Rand wiederfand.
Werte Tanzfledermaus, ich möchte dir ein Großes Dankeschön aussprechen, dass du dich hier digital so offenbarst und soo viele Photos hochladen ließest. Solche authentischen Berichte sind ein wahrer Schatz für diejenigen, die all dies nicht miterleben konnten… *Schnief*
Kannst du eigentlich die erwähnte Sache mit der Kirchenruine in Brandenburg etwas erläutern? Das duftet für mich irgendwie nach einer interessanten Geschichte dahinter. Ich meine, stillgelegte Bahnhöfe sind schon was tolles, keine Frage, aber Kirchenruinen gibts nun auch nicht so häufig, sind doch irgendwie was besonderes von der Stimmung her… Wie kam es dazu, dass ihr – und auch andere – dahingekommen seid. Und wie wurde das organisiert?
Zudem: Wie kam es deiner Ansicht/Erfahrung nach zu diesem Umschwung in der Mitte der 90er, als plötzlich Fetisch/BDSM, Metal und Elektro starken Einfluss auf/in die damalige Schwarze Szene nahmen? Wie hast du das erlebt?
:-)
Leider weiß ich nicht mehr, wo diese Ruine ist/war. Ich wusste es auch damals nicht, da ich einfach mit einer größeren Clique im Auto mitgefahren bin. Es war aber eine kleine Dorfkirche, nichts Großes. In Brandenburg gibt es auch jetzt noch massenhaft ruinöse Kirchen, zu DDR-Zeiten war Religion eher verpönt und daher wurde auch wenig Geld in den Erhalt bzw. Wiederaufbau nach dem Krieg gesteckt.
Vor allem in der Uckermark, Nordbrandenburg, sind auch heute noch sehr viele (Kirchen-)Ruinen zu entdecken.
Zu Deiner letzten Frage weiß ich leider keine Antwort, warum es zu dieser musikalischen Symbiose kam.
Mich hat es etwas verstört, plötzlich mehr oder weniger nackte Leute auf den Partys anzutreffen. Nicht dass ich verklemmt wäre, aber ich finde derart offensichtliche Darstellung erotischer Reize eher platt. Es gibt natürlich auch sexy Kleidung, die unterstreicht, aber blanke Brüste auf der Tanzfläche sind wenig ästhetisch, finde ich. Lackklamotten finde ich auch vom Material wenig schön, wie Plastik ;-)
Die Vermischung mit der Metalszene zeigte sich zur zweiten Hälfte der 90er durch den neu aufkommenden Gothic Metal (Theatre of Tragedy, Dreadful Shadows, Nightwish usw.), der plötzlich massiven Einzug in die Clubs und Szenezeitschriften hielt. Ich mag eher klassische Gothic Rock Gitarren und weniger Bombast, kann daher mit Metal(verwandten) Klängen weniger bis nichts anfangen, je nach Ausprägung der Metal-Elemente. Und Gegrunze/Gegrowle schlägt mich akustisch in die Flucht.
Auch änderte sich das Publikum der Partys leicht, es wurde alkohollastiger und lauter. Anfangs gab es sogar Konflikte, z.B. als ein Freund von mir, der noch eher im alten Wave bzw. New Romantic Style unterwegs war, von einem Grüppchen Metaller auf der „Insel der Jugend“ fast von der Brücke ins Wasser geworfen wäre.
Nachtrag zu heute morgen (da war ich schon fast auf dem Weg zur Arbeit): groß organisiert schien in der kleinen Kirche nichts zu sein, es gab eine Stereoanlage und ein paar aufgestellte Grablichter. Interieur war keines mehr drin, aber das Dach war noch drauf, was ja bei vielen verfallenen Dorfkirchen nicht mehr der Fall ist/war.
Es war recht wenig los und soweit ich mich dunkel entsinne, wurde die Party dann auch irgendwann abgebrochen – ich weiß aber nicht mehr weshalb. Es war aber kein Überfall oder Polizeieinsatz. Wir sind dann weitergefahren und haben bei irgendwelchen Punks in einem besetzten Haus auf Matratzen übernachtet, was die gruseligste Nacht meines Lebens war, da alles furchtbar dreckig war und wir zu zweit oder dritt eine Matratze nutzen mussten – da runterzupurzeln hätte bedeutet, in übelstem Siff zu landen. Wenn ich gewusst hätte, was mich erwartet, wäre ich wohl nicht mitgefahren. Insofern war es kein Erlebnis, auf das ich freudig zurückblicke ;-)
Vielleicht kann sich meine Schwester da noch an mehr Details erinnern, die war damals dabei und es waren ihre Leute, die uns im Auto mitgenommen hatten.
Noch zur späteren Frage:
Vielleicht gab es damals so etwas wie eine Stagnation, ein Vakuum innerhalb der Szenemusik, dass manche Leute nach etwas Neuem verlangten? Wie ich aus diversen Erfahrungsberichten heraushörte/las, sind nicht wenige Schwarze über den Metal zur „Gruftmucke“ gekommen. Aus meinem Umfeld kamen jedoch die meisten aus der 80er Wave, Punk und Postpunk-Ecke.
Elektronische Musik hat schon früh einen Platz in Szene und Clubs gehabt, durch alten EBM, Minimal Electro und Synthpop. Bevor es Techno gab, gab es EBM, und dann mischte sich das beides irgendwann zum Futurepop/“Weiberelectro“ und als dann noch mehr Techno und etwas Industrial mit eingemixt wurde, kam irgendwann das raus, was die Cybers hervorbrachte… Allerdings hielt sich das mit den Cybers in den Berliner Clubs immer noch recht in Grenzen, in Süddeutschland scheint es ja eine regelrechte „Invasion“ gegeben zu haben. Ich habe bislang kaum Cybers auf Parties gesehen, aber vielleicht sind sie auch vermehrt ins (neuere, größere) K17 gegangen, das ich in all den Jahren nur 3x betreten habe, da ich den Laden absolut nicht mag.
Bei mir fliegen auch noch diverse Berliner Erinnerungen in Form von Briefen / Flyern / Tickets rum und ich habe sogar noch meine Factory Club Karte von ganz, ganz damals. Ermäßigten Eintritt bekommt damit heute wahrscheinlich nicht mehr, oder? :)
Der Brief auf dem unten verlinkten Foto hat mich Ende des Jahres 1992 oder 1993 erreicht. Und auf dem Foto, neben den Herrn Smith geklebt, das bin ich – 1987 oder 1988. Schön, an diese Zeiten erinnert zu werden. Danke Dir, Caro!
Zur Reliquie:
Hey Katrin!
Danke für Deine Ergänzung mit altem Material!
Die Factory Clubkarte gilt glaube ich immer noch, meine wurde mir leider 2007 mitsamt meines Portemonaies in der Factory geklaut :-(
Bis dahin gab es immer große Freude am Einlass, wenn ich sie vorlegte und auch nach dem Verlust haben mich die Einlasser,
die mich ja schon kannten, auch ohne die Karte zum Clubpreis reingelassen… ich hatte noch eine zweistellige Zahl drauf :-)
Zweistellig, cool! Dann kennst Du ja auch noch die finsteren Kellerzeiten der Factory. Und das Kondenswasser, dass von der Decke tropfte, wenns besonders voll war. Gruselig! :D
Ja, und die Platzangst, die dort meist herrschte – wir tanzen heute mal nur mit den Augäpfeln :-D
Das Skull-Bier in der schwarzen Totenkopf-Flasche gab es glaub ich auch nur dort? Bin kein Biertrinker.
Mein erster Besuch in der Factory war im Juli 1992… und der extremste, als ich einmal 4 Stunden nahezu durchgetanzt habe :-o
Auwei, ja! :D
Ich bin auch kein Biertrinker, aber an die Flaschen erinnere ich mich. Gibt hier und da noch ein paar Videos. Man sieht nüscht drauf. Aber war ja in echt auch so. *g
https://www.youtube.com/watch?v=4MOvY0cNnhA
Ich bin immer bestrebt es anders zu deuten. Anfang der 90er kam es durch die Explosion der Musikkulturen zu einer Überflutung der alten Genre. Neue Bezeichnungen und Musikrichtungen wurden geboren, wären man „alte“ vernachlässigte. NDT (Neue deutsche Todeskunst) und dieser NDH Quatsch drängten massiv in die Szene. Gleichzeitig war die erste Dekade vorbei, die ersten Grufties sind „erwachsen“ geworden, ändern Geschmack oder Szenezugehörigkeit. Für mich persönlich war der musikalisch Drops Anfang der 90er Jahre gelutscht. Ich hatte keinen Bock mehr auf alte Musikrichtungen die Kommerz wurden und auf neue Musikrichtungen die an gespielter Theatralik nicht zu überbieten waren. Da nahm ich Techno für eine Weile, denn hier hat man wenigsten am Text gespart. Aber auch hier ging es weiter. Unter der Oberfläche. Das habe ich damals übersehen.
Ende 1992, Anfang 1993 gabs bei uns im Ruhrpott definitiv eine szenemäßige Flaute. Die Bekannten sah man seltener, zum Haaremachen waren viele zu faul. Das war auch die Zeit, in der der Rabe und ich abtauchten.
Vermutlich daher der Grund, daß ich die Band aus dem Video (gegründet 1993) nicht kenne? Sind die mal cool! Gibts die noch?
Finde bei youtube nur ein paar Stücke von denen.
** Ok, hat sich schon erledigt. Hab doch noch mehr gefunden. Die neuen Sachen gefallen mir weniger. Schade. **
Es gibt ein Album von Exedra. 1995 ist das erschienen (Kingdom Of The Blind). André macht unter seinem Namen „Gutsmuths“ noch immer Musik, aber die ist etwas anders, ja.
Das Exedra-Album hab ich sogar :-) Live fand ich sie aber besser, das Album kaufte ich mir nach einem Auftritt von ihnen und war dann ein wenig enttäuscht, obwohl es kein schlechtes Album ist.
Moin Caro,
per Zufall habe ich heute deine Lebensgeschichte im Netz gefunden. Als ich die Fotos sah, konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, finde ich mich doch auf Bild #20 wieder. Zur Erinnerung…ich bin der damalige Freund deiner Brieffreundin Nicole aus Wülfrath gewesen, der dann dank deiner Einladung das erste und bislang letze Mal einen Besuch in Berlin unternommen hat.
Deine Geschichte ist eine wunderbare Erinnerung an eine der schönsten Zeiten meines Lebens. Und eine Sache teile ich mit dir. Ich habe auch nie aufgehört ein Schwarzer zu sein.
Denn es ist nicht die Mode, die diese Szene einst groß machte. Es ist die Lebenseinstellung. Und die behält man vermutlich sein Leben lang.
Danke für die Erinnerungen und bleib wie du bist. Und solltest du noch Bilder von uns aus der Woche Belrin hast, meld dich ruhig mal. Heute ärgere ich mich ein wenig, dass ich mich nie freiwillig habe fotografieren lassen…
Liebe Grüße
Thomas
Hey Thomas, ich freu mich über Deine Nachricht, auch die Mail von heute früh. Es ist immer wieder erstaunlich, wie man sich manchmal ein zweites Mal im Leben begegnet :-)
Ein kurze Zwischenfrage. Unter welcher Rubrik findet man denn diese ganzen Lebensgeschichten? Sehr spannendes Thema!!
Robert
Hallo Robert, die Bilder können hier leider nicht mehr in groß bzw. in Gänze angeschaut werden: In der Vorschau sind sie zum Teil oben abgeschnitten und wenn man sie einzeln anklickt, um sie größer zu sehen, kommt nur eine Meldung, dass das Bild nicht geladen werden kann. Habe verschiedene Browser getestet, auch auf meinem Smartphone geht es nicht.
Ein kleiner Fehler mit großer Wirkung! Ich habe ihn jedoch gefunden und gleich beseitigt, jetzt sollte alles erstmal wieder funktionieren. Ich werde aber nochmal an der Darstellung der Bildergalerien arbeiten, um sie besser aufzubereiten. Danke für den Hinweis, Tanzfledermaus
…ich weiß zwar gerade nicht warum mir dieser alte Artikel in den Kommentaren angezeigt wurde (finde gerade keinen aktuellen/neuen Kommentar darunter) – Aber wem (oder was) ich das auch immer zu verdanken habe: Merci! :)
Kannte diesen Artikel bisher noch nicht, und die Fotos sind ja mal echt toll! <3
Kürzlich hatte jemand namens „Paul“ (keine Ahnung, wer das war und warum auch immer) dort einen Test-Kommentar hinterlassen, unter einem Bild in meinem alten Bericht. Als ich nachsah, fiel mir auf, dass die Bildunterschriften nicht immer stimmig waren (ich hatte die nicht selbst verfasst, das waren Roberts Gedanken/Ideen zu den Bildern). Darum hab ich meinerseits korrigierende Kommentare zu ein paar Bild-Beschreibungen geschrieben. Warum diese dann auch in der normalen Kommentarspalte aufgetaucht sind, weiß ich nicht. Muss an der Software liegen.
Freut mich, dass Dir Artikel und Bilder gefallen, Durante!
Robert, ich sehe gerade, dass der 3. Teil gar nicht mehr im Text erwähnt und verlinkt wird!
https://www.spontis.de/schwarze-szene/dunkle-vergangenheit/gothic-berlin-teil-3-eine-schwarze-hauptstadt/
Au weia, ist das tatsächlich schon so lange her? :-o
Was das WGT betrifft, hat sich meine Einstellung inzwischen ja etwas geändert… Aber eine Fortsetzung zu schreiben lohnt sich nicht, weil durch Corona so lange wenig Szeneleben stattfand, dass es da nichts Interessantes von meiner Seite zu berichten gibt.
Ah verstehe, jetzt ergibt das mehr Sinn. ;)
Mich hats jedenfalls gefreut, und danke auch für den Link! :)
Total abgefahren, eins der Bilder bei gemeinsame Unternehmungen wurde mir letztes Jahr zugeschickt. :)
Alte Pizza, dann kennen wir uns?
Wahrscheinlich nicht, bin erst seit 2001 in Berlin unterwegs, aber den Mann auf einen Deiner Fotos.