Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist, das die Düsseldorfer Band Nichts 2010 wieder ein neues Album ins Auge gefasst hat, die schlechte Nachricht ist, das von der Originalbesetzung Andrea Mothes, Michael „Meikel“ Clauss, Tobias Brink, Christopher Scarbeck nur noch Meikel Clauss übrig geblieben ist, der jetzt in neuer Formation wieder mehr von sich hören lassen will.
Doch eins nach dem anderen. Ende August 2009 spielen Nichts auf dem Stadteilfest in Düsseldorf in neuer Besetzung (Meikel Clauss, Sabine Kohlmetz, Ufo Walter und Bazooka Joe Kirschgen) erstmals wieder einen Live-Auftritt, Anfang Oktober ist man in Österreich zu Gast und im Dezember gaben sie ein weiteres im Kölner „Sonic Ballroom“. Zum krönenden Abschluss des Jahres gibt es im aktuellen OX #87 ein ausführliches Interview mit Clauss und Sängerin Sabine, indem sie einiges über die Vergangenheit plaudern und die Umstände ihrer „Reunion“ erläutern um letztendlich auch einen kleinen Ausblick ins Jahr 2010 zu gewähren.
„Wir bekamen eine Anfrage für einen Auftritt auf einem Gruftie-Festival in Österreich. In der Szene werden wir seit bald 30 Jahren gehört, auf jeder Party läuft „Tango 2000“, dieses Stück hat in der Szene einen hohen Stellenwert, den ich selbst nicht recht verstehe.“ 1 Die Grufties sind also wieder mal schuld, dieses mal aber im guten Sinne. Die Faszination des Songs hat meiner Meinung nach verschieden Gründe, zum einen ist der Song gerade in Extrovertierten Gruftie-Kreisen mit Selbstironie überladen, zum zweiten ist der Song einfach großartig und der Einsatz des Telecaster klingt einfach typisch Wavig/Gruftig. Leider scheint der Kontakt zu den ehemaligen Bandkollegen abgerissen, so dass Clauss, der bei einem Hosen Konzert wieder ein Gefühl für ein Publikum schnuppern konnte, sich mit Sabine Kohlmetz in einem Proberaum triff um das Gefühl weiter zu bewahren und fleißig zu proben. „Ich stand dann auch mal neben den Toten Hosen auf der Bühne, merkte, wie geil es ist, auf der Bühne zu stehen, gerade vor einem großen Publikum […] Schon vom Dabeistehen bei den Hosen war ich tagelang wie auf Speed.“ 1
Offenbar pflegt Clauss keinen Kontakt mehr zu den ehemaligen Bandmitgliedern und war deshalb auch auf eine neue Besetzung angewiesen. Letztendlich kann das nur frischen Wind bringen, denn für 2010 kündigt Clauss ein neues Werk an. „Ich habe schon eine Menge neue Stücke und Texte geschrieben. Wir werden aber sehr nahtlos an den alten Sound anknüpfen. Und sollte dann jemand sagen, ich wäre „Old-Fashioned“ dann ist mir das scheißegal – ganz ehrlich.“ 2 Alter Sound mit neuer Band? Ich bleibe gespannt und neugierig, den Live-Auftritt auf dem Golzheim-Fest fand ich zwar kultig, aber holprig. Ob es der neuen Besetzung wirklich gelingen wird an den alten Sound (und vielleicht Erfolg) anzuknüpfen bleibt abzuwarten, die Ankündigungen klingen jedenfalls vielversprechend. „Wir sind gerade mit einigen Leuten in Verhandlungen. Im Moment gibt es noch keinen Veröffentlichungstermin. Es sollen neue Stücke und Remixe kombiniert werden. Wir haben im Endeffekt mehr als genug Ideen und Material.“ 2
Wer übrigens das ganze Interview lesen möchte, dem empfehle ich die Dezember/Januar Ausgabe des OX-Fanzine, das im Gothic-Magazine finde ich nicht so gut und viel zu kurz. Über alles andere halte ich euch auf dem laufenden. Wer noch mehr Infos möchte, schaut auf der MySpace Seiten von Nichts vorbei.
Einzelnachweise
- OX-Fanzine, Ausgabe #87 Dezember 09/Januar 10, Seite 50f.[↩][↩]
- Gothic – Magazine for Underground Culture, Ausgabe #65, Herbst 2009, Seite 123[↩][↩]
Wizard of Goth – sanft, diplomatisch, optimistisch! Der perfekte Moderator. Außerdem großer “Depeche Mode”-Fan und überzeugter Pikes-Träger. Beschäftigt sich eigentlich mit allen Facetten der schwarzen Szene, mögen sie auch noch so absurd erscheinen. Er interessiert sich für allen Formen von Jugend- und Subkultur. Heiße Eisen sind seine Leidenschaft und als Ideen-Finder hat er immer neue Sachen im Kopf.
Harr, die sind so toll! Ich liebe Nichts seit einem guten Jahr, und ich hab mich riesig gefreut, dass die Band in meinem Lieblingsclub spielt. Das werde ich mir nicht entgehen lassen – Nicht, wenn hinterher noch ne Pagan Love Songs ist. Und die verpasse ich um nichts in der Welt^^
Ich erwarte natürlich einen entsprechenden, bebilderten Bericht. Ich bin gespannt, welches Set gespielt wird und ob neue Songs dabei sind.
Hey, wie waren die Konzerte letztes Jahr?
Nichts ist ja ab Freitag wieder auf Tournee, wie man ihrer MySpace Seite entnehmen kann.
Vielen Dank für die Erinnerung Thorleif, werde NICHTS nochmal thematisieren, allein schon wegen dem Bandeigenen Rückblick.
„Dieter Bohlen, wo bist du?“
Wahrscheinlich weit, weit, weg von Veranstaltungen, bei denen echte Musik gemacht wird. Wo kommen wir denn hin, wenn „Musiker“ ihre Instrumente tatsächlich anfassen, wenn Töne rauskommen und dann auch noch die passenden Tasten oder Saiten drücken.
Dem anspruchsvollen, spätpubertären Harz-IV-Publikum kann so etwas ganz klar nicht zugemutet werden.
@Peter Bold: Musik ist nicht nur Kunst, sondern auch ein Produkt geworden. Bohlen verkörpert eine Maschinerie, in der Musik allein dem Profit dient, künstlerischer Anspruch, Aussage oder Inhalt spielen eine untergeordnete, bis gar keine Rolle. Es ist immer einfach geworden Musik Massenkompatibel zu produzieren. Dazu braucht es bestenfalls einen mittelmäßigen Sänger und ein Haufen Technik. Echte Instrumente sind ersetzbar. Bohlen schafft Kunstfiguren und Produkte, denen geschicktes Marketing zum gewünschten, finanziellen Erfolg verhilft.
Wenn man so möchte, ist das die Zerstörung der Musik als Kunstform. Aber es ist nicht alles schwarz und weiß, denn auch Technik und Elektronik können ein Instrument für künstlerische Ansprüche werden. Ich würde daher auch einen Synthesizer oder auch einen Computer als echtes „Instrument“ ansehen. Abgrenzung bleibt der Anspruch des Musikers oder Künstlers. Will ich etwas mitteilen, etwas Aussagen, etwas „rüberbringen“ oder möchte ich NUR Geld damit verdienen?
Im übrigen wehre ich mich dagegen, „Hartz-IV-Publikum“ als Synonym für ein anspruchsloses und pubertierendes Publikum zu verwenden. Denn das zieht sich sicherlich durch alle Gesellschaftsschichten.
Hallo Robert,
die Einschätzung des Publikums bezog sich auf meine eigen Erfahrung mit der Produktion von „The Next Uri Geller“ bei der ich die Act für einen der Kandidaten entwarf.
Ich hatte sogar das Gefühl, dass Produktionsfirma und Sender sehr bemüht darum waren, für die Werbekunden zu verschleiern, wer die tatsächlichen Zuschauer sind.
Das Kunst und Kommerz sich nich ausschliessen müssen, hat schon der geniale Guiseppe Verdi gezeigt.
Er war kommerziell ausserordentlich erfolgreich und auch sehr auf diesen Aspekt seiner Arbeit bedacht.
Gleichzeitig lieferte er damit emotionsgeladene, zeitlose und hochwertige Kompositionen ab, die mich heute immer noch mehr anrühren als jeder Star aus der Dose.
@Peter Bold: Das mit deiner Erfahrung wusste ich nicht, trotzdem ist es schwer sein Publikum von der Bühne oder vor dem Fernseher zu beurteilen, du fragst sicherlich bei deinen Zauberkünsten auch nicht jeden Zuschauer nach seinem sozialen Status ;) Oder du bist ein solcher Zauberer, der über sein Publikum Bescheid weiß, solche gibt es ja auch.
Keine Frage, Peter, Kunst und Kommerz müssen sich nicht ausschließen, das habe ich auch nicht global gemeint. Die Erfüllung des Künstlers ist es doch auch, sich mit seiner Form der Kunst das eigene Leben zu finanzieren und so echte Unabhängigkeit zu entwickeln. Wenn es so rübergekommen ist, als würde ich das verallgemeinern, nehme ich das natürlich zurück. Mir ging es nur um den Vergleich zwischen Bohlen und „echter“ Musik.