Über 200 Künstlerinnen und Künstler haben in einem offenen Brief vor dem „räuberischen“ Einsatz künstlicher Intelligenz in der Musik gewarnt. Neben Robert Smith gehören auch Pearl Jam, Billie Eilish und R.E.M. zu den Unterzeichnenden. Berechtigte Ängste oder übertriebene Vorbehalte gegen den unvermeidlichen technologischen Fortschritt?
200 Künstler gegen den Einsatz von generativer KI
Die Artist Rights Alliance (ARA), eine gemeinnützige Organisation hat einen von mehr als 200 Künstlern unterstützten, offenen Brief veröffentlicht, in dem man „KI-Entwickler, Technologieunternehmen, Plattformen und digitale Musikdienste auffordert, den Einsatz von künstlicher Intelligenz zur Verletzung und Entwertung der Rechte menschlicher Künstler einzustellen.“
Neben den aktuellen Themen, wie Deepfakes und das Klonen von Stimmen, geht es in dem Schreiben aber auch um konkretere Gefahren. So besteht durch die ungenehmigte Verwendung von Musikwerken die Gefahr, KI-Klone zu erschaffen und zu produzieren, sowie durch die massenhafte Verwendung solcher Vorlagen, um Lizenzgebühren zu „verwässern“.
Gegenüber medium.com äußerte sich Jen Jacobsen, Executive Director der ARA: „Berufstätige Musiker haben bereits damit zu kämpfen, in der Streaming-Welt über die Runden zu kommen, und nun kommt noch die Belastung hinzu, mit einer Flut von KI-generiertem Lärm konkurrieren zu müssen.“ Man befürchtet, dass der unreglementierte und unmoralische Einsatz von generativer KI das Potenzial hat, menschliche Künstler zu ersetzen und so das gesamte Musik-Ökosystem zu entwerten, für Künstler und Fans gleichermaßen.
Wir sind davon überzeugt, dass KI, wenn sie verantwortungsvoll eingesetzt wird, ein enormes Potenzial hat, die menschliche Kreativität zu fördern und die Entwicklung und das Wachstum neuer und aufregender Erfahrungen für Musikfans überall zu ermöglichen.
Leider setzen einige Plattformen und Entwickler KI ein, um die Kreativität zu sabotieren […]
Wenn KI unverantwortlich eingesetzt wird, stellt sie eine enorme Bedrohung für den Schutz unserer Privatsphäre, unserer Identitäten, unserer Musik und unseres Lebensunterhalts dar. Einige der größten und mächtigsten Unternehmen nutzen unsere Arbeit unerlaubt, um KI-Modelle zu trainieren […]
Wir müssen uns gegen den räuberischen Einsatz von KI wehren, der die Stimmen und Abbilder professioneller Künstler/innen stiehlt, die Rechte der Urheber/innen verletzt und das Ökosystem der Musik zerstört.
Mit zunehmender Geschwindigkeit erscheinen immer neue Sprachmodelle und Versionen generativer KI, Unternehmen paddeln aufgeregt im Meer der Möglichkeiten und Gefahren und wissen nicht so recht, wo die Reise hingeht. Sicherheit gegen Nutzen, Kreativität gegen Innovation.
Obwohl auf man sich auf europäischer Ebene bereits auf Regeln für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz verständigt hat, bleiben viele Bereiche wenig konkretisiert und die Regeln hinterlassen mehr Fragen, als Klarheit. Ob ein offener Brief namhafter Künstler, Unternehmen oder Regierungen zum Handeln animiert, während die meisten Industrien und Ländern Angst davor haben, die nächste große Entwicklung zu verpassen?
Hörerfragen: Ist KI in der Musik eine Gefahr?
Fakt ist, die Gefahr ist real. Erst jüngst tauchte ein Song eines Künstlers bei Youtube auf, der offenbar von einer KI generiert wurde. Da es sich um einen Song eines populären Künstlers handelte, flog der Schwindel sehr schnell auf. Die Plattenfirma Universal ließ den Song umgehend löschen.
Wer muss wen schützen? Müssen die Plattenfirmen ihre Künstlerinnen und Künstler schützen oder müssen sie die Künstlerinnen und Künstler selbst schützen? Muss man den Hörer schützen?
Meiner Meinung nach wird die Leistungsfähigkeit von Sprachmodellen oder sogenannter „KI“ massiv überschätzt, denn echte Kreativität ist hier nicht zu erwarten. Allerdings ist für vieles, was sich im Musikmarkt tummelt, auch keine Kreativität nötig. Würde es der Hörer überhaupt wahrnehmen können, wenn eine KI-Stimme von Robert Smith einen neuen Song singt, der uns möglicherweise zu Tränen rührt?
Ich empfinde das Thema aktuell als unglaublich spannend, habe (Stand jetzt) aber auch noch keine verschärften Bedenken bezüglich eines Angriffes auf die Kreativität.
In meinem Bekanntenkreis hat vor kurzem bereits jemand mit entsprechender AI herumexperimentiert und was dabei rumkam möchte ich sowohl von den Lyrics, als auch von allem anderen her gelinde gesagt als ziemlich platten Mist bezeichnen. Einem Dudelfunkhörer, der Musik lediglich als Hintergrundbeschallung laufen lässt mag das zunächst nicht weiter auffallen, aber Musikliebhaber, die auch gern mal auf dem Sofa liegen und sich intensiver mit Texten und dem musikalischen Aufbau befassen sollten hier relativ schnell bemerken, dass in den bisher erzeugten Werken nicht viel drin steckt.
Edit: Wobei ich dir hier noch fix beipflichten möchte, dass auch in vielen „echten“ Songs des Musikmarktes nicht viel drin steckt. ;-)
Nichts desto trotz erkenne ich an, dass die Entwicklung hier rasante Fortschritte macht und kann daher die Sorgen der Künstler nachvollziehen. Auch wenn die aktuellen Produkte oft noch ziemlich mau wirken will ich nicht ausschließen, dass schon bald Weiterentwicklungen gemacht werden, die dafür sorgen könnten dass man einen „echten“ Song der Band XY nicht mehr von jener einer KI zu unterscheiden vermag und für diese Zukunft muss es dann schon vernünftige Reglementierungen geben. Wobei ich ehrlich sagen muss, dass ich Formulierung wie die von Jen Jacobsen schon fast wieder lachhaft bis spießbürgerlich finde: „Berufstätige Musiker haben bereits damit zu kämpfen, in der Streaming-Welt über die Runden zu kommen, und nun kommt noch die Belastung hinzu, mit einer Flut von KI-generiertem Lärm konkurrieren zu müssen.“ Nichts für Ungut, aber sowas hätte auch glatt aus einer Zeit stammen können in der Synthesizer endlich bezahlbar wurden und junge Menschen aus aller Welt auch ganz ohne eine elitäre musikalische Grundausbildung begannen Musik zu fabrizieren. Manchmal stünde auch Leuten etwas weniger Emotionalität und mehr Sachlichkeit gut zu Gesicht, denen ich in der Sache grundsätzlich sogar zustimme. Besser finde ich daher die folgende Aussage:
Das würde ich durchaus unterschreiben. Vor den Entwicklungen im Bereich der KI davonzulaufen wird nicht helfen. Daher braucht es sinnvolle Reglementierungen um sich nicht gänzlich gegenüber diesen Entwicklungen zu verschließen, doch gleichzeitig den Schutz von Kreativität und Künstler gewährleisten zu können. Ich bin nur noch nicht so ganz sicher, ob wir da an den passenden Stellschrauben denn auch wirklich kompetentes Personal sitzen haben. Wenn beispielsweise eine EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen von einem „rechtlichen Rahmenwerk für die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz, dem die Menschen „vertrauen“ könnten.“ spricht (Quelle Tagesschau), dann klingeln bei mir erstmal reflexartig die Alarmglocken.
Das fasst ganz gut zusammen wie man sich diesem Thema (und vielen anderen) – so ganz generell – meines Erachtens nähern sollte: Sich damit auseinandersetzen ja… aber auch nicht blind mit ausgeschaltetem Hirn auf jeden Hypetrain aufspringen.
Wobei speziell Musik echt der LETZTE Bereich wäre in dem ich seelenlosen artifziellen KI-generierten Kram brauche (für ne Warteschleifen-Melodie oder einen Werbe-Jingle oder so klar, meinetwegen, aber das meine ich persönlich jetzt halt nicht mit „Musik“ ;) ).
Volle Zustimmung…
…aber das ist ein ebenso richtiger (und für sich betrachtet irgendwie trauriger) Punkt, der bei dieser Debatte meist nicht berücksichtigt wird :( – Im Mainstream-Pop-Bereich wird derzeit sowieso gecovert, geremixed, gesampled was das Zeug hält… und aktuelle sog. „KI“-Systeme machen ja technisch gesehen vereinfacht gesagt nichts anderes. Den Quark könnte man bald zu großen Teilen auch einfach generieren lassen, viele Konsumenten werden es nicht merken.
Ich stehe dem Thema „KI“ kritisch gegenüber, weil ich Bedenken habe, dass dadurch viele Branchen, nicht nur die Musikindustrie, sondern auch Künstlern im Bereich Grafik ect., dadurch Konkurrenz bekommen. Wer schätzt denn dann noch das echte Können und Schaffen von Menschen, wenn es so einfach ist, anhand einzelner Wörter, ganze Bilder zu erschaffen? Wer wird sich dann noch die Mühe machen, jemanden zu beauftragen, der noch mit Hand malt oder fotografiert. Ich hatte letztes Jahr das Thema schon Mal mit einem Fotografen gehabt und innerhalb dieser Unterhaltung erzählte er mir, dass er Mal mit einem Maler im Gespräch war, der ein Gegner von Fotografie und digitaler Bearbeitung ist. Im Prinzip hat man hier schon ein ähnliches Problem gehabt. Mit fortschreitender Technik, wird echtes Handwerk immer ungefragter.
Und dennoch hat auch die Fotografie die Malerei nicht gänzlich ausrotten können. ;-)
Wie Durante schon recht schrieb bedarf es für eine Telefonwarteschleife, Fahrstuhlgedudel oder einem Werbejingle in meinen Augen kein echtes musikalisches Handwerk. Und auch so gibt es auf dem Musikmarkt bereits jetzt Songs, die inhaltsleerer kaum sein könnten. Dafür könnte meinetwegen bereits jetzt eine KI alles erledigen. Kritischer sehe ich das hingegen bei Musik, die zum bewussten hören gedacht ist und deren Bands ich in Form von Konzertbesuchen und CD Käufen Anerkennung zollen möchte. Mir ist es bereits jetzt schon schleierhaft wie man Konzerte abfeiern kann, bei denen nicht einmal eine echte Band auf der Bühne steht, sondern Hologramme präsentiert werden. Wenn dann noch nicht einmal mehr die Musik von Menschenhand gemacht ist, würde das für mich schlagartig jeglichen Reiz verlieren.
Ich denke daher, dass sich im worst case bisherige Musik ähnlich wie bei der Malerei zu einer Liebhabersache entwickeln könnte, oder sich einfach nicht mehr über einen gewissen underground hinaus entwickelt. Allein von der Musik leben können dann vermutlich aber wirklich nur noch wenige Künstler und ich will mir gar nicht vorstellen wie Konzertpreise dann von diesen Verbleibenden in die Decke schießen würden. Nunja… das alles ist natürlich mir sehr sehr viel wenn und aber verbunden und bleibt daher bislang eher dystopische Spekulation.
„Und dennoch hat auch die Fotografie die Malerei nicht gänzlich ausrotten können. ;-)“
Das sicherlich nicht, aber behaupten muss sie sich trotzdem dagegen. Und wenn wir einfach Mal beim finanziellen Aspekt bleiben, dann wird ein gemaltes Bild immer mehr kosten als ein Fotodruck. Es geht ja schon beim Fotodruck los, dass die Leute geizen und sich lieber die Bilder im Internet holen und ausdrucken, anstatt direkt beim jeweiligen Fotografen zu kaufen – hat der Fotograf mit dem ich im Gespräch war, selbst schon erlebt.
Und ähnlich lief es ja schon vor Jahren in der Musik- und Filmbranche (tut’s jetzt bestimmt auch noch), als die illegalen Downloadprogramme sich großer Beliebtheit erfreuten und die Leute lieber downloadeten statt zu kaufen. Wie du schon sagst, Dinge, die von Hand gemacht werden, werden immer mehr zur Liebhaber-Sache werden. Eigentlich schade, wenn Menschen nicht das Können anderer schätzen können.
Das ganze warf und wirft eben die generelle Frage auf, in wie fern sich Kunst in einer breiteren Form überhaupt mit unserem zumeist seelenlosen Wirtschaftssystem vereinbaren lässt.
Um mich da nicht falsch zu verstehen: Mir schmeckt es auch ganz und gar nicht, wenn künftig noch mehr Menschen ihre schöpferischen Leidenschaften opfern oder zumindest zurückstellen müssen, damit diese über den Verkauf ihrer Arbeitskraft innerhalb der Marktprinzipien von Angebot und Nachfrage ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Dennoch kommen wir ja nicht umhin diesen Umstand zunächst einmal als gegeben hinnehmen zu müssen. Für Lösungen bin ich aber stets offen.
Ja, wobei man hier der Fairness halber auch einräumen muss, dass dies eine sehr kulturell bedingte Sichtweise ist. In der chinesischen Kultur wird beispielsweise gerade das Kopieren und Nachahmen als ein Zeichen der Achtung und des Respektes gegenüber dem Original verstanden. Vereinfacht übersetzt: Was besonders oft kopiert wird muss ja besonders gut sein. ;-)
„In der chinesischen Kultur wird beispielsweise gerade das Kopieren und Nachahmen als ein Zeichen der Achtung und des Respektes gegenüber dem Original verstanden. Vereinfacht übersetzt: Was besonders oft kopiert wird muss ja besonders gut sein. ;-)“
So kann man das natürlich auch sehen 😂. Vielen Dank für diesen Blickwinkel, vll. schaffe ich es auch ihn irgendwann zu leben! War mir sogar tatsächlich neu, dass das in China so ist.
Wenn innerhalb der Musik “ kopiert“ wird, kann das allerdings sehr schnell langweilig sein, wenn alles gleich klingt. Wenn man wiederum zur Mode schaut, gerade innerhalb der Szene, wird ja auch auf eine gewisse Weise „kopiert“. Wie oft sieht man etwas, was einem gefällt und integriert es in seine Optik bzw. Outfit. Also muss da was dran sein. Das aber nur am Rande als Gedanke, ich will nicht komplett vom Thema abschweifen 😁.
Naja, das ganze hat aber auch in China seine Haken und Ösen, die tief in der chinesischen Kultur verankert liegen. Die Ritualisierung und die Achtung von Traditionen sind da selbst bei alltäglichen Handlungen ein wichtiger Bestandteil der chinesischen Kultur. Spontanität, Improvisation, Originalität oder Selbstverwirklichung sind hingegen weitgehend verpönt, was zusammen mit der Angst vor dem Gesichtsverlust zu einem erhöhten Konformitätsdruck führt.
Genau deshalb stoßen Botschafter unseres westlichen Wirtschaftssystems in China beim Thema Produktpiraterie aber so oft auf taube Ohren, bzw. bekommen lediglich ein höfliches „Jaja.“ mit auf den Weg. In China darum zu bitten nicht mehr westliche Produkte zu kopieren kommt da nicht nur dem Wunsch nahe doch die Anerkennung eines Produktes in Form von Nachahmung zu unterlassen, sondern auch gegen gesellschaftliche Erwartungen innerhalb Chinas zu schießen und sich somit wohlmöglich einem Gesichtsverlust hinzugeben.
Ich finde es gut, dass Robert hier das K und das I in Anführungszeichen gesetzt hat. Über das K lässt sich kaum streiten, denn es werden künstliche Ausgaben erzeugt. Über das I lässt sich umso mehr streiten.
Ich bin der Meinung, dass da nix intelligent ist. Das Ganze basiert auf Pattern Matching, Algorithmen u.v.m. Alles Sachen, die es schon lange gibt und die man jetzt, Dank mehr Rechenleistung, verbunden hat.
Der Begriff „KI“ ist zur Zeit ein Verkaufsschlager, ähnlich wie zuletzt Blockchain bei den ganzen Cybercoins und NFTs. Davon redet auch keiner mehr, weil die Coin-Bros jetzt Newsletter für Promt Engineering verkaufen. Es wird jedoch auch an wirklichen digitalen neuronalen Netzen gearbeitet. Das möchte ich nicht bestreiten.
Die Technik ist jedenfalls jetzt da und dann wird sie auch ihre Anwendungen finden. Bei mir kommen da auch andere Fragen auf. Wie soll denn die Zukunft aussehen, wenn die „KI“ selbst älter wird? Zur Zeit haben wir Software, die mit Trainigssatz X trainiert wird. Wie geht das weiter, besser wie „lebt“ die „KI“ weiter? Sie müsste doch dann altes Wissen vergessen, weil es in der Eingabe weniger vorkommt. Und was passiert wenn „KI“ von „KI“ lernt? Wenn ich ein Bild als jpg speichere und das dann als jpg vom jpg usw. werden die Artefakte dann besser?
Eine berechtigte Sorge ist sicher, ob wir nicht etwas verlernen.
Ich nehme mal das Beispiel -Large Language Model-, weil das bekannter ist.
So ein Language Model ist ein Puzzlealgorithmus. Es lernt, welche Puzzleteile zusammen passen. Es hat statistische Werte gelernt, z.B. was sich zusammen „falsch anfühlt“.
Praktisch: Du gibst ihm Puzzleteile und dann puzzlet es dir einen neuen Text.
Beispiel: Du gibst einem Kind ein Puzzle mit einem Bild einer Eule, und es puzzlet das Bild zusammen, daraus folgt nicht, dass es verstanden hat, was eine Eule ist. Und wo sie ist, wie groß sie ist, wo sie herkommt, was für biologische Zusammenhänge mit der Eule einhergehen, ob es die Eule überhaupt gibt oder ob das Bild nicht einfach Scifi ist usw.
Und so wie bei Bildern und Texten ist es auch bei der Musik. Mit dem richtigen Prompt kann man sicher neue Musik bauen. Das bedeutet jedoch nicht, dass das auf ewig funktioniert.
Die Technik und die Musik sind beide nicht das Problem. Das Problem sind die Abhängigkeiten des Marktes. Die heutigen Künstler sind in einer Welt von Copright und Urheberrecht groß geworden. Ich bin kein großer Freund davon, aber ich sehe die Notwendigkeit, dass Künstler in einer marktorientierten Welt leben, in der ihre Werke geschützt sein müssen, um zu überleben. Vielleicht sollte man mal überlegen, ob wir das alles so noch mitmachen können, ob es noch zeitgemäß ist. Zum Sampling gab es ja bereits Gerichtsverfahren, z.B. Moses P. vs. Kraftwerk. Das ist nun noch schwieriger geworden und sieht im Augenblick nicht gut aus. Jedoch denke ich, dass die Menschheit einen Weg finden wird, um weiterhin eigene Kreativität zu entwickeln, auch mit der Technik.
Die sogenannte „KI“ ist nicht der Weisheit letzter Schluss, sie wird aber ihre Spuren hinterlassen.
Du sprichst mir aus der Seele… auf Basis von einem Berg von Trainingsdaten die „wahrscheinlichste“ (nicht unbedingt richtige!) Antwort oder Ausgabe zu generieren hat einfach noch nichts mit Intelligenz zu tun, es fehlt echtes Verständnis für die Aufgabe und deren Lösung (und Bewusstsein wär dann sowieso nochmal was völlig anderes) – Sieht man ja auch recht gut daran dass Bildgeneratoren immer noch gerne Menschen mit zu vielen oder zu wenigen Fingern oder verkrüpelten Händen erzeugen – Die Systeme „wissen“ halt nicht was eine menschliche Hand wirklich ist, wie sie funktioniert und was sie kann, sie imitieren nur die ihnen bekannten Bilder ohne dass diesen irgendeine Bedeutung innewohnen würde… Bereits ein Kleinkind ist zumindest in der Beziehung intelligenter/verständiger.
Sind LLMs & Co. praktisch und für manche Aufgaben brauchbar? Sicherlich. Aber mit dem Begriff „Intelligenz“ sollte man eigentlich schon sparsamer umgehen bzw. dafür höhere Anforderungen stellen.
Ich bin absolute Nostalgikerin, doch ist mir auch bewusst das nichts so bleibt wie es mal war.
Grundsätzlich befürworte ich wissenschaftliche und technische Fortschritte, und wir haben ihnen auch viel zu verdanken, z.b. im Bereich der Medizin. Telefone und Züge zum Beispiel, find ich an und für sich auch ziemlich dufte, da gab es früher sicherlich auch viele Skeptiker ; )
Es ist immer eine Gratwanderung ob es sich wirklich um nützliche Weiterentwicklungen handelt oder ob es nur um das Höher, Schneller, Weiter geht.
Momentan schätze ich die Gefahr für die Kreativität auch eher gering. Und ich stamme selbst aus dem kreativen Bereich. Kunst ist so vielschichtig und es braucht vor allem auch Emotionen, Tiefe, Seele!
Gerade dieser Punkt, der fehlenden Emotionen/ Empathie könnte aber in anderen Bereichen durchaus für Probleme sorgen, z.B. wenn KI‘s für wichtige Entscheidungen eingesetzt werden, z.B. wer einen Job bekommt, oder Diagnosen erstellt werden.
„KI- Kunst“ und echte Kunst, allerdings verhält sich zur Zeit, meines Eindrucks nach, wie eine echte Himbeere zu einer Plastikhimbeere.
Wie sich die Dinge in Zukunft entwickeln, weiß man nie und es ist auch schwer sowas vorherzusagen. Generell sind es jedoch nie die technischen Errungenschaften selbst die ein Problem darstellen, sondern wie der Mensch sie einsetzt.
Ps. : Passenderweise läuft bei mir als Hintergrundrauschen ARD Alpha und Thema: das Spannungsfeld von Fortschritt und aussterbendes Handwerk/ Traditionen.
„Momentan schätze ich die Gefahr für die Kreativität auch eher gering. Und ich stamme selbst aus dem kreativen Bereich. Kunst ist so vielschichtig und es braucht vor allem auch Emotionen, Tiefe, Seele!“
Will ich definitiv nicht in Frage stellen, aber setzt das nicht auch vorraus, dass der jeweilige Betrachter oder Hörer auch darüber verfügt? Es geht ja schon da los, dass jeder auch eine andere Wahrnehmung hat. Nicht jeder wird das gleiche beim betrachten oder hören empfinden, geschweige das selbe wie der Künstler. Und manche werden sich bestimmt auch an eher platten Sachen erfreuen können, die weniger mit Emotionen gefüllt sind.
Ich habe mit KI noch nicht gearbeitet, aber wenn ich zum Beispiel sehe, was Orphi für tolle Bilder, für ihre Clips, damit kreiert und bedenke, was für eine moderne und technisierte junge Gesellschaft wir heranziehen, dann sehe ich tatsächlich etwas schwarz, dass da noch viele echte Emotionen Platz finden. (*Im Sinne von selber ausleben und schaffen, und nicht der KI alles zu überlassen). Mit den geschmacklosen Texten unter Gürtellinie, die heute teilweise schon gehört werden, will ich erst gar nicht anfangen.
Ich behaupte, das können nur sehr weniger Hörer differenzieren, da Musik ja auch durch Klang, Instrumentierung und Inhalt durch den Hörer emotionalisiert wird, nicht allein durch die Performance. Ich schließe mich da mit ein.
In diesem Zusammenhang könnten Live-Events abermals an Bedeutung gewinnen, denn dadurch, dass der Künstler seinen Song „lebt“ gewinnt er zusätzlich an emotionaler Tiefe. Robert Smith ist da stellenweise ein gutes Beispiel.
„KI“ kann nicht erschaffen, sondern nur neu zusammensetzen. Wie Klemmbausteine. Die neu zusammenzubauen und etwas zu erschaffen, was in seiner Gesamtheit wieder als Kunst gesehen werden kann, leistet „KI“ meiner Ansicht nach nicht.
Oooohja, in der Tat!
Das hast du gut gesagt Robert – Mit DEN zwei Sätzen ist eigentlich (über aktuelle Systeme) alles essentielle in dem Kontext zusammengefasst.
Stimmt schon, vieles wird (hinsichtlich emotionaler Tiefe) ja erst durch das Zusammenspiel vieler kleiner Komponenten ein Ganzes. Ich habe da grad Profitänzer vor Augen, die der Musik ja erst durch ihre Art, wie sie sich dazu bewegen, Leben einhauchen.
Vll. traue ich „KI“ tatsächlich einfach zu viel zu oder schätze die Gesellschaft zu platt ein. In der Hinsicht bin ich natürlich nur um Tunnelblick, weil ich befürchte, dass Wertschätzung für Menschen, die noch Mühe und Herzblut in etwas stecken, verloren geht. Während andere es sich leicht machen und die Arbeit an die Technik weitergeben. Wobei wir das ja schon an vieler Stelle haben. Wo einst Menschen Leergut entgegen nahmen, stehen heute Automaten und während vor Jahren noch Menschen einen abkassierten, macht man das vereinzelte inzwischen selber. Aber ich fange an abzuschweifen…
Es geht ja nicht nur um die Erschaffung von Musik, es geht ja auch um Blasen. Die KI schlägt Musik vor und stellt Playlists zusammen. Hörer die X hörten würden auch Y hören. So werden Blasen geschaffen, vielleicht auch geschlossene Systeme. Künstler die eine KI nicht kennt, kommen im System nicht vor. Der Hörer bzw die Hörerin der oder die sich bei der KI bequemt bedient sitzt dann in dieser Blase. Kulturelle Abschottung und Verwarnung, evtl unbewusst, evtl bewusst ist die folge. Eine Katastrophe für den Hörer, eine Katastrophe für jeden Künstler der vom hören seiner oder ihrer Musik lebt. Man kann so Aufmerksamkeit und Geld sehr gut lenken, und Hörer und Künstler von Systemen abhängig machen, oder als Alternative ganz einfach ausschließen. Die Bündelung von Macht und Geld durch KI ist eine Gefahr, wenn Menschen zu bequem oder intelligent sind, ihr einfach in den A… zu treten und zu sagen: Okay, danke, nein, ich denke und suche selber aus… auch außerhalb von dir.
Das würde ich so absolut unterschreiben. KI kann vielleicht in mancher Hinsicht hilfreich sein, aber so, wie das derzeit gehypt wird, wird das Ganze sicher nur denjenigen nutzen, die Kontrolle und Macht haben, um noch mehr Geld zu scheffeln, mit noch weniger Aufwand. Ich denke, dass es kein Kontrollsystem geben wird, was den Nutzern der KI und der KI selbst auf die Finger schaut. Dazu wird das System über kurz oder lang auch so ausgeklügelt sein, dass man KI nicht mehr von der Realität unterscheiden kann. Ich persönlich brauche keine KI, solange ich noch im Besitz meiner vollen geistigen und körperlichen Fähigkeiten bin und in der Kunst und Kultur schon mal garnicht. Kann von mir aus weg. ;)
Die Blasen haben ja schon in den letzten Jahren die Algorithmen hervorgerufen, jetzt nennt man sie „KI“, bitteschön. Und schon vor ebenfalls ein paar Jahren hat ein Freund von mir auf Spotify immer freitags sich die neuesten Releases angehört, die in seinem Interesse waren. Spotify hat seine User dann gedrängelt unbedingt einen Lieblingsstil und -künstler auszuwählen. Er wurde nicht mehr auf die Suchmaske gelassen und somit zur Auswahl genötigt. Nun wollte er das natürlich nicht, um sich so unabhängig wie möglich zu informieren und schrieb Spotify eine E-Mail mit dem Inhalt: „Ich bin schon groß und kann meine Auswahl selber treffen.“ Ich habe mich köstlich darüber amüsiert. Leider erhielt er keine Antwort.
Ich glaube, dass es immer genug Menschen geben wird, die denken und selber aussuchen werden.
Ich hab mich mit KI – allerdings den Bilderzeugenden welchen – schon näher auseinandergesetzt, einfach weil es in meinem derzeitigen nebenberuflichen Studium ein großer Faktor ist (Grafikdesign).
Wir hatten schon extra-Workshops und so einige Diskussionen zu dem Thema, weil das natürlich in dem Fachbereich ein großes Ding ist.
Viele unserer Dozenten nutzen KI für ihre Kundenaufträge ganz selbstverständlich – und eigentlich hat niemand wirklich Angst daß menschliche Designer demnächst arbeitslos sind, wie hier schon oft gesagt wurde – dafür fehlt dem „K“ in der Realität doch noch sehr an „I“ – am Ende ist es nur Code, zwar ziemlich beeindruckender aber – an menschliche Kreativität kommt das alles noch lange nicht ran.
Es kann aber ein interessantes Werkzeug sein (und eines daß die unkreativen Dinge schnell abhaken kann) – und ein spannendes Spielzeug um kreative Prozesse im eigenen Hirn anzuschubbsen – in der Art hab ich bildgebende KIs auch schon ein paarmal genutzt.
Nur als Kostümdesigner taugt KI nicht so gut, die Ergebnisse meiner Spielereien damit waren – interessant aber – unmöglich in die Realität umzusetzen.
Ich denke daher auch nicht daß KI die Fotografie oder Malerei verdrängen wird – oder in dem angesprochenen Fall, die menschengemachte Musik (im Grafik-Bereich bin ich eben selbst stärker involviert) – wenn man in die Geschichte schaut, so sieht man, daß sich bei solchen technischen Neuerungen immer auch Gegenbewegungen gebildet haben, und ich denke, das passiert auch gerade jetzt – den offenen Brief würde ich als sowas interpretieren. Also – Gruppierungen auf Künstler- wie Konsumentenseite, die eben speziell das Handgemachte schätzen.
Man sehe sich die „Arts and Crafts“ Bewegung an, die der beginnenden Industrialisierung des 19. Jahrhunderts mit Betonung auf Handwerk und traditioneller Kunst entgegengetreten ist – und die so maßgebender Impuls für das spätere Bauhaus war.
Klar sollte man mit solchen neuen Technologien immer mit Bedacht umgehen. Im Fall von „KI“ gibt es noch genug Baustellen, wie Urheberrechte, oder der Forderung KI-Generiertes zu kennzeichnen – sowas ist absolut notwendig und da muss noch einiges passieren.
Die größte Gefahr liegt da aber sicher nicht in der sogenannten „KI“ selbst, sondern bei den Geldsäcken in den großen Konzernen.
Soweit ich weiß war „KI“ auch einer der Gründe für die SAG-AFTRA-Streiks – wo es darum ging daß Produktionsfirmen mittels KI-Systemen Gesichter und Stimmen von Schauspielern nachbilden wollten, was erstens den echten Schauspieler überflüssig machen würde – und auch die Frage nach dem Recht am eigenen Körper, sowie moralische Fragen die da mit dranhängen, aufgeworfen hat.
In der Musikbranche wird das wohl ähnlich sein, insofern – ist das natürlich notwendig daß man sich als Künstler rechtzeitig zu Wort meldet bevor die Konzerne die Technologie mißbrauchen.
Als Konsument hat man da natürlich auch Mittel und Wege das mit zu beeinflussen, aber das erfordert Aufklärung und Transparenz – was auch heißt daß Wertschätzung für Handgemachtes in den Fokus genommen werden muss.
Das Problem hab ich ja selbst – meiner Kundschaft geht zunehmend das Gefühl für anständige Kleidung abhanden … aber das ist ein anderes Thema.
Vielen Dank für den Einblick! Ich persönlich finde es ja immer interessant, wie Leute, die näher an Themen dran sind, etwas wahrnehmen. Man bekommt das ja doch nochmal anders mit als ein Laie, wie ich zum Beispiel.
Ich hätte eben gerade gedacht, dass eine „KI“ in Sachen Bilder genauer arbeitet als es eine Menschenhand vll. manchmal kann. Als Inspirationsgeber habe ich KI’s tatsächlich noch nicht betrachtet.
Es ist sehr hilfreich, dass du hier Erfahrungen zum Umgang mit KI im kreativen Bereich schilderst. Danke! Das holt das Ganze für mich aus der Ecke dystopischer Bedrohungen heraus. Eine rationale Auseinandersetzung mit den kreativen Möglichkeiten von KI halte ich für wichtig, um deren Verwendung richtig einordnen zu können. Dabei bin ich auch in meiner Abwehrhaltung von vornherein nicht konsequent, denn wie Orphi KI in ihren Videos nutzt, hat mir gleich sehr gut gefallen.
Ich antworte hier mal an graveyardqueen und @maren in Einem :)
Ich verstehe durchaus daß das Thema im ersten Eindruck Bedenken bis regelrechte Ängste schüren kann.
Kritisch sein ist immer gut – man sollte eben darauf acht geben, woher man seine Informationen bekommt – Artikel die rein auf die emotionale Schiene fahren sind meistens Mist.
Wird ja auch bei politischen Themen, und gern von gewissen unangenehmen Seiten bewusst so gemacht daß lediglich emotionalisiert wird, ohne wissenschaftlich belegbare Fakten zu liefern. Insofern hinken wir wahrscheinlich kollektiv auch etwas hinterher was „Medienkompetenz“ angeht – die Technologie macht das aber zunehmend notwendig daß wir imstande sind, das alles sachlich zu bewerten.
Aber – wie gesagt, am Ende sollte man nicht vor der Technologie Angst haben, sondern vor den Leuten die sie mißbräuchlich einsetzen – für Fake News, oder zum gewissenlosen Kohle scheffeln. An dem Punkt dürfen wir den Anschluß nicht verlieren und müssen unbedingt solchen Leuten möglichst gleich auf die Pfoten hauen, bevor wirklich was passiert. Die KI ist nicht bösartig – Menschen aber bisweilen dafür sehr.
Es wird die Medienlandschaft und damit die Gesellschaft definitiv verändern, aber – von SkyNet sind wir noch sehr, sehr weit entfernt und in die Richtung wird es wohl auch eher nicht gehen. Solange wir noch nicht vollständig verstehen, was Bewusstsein und Intelligenz wirklich ist, können wir es auch nicht nachbauen – höchstens auf dem Stand des aktuellen Wissens irgendwie imitieren.
Das kann beeindruckend sein – grad wenn man mit ChatGPT etwas „schwafelt“ kann das schon gespenstisch sein. Am Ende aber ist es trotzdem – nur eine Maschine.
Schauen wir nochmal zur Malerei, zum Zeitpunkt als die Fotografie aufgekommen ist.
An dem Punkt hat die Malerei ganz klar den Zweck verloren, Dinge naturgetreu abbilden zu müssen – gab damals auch Proteste von Künstlern die ihren Beruf in Gefahr sahen.
Im Gegenzug ergaben sich dadurch aber ganz neue Möglichkeiten – Malerei konnte sich nun darauf verlegen, die Dinge ausdrücken die nicht sichtbar waren – Gefühle, fantastische Welten, Gedanken … da muss man nur auf die Strömungen der Malerei im frühen 20. Jahrhundert schauen – Expressionismus, Surrealismus … sprich, die Malerei wurde nicht irrelevant, sie hat sich neue Ausdruckmöglichkeiten gesucht, im Gegenzug konnte die Fotografie Dinge festhalten die in der Malerei unmöglich sind – Schnappschüsse, Momentaufnahmen, ungewöhnliche Ansichten und Perspektiven – wenn man für ein Bild Tage oder Wochen braucht um es fertigzustellen, dann kann man nur statische Motive abbilden – und zusammen hat das unsere Sicht auf die Welt nachhaltig beeinflusst.
Ich bin mir sicher daß wir eine irgendwie ähnliche Verschiebung mit KI erleben werden, über kurz oder lang, und das finde ich schon sehr spannend. Ersatz ist es aber nicht, nur ein weiteres Werkzeug – und als nichts anderes sollte man es betrachten.
Ich zeichne und male ja selbst – KI gibt mir da eine Möglichkeit, mir eine Vorlage für zB eine schwierige Perspektive, oder Körperhaltung zu generieren – ich muss keine Vorlagenfotos suchen, die eventuell auch Urheberrechten unterliegen, oder mir ein Model suchen das ich abfotografieren kann – was auch wieder eine Zeitfrage ist. Da gehts ja auch um Licht setzen und anderen aufwendigen Kram.
Allerdings hat KI oft das Problem daß Hände völlig verkorkst sind, oder schonmal Gliedmaßen aus Stellen wachsen, wo sie nicht wirklich hingehören – es sei denn man möchte explizit etwas cthullu-oides zeichnen :D – insofern – so genau ist KI nicht wirklich.
Da wo ich KI-Vorlagen bislang genutzt habe, sieht mein selbst gemaltes Ergebnis ganz anders als die Vorlage aus, da ich nichts 1:1 abzeichne, sondern eigentlich nur für gewisse Details Referenzen brauche.
Und zum Spielen ist KI wirklich super – es haut oft einfach auch den eigenen Gedankenprozess an wenn man sich selbst erlaubt einfach mal hohl zu drehen und schrägen Kram in den Prompt zu packen, ich glaub den größten Spaß hatte ich bislang mit „ein Stück Käse auf einem mechanischen Pilz im Barock-Stil“ – die Ergebnisse waren – völlig überraschend und sehr abgedreht :D – und man kann das im eigenen Hirn wieder weiterspinnen – am Ende übernimmt man vielleicht nur ein Muster-Detail für einen Klamotten-Entwurf oder packt eine Form die man drin sieht in ein Verpackungsdesign (so als Beispiele) … so funktioniert menschliche Kreativität, das kann KI einfach nicht. Aber sie kann einem eben auch mal Input geben, den man so nicht auf dem Schirm gehabt hätte.
Für meine Fotografie-Semesterarbeit hab ich mich mit ChatGPT wegen einem passenden Titel „unterhalten“ – der „Kerl“ hat mich dann auf eine gute Idee gebracht – die ich allerdings selbst nochmal neu formuliert habe. Sonst würd ich heute noch brüten ..
Zudem hat jedes System seine eigenen Stärken und Schwächen, ich hab das meiste bislang mit der Adobe Firefly gemacht und Dream Studio – das ist ein Stable Diffusion Klon. Und beide sind wie Tag und Nacht.
BTW, wenn sich jemand nun näher mit dem Thema beschäftigen möchte – eine unserer Dozentinnen von meiner Uni (bei der ich auch einen Workshop gemacht habe) hat ein Buch zum Thema geschrieben – ich hab es selbst noch nicht geholt, werde es aber noch tun:
https://amzn.eu/d/0KALlC5
Oh, das ist jetzt wieder arg lang geworden … ich war grad in Fahrt :D
Wirklich sehr aufschlussreich deine differenzierte Haltung zum Thema. Ich kann im Grunde alles nachvollziehen was du beschreibst und sehe es ganz ähnlich.
Ein Blick in die Kunst und Kulturgeschichte zeigt sehr schön das neue Technologien traditionelle Kunstgattungen nicht abgelöst haben. Ganz im Gegenteil zu neuen Ausdrucksformen und künstlerischen Stilrichtungen geführt hat. Selbstverständlich hat sich durch diese Medienrevolutionen viel verändert, aber Veränderung ist auch Motor von Kreativität. So hat die Fotografie das möglichst genaue Abbilden von Realität nicht mehr nötig gemacht und es haben sich im Zuge dessen abstrakte Richtungen wie z.B. der Kubismus ausgebildet (natürlich sind bei der Entstehung von neuen Stilen immer viele Faktoren beteiligt, das ist von mir natürlich sehr verkürzt und vereinfacht dargestellt…).
Ein weiterer interessanter Punkt den du ansprichst, die Gegenbewegungen. So gibt es bis heute auch Maler die fotorealistisch malen. Weil es in der Kunst einfach um so viel mehr geht als einfach nur ein (Ab -)Bild; oder zurück zur Musik, eine Zusammenstellung von Tönen, zu erstellen. Es ist immer auch Text, Kontext, Zeitgeschichte und die Biografie des Künstlers, die eine Rolle spielt.
Auch deine Kritikpunkte sind absolut schlüssig. Vermutlich sind KI’s die größte Medienrevolution seit dem Buchdruck. Und es gibt unzählige Fragen, die man sich diesbezüglich stellen muss, ebenso wie es klare Leitlinien und Regeln braucht.
Oh, da haben wir uns wohl gerade überschnitten, als ich meine Antwort vorhin getippt habe.
Auf jeden Fall – völlige Zustimmung zu allem was Du da geschrieben hast!
Wow, das Titelbild für diesen Artikel halte ich für gut gelungen: Es triggert bei mir sämtliche dystopischen Vorstellungen zum Thema KI. Seelenloser Androide mit glühenden Augen (der Künstler der Zukunft) manipuliert von der Bühne aus eine Masse, die ebenfalls ihre Seele (und ihren Verstand) verloren hat und kein Will Smith der uns da raus hilft. Mir wird eiskalt. Emotionale Reaktionen meinerseits ausgelöst durch etwas, das selbst keine Emotionen besitzt? Grauenhaft. Das ist mein erster Impuls. Schon die Veröffentlichung eines „allerletzten“ Beatels-Songs, bei dem KI die Stimme John Lennons von einem Demoband gefiltert hatte, fand ich fragwürdig (Das wurde letzten November in den Medien als tolle Sensation gehypet). Dabei wurde betont, dass hier keine Urheberrechte verletzt worden sind und der Tote bestimmt einverstanden gewesen wäre. .. Naja, in manchen Dingen bin ich einfach kein moderner Mensch. „Wer muss wen schützen?“ Nun, was den Hörer angeht, Der kann-denke ich- nur sich selbst schützen. Das setzt allerdings voraus, dass er KI generierte Musik erkennt, und das wiederum setzt voraus, dass er/ sie sich intensiv mit der bevorzugten Musik auseinandersetzt und mit den Möglichkeiten der KI in diesem Bereich. Ein Idealfall?
Vor schon einiger Zeit hat man auch die unvollendete 10. Sinfonie Beethovens mit 2 Sätzen durch „KI“ erweitert. Das Ganze wurde durch die Telekom gesponsert. Viele Experten haben hier eine Auswahl getroffen und war für die technische Wissenschaft sicherlich ein schönes Forschungsprojekt, aber große Anerkennung hat es danach nicht gegeben, weil die Hörer dann doch skeptisch sind. In dem Fall wurde auch mit offenen Karten gespielt und die Leute wussten, dass die Noten generiert, jedoch von einem echten Orchester gespielt wurden. Wenn die „KI“ auch den Sound liefert, ist das sicher wieder eine andere Sache. (auch hier waren vordergründig Algorithmen am Werk, die man „KI“ genannt hat)
Es wurde wohl auch mal eine Untersuchung gemacht, dass man 2 Bands (aus echten Menschen) zusammengestellt hat und diese haben streng nach Noten ein und denselben Song eingespielt. Alles in einem Studio, dieselben Instrumente und Bedingungen. Man hat festgestellt, dass beide Bands in ihren Aufnahmen einen persönlichen „Fingerabdruck“ hinterlassen. Die Auswertung fand auf der Basis von Frequenzen statt.
Ich glaube, dass man das Ohr gut täuschen kann, vor allem bei elektronischer Musik, nur tiefgründig geschaut, kann man da derzeit sicher noch die Herkunft erkennen.
Skynet kommt recht zaghaft aber immer mehr so langsam in die Gänge…
Fangt schon mal an eure Kinder für den Kampf gegen die Maschinen zu trainieren…
:o)
In meiner Musiker- und Produzenten-Bubble ist KI seit einigen Wochen ein ziemliches Angst-Thema. Der Grund ist das KI-Modell Suno. Damit lassen sich mit ein wenig Einarbeitung extrem gute Ergebnisse erstellen.
Hier mal ein Beispiel was ich vor ein paar Tage innerhalb von nur 20 Minuten (!) gebastelt habe. Ich habe den Songtext von Lady Gagas „Poker Face“ genommen, nur minimal umgestellt (sodass es auf einen heterosexuellen Hard-Rock-Sänger passt) und die KI – vereinfacht gesagt – angewiesen draus einen 80er Jahre Hard-Rock-Song zu machen. Okay, ein paar mehr Arbeitsschritte kommen da schon bis zum fertigen Song… Aber halt nix was ewig dauert.
Hört euch das mal an und seid ehrlich:
Würdet ihr es erkennen, dass es KI-generiert ist, wenn ihr es im Radio oder im Hintergrund einer TV-Serie oder eines Games hören würdet?
Hier der Link: https://suno.com/song/1a017f8b-a832-4b2d-bec8-ca021df39db6
Es ist eine Neuinterpretation, hat also ne komplett andere Melodie als das originale „Poker Face“ – zeigt aber auch ganz geil, wie austauschbar Musik sein kann. (Cover-Versionen, also mit der Original-Melodie sind mit dieser KI nicht möglich, aber wer weiß welche KI-Modelle es gibt, die nicht für die Öffentlichkeit gedacht sind?) – Der einzige Fehler, den die KI gemacht hat, war im ersten Chorus den Satz „No, she can’t read my poker face“ zu ignorieren. Da es aber ne geile Melodie erzeugt hat, habe ich es so gelassen. Auch weil dadurch im zweiten Chorus ne leicht andere Melodie berechnet wurde. (Und warum ausgerechnet „Poker Face“ von Lady Gaga? Ist halt nen geiler Text, der sich für Hard Rock eignet. :D)
Der Adrian schrieb in seinem Kommentar, dass KI keine kreative Prozesse ersetzen kann. Ich bin komplett anderer Meinung, und viele Produzenten und Musiker mit denen ich in den letzten Tagen gechattet habe ebenfalls. Sicher, echte Koryphäen und Virtuosen a la Tori Amos oder Dream Theater wird eine KI niemals ersetzen können.
Aber ALLES was so „Gebrauchs-Musik“ ist, kann diese KI problemlos JETZT SCHON ersetzen: Jingles, Soundtracks, Hintergrundmusiken, Openings usw. – Das wird die Musikbranche radikal umwälzen in den nächsten Monaten (Nicht Jahre, Monate!!). Warum sollte man noch einen echten Musiker damit beauftragen Podcast-Jingles oder Werbemelodien zu komponieren? Warum sollte man als Games-Produzent noch einen echten Musiker beauftragen irgendwelche Ambient-Hintergrundmusik für ein Videospiel zu komponieren? So lässt sich die Liste beliebig erweitern. Und das Ding ist, Suno ist noch im frühen Stadium – aber bereits extrem gut und mächtig! Und KIs werden nicht in Jahren besser, sondern Wochen und Monaten.
Was dazu kommt, anders als bei Bild-KIs: Fehler im Bild sieht man sofort. Leere Augen, Gesichter aus dem Uncanny Valley – oder puppenhafte Gesichter. Oder tatsächlich sowas wie falsche Hände. Und klar: Ein professioneller Musikproduzent wird KI sehr wohl heraushören. Aber: Fehler in KI-Bildern sind für den Laien SOFORT erkennbar und enttarnen Bilder als KI-Bilder. Kleine Fehler in KI-Musik ist jedoch weit weniger einfach zu erkennen. Auch weil Musik heute eben vorrangig als Hintergrundberieselung konsumiert wird. Und da fallen solche Fehler weit weniger bis gar nicht auf. Zudem schaut euch an wie generisch in den letzten 10 Jahren die populäre Musik geworden ist…