Gothic Weihnachtslieder: Die Top 10 für ein düsteres Fest

Na, auf der Suche nach den besten Gothic Weihnachtsliedern? Oder schon längst im Weihnachtshass? Am besinnlichsten aller Feste scheiden sich die schwarzen Geister. Viele Gothics lehnen Weihnachten schlichtweg ab und schmücken noch nicht einmal die Yucca-Palme. Andere dekorieren ihre Wohnung dezent mit glitzernden Totenköpfen und blutrotem Lametta, während der Rest sich dem Fest ungeniert hingibt und sich einen von diesen unschuldigen Bäumen ins Wohnzimmer stellt.

Spätestens seit dem ersten Advent ist es unmöglich, sich dem kollektiven Wahnsinn zu entziehen. Nicht nur beim Einkaufen locken immer neue weihnachtliche Absonderlichkeiten, mittlerweile gibt es auch an manchen Tankstellen für jede Tankfüllung eine Christbaumkugel gratis. Von den meisten Biersorten existiert eine Wintersorte, die nicht knallt, sondern klingelt, und selbst in den dunkelsten Tanzschuppen der Republik lauern Weihnachtsmänner aus Schokolade auf ihre wehrlosen Opfer.

Wenigstens bleibt man sich in seiner Freizeit musikalisch treu – wenn man es schafft, beim schon obligatorischen „Last Christmas“, das aus rund 658 Millionen Lautsprechern auf diesem Planeten plärrt, auf Durchzug zu schalten.

Die folgende Top 10 der Gothic Weihnachtslieder ist angetreten, den hartnäckigen Mythos aufzubrechen, dass wir alle zum Fest nur das Weihnachtsalbum von Unheilig rauf und runter hören. Tatsächlich ist die Szene musikalisch so breit aufgestellt, dass viele Stücke eine denkbare und stilvolle Weihnachtsbeschallung abgeben könnten, auch wenn es sicherlich geschmackliche Kontroversen gibt. Frau Eulenforst wettert im Hintergrund bereits über weibliches Gejaule, freut sich aber über Edward mit den Scherenhänden, Type O Negative und Alien Sex Fiend.

10. Danny Elfman – Ice Dance

Der Einstieg in unsere Top-Ten ist eine Doppelpackung. Der „Ice Dance“ von Danny Elfman ist einigen sicherlich als Stück aus dem Film „Edward mit den Scherenhänden“ bekannt. Der kommt nicht nur besonders „gothic“ daher, sondern ist auch noch mit dem fabelhaften Johnny Depp besetzt, der in dieser Rolle wahrlich zum Anbeißen aussieht. Die Filmmusik eignet sich hervorragend für das traditionelle Weihnachtsessen, vorausgesetzt, es ist in 3:21 Minuten verspeist. Wer sich dann noch eine filmische Alternative zum üblichen Schrott der Weihnachtszeit wünscht, hat mit diesem Film keine schlechte Wahl getroffen.

9. This Ascension – Carol of the Bells

Die Band aus dem sonnigen Santa Barbara ist nicht nur als Gothic-Band deklariert, sondern auch noch weihnachtlich veranlagt. Ihre Version von „Carol of the Bells“ ist die Geschichte einer Schwalbe, die zu einem Mann fliegt und prophezeit, dass ihm im kommenden Frühling sehr viel Gutes widerfahren wird. Menschen in der Ukraine (woher das Lied ursprünglich stammt) singen es traditionell zum orthodoxen Neujahrsfest.

8. The Crüxshadows – Happy Christmas (War is over)

Spotter verspotten die Band spöttisch als Future-Popper und auch ich tue mich mit dem Erscheinungsbild der Band (tanzende Hupfdohlen zu stampfenden Beats) mitunter etwas schwer. Doch die Verbundenheit – gerade zu ihren älteren Stücken – bleibt. Spottet also ruhig, wenn die Amerikaner ihre Version des Klassikers anstimmen.

7. Inkubus Sukkubus – Hail the Holly King

Die Musiker von Inkubus Sukkubus bleiben auch zu Weihnachten ihrem paganen Glauben treu und feiern eher die Jahreszeiten als die christlichen Feste. Sie begehen das Julfest und preisen mit ihrem Song den „Holly King“ (könnte so viel wie „Stechpalmenkönig“ heißen und ist nicht zu verwechseln mit dem „Holy King“), den Gegenspieler zum Oak King. Aber das pagane Geschwurbel von Königen, Jahreszeiten und Festen kann jemand anders erklären.

6. Faith and the Muse – A Winter Wassail

Monica Richards und William Faith zu Weihnachten an meinem Tisch? Dann würde ich glatt ein Gläschen Weihnachtspunsch, den „Wassail“, zu mir nehmen, auch auf die Gefahr hin, dass ich danach beschwipst bin. Die Dark-Waver der ersten Stunde haben mit ihrem Song dem gleichnamigen Getränk, das in England schon ganz furchtbar traditionell ist, ein Denkmal gesetzt. Ob sie auch die Tradition des „Wassailing“ wahrnehmen, bei dem Menschen von Tür zu Tür gehen und Weihnachtslieder vortragen, bleibt zweifelhaft.

5. London after Midnight – The Christmas Song

Eine sympathische Band: Sie bekennen sich offiziell zum Veganismus, sind im Tierschutz aktiv und ermuntern die Fans, ihr Wahlrecht wahrzunehmen. Musikalisch ein wenig schwierig, jedenfalls für mich. 1998 bekannten sie sich auch noch zu Weihnachten, als sie das Stück „The Christmas Song“ auf dem Album Oddities veröffentlichten. „London after Midnight“ benannten sich wohl nach dem gleichnamigen Horror-Film von Tod Browning aus dem Jahre 1927. Ein Film, den niemand mehr sehen wird, denn die letzte bekannte Filmrolle verbrannte bei einem Großbrand im Archiv der MGM Studios im Jahre 1965.

4. The Mediaeval Baebes – Coventry Carol

Dass ein neuer König der Juden geboren wurde, sprach sich schnell herum. König Herodes, der um seine Macht fürchtete, beauftragte die Sterndeuter (später bekannt als die Heiligen Drei Könige), nach Bethlehem zu gehen, nachzuforschen und Bericht zu erstatten, um dem neuen König zu huldigen. Die Sterndeuter finden Jesus von Nazareth, werden aber durch einen Traum davor gewarnt, zu König Herodes zurückzureisen – denn der hat die Huldigung nur vorgeschoben und will das Kind eigentlich töten. Die Sterndeuter täuschen König Herodes und Jesus entkommt mit seinen Eltern nach Ägypten. Der zornige König befahl daraufhin, alle Kinder in Bethlehem und Umgebung bis zu einem Alter von zwei Jahren töten zu lassen. Das Lied „Coventry Carol“ aus dem 16. Jahrhundert erzählt diese blutige Geschichte.

3. Type O Negative – Red Water (Christmas Mourning)

Ach Peter, warum musstest du von uns gehen? Hätte es nicht einer von diesen völlig unwichtigen Musikern sein können? Deine Stimme brachte jedes Geschlecht zum Schmelzen, Deine imposante Erscheinung mit den (damals noch) langen Haaren bescherte Dir reihenweise ohnmächtige Fans. Dass du im Playgirl 1995 nackt zu sehen warst, bescherte Dir zahlreiche schwule Fans, denn die Zeitschrift wurde ja hauptsächlich in diesen Kreisen gelesen. Eine Weile später hast Du zwar noch ein Lied gemacht, um deine sexuellen Vorlieben klarzustellen, die besonderen Fans blieben jedoch. Ein schnöder Herzinfarkt raffte Dich dahin. Ruhe in Frieden.

2. Rhea’s Obsession – We three Kings

Rhea ist die griechische Göttin der Behaglichkeit und ganz nebenbei furchtbar fruchtbar. In der Mythologie der Griechen ist sie eine der Titaninnen, dem mächtigen Göttergeschlecht der Goldenen Ära. Die Band der Besessenen (also jetzt von Rhea) hat sich dann über den Tellerrand der griechischen Mythologie gewagt und besingt im Stück „We three Kings“ die … ihr habt es bereits erraten … Heiligen Drei Könige (die eigentlich Sterndeuter waren) auf ihrem Weg zur Geburtsstätte des kleinen Rackers, den man Jesus nannte. Wunderschön.

1. Alien Sex Fiend – Stuff the Turkey

Bei der ungeschlagenen Nummer 1 der Gothic-Weihnachtslieder stimmt aber auch alles. Künstler, Musik und Inhalt. Ein wenig provozierend, laut und rüpelhaft kraucht Mr. Fiend (Nikolas Wade) durch das Mikrophon, um uns das Weihnachtsfest und seine Besinnlichkeit um die Ohren zu hauen. „Enjoy this Christmas, it might be your last – Stuff the Turkey!“ Seit über 30 Jahren windet sich Nik Fiend über die Bühne, starrt wirr ins Publikum und schmettert den Zuhörern seine Texte vor die Köpfe. Den Rest seiner nicht nachlassenden Kreativität bringt er auf Leinwände und in Kunstgalerien.


Update 2025: Frisches Blut für die Playlist
Da diese Liste mittlerweile fast so alt ist wie der Weihnachtsmann selbst, wurde es Zeit, im Archiv der letzten Jahre zu stöbern. Denn auch nach 2015 haben sich einige Bands getraut, dem Fest ihren Stempel aufzudrücken. Hier sind zwei Bonus-Tracks aus der jüngeren Vergangenheit, die ihr euch antun könnt (oder müsst).

Bonus-Tipp: Tarja – O Tannenbaum (2023)

Wer hätte gedacht, dass ein deutscher Weihnachtsbaum so bedrohlich klingen kann? Tarja Turunen (die Frau, die Nightwish einst groß machte) hat 2023 mit „Dark Christmas“ ein ganzes Album voller düsterer Interpretationen veröffentlicht. Ihre Version von „O Tannenbaum“ klingt weniger nach gemütlicher Bescherung und mehr nach dem Soundtrack für einen Geisterfilm in einem verlassenen Opernhaus. Großes Kino, viel Drama und herrlich gruselig.

Bonus-Tipp: The 69 Eyes – Christmas in New York City (2017)

Wenn die Helsinki Vampires Weihnachten feiern, gibt es keine besinnlichen Flöten, sondern Lederjacken und Sonnenbrillen bei Nacht. Jyrki 69 nölt sich mit seiner tiefen Elvis-Stimme durch die Straßen von New York. Das ist genau der richtige Song, um sich nach der Bescherung mit einer Flasche Rotwein in die dunkle Ecke zu verziehen und so zu tun, als wäre man in einem finnischen Rock-Club und nicht bei Oma Erna am Fliesentisch.

(Hinweis: Dieser Beitrag erschien ursprünglich im Jahr 2014 und wurde für Weihnachten 2025 entstaubt und aktualisiert.)

Wizard of Goth – sanft, diplomatisch, optimistisch! Der perfekte Moderator. Außerdem großer “Depeche Mode”-Fan und überzeugter Pikes-Träger. Beschäftigt sich eigentlich mit allen Facetten der schwarzen Szene, mögen sie auch noch so absurd erscheinen. Er interessiert sich für allen Formen von Jugend- und Subkultur. Heiße Eisen sind seine Leidenschaft und als Ideen-Finder hat er immer neue Sachen im Kopf.

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gallowdancer
gallowdancer(@gallowdancer)
Vor 1 Stunde

Meine Weihnachtsstimmung wird am besten von dieser Cover-Version von „Warm Leatherette“ erfasst: https://soundcloud.com/djformaldehyde/merry-christmas-the. Merry Christmas!

Phoenix
Phoenix(@phoenix75)
Vor 16 Minuten

Meine düstersten Weihnachtssongs sind von Autopsia – Stille Nacht (g)RAVE remix
https://projektrecords.bandcamp.com/track/autopsia-stille-nacht-g-rave-remix-2

dicht gefolgt von Attrition – Silent Night
https://projektrecords.bandcamp.com/track/attrition-silent-night-2

Diese beiden Songs haben mich zum Kauf des Projekt-Weihnachtssamplers vor 3 Jahrzehnten angeregt. Der Rest ist solala… ;)

Letzte Bearbeitung Vor 12 Minuten von Phoenix

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