Werbung finde ich schon nervend, Schleichwerbung ist hinterlistig und macht selbst in der Blogosphäre nicht Halt. Der jüngste Fall, bei dem die Onlinekosten GmbH / Basic Thinking.de Blogger für den Einbau von Keywords angeworben hat, erhitzt die Gemüter. Bloggergate ist in aller Munde, auch in meinem.
Es ist schrecklich wie leicht man sich konditionieren lässt. In meiner Jugend war das Privatfernsehen ein Phänomen, dem man kaum Erfolgschancen einräumte, bestand es doch schon damals aus Werbung und Wiederholungen. Bei den öffentlich-rechtlichen gab es pünktlich zur Abendlichen Unterhaltung keine Werbung mehr und der samstägliche Tatort in dem Rüpelkommisar Schimanski die Straßen Duisburgs unsicher machte, wurde entsprechend zelebriert. Es wurde Getränke bereit gestellt, Knabbereien wurden aufgestellt und jeder ging noch ein mal schnell auf die Toilette bevor es los ging.
Heute hat sich die Lage dramatisch geändert. Das Privatfernsehen führt die Einschaltquoten an, Werbeunterbrechungen gehören zum Alltag. Wir sind darauf konditioniert in der Werbung alle Erledigungen zu machen, die wir sonst im Vorfeld hätten machen können. Viele Menschen fühlen sich von der Werbung genervt, obwohl die meisten einen Film von DVD anhalten müssen um zwischendurch auf die Toilette zu gehen. Offensichtliche Werbung empfinden viele als störend, wird weggeschaltet, ausgeblendet oder im Internet mit Werbeblockern blockiert. Werbetreibende sind natürlich nicht auf den Kopf gefallen um nutzen immer subtilere Methoden um uns auf Produkte aufmerksam zu machen, die wir vermeintlich brauchen.
Eine besonders beliebte Form der subtilen Werbung ist die Schleichwerbung, bei dem es sich nicht offensichtlich um Werbung handelt, sondern bei der Werbung zum Inhalt gehört. Wenn Daniel Craig sich im jüngsten James Bond beispielsweise ein Glas seines Lieblingsgetränks einschenkt, ist das Etikett deutlich zu sehen und soll dem Zuschauer suggerieren: Das Zeug trinkt sogar James Bond, als MUSS ich es ihm gleich tun um ein bisschen so zu sein wie er.
Auch in Blogs ist Werbung nichts neues. Viele Blogger setzen auf Google AdSense, nutzen Flattr oder sind sogar so bekannt, das sie sich durch bezahlte Werbung zu „Partnern“ finanzieren können. Jetzt vermischen sich zwei Dinge, die ungleicher nicht sein könnten: Qualitativ guter Content (Ausnahmen bestätigen die Regel) und Werbung innerhalb dieses Inhalts. Das kann man offensichtlich machen und darüber schreiben das man gerade für irgend etwas wirbt, oder man macht daraus Schleichwerbung indem man nicht sagt das es Werbung ist und spezielle Keywords und/oder Links in seinen Artikel einfließen lässt. Das finden die Werbenden prima, denn Google steht auf Blogs mit Content und wertet den genannten Link so auf. Wenn das nicht 2 sondern 100 Blogs machen, schießt der Link der Firma bei Google durch die virtuelle Decke.
Vertrauensbasierte Links
So nenne ich jetzt mal die aktuell wertvollsten Links überhaupt. Menschen, denen man vertraut, glaubt man in der Regel eher, als blinkenden Links mit dem Text „Klick mich“. Veröffentlicht ein Blogger, dem ich schon lange folge und den ich gerne lese und kommentiere einen Link nach dem Motto „Müsst ihr euch angucken“, dann klicke ich mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit darauf und schenke der Meinung mein Vertrauen. Übel ist es natürlich wenn dieses Vertrauen verletzt wird.
Das Fatale an der Bloggergate-Affäre ist, das fast alle deutschsprachigen Blogs ein Stück ihrer Glaubwürdigkeit eingebüßt haben. Wie wird man in Zukunft zwischen Meinung und Werbung unterscheiden können? Ist es nur eine Frage des Preises oder des Produktes um einen Blogger zu Mitarbeit zu bewegen?
In einem Artikel ruft Robert Basic, der einst seinen Blog verkaufte, zu mehr Transparenz auf und weist auf die Wirkung hin.
Schleichwerbung auf Spontis?
Gab es nie, gibt es nicht und wird es nicht geben. Werbung in Form von Google AdSense oder bezahlten Links wird es nicht geben, bloggen um Geld damit zu verdienen ist nicht mein Ziel, ich blogge weil ich Freude dabei empfinde meine Meinungen und Gedanken mit anderen zu teilen.
Ich mache jedoch weiterhin und schamlos Werbung für Dinge, die ich persönlich gut finde. Ich werde auch weiterhin für gemeinnützige Organisationen und Projekte Geld sammeln, wenn ich mich der Sache identifiziere. Rücksichtslos werde ich auch Werbung für Musik machen die mir gefällt und von der ich denke, das sie Werbung gebrauchen könnte. Schamlos werde ich Blogger empfehlen deren Texte und Meinungen ich schätze. Meine Meinung kann man nicht kaufen, man kann sie gewinnen.
Ricarda vom ganz normalen Chaos schreibt: „Indem man für die Suchergebnisse relevant ist! Wenn man guten Content produziert, dann wird Google das merken und der Linkaufbau entsteht dann “natürlich”. Das heißt die Backlinks wachsen und werden nicht künstlich hochgepusht. Wer gut sein will, muss daran arbeiten. Das geht nun mal nicht von heut auf morgen.“ Guten Content kann ich nicht versprechen, ich verspreche aber, es wenigstens zu versuchen.
Fazit
Seit ehrlich zu euch selbst: Braucht euer Blog wirklich schlecht bezahlte Werbung? Rechtfertigt bezahlter Content eine Meinungsänderung oder Beeinflussung? Ganz abgesehen vom eigenen Image setzt man damit auch seine Rechtssicherheit auf’s Spiel, wie Sebastian Dramburg berichtet. Schleichwerbung ist eben nicht unbedingt ein Kavaliersdelikt. Lasst euch aber nicht davon abhalten eure Meinung kundzutun, wenn ihr ein Produkt gut oder gar schlecht findet. Werdet (noch) transparenter und helft eurem Leser bei der Einschätzung eurer Artikel, in dem ihr auf Werbung hinweist.
Werbung ist nicht immer etwas schlechtes, vor allem dann, wenn man seiner eigenen Konditionierung erlegen ist und doch mal wieder auf Toilette muss wenn der Film am spannendsten ist. Im Kino muss es eben nicht immer die übergroße Cola sein, die nach 60 Minuten unbedingt den Saal verlassen will – denn nur so kann man einem guten Film seine nötige Anerkennung zu Teil werden lassen: Rückhaltlose Aufmerksamkeit. Für alle anderen bleiben die Werbeunterbrechungen, wen der Film dann das Privatfernsehen erreicht. Ich gönne mir ein entsprechendes Symbol im Fußbereich des Blogs (aktuell noch nicht implementiert), der von der Seite adfreeblog.org stammt. Es besagt:
1. Dass ich gegen kommerzielle Werbung auf Blogs bin
2. Dass ich finde, kommerzielle Werbung auf Blogs wertet das Medium ab.
3. Dass ich kein Geld für Werbeflächen auf meinem Blog annehme.
adfreeblog.org finde ich echt gut! Ich mag es auch nicht, wenn ich irgendwo drauf drücke und mich plätzlich bei einer Versicherungsfirma oder dem Onlineshop von Esprit befinde!
Leider habe ich noch nicht heraus gefunden, wie ich den Werbebanner bei livejournal ausschalte, aber abgesehen davon mache ich nur Werbung für Shops oder Läden, die ich auch kenne und besucht habe und für empfehlenswert empfinde! Also zumindest auf meinem Bücherblog kann ich das adfreeblog-Banner einsetzten ^^;
Das ist ein interessantes Thema. Ich nutze beispielsweise das Amazon-Partnerprogramm. Ursprünglich deswegen, weil ich mir bei dem Copyright für Bilder immer unsicher war/bin und das umgehen wollte, indem ich die Bilder von Amazon + Partnerprogramm-Link nutze. Bücher, Filme, Spiele – bei Amazon gibt es ja alles + Bild. Ich würde allerdings niemals auf die Idee kommen, in meinem privaten Blog einen Artikel über ein Produkt zu schreiben, nur um Geld zu verdienen. Insgesamt hat mir das Partnerprogramm deshalb zufällig bisher im halben Jahr ganze 5 Euro eingebracht. Ausgezahlt wird aber erst ab 15 Euro oder so – weiß nicht genau. Eigentlich dürfte ich das adfreeblog-Symbol also nicht verwenden.
Aber: Ich bin aus beruflichen Gründen bei allen Affiliate-Plattformen angemeldet. Ich könnte also ohne Aufwand Provisionen von den Firmen oder sogar von Umweltorganisationen etc. einstreichen, die ich erwähne. Über viele der Affiliate-Anbieter habe ich schon geschrieben – sogar mit Empfehlung. Ich habe mich jedoch im privaten Blog entschieden, auf die Provision zu verzichten und unbezahlte Links zu verwenden.
Das Affiliate Konzept ist nicht verkehrt. Neben den großen kommerziellen Anbietern, können so auch kleine Nischen-Shops und erwähnte gemeinnützige Organisationen ohne großes Werbebudget bekannter werden. Online-Marketing eben. Hier ist zum Beispiel eine Liste mit Organisationen, die ich so meinte.
Für die Liste muss man auf der Seite runterscrollen. SOS Kinderdörfer, Worldvision usw.
Auf privaten Seiten halte ich das jedoch für problematisch. Man weiß als Leser dann einfach nicht mehr, was ehrlich gemeint ist und was Geldmacherei.
Interessant finde ich von allem die ständige Ewähnung von Google in diesem Beitrag.
Google ist wohl doch „Das Internet“ geworden, ganz ohne das jemand Webung gemacht hat.
Und sonst ist Werbung für gute Produkte keine Schandtat, ich schwärme (werbe) selbst gerne für einen Whiskey, den ich sehr schätze….(nein, 25 Jahre sollte ein guter Schluck schon sein….;) )
Auch wenn mein Blog natuerlich kommerziell ist, ich liebe das Thema worueber ich blogge und genau deshalb habe ich es auch 2007 gestartet. Es gab keinen kommerziellen Hintergedanken.
Deinen Beitrag kann ich so nur unterschreiben und danke, dass du das Thema aufgegriffen hast. Hierdurch bin ich naemlich auf dein Blog aufmerksam geworden und es hat nun einen Platz in meinem Feedreader gefunden.
keep on blogging!
Ich mag Werbung im TV (sofern sie gut gemacht ist, wobei das wieder im Auge des Betrachters liegt). Schleichwerbung stört mich ebenfalls nicht im Gegenteil, ich finde es recht amüsant in einem Film herauszufinden welche Schleichwerbung wo und wie eingesetzt wurde.
Inzwischen hat man als TV-Schauer ja auch technisch die Möglichkeit während eines Filmes zu stoppen und notwendige Dinge zu tun … man muss garnicht mehr auf die Werbung warten ;)
Im Netz sieht die Sache etwas anders aus … gehe ich auf eine private Seite und die Werbefenster öffnen sich, bin ich sehr schnell wieder weg. Ebenso besuche ich keine privaten Seiten mehr die oben, unten, links und/oder rechts mit Werbebildchen nur so voll geklatscht sind. Dabei ist es mir auch wurscht ob die Seite guten Content bietet. Alternative, private Seiten mit sehr gutem Content und angemessen platzierter Werbung oder sogar ohne Werbung findet man immer … wie Deine Seite zum Beispiel :)
@maehnenwolf: Natürlich ist das auf kostenlosen Blogs schwierig, denn die finanzieren sich ja durch die Werbung. Paradox: Für Werbefreiheit muss man bezahlen.
Orphi: Ich teile Deine Ansicht und war auch schon gespannt das von Dir zu hören, da du das Netz ja tatsächlich auch zum Geldverdienen verwendest. Es geht mir auch nicht darum Werbung grundsätzlich schlecht zu machen, doch Schleichwerbung zerstört auf lange sich die Blogosphäre weil niemand niemandem mehr vertrauen möchte. Und ganz nebenbei lachen sich Verleger und so mancher Journalist ins Fäustchen, die Blogosphäre hat sich durch ihre eigenen Skandale ins Abseits manövriert.
Auch spricht dein Kommentar einen weiteren Aspekt an: Betreibt man Werbung im eigenen Blog nicht zu 100% in dem man sich monetarisiert, kommt dabei nichts rum. Partnerprogramme für populäre Blogs sicherlich ein Einnahmefeld, für den Nischen- oder B/C Blogger keine Option, weil einfach dabei nichts herum kommt.
Fakt ist: Wer seinen privaten Blog mit Qualitativem Content nicht durch Werbung „verschandeln“ möchte und selbst hostet, muss Geld mitbringen.
@quartmonde: Du hast recht, Google hat das schon sehr geschickt gemacht. Und obwohl der Konzern nicht Inhalt des Artikel sein sollte dominiert seine Präsenz auch hier. Daran muss ich arbeiten! Grundsätzlich gebe ich Dir ja recht, eigentlich sollte das in meinem Artikel auch deutlich werden, Werbung ist nichts schlechtes – solange sie transparent bleibt.
@Sascha Pallenberg: Es gibt nichts schlechtes an einem kommerziellen Blog, im Gegenteil, solange der Inhalt hochwertig ist, erscheint es mir nur als logisch damit auch Geld zu verdienen. Mir geht es um die „Grauzone“ der Blogger zwischen erfolgreichen, kommerziellen Blogs und den Blogs die eigentlich überhaupt keiner kennt, die gesunde Mittelschicht also, die eigentlich die Basis der deutschen Blogosphäre ausmachen. Die sind, wie du schon richtig aufgegriffen hast, die Opfer denn manch einer lässt sich mit solchen „Gewinnversprechungen“ und den Ausblick auf eine Zusammenarbeit mit einem „großen“ Deutschen Blog hinreißen.
Im übrigen wünsche ich Dir viel Spaß mit dem Abo von spontis.de ;)
Steffi: Danke für die Blumen, wie schon oben kommentiert wirst du mir auch zustimmen das eine Werbefreie Seite ihren Preis hat, du wirst da aus Erfahrung mitsprechen können. Im Prinzip sehe ich das auch so wie du, Werbung im Netz lässt sich oftmals bequem „ausblenden“ oder man besucht einfach andere Seiten mit ähnlichen oder sogar besserem Inhalt.