Hektisch durchforste ich bereits zum fünften mal meinen Kleiderständer. Hab ich alles dabei? Eigentlich eine sinnlose Aufgabe, denn irgendwie befindet sich der gesamte Inhalt bereits in Taschen, Koffern und Beuteln. Morgen ist es soweit, wir treten die Reise zum WGT 2014 an, der Jahreshauptversammlung unseres schwarzen Vereins. Aus der ganzen Welt strömen schwarz-bunte Gestalten nach Leipzig um sich, ihre Musik und ihre Szene zu zelebrieren. Die ganze Gothic-Szene ist in Leipzig! Die ganze Gothic-Szene?
Im aufgewirbelten Staub der Reisenden blicken einige schwarze Gestalten traurig in die roten Rücklichter der Autos. In dunklen Gemäuern hocken die Unbelehrbaren trotzig vor ihren Plattensammlungen und verspotten im Geiste die schwarzen Massen. Freudig spitzen die Anderen ihre Pikes, denn seit Wochen freuen sie sich auf ein Wochenende, in denen der schwarze Tanzschuppen nur ihnen allein gehört. Es sind die Daheimgebliebenen. Facebook haben die meisten für 5 Tage abgeschaltet, gibt ja sowieso nur ein Thema und auf den meisten Newsseiten und Foren ist entweder nichts los, oder alles dreht sich um das Fest mit den drei Buchstaben.
Und Spontis? Der hockt auf irgendeiner Wiese mit den anderen Spinnern, isst Kekse und versucht wieder jedem ein Gespräch aufzuzwingen. Bleibt es hier im Blog also auch wieder still. Nein! (Diabolisches Lachen im Hintergrund) Nicht dieses Jahr! (Blitze zucken vom Himmel, während der Donner die Stille zerreißt.) Ganz exklusiv für die Daheimgebliebenen werden die nächsten Tage einige Artikel zu einer Uhrzeit veröffentlicht, in der die Leute auf dem WGT ihr geschundenen Körper in die Horizontale bringen. Wie von Geisterhand erscheint jeden Tag ein Artikel mit neuem dubiosen Inhalt und da Frau Eulenforst auf dem WGT auf ihren Wizard aufpasst, werden die Texte vor Rechtschreibfehlern nur so überquellen! Wie früher. (Der Verfasser kichert.) Natürlich hoffe ich, dass mein Plan auch funktioniert und die Technik nicht wieder macht, was sie will.
Wenn wir Frau Senftleben nicht hätten! Die hat einen Leserbrief an Antenne Brandenburg geschickt um der Redaktion der Sendung „VORgestellt“ die Familie Ruhbach nahezulegen. Eine Familie, „die etwas tolles bei ihr ausgelöst hat. Sämtliche spießige Vorurteile konnte sie einstecken und wurde eines besseren belehrt. ‚Wie Leute aussehen sagt nichts über ihr Wesen‘. Und weiter heißt es in ihrem Brief: Wendet euch am Besten direkt an Familie Ruhbach, ihr werdet begeistert sein!‘ Dem Rat sind wir glatt gefolgt.“ Präsentiert wird eine kleines aber feines Poträt über eine Brandenburgische Familie mit dem Mut ihre „Andersartigkeit“ auch in der Dorfgemeinschaft von Kathlow zu leben. Ist es ein Zufall, dass die nächst größere Stadt „Forst“ heißt? Ist es weiterhin ein Zufall, dass Dirk Ruhbach Forstwirt ist? Über diese Verbindung mit meinem Nachnamen muss ich einfach spekulieren.
Die Familie macht tatsächlich einen sehr sympathischen Eindruck und hat neben ein paar klaren Ansichten auch eine sehr Lebensbejahende Einstellungen: „Lebenseinstellung manifestiert sich in dunkler Kleidung und einer bestimmten Art an die Dinge heranzugehen. Ruhiger, sachlicher, toleranter. Und ein bisschen schwerere Musik und Literatur.“ Die obligatorische Schlussfrage, ob Grufties nun im Sarg schlafen beantwortet Dirk ganz souverän: „Nein. (lacht) Da müssen wir alle einmal hin, aber ich habe nicht das Bedürfnis im Sarg zu liegen oder Todessehnsucht, ich lebe gern.“ Dabei spielt er sich am Bändchen des letzten WGT. Vielleicht sieht man ja Teile der Ruhbachs auch auf dem diesjährigen WGT?
Offensichtlich bedeutet ein gruftiges Umfeld nicht eine zwangsläufig schwarze Entwicklung der Kinder, vielleicht trägt sich aber der „schwarze Gedanke“, der sich wie bei den Ruhbachs in einer bestimmten Lebenseinstellung manifestiert, weiter. Ich meine, es wäre auch vollkommener Quatsch anzunehmen, dass Jugendliche beim Eintritt ins Erwachsenenalter die Leidenschaft ihrer Eltern annehmen. Passend dazu kann ich den Artikel „Wünschen sich Gothic Eltern eigentlich Gothic Kinder?“ von Gothmum empfehlen, der diese Fragestellung noch einmal aufgreift und ein wenig ausführliche schildert, was Eltern sich für ihre Kindern nun wünschen, obwohl das eigentlich auf der Hand liegt. Kurzzeitige, unempirische und undokumentierte Studie meinerseits belegen: Nach einem anfänglichen „Mitlaufen“ folgt die Differenzierung, häufig sogar eine „Gegenteilige“ Entwicklung. Da hilft auch keine frühkindliche musikalische Prägung mit einfachen, schwarzen Kinderliedern, lieber Tobi von Werturteilsfrei. Ob sich diese Prägung einmal in der weiteren Entwicklung niederschlägt, ist noch unerforscht. Wir werden sehen und beobachten.
Die BRAVO hat sich in Sachen Aufklärung einen Namen gemacht. Was beim Thema Sexualität in der Zeit vor dem Internet ausgezeichnet klappte, will bei subkulturellen Angelegenheit nicht so wirklich gelingen. Mal zwanghaft objektiv, mal reißerisch plakativ. Phänomen Satanismus: In dem Artikel „Verfolgt vom Satan!“ aus einer BRAVO vom Februar 1997 informiert man: „Erste Alarmzeichen bei Jugendlichen für den Umgang mit Satansanhängern sind: Dunkle Kleidung, Isolation und Aggressivität […] Besonders verdächtig: Satansbücher, z.B. von Aleister Crowley, oder umgedrehte Kreuze.“ Protagonistin des Artikels ist Silke (18), die zu einer Gruppe Satansanhänger gehörte, den Ausstieg schaffte und berichtet, wie sie immer noch bedroht wird.
Das Thema zieht sich durch die Jahrzehnte und sorgt selbst 2014 für Gesprächsstoff. Ich bin eigentlich unterschwellig davon ausgegangen, dass man Ängste, die bereits in den frühen 80er für merkwürdige Artikel sorgten, inzwischen ausgeräumt oder ausreichend relativiert hätte. Zahlreiche E-Mails von Lesern bestätigen meinen Eindruck, dass das Thema noch lange nicht „durch“ ist. So schrieb Leser Michael .“: „Ich lese immer wieder dass man Gothics und allgemein die Schwarze Szene mit den Satanisten verwechselt werden. Man solle endlich mit den Klischees und Vorurteilen aufhören. Es wäre schön wenn man auch endlich mal mit diesem Vorurteil etwas aufräumen könnte. Ich kann nur den Kopf schütteln wenn Gothics und dergleichen meinen, dass alle Vorurteile haben und sagen sie seien Satanisten, aber wissen selber nicht wovon sie sprechen.“
Wie halten sich Vorurteile, Ängst und Unwissenheit über so viele Jahre? Ein Stück weit ist es den Boulevard-Medien zu verdanken, die auf jeden unerklärlichen Zug aufspringen und Gewalttaten, bei denen das Motiv absonderlich erscheint gerne in eine Ecke drängen. Ich meine, Taten aus Eifersucht oder Ehrgefühl resultieren sind ja locker einsortierbar: „Betrogener Ehemann ermordet Liebhaber und seine eigene Frau.“ Klingt logisch und eindeutig. Machen wir daraus: „Betrogener Ehemann ermordet Liebhaber und seine eigene Frau mit 666 Messerstichen!“ Ganz klar, hier muss nach einem satanistischen Hintergrund gesucht werden. (Wer hier irgendwo Sarkasmus entdeckt, hat genau gesucht) Offensichtlich sind wir so konditioniert und das funktioniert bekanntlich nur mit ständigen Wiederholungen. In den 90ern funktioniert das so:
Silke (18), schwarz gekleidet und Tochter einer konservativen katholische Familie ist 1997 der Aufhänger für einen Artikel in der Bravo. Sie fand den Pfarrer und seine Sprüche schon immer bescheuert und so war es auch nicht verwunderlich, dass sie sich bei Chorsingen mit Tanja anfreundete: „‚Sie (Tanja) war oft allein zu Hause, und ich durfte sie besuchen, wann immer ich wollte – weil unsere Eltern sich ja aus dem Bibelkreis kannten. Bei ihr haben wir heimlich all das getan, was daheim verboten war.‘ Die Mädchen hörten Grufti-Musik von The Cure, tauschten untereinander CDs von Black-Metal-Bands wie Slayer und Enom aus, legten sich Tarot-Karten und kleideten sich schwarz. Silke: ‚Doch das war nur Hokus-Pokus im Vergleich zu dem, was ich dann später erlebte.‚“
Alles mit dabei. Der „harmlose“ Einstieg mit Grufti-Musik, Black Metal und Tarot Karten. Kann ja nur im Satanismus enden! Erstaunlich ist jedoch, dass die BRAVO all diese Dinge bereits in älteren Ausgaben relativiert hatte. Grufties hatte es längst in Foto-Love-Romane geschafft, über Black Metal Bands wurden regelmäßig berichtet und ein Special über Tarot-Karten gab es auch schon mal. Und jetzt wird daraus wieder das Tor zu Hölle:
„Kerzen erhellen den Raum, die schwarzen Gestalten hocken mit weißgeschminkten Gesichtern um einen Sarg herum – wie um einen Altar. Auf dem Sarg liegt ein aufgeschlagenes Buch mit kryptischen Zeichen und ein menschlicher Schädel. Die Gestalten murmeln Beschwörungsformeln und halten Kruzifixe verkehrt herum hoch. Der Satanspriester nimmt einen Kelch mit roter Flüssigkeit – es ist Menschenblut.“
Klingt wie eine billige Kopie eines noch billigeren Horror-Films und wer weiß, vielleicht ahmen die Jugendlichen genau das nach. Es soll sie dennoch geben, diejenigen, die zu viel von dem für bare Münze nehmen, was ihnen Filme, Bücher und Medien suggerieren. Menschen, die Phantasie nicht von Wirklichkeit unterscheiden können (wollen). Ganz viele davon sammeln sich dann irgendwann und gründen eine Sekte. Und deswegen gibt es dann Sektenbeauftragte und Selbsthilfegruppen, gut gemeinte Ratschläge, Richtlinien und „eindeutige“ Warnsignale. Das Resultat sind Vorurteile. Klingt jetzt irgendwie, als würde sich die Ratte selbst in den Schwanz beißen.
Die Balance zu finden, ist nicht einfach. Solche Artikel helfen sicherlich nicht dabei, denn die mischen aus Phantasie, Boulevard und Halb-Wissen unter einer vermeintlich journalistische Flagge einen gefährlichen Cocktail. Demnach ist der Satanismus „die härteste und gefährlichsten Praktik“, die Sektenbeauftragten der Kirchen (!) schätzten die Zahl damals auf 10.000 praktizierende Satanisten in Deutschland. „Als geistiger Vater des Satanismus gilt der Brite Aleister Crowley, der die christlichen Werte auf den Kopf stellt und das Böse zum Fundament dieser Anti-Religion machte: ‚Böse bedeutet gut! Tod heißt Leben! Schmerz heißt Freude!‘ Statt Gott huldigen Satanisten dem Teufel.“
2014 ist es schwer geworden zu glauben. Satanist oder christlicher Fanatiker? Keine Möglichkeit ist das Schweizer Messer für unbeantwortete Fragen, verdrängte Ängste und ethische Alternativen. Eine Pille gegen Dummheit gibt es auch nicht. Bleibt nur die ermüdende Aufgabe, gefährliche Ängste abzubauen und Wissen zu vermitteln. Nach dem Artikel gibt es in Deutschland drei Millionen Menschen, die regelmäßig „okkulte Praktiken“ durchführen, nur 10.000 davon sind in gefährlichen Sekten organisiert. Warum nicht einmal über die Millionen berichten, die Okkultismus als Bereicherung für den Alltag begreifen und sich die Magie im Alltag bewahren möchten? Leser Michael schrieb in seiner E-Mail so treffend: „Der Satanismus hat einen großen magischen Aspekt. Magie ist nichts böses. Früher war Astronomie Magie, es ist einfach etwas, das man nicht erklären kann.„
Herrje! Wollte ich nicht eigentlich mein Leben entschleunigen? Es ruhig angehen lassen und mich vollständig der Entspannung widmen? Hat nicht geklappt. Momentan wünsche ich mir, der Tag hätte 50 Stunden, von denen ich nur 5 mit Schlaf verbringen müsste. Womöglich habe ich zu vielen Dingen hohe Prioritäten gewidmet und muss ständig daran denken, was ich nicht geschafft habe. Vielleicht habe ich aber auch einfach mal Lust über etwas zu meckern und ziehe an der Haaren herbei, was irgendwie nicht stimmt. Dabei ist eigentlich alles prima, außer dem aktuellen Kontostand und dem Wetter. Ha! Schon wieder! Habt ihr es gemerkt? „Es ist alles prima!“ ohne einen relativierenden Nachsatz will mir nicht gelingen. Hat ein bisschen was von „Eigentlich bin ich nicht …, aber …“ Sicherlich liegt es nicht daran, dass ich am WGT-Dienstag 40 Jahre alt werde, oder? Goth bewahre mich vor einer dieser Krisen, die Männer in meinem Alter so bekommen. Immerhin, ab nächster Woche habe ich Urlaub und das WGT wirft auf allen Kanäle seine Schatten voraus. Das Spontis-Magazin ist dank Orphi Eulenforst bereits im Druck und die erste CD für die lange Fahrt habe ich auch schon gebrannt. 29 Facebooker bekundeten bereits ihre Teilnahme am Spontis-Family-Treffen und die Wetterprognosen sind großartig. Unterstellungen, ich würde mich darauf freuen, könnten zutreffend sein.
World Goth Day 2014 | The Blogging Goth
Verpasst! Für die, die nicht wissen was das für ein Tag ist: „World Goth Day is the annual celebration of the gothic subculture in every medium, although for most of us it’s about the music. I want it to be a day of fun stuff and something that will carry on for years to come under the strength of the goth community, and not just get lost in distant memory after a few years. The whole plan was to give people the idea and let them get on with it and keep it going.“ – Am 22. Mai war es wieder soweit und ich habe es wieder verpasst, sowieso scheint der Tag in Deutschland unterrepräsentiert zu sein, wie die Veranstaltungsliste 2014 offenbart. Sind wir Deutschen eigentlich die einzigen, die Gothic noch ernst nehmen? Immerhin hat sich der bloggende Goth die Mühe gemacht, die Reaktionen der englischen Presse zu sammeln um zu folgendem Fazit zu kommen: „Conversely, regional titles seem to cover it best. Early today we read an article in the Plymouth Herald that stood out for one good reason above all the national competitors. It talked to actual Goths, and the comments below this – and many other stories – have been some of the best reading we’ve done today. That’s what it’s about, of course. Those of us who know it isn’t a fashion trend, or celebrity fad, or even celebrating ‘one day a year’. Fly the flag today, for sure, but don’t put it in a cupboard and forget about it until next May 22nd.“
Wave-Gotik-Treffen: 15 Tipps von guten Freunden | Der schwarze Planet
Shan Dark ist ihrer eigenen Tradition treu geblieben und hat vor dem WGT 2014 ihre Tipps-Sammlung zum größten schwarzen Treffen in Leipzig in eine neue Auflage geschickt. „Kara Ben Nemsi: Tipp 2 ist für mich natürlich derhistorische Südfriedhof. Dieser war in den alten Tagen der ersten WGTs einer unserer Pflichtorte, ich selbst halte ihn für den schönsten Friedhof Sachsens. Man findet ihn direkt hinter dem Völkerschlachtdenkmal. – Frank: Wer nach einem anregenden Konzertabend noch abfeiern möchte, hat die Qual der Wahl, denn das Angebot ist riesig. […] Seit 2007 lädt die Glitter und Trauma-Party speziell die schwul-lesbische Gruftibande ein. Aber natürlich haben Gäste ganz egal welcher sexuellen Orientierung bei dieser “Queer Wave Party” mächtig Spaß. Das hat sich herumgesprochen, so dass die Luft im kleinen Sweat-Club schnell dünn wurde. Seit vergangenem Jahr findet die Party darum im größeren Westwerk statt.“ Anlässlich dieser schier endlosen Auswahl an Möglichkeiten habe ich noch einen neuen Tipp für Euch: Nehmt euch nicht zuviel vor! Weniger ist manchmal mehr! Diese Fehler mache ich auch regelmäßig und jeder Jahr.
Was sind und tun eigentlich Satanisten? | GWUP
Leser Irmin war der Meinung, dass eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema Satanismus der Wochenschau ganz gut tun würde. So ist es! So finden sich bei den Skeptiker der GWUP gleich eine Vielzahl interessanter Artikel zum Thema, wie zum Beispiel das Eingangs verlinkte Interview: „Welche Bedeutung haben Rituale im Satanismus? Zum Beispiel Sexualmagie, was vor allem die Boulevardpresse stets besonders fasziniert: Jede Gruppierung hat eine eigene Konzeption von Ritualen, ebenso wie jeder gruppenunabhängige Satanist. Recht verbreitet ist die Konzeption der Church of Satan, die Rituale im Sinne von Psychodramen definiert: Magie gilt als Möglichkeit zur Beeinflussung von Gegebenheiten mittels einerseits Ritualen, andererseits eher alltagspsychologischen Kniffen. Die meisten Satanisten, die mir während meiner Forschung begegnet sind, haben allerdings keinen ausgeprägten ritualmagischen Ansatz. Viele praktizieren gar keine Rituale beziehungsweise Magie.“ Wer mehr wissen möchte, dem empfiehlt Irmin die Artikel Satanistenmorde bei Hoaxilla und eine Rezension über das Buch Satanismus und ritueller Missbrauch, die auf dem gleichen Blog erschienen sind.
Dark Kassel Downloadsampler | Klangwelt
Anfang Juni erscheint der kostenlose Downloadsampler „Dark Kassel“, er alternative Bands aus den Genre Synthie Pop, EBM, Dark Electro und Dark Wave featured. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Bands aus dem Raum Kassel und Göttingen: „Dabei das komplette Spektrum von straighter EBM-Härte bis hin zu melodischen Synthie- und Wave-Projekten. Neben klassischen Bands der frühen 90er Jahre der Kategorie Pankowoder Psyche tummeln sich echte Raritäten wie Sophisticated Technique, die Eiskalten Gäste oder die erst jüngst wieder aktiven Ballad Bombs auf der Scheibe. Interessante Neustarts (Horizon Frame) und mit Neocoma eine Band, die wir bereits live auf unserer Depeche Mode Party in Göttingen begrüßen durften, runden die Zusammenstellung ab.„
Der kleinste gemeinsame Nenner ist Gothic | Die Welt
Sängerin, Tänzerin, Chorleiterin, Dozentin und Tätowiererin. Außerdem hat Bianca Stücker einen Doktortitel in Musikwissenschaft zum Thema „Gothic Electro“. Der Welt steht die Dame Rede und Antwort. Sie findet, dass Kirchenmusik, Tattoos, Schriftkunst und die Musik der Sisters gut und hat den gemeinsamen Nenner gefunden: „Wenn man sich so lange damit beschäftigt wie ich und dann auch noch eine Doktorarbeit über das Thema Gothic schreibt, erkennt man, dass es einen gemeinsamen Nenner gibt. Der ist nicht im Stil zu suchen, sondern in der Mentalität. Also wenn ich sage, ich mag gerne Stummfilme und Schlösser, finde Vampire toll, liebe es etwas kitschig und gruselig und interessiere mich für Philosophie und Kunst – dann bin ich anfällig für diese Szene. Dort versammeln sich diese vielen verschiedenen Interessen. Alles, was ich gut finde, passt da rein. Inklusive Humor.„
Wacken 3D | Facebook
Den Metal-Fans ist die Wiese im schleswig-holsteinischen Dorf Wacken heilig, denn es ist sei 25 Jahre der Austragungsort des Wacken-Festivals. Und bevor Wacken am 31. Juli zu seinem Jubiläum läutet, kommt ein ganz besonderer Vorgeschmack in die Kinos: Wacken „3D – Louder than Hell“ – „Wacken is a true one-off. Beyond description. Every year, for three days in August, a sleepy farming village in the middle of the Northern German countryside becomes the epicenter of the metal universe. Almost 75,000 metal heads from around the globe invade the Wacken Open Air to pay homage to the greatest bands of the international metal scene. The first Wacken Open Air in 1990 attracted less than 800 attendees but since then it has grown every year. Now it is the biggest open air festival of its kind. Tickets are sold out within days – long before all of the participating bands are announced. Much has been written and documented about the festival. But what exactly makes Wacken so special? What gives it its magic – its soul? ‘WACKEN 3D – louder than hell’ will allow audiences to do precisely that, taking them right into the thick of it. Norbert Heitker, Tomas Erhart and their team will cover this year’s complete Wacken Open Air around the clock, using 18 state of the art 3D cameras.„
Die schwarze Rose aus Halfeti | Deutsch-Türkisches Journal
Rote Rose stehen für die Liebe, mit weißen Rosen macht man einen Heiratsantrag, gelbe Rosen sind ein Zeichen für Trennung und schwarze Rosen als Liebesbeweis für waschechte Gothics? Die gibt es nicht! Falsch gedacht, in Halfeti in der Türkei wächst eine schwarze Rosenart. „Es ist nicht die Regel, aber selten gibt’s auch Läden, in denen Rosen schwarz gesprüht sind, denn echte schwarze Rosen soll es gar nicht geben, sollte man meinen. Jedenfalls nicht hier in Deutschland. Ich machte mich auf den Weg zur Geburtstagsfeier von einer Kommilitonin, die zur Gothic-Szene gehört und alles liebt, was schwarz ist. Schwarze Rosen wollte ich ihr mitbringen, aber ich fand keine, nicht mal besprühte. Wenn jemand jemandem eine schwarze Rose schenken möchte, so müssten beide ihren Aufenthalt in Şanlıurfa im Südosten der Türkei haben, denn nur dort gibt es – im Landkreis Halfeti – echte schwarze Rosen. Wenn man sie umpflanzt, pflückt und mitnimmt, verändert sich die Farbe.„
Sterben die Atheisten aus? | Telepolis
Der britische Vorzeigeatheist und Evolutionstheoretiker Richard Dawkins behauptet, es geht bergab mit den Ungläubigen. Es gibt immer mehr Religionen, Fanatisten und Gläubige in unserer Zukunft. Warum? Der Grund ist ganz einfach: Religiöse bekommen mehr Kinder als nicht-Religiöse Menschen, denn die leben ja nach der Maxime „Seid fruchtbar und mehret Euch!“ Logisch, oder? Und es kommt noch besser: „Studien gehen dann auch davon aus, dass Religiosität in der Regel nicht mit übermäßiger Intelligenz verbunden zu sein scheint (Intelligente Menschen sind eher Atheisten und gehen nachts später schlafen). Mit steigender Intelligenz der Menschen sinkt offenbar der religiöse Glauben. Länder mit einem hohen Anteil an gläubigen Menschen sollen, so eine soziologische Studie, zudem sozial dysfunktionaler sein als solche mit einer weniger religiösen Bevölkerung.“ Und in der nächsten Ausgabe lesen sie, warum immer mehr BILD-Leser in der Hoffnung auf Erleuchtung ihren Glauben verlieren. Böser Spontis! Aus! Sei still!
Dark Star – Gigers Welt | Bote der Urschweiz
Hans-Ruedi Giger starb am 12. Mai 2014. Seine Werke sind die Verkörperung morbider Phantasien, für die einen abstoßender Schund, für die anderen brillante Kunst. Sein Stil fand in Filmen wie Alien (1979) oder Species (1995) audiovisuelle Erfüllung, seine „Biomechanoiden“ werden ihn sicherlich unsterblich machen. Im Herbst erscheint der Dokumentarfilm „Dark Star – Gigers Welt“, dessen Dreharbeiten noch vor seinem Tod begannen und der jetzt posthum fertig gestellt wurde. „Der Film beginnt in Gigers Kindheit in Chur. «Hans-Ruedi erhielt als Sechsjähriger von seinem Vater, einem Apotheker, einen Totenkopf geschenkt. Das war ein entscheidendes Erlebnis für ihn.» Den Tod in den Händen zu halten, habe ihm zwar Angst gemacht. «Aber er hat dort verstanden, wie er mit diesen Ängsten umgehen konnte», so Sallin. «Indem er sie zeichnete, malte, modellierte.» Sallin erlebte Giger während der Dreharbeiten körperlich angeschlagen, aber sehr feinfühlig.“ Einen gelungen Nachruf gibt auf dem schwarzen Planeten zu lesen.
Selfie Parody | Alternative Modelling
Trends werden einfach gesetzt. Nach dem äußerst erfolgreichen „Whitby Gothic Style“ als Gangnam-Parodie gibt es jetzt eine Hommage an den aktuellsten Trend der Szene, nein, der ganzen Menschheit: Selfies! Da sind Bilder, die man von sich selbst macht. Wollte ich nur mal sagen. Übrigens: Tattoo Selfies nicht einfach ins Netz stellen, rät Udo Vetter vom Lawblog, es sei denn der Tätowierer hat die Online-Rechte schriftlich übertragen.
www.youtube.com/watch?v=Lw6uaf1yJDg
Nachdem Northern Nephilim bereits einen grandiosen Bericht über das Dark Spring Festival eingereicht hat, bin ich mehr als glücklich, dass sich ein weitere Spontis-Leser bereit erklärt hat, eigene Festival-Eindrücke zu schildern. Das Dark Munich Festival 2014 lockte Frau Vledermaus und ihren Mann Frank aus ihrer Höhle unweit der bayrischen Hauptstadt. Mit unglaublich vielen Eindrücken und Erinnerungen ausgestattet setzte sie sich nun hin, um für Spontis einen großartigen Erlebnisbericht zu verfassen.
Ach herrjeh, wie lang ist es her, dass ich vor einer leeren Seite und einem ungeduldig blinkenden Cursor gesessen bin? Ich weiß es nicht, aber etwas nostalgisch fühlt es sich an. Es folgt ein kleiner Bericht aus Bayern – vom Dark Munich Festival (25.-27.04.2014). Insgesamt etwa 4000 Gäste durfte das Orgateam rund um Mucky in diesem Jahr auf dem Gelände der Optiomolwerke am Münchner Ostbahnhof begrüßen.
Ankommen
Endlich angekommen. Frank wusste genau, was ich fühlte. „Gehts dir gut?“ – Ich seufzte, nickte und verbrannte mir die Zunge am Kaffee.
Schon im Herbst 2013 besorgten wir uns die Karten fürs DMF für je € 89,-, da wir diesmal ganz sicher dabei sein wollten. Zum 3. Mal traf sich die Szene in München, für meinen Mann Frank und mich war es das erste Mal. Erstmals dauerte das Festival drei Tage, Grund genug, dass unsere Berliner Festivalbegleitung den Weißwurstäquator zu überqueren und sich nach Oberbayer begaben. Gegen 23 Uhr am Donnerstagabend trudelten Robert und Kai also bei uns auf dem Dorf vor Münchens Toren ein. Empfangen wurden sie mit den letzten Bierdosen unseres letzten gemeinsamen Festivals – der Castle Party in Bolkow. Also, anstoßen mit Lech und dann ab ins Bett, denn wir wollten ja pünktlich gegen 11.30 Uhr an den Optimolwerken sein. Gesagt, ge… – und dabei blieb es.
Da hatte ich mir extra spontan den Donnerstag noch freigenommen um ausgeschlafen und fit fürs Festival „dahoam“ zu sein und dann verquatschten wir uns so, dass wir erst gegen vier Uhr in die Federn verschwanden. Alle Versuche, Robert davon zu überzeugen, dass wir nicht schon um 11.30 Uhr an der Bühne stehen müssen, scheiterten und so beförderte uns der Wecker viel zu früh wieder in die Senkrechte. Eine Kombination aus Trödelei, Müdigkeit und Parkplatzsuche sorgte dafür, dass wir selbstverständlich nicht pünktlich am Gelände waren. Ich frage mich ja immer, was uns da jedes Mal reitet, es wieder und wieder zu versuchen. Der Einlass zum Festival war unkompliziert, sehr nett und mein schwarzes Stoffbändchen trage ich noch immer am Handgelenk. Meine Bedenken, dass die Partylocation fürs Buntvolk vielleicht nicht so ganz das Wahre sein könnte, zerstreuten sich recht schnell – es war ganz gut abgegrenzt vom bunten Drumherum.
Wir trafen also zu Scream Baby Scream ein, schauten dem Geschehen auf der Open Air Bühne ein wenig zu und entschieden uns dann doch erst einmal für einen weiteren Kaffee auf dem kleinen Marktbereich hinter der Bühne. Ein Bummel übers Verkaufsgelände dauerte wahrscheinlich nicht mehr als sieben Minuten, aber grundsätzlich war mit Merch-, Met-, Absinth-, diversen Klamotten- und Accessoire-Ständen, Wurst-, Asia- und Schupfnudelbude so ziemlich an alles gedacht. Was ich vom Leichenwagenverleih halten soll, weiß ich bis heute nicht. Man konnte sich an diesem seltsamen Pavillon jedenfalls auch im Sarg ablichten lassen – gegen eine „kleine“ Gebühr von € 5,-, versteht sich. Und wie ich da so auf dem Markt saß und dem Geschehen um mich herum zusah, stellte sich nach und nach dieses wohlige Gefühl ein, dieses „Angekommensein“. Der Moment, wo man von der „Außenwelt“ überhaupt nichts mehr wissen möchte. Ich schmunzelte vor mich hin und mein Angetrauter wusste genau was ich fühlte. „Geht’s dir gut?“ Ich seufzte, nickte und verbrannte mir die Zunge am Kaffee.
Rein und Raus und Raus und Rein
She past Away – Sonnenuntergangsstimmung, der perfekte Moment.
Konzerttechnisch schauten wir uns dann Nosferatu und später The Frozen Autumn in der Theaterfabrik an. Das ging allerdings nur mit Gehörschutz, denn in der Halle war es richtig laut. Die Stimmung war trotzdem jeweils wunderbar düster und Freitagnachmittag war noch nicht sehr viel los, so dass wir genügend Platz hatten. Am späten Nachmittag traf dann auch unser kroatischer Bekannter ein, der sich in einem Hotel eingemietet hatte. Die restliche Zeit bis zum Abend verbrachte ich mit meinen vier Herren recht unspektakulär – wir bummelten mit der schwarzen Gesellschaft um uns herum von der Open Air Bühne in die Theaterfabrik und wieder zurück, denn die Konzerte fanden schön abwechselnd drinnen und draußen statt – übrigens war das Timing von Konzert, Aufbau/Soundcheck im Wechsel bemerkenswert rund, wenn auch fast schon stressig, weil sich die jeweils nächste Band quasi nahtlos anschloss.
Irgendwann fiel uns dann ein ganz und gar unschwarzer, grummlig blickender Herr mit einem Dezibelmessgerät auf. Warum, klärte sich tags darauf. Auf der Facebookseite des DMF las man, dass es innerhalb von zwei Stunden ca. 4000 Beschwerden wegen Lärmbelästigung gegeben hätte und die Polizei ganze 17 Mal vor Ort war. Wir hatten die ganze Zeit schon das Gefühl, dass es draußen leiser und leiser wurde. Soko Friedhof tat das gar nicht gut, denn meiner Meinung nach war das von allen auf dem Festival gehörten Konzerten das schlechteste. Quasi nur mit Gesang konnten die beiden so gar nicht überzeugen. Richtig glücklich war ich dann beim Auftritt von She Past Away – Sonnenuntergangsstimmung, gute Musik und ein sich merklich füllendes Gelände machten den Moment perfekt. Zögerlich begann ich, mich zu bewegen und schon bald war‘s mir wurscht, dass ich eigentlich gar nicht tanzen kann, denn stillstehen ging nicht mehr.
Hanzel und Gretyl ließen wir ausfallen um unsere Mäntel aus dem Auto zu holen. Da es noch nicht ganz dunkel war, ernteten wir einmal wieder verstörte Blicke von Passanten. So komische Gestalten am fast noch helllichten Tag sind schon recht ungewöhnlich für Münchner Verhältnisse. Auf dem Rückweg quatschten uns dann noch ein paar Halbstarke an, was denn da los sei, es wären so viele Schwarze unterwegs. Wir klärten sie auf, aber die obligatorische Frage, ob die weißen Augen meines Ehegatten denn mit Kontaklinsen gepimpt seien, konnten sie sich natürlich nicht verkneifen. „Nee, die sind echt“ war die ebenso obligatorische Antwort. „Boah, darf ich das mal aus der Nähe sehen?“, fragte ein Mädel der kleinen Gruppe und konnte es gar nicht fassen.
Für unsere Berliner Begleitung ein Stück Vergangenheit. Mit Alien Sex Fiend fanden sie ihren Einstieg.
Grinsend schlenderten wir zum Gelände zurück. The 69 Eyes hörte ich mir sitzenderweise vom Rand aus an, denn meine Füße machten sich langsam bemerkbar. Ich hörte also nur und beobachtete die Leute um mich herum. Das mache ich hin und wieder ganz gerne: hören, sehen und feststellen, dass ich genau richtig bin und nirgends anders sein möchte. Was folgte – wir ließen Eyecromon in der Garage Deluxe ausfallen – war die gewohnte Warterei auf Alien Sex Fiend. Schon in Polen bei der Castle Party standen wir über eine Stunde im Regen und schauten zu, wie die Bühnendeko von links nach rechts und von rechts nach links geräumt wurde. Unsere Berliner wollten den Auftritt aber unbedingt sehen. Sie lernten sie Szene vor mehr als 20 Jahren quasi mit dieser Band kennen. Etwa 45 Minuten später als angedacht startete das Konzert und ich als Fahrer quengelte schon etwas. Ich weiß auch nicht, zu Alien finde ich einfach keinen Zugang. Ich habe ja wirklich versucht, mich drauf einzulassen aber die packen mich nicht, es kommt nichts an. Deren Arroganz, regelmäßig (ich unterstelle Absicht) zu spät zu kommen, tut ihr Übriges.
Um wach zu bleiben, versuchte ich, mir an der Bar einen Energydrink zu besorgen. Die Bardame war allerdings so mit 2 seltsamen streitlustigen Gestalten in bayrischer Tracht beschäftigt, dass sie mich erst einmal komplett ignorierte. Der Herr, der ebenfalls hinter der Bar stand, verscheuchte die Störenfriede dann endlich und so fragte ich ihn freundlich, ob ich bestellen dürfe. „I verkaf nix!“, wurde ich angemault. Wow. Den ganzen Tag waren alle überall so nett und dann war sie doch wieder da, die typische Münchner Gastfreundlichkeit. Wie sagte Kabarettist Christian „Überschall“ einmal so treffend? „In München gilt eine Bedienung bereits als freundlich, wenn sie nicht handgreiflich wird.“ Ich wechselte angesäuert die Bar und hielt kurz darauf erleichtert mein Getränk in den Händen. Circa eine halbe Stunde schauten wir uns das Konzert an und gegen 1.30 Uhr machten wir uns auf den Heimweg, weil die Herrschaften mein Genörgel über Alien und meine Füße nicht mehr ertrugen.
Biergartenstimmung
Sonnencreme schützte gegen vorzeitige Hautalterung und ungewollte Bräune
Den Samstag ließen wir gemütlich beginnen. Das DMF erreichten wir am frühen Nachmittag und es war schon um einiges voller als am Vortag. Leider waren wir noch etwas zu früh. Patenbrigade Wolff war gerade damit beschäftigt, Bier durch Rohre in Menschen vor der Bühne zu schütten. Was genau sollte das? Und schlimmer noch: warum machen da Zuhörer auch noch mit? Ich meine, es war gerade mal kurz nach 14 Uhr – so blau haben die noch gar nicht sein können? Das Publikum hatte sich insgesamt etwas verändert: Entdeckten wir am Freitag nur zwei Exemplare der Cybergattung, waren es am Samstag schon deutlich mehr. Das lag ganz einfach am elektro(krach)lastigen Konzertprogramm. So suchten wir uns einen Biertisch und verbrachten den Tag und Abend, ohne uns erwähnenswert von unserem Lager zu entfernen, am Rande des Geschehens. Der Leuchtbatzen brannte erbarmungslos und ohne Sonnencreme, Zwiebellook und Schirm hätte ich ein nicht unwesentliches Problem bekommen.
Das Publikum am Tisch wechselte immer mal wieder und wurde mit Hvorje dem Kroaten, marzipanlikörtrinkenden Polinnen und sehr speziellen Österreichern recht international und der Samstag so vom Festival- zum Treffentag mit sehr… naja, sagen wir mal – intensiven und aufschlussreichen Gesprächen. Wenn gerade einmal wieder Programm auf der Open Air Bühne war, fragte ich mich regelmäßig alle zwei Stunden, ob der Titel nicht schon vorher mindestens 3 Mal gespielt wurde.
Jäger90 musste am Nachmittag ausfallen – soviel bekamen wir dann doch mit – jedoch wurde spontan so umorganisiert, dass die Band als Abschlussspecial gegen 1 Uhr noch auftreten konnte. Respekt für die Organisation, sowas muss man erst einmal hinbekommen! Apoptygma Berzerk um Mitternacht bildete als einziges Konzert des Tages für uns den perfekten Abschluss. Ich war etwas erschrocken, denn ich kannte ausnahmslos alle gespielten Songs ohne zu wissen, dass das Apop waren. Ich hatte meinen Ipod irgendwann mal mit sehr viel Musik vollgepackt, die Liste über sehr lange Zeit nicht geändert und im Zufallsmodus einfach nicht geschaut, was da lief. Manchmal passieren Dinge, tsts… Hvorje lud uns noch auf ein Getränk auf seinem Hotelzimmer ein. Dort quatschten wir noch ein Stündchen und Frank chauffierte uns dann nach Hause.
Sauwetter und trotzdem zufrieden
Meine erste „schwarze“ Band -Zeraphine
Der Sonntagmorgen war verregnet, mit 12 Grad wirklich widerlich kalt und Wind hatte es auch noch. Unsere Berliner verbrachten den Vormittag in der Münchner Innenstadt und so bummelten wir daheim etwas. Zum Frühstück gab es Nudeln mit Sojabolognese, da ich mich als Pflanzenfresser schon die vergangenen beiden Tage ausschließlich von (sehr guten) Frühlingsrollen des Asia-Imbisses am Gelände ernährt hatte und mal wieder etwas anderes und vor allem mehr im Bauch brauchte. Eigentlich wollte ich Schöngeist kurz vor 14 Uhr sehen, aber Wetter und Trödelei durch Schlafmangel verhinderten dies. Deviant UK müssen wir gesehen haben, ich kann mich allerdings nicht mehr daran erinnern. Heldmaschine, oder später von uns liebevoll „Rammkiesel“ genannt, war… naja – Rammstein in klein eben. Nicht schlecht aber eben nur abgekupfert und nicht so richtig schwarz -zumindest nicht für meine Begriffe.
Die folgenden Konzerte sahen wir in der Theaterfabrik eigentlich nur, weil es da trocken war. Draußen hielten wir uns minutenweise auf und nur wenn es unbedingt sein musste. So richtig gefreut hab ich mich auf Zeraphine. Das war die erste schwarze Band, die ich überhaupt jemals gesehen habe. „Rock auf dem Berg“ hieß das damals, glaube ich und das muss 2005 oder so gewesen sein. Und so freute ich mich natürlich, dass die Herren auch viele der alten Schinken spielten. Ja, es ist manchmal recht schmalzig, aber die dürfen das! Und ausserdem ist Herr Friedrich nun mal auch noch was fürs Auge. Wir standen recht weit vorne, was normalerweise nicht so meins ist. Als dann eine Gitarre fehlte, überbrückte Sven die Wartezeit mit Plauderei, witzig wars, wenn auch merklich nervös. Die Klampfe tauchte nach ein paar Minuten dann doch auf. „Tja, bei professionellen Bands wäre die Gitarre dann auch gestimmt, wenn sie auf die Bühne kommt“, rettete Sven sich souverän noch über die sich anschließende kurze Wartezeit. Ich fand es irgendwie sympathisch, wenn mal nicht alles wie am Schnürchen klappt. Ehrlichgesagt fand ich die unfreiwillige Einlage sogar ziemlich toll – es macht die Künstler menschlicher.
„Fuck you“ schrie Ackerman gen Himmel, mir standen die Tränen in den Augen.
Unser absolutes Highlight sollte nach De/Vision eine Stunde später auf der Bühne stehen. Das Ich war angekündigt und auch da wollten wir nah an die Bühne in der Open Air Area. Zum Glück regnete es ausnahmsweise mal nicht, als es soweit war. Die Stimmung war gigantisch und ergreifend – Jubel ohne Ende. Für Frank war es wohl der absolute Wahnsinn, da er die Band schon seit seiner frühen Jugend kennt und liebt. Aber als Stefan Ackermann die Faust gen Himmel streckte und „Fuck you“ nach oben schrie, standen auch mir die Tränen in den Augen. Ich war geflasht von der Energie, die der kleine Mann auch nach seiner schweren Krankheit noch ausstrahlte und ich tanzte und tanzte. Leider verflog die Zeit viel zu schnell und da um 22 Uhr draußen Ruhe sein musste, fiel Gottes Tod – einer unserer Lieblingstitel – unter Protest leider aus.
Eigentlich hätte ich danach heimfahren können, denn ich war glücklich; der Tag war trotz des Sauwetters perfekt. Doch unsere Berliner wollten Mono Inc. noch sehen, also pilgerten wir mit dem schwarzen Volk wieder in die Theaterfabrik. Ich kenne die Auftritte von Leipzig und Bolkow und fand es jedes Mal so lala. Auch diesmal, jedoch schafften Martin Engler und Katha Mia es mit ihrer speziellen (Drum-)Show auch mich mitzureißen und zum Mitfeiern zu bewegen. Mit diesem Konzert beendeten wir unser erstes DMF geschafft und sehr zufrieden.
Fazit – Einfach mal Prinzesschen sein
Für mich war es eine sehr gelungene Veranstaltung. Der Einlass, die meisten Menschen hinter der Bar und die Security waren freundlich, die Organisation nahezu perfekt, Publikum und Stimmung passte auch – viel besser als ich es mir für München jemals hätte vorstellen können. Durch die Abwechslung der Locations war eine gigantische Schlagzahl von mehr als 50 Konzerten möglich. Einerseits toll, andererseits war so leider kein Platz für Zugaben und Verschnaufen. Klar, man konnte Shows ausfallen lassen, aber irgendwie fühlte ich mich durch das ständige Rein und Raus manchmal etwas gestresst. Darum besuchten wir auch keine der After Show Parties. Wir waren einfach viel zu geschafft. Was Mucky, der Veranstalter, genommen hatte, will ich gar nicht wissen. Egal wo man war, der blonde Mann kam mit Sicherheit gleich um die Ecke gebogen. Ich ließ es mir nicht nehmen, ihm am Sonntagabend einfach mal zu danken, wenn auch nur im Vorbeigehen. Irgendwie war es mir ein Bedürfnis, denn so eine Veranstaltung quasi direkt vor der Haustür zu haben, ist schon etwas ganz Besonderes. Und selbst wenn es nicht vor der Haustür gewesen wäre – mit dem Wissen jetzt, würde ich hinfahren. Der Termin ist weit genug weg vom WGT und verkürzt die Zeit bis Pfingsten ungemein.
Ich hab mich beim Dark Munich Festival sehr wohl gefühlt. In der Stadt und doch in einer eigenen Welt mit sehr wenig „Spinnern“ – Überbleibsel von Karneval hab ich kaum gesehen, die Cyber hatten in gewisser Weise ihre Existenzberechtigung und sogar die Reifrockfraktion war kaum vertreten. Fotografen waren in verhältnismäßig geringer Anzahl anwesend, aber nicht störend. Es ging um Musik und um Zusammensein, nicht um Schaulaufen und Gesehen werden. Die Zeit mit Kai, Robert, Hvorje und natürlich meinem holden Ehegatten war durch und durch harmonisch (vielleicht auch, weil ich einfach mal Prinzesschen sein durfte und es mir durch die Aufmerksamkeit der vier Herren nie an Getränken und Rauchwerk mangelte ;o)). Wir hatten Zeit für viele gute Gespräche, tolle Konzerte und einfach ein wunderbares langes schwarzes Wochenende.
„Draußen und drinnen“ könnte man den Titel der Fernsehsendung „Buten und Binnen“ am ehesten aus dem Niederdeutschen übersetzen. Das Lokalmagazin von Radion Bremen TV berichtet seit den frühen 80er auch über das „kulturelle Leben“ der Hansestadt. Und Grufties, ja die gehörten wohl auch 1998 zum kulturellen Leben, totgesagte leben länger. Erstaunlich ist jedoch, dass man für den Bericht über die Subkultur auf eigene Kamera-Teams verzichtet hat und stattdessen mit dem ortsansässigen Videoprojekt „Null Satt“, in dem Schülerinnen und Schüler eigene Filme drehen können, zusammenarbeitet.
Henning, selbst Gruftie und Schüler ist damals genervt von den negativen Berichten über seine Szene, die in der Presse herumgeistern. Die Möglichkeit, für ein Regionalmagazin einen Beitrag zu machen, nutzt der 20-jährige. So beschließt er einfach ein paar Freunde und Bekannte zu interviewen um mit ihnen sein eigenes Bild der Subkultur darstellen zu können. „Für mich war als Jugendlicher die schwarze Szene so interessant, weil ich dachte dort Menschen zu treffen, die mir ähnlicher sind, als die Leute aus der Schule. Ich habe die Szene von außen bewundert und hielt die Leute für weniger oberflächlich und genau wie mich – traurig und unzufrieden.“ schreibt er mir in einer E-Mail, nachdem ich während meiner kleinen Recherche Kontakt zu ihm aufgenommen habe. Zurück zum Video.
„Warum Schwarz?“ „Gräbschändungen?“ „Politik?“ Henning greift einfache, aber elementare Frage auf und erhält erstaunlich differenzierte Antworten. Albertino: „Für mich ist die Farbe Schwarz ein Raum, in dem ich mich verstecken kann. In dem ich meine Gefühle ausleben und mich ein wenig von dieser Gesellschaft distanzieren kann.“
Ich gewinne sowieso den Eindruck, dass sich niemand in dem Video in Szene setzt, sondern natürlich und authentisch erzählt. Offenbar ist die negative Berichterstattung jedem ein Dorn im Auge. Junge Menschen, die ihre Sichtweise erklären wollen, ohne um Verständnis zu betteln. Mir gefällt dieser Stil ausgesprochen gut, lockt er doch diejenigen hervor, zu denen auch ich mich eher hingezogen fühle als die, die sich mit verschwurbelten Selbstinszenierungen den etablierten Medien anbiedern.
Schade, dass in Zeiten von Handy-Videos und Youtube diese Film-Projekte für Schüler und Studenten ein wenig in Vergessenheit geraten sind. Mit dem richtigen Equipment, fachkundiger Anleitung und Motivation kann man offensichtlich sehr viel transportieren. Wie könnte man die allseits geforderte Medienkompetenz besser fördern als auf diese Art und Weise? Henning ist heute nicht mehr in Schwarz unterwegs. Leider ist er nicht mehr dazu gekommen, mir die Frage nach dem „Warum?“ zu beantworten. Aber vielleicht muss man das auch gar nicht, sich immer erklären.
Seit einer geschlagenen Stunde wühle ich mich durch die Bilder der letzten drei Spontis-Treffen. Eigentlich wollte ich nur ein symbolträchtiges Bild ausgraben, um den Beitrag ein wenig zu würzen, doch die eigenen Erinnerungen übermannen den rationalen Produktionsprozess. Faszinierend, wie sich die Gast-Autoren, Kommentatoren und Leser im Laufe der Zeit verändern. Einige sind wieder im Nebel der Dunkelheit verschwunden, viele andere sind hinzugekommen. Doch bevor ich nun wieder anfange zu sinnieren, kommen wir zunächst zur offiziellen Ankündigung.
Voller Vorfreude, Neugier und Spannung kündige ich das 4. Spontis-Family-Treffen auf dem 23. WGT in Leipzig an. Auch dieses mal sind alle Besucher, Kommentatoren, Sympathisanten, Kritiker und Freunde dieses Blogs dazu eingeladen, sich am Montag, den 9. Juni 2014 ab 14:00 zum immer noch zwanglosen Treffen im Park hinter der Moritzbastei in Leipzig einzufinden. Wir freuen uns über jeden unangekündigten und angekündigten Menschen, denn jeder ist dazu eingeladen, die Leute hinter den Kommentaren und Artikeln kennenzulernen.
Erst gestern feierten die Hexen auf dem Blocksberg ihre „Walpurgisnacht“. Vor rund 400 Jahren war das aber auch schon der einzige Grund ausgelassen zu sein, denn während des dreißigjährigen Krieges (1618-1648) mussten die Hexen fast täglich darum bangen vor Gericht gezerrt und zum Tode verurteilt zu werden. Hungersnot, Seuchen und Missernten stürzten Mitteleuropa in eine tiefe Krise. Da waren Hexen die willkommenen Sündenböcke. Die Hexenverfolgungen kosteten in Mitteleuropa ungefähr 60.000 Menschen das Leben, 25.000 davon in Deutschland.
Ein besonders prominenter Fall war Katharina Henot. Die Kölnerin wurden im Mai 1627 von einem Gericht verurteilt und mit dem Tode bestraft, obwohl sie trotz Folter die ihr zu Last gelegten Taten nie gestand. In einem Artikel vom März 2012 berichtete ich über den tragischen Fall und erwähnte den Pfarrer Hartmut Hegler, der sich vor der Stadt Köln für die Rehabilitierung der angesehenen Postmeisterin einsetzte. Im Juni 2012 war es soweit, der Beschluss zur Anerkennung der Unschuld durch den Kölner Stadtrat war einstimmig.
Im Frühjahr kontaktierte mich der pensionierte Pfarrer und schlug vor, seinem Projekt zur Rehabilitierung der Opfer von Hexenprozessen durch einen Link weitere Aufmerksamkeit zu schenken. Ich sagte zu und bat aus einem Reflex heraus um ein Interview, dem er sofort zustimmte. Das hätte ich mir nicht träumen lassen. Mich mit einem evangelischen Pfarrer über Hexenverfolgung zu unterhalten fühlt sich zunächst einmal sehr fremd an. War es nicht die Kirche, die Hexen verfolgte und verbrannte? Martin Luther, der Reformist der Kirche, befürwortete die Hexenverfolgung sogar. Hat damals denn niemand gegen diese Methoden protestiert?
Wie kommt man als evangelischer Pfarrer eigentlich auf die Idee, sich so intensiv mit dem Thema der Hexenverfolgung auseinanderzusetzen?
Schülerinnen im Berufskolleg baten mich, uns im Religionsunterricht Gedanken über ein dunkles Kapitel der Kirchengeschichte zu machen: über die Hexenprozesse. Zunächst habe ich versucht, die Schülerinnen auf fröhlichere Themen einzustimmen, aber sie waren nicht von ihrem Wunsch abzubringen. Als ich mich dann intensiver mit der Zeit der Hexenverfolgungen beschäftigte, merkte ich, wie wenig ich darüber wusste. Das empfand ich als große Herausforderung.
Ich habe mich dann um Hintergrundinformationen über die Hexenprozesse bemüht. Damals wurden Frauen, Männer und Kinder als Zauberer und Hexen beschuldigt, gefoltert und verbrannt. Durch die Folter wurden Menschen zum Geständnis gezwungen, sie seien Hexen. In den Anklageschriften wurde ihnen oft vorgeworfen, sie seien an den Wetterkatastrophen und an den Missernten schuld. Damals wussten die Menschen nichts von den Umständen, wie Wetterkatastrophen entstehen. So wurden Sündenböcke gesucht und gefunden – damals wie heute.
Seit 10 Jahren kämpfen sie nun schon für Gerechtigkeit und die Rehabilitation von Menschen, die vor 300 Jahren wegen Hexerei verurteilt wurden. Wie kam es dazu?
Damals fragten mich die Schülerinnen, wann und ob die Opfer der Hexenprozesse rehabilitiert wurden. In Zeiten der modernen Naturwissenschaften ist jedem einsichtig, dass ein Mensch nicht auf einem Besenstiel reiten und am Hexensabbat teilnehmen oder mit Zauberei Wetterkatastrophen und Krankheiten bewirken kann. Dies waren die Anklagepunkte in den Hexenprozessen, für die Menschen zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt wurden. Aus heutiger Sicht wurden sie im Namen Gottes zu Unrecht beschuldigt und hingerichtet, denn die Angeklagten konnten diese Verbrechen nicht begehen. Ich meine: Die größte Sünde ist das Vergessen der unschuldigen Opfer. Zusammen mit vielen Gleichgesinnten in Deutschland möchte ich mit meinen Büchern und Vorträgen den Menschen ein Denkmal setzen, die damals unschuldig vor Gericht gestellt wurden. Viele verloren ihr Leben, über die Familien wurde unendliches Leid gebracht. In vielen Orten erinnert nichts mehr an ihr Schicksal.
Die Urteile sind also immer noch rechtskräftig?
Nie sind die Urteile der Hexenprozesse jedoch aufgehoben worden. Die Verurteilten gelten bis heute als schuldig im Sinne der Anklage: sie hätten sich dem Teufel verschrieben, Gott verleugnet und durch Zauberei Schaden über die Menschheit und die Natur bewirkt. Nach 300 Jahren verdienen die Opfer der Hexenprozesse ihre Würde und Christenehre wieder zu bekommen und rehabilitiert zu werden.
Schenkten Sie dem Fall „Katharina Henot“ aus Köln ganz besondere Aufmerksamkeit, weil sie ohne das notwendige Geständnis zu jener Zeit nie hätte verurteilt werden dürfen?
Die damaligen Gesetze erforderten für ein Todesurteil ein Geständnis, das meistens durch die Folter erzwungen wurde. Nach mir vorliegenden Informationen ist dies der einzige Fall, dass eine Angeklagte in einem Hexenprozess ohne Geständnis hingerichtet wurde. Das war schon nach damaliger Rechtslage ein eindeutiger Rechtsbruch. Vielleicht ist dies ein Grund dafür, dass die Hexenprozessakten von den Verantwortlichen in Köln großenteils vernichtet wurden.
Ich finde Katharina Henot eine bemerkenswerte Frau. Sie war verwitwete Unternehmerin und wurde von Nonnen aus Neid oder unter Zwang als Hexe denunziert. Auf Weisung des Hohen Weltlichen Gerichts der Stadt Köln musste sie Monate im Kerker leiden: ohne Kontakte, ohne Verteidigung. Obwohl sie mehrfach gefoltert und ihre rechte Hand zerquetscht wurde, konnte ihr vom Scharfrichter kein „Geständnis“ abgezwungen werden. Ihr Lebensmut war nicht zu brechen, und sie kämpfte bis zum letzten Atemzug um Gerechtigkeit.
Sie betreiben eine Internetseite über den Pfaffer Anton Praetorius, der zwischen 1597 und 1613 aktiv gegen die Hexenverfolgung kämpfte. Praetorius, der damals als Mitglied eines Hexengerichts gegen vier Frauen berufen wurde, ertrug es nicht, wie unschuldige Frauen durch die Folter in den Tod getrieben wurden. Der Ortspfarrer von Birstein kämpfte so lautstark gegen die Folter der Frauen, dass diese tatsächlich eingestellt wurde und man die einzige Überlebende freiließ. Ein Jahr später veröffentlichte Anton Praetorius unter einem Pseudonym das Buch „Von Zauberey vnd Zauberern Gründlicher Bericht„, in dem sich gegen die Folter der Hexen aussprach. In späteren Auflagen seines Werkes, verurteilt er auch die Hexenprozesse. Wie sind sie auf den mittelalterlichen Pfarrer aufmerksam geworden?
1629 schrieb Praetorius: „Alles Wetter kommt von Gott zum Segen oder zur Strafe nach seiner Gerechtigkeit und mag den Hexen nichts davon zugeschrieben werden. Außerdem sind die Mittel, welche Hexen gebrauchen zum Wettermachen ganz und gar kraftlos.“
Auf das Leben von Anton Praetorius bin ich wiederrum durch meine Schülerinnen aufmerksam geworden. Sie erkundigten sich: „Hat denn keiner der Christen damals etwas gegen Hexenprozesse gesagt?“ Dass ein engagierter protestantischer Pfarrer seine Stimme gegen Hexenprozesse erhoben hatte, war mir vorher unbekannt. Zufällig las ich bei einem Besuch in einer Ausstellung im Schieferbergbaumuseum in Schmallenberg/Westfalen über Hexenverfolgungen eine kleine Tafel: „Der erste Westfale, der sich gegen die Hexenverfolgung wandte, war der gebürtige Lippstädter Pfarrer Anton Praetorius“. Der freundliche Museumsmitarbeiter suchte eine geschlagene Stunde, bis er schließlich ein letztes Exemplar des Ausstellungskataloges fand. Auf einer halben Seite waren knappe Angaben zu Praetorius abgedruckt, die mich neugierig machten. Aber es gab kein Buch über ihn, und so begann ich zu recherchieren.
Das Wissen über Gegner der Hexenverfolgung ist im Dunkel der Vergangenheit völlig untergegangen. Dieses Schicksal widerfuhr auch Anton Praetorius, der 1598 als erster protestantischer Pfarrer ein mutiges Buch gegen Hexenverfolgung veröffentlichte. Auch in den evangelischen Kirchen in Westfalen, Lippe, Hessen und Baden, wo er gelebt hatte, war sein Wirken völlig in Vergessenheit geraten.
Einige andere Menschen haben sich zu dieser Zeit bereits gegen die Hexenverfolgung ausgesprochen, Hermann Wilken beispielsweise, sprach sich bereits 1585 literarisch gegen die Hexenverfolgung aus. Was hat sie gerade an Anton Praetorius bewegt?
An Praetorius hat mich besonders beeindruckt, dass er unter Einsatz seines Lebens eine Frau aus einem Hexenprozess rettete. Aktuell ist sein vehementes Eintreten für die Abschaffung der Folter. Man hat diesen Verfechter der Menschenrechte daher als einen „Vorgänger“ von amnesty international bezeichnet. Praetorius hat es nicht leicht gehabt in seinem Leben, aber er hat das bewiesen, was wir in heutiger Zeit immer wieder fordern sollten: Glaube und Zivilcourage. Er kann für die Jugend ein Vorbild für sein Eintreten für Menschen in Not sein. Gerade das Andenken an das unschuldige Leiden und Sterben von Jesus macht uns Christen besonders sensibel für die Verfolgung Unschuldiger.
Wie lässt sich der Kampf von Anton Praetorius und anderer Gegner der Hexenprozesse auf die heutige Zeit übertragen?
Wenn ich mich mit dem Leben der Menschen vor 300 Jahren beschäftige, wird mir deutlich, wie sehr wir von mutigen Menschen vor uns profitieren, die um die Menschenrechte gekämpft und uns viele Freiheiten erstritten haben. Das verpflichtet uns, uns weiter für diese Menschenrechte einzusetzen. So ist das Erinnern an die Opfer der Hexenprozesse zugleich ein Signal gegen Gewalt an Frauen heute, gegen Mobbing, gegen Ausgrenzung und Diskriminierung.
In ihrem bewundernswerten Kampf für Gerechtigkeit sind Sie nicht allein. 2000 gründeten Sie mit Gleichgesinnten den Arbeitskreis „Hexenverfolgungen“, der sich für die zu Unrecht Verurteilten einsetzt. Außerdem fordern Sie zusammen mit dem Arbeitskreis, das die Kirche zu ihrer eigenen Rolle in den Hexenprozessen Stellung bezieht. Was wollen Sie damit erreichen?
Ich möchte Informationen über die Hexenprozesse vermitteln. Ich möchte erreichen, dass die Opfer der Hexenprozesse rehabilitiert werden und Gedenksteine vor Ort an ihr Schicksal erinnern. Diese können zum Erzählort werden, um Menschen sensibel für Unrecht heute zu machen, damit sie sich – wie z.B. amnesty international – für das Schicksal von Verfolgten einsetzen, ähnlich wie es in vielen Orten mit den Stolpersteinen für die Opfer der unschuldig Verfolgten des Dritten Reichs geschieht.
Es gibt sie noch. Die musikalisch ambitionierten Abende in angehenden, schwarzen Kulttempeln. Ich war so selig, so in mich gekehrt, so gothic. Melancholia-X. Der schwarze Virus ergreift dich spontan, unankündbar und unvorhergesehen. Es beginnt schon vor dem Eingang. Die Klänge aus dem Inneren fesseln deine Aufmerksamkeit und du vergisst einfach die draußen stehenden Menschen freundlich zu Grüßen, würdigst die Kassiererin nur mit einem flüchtigen Blick und willst nur noch durch den Vorhang in das Dunkel der Musik schreiten. Es sei mir verziehen, wenn ich dem ein oder anderen nicht die notwendige Aufmerksamkeit habe zukommen lassen. Der schwarze Virus hatte längst Besitz von mir ergriffen. „Ich und die Wirklichkeit“ schien wie der passende und fast schon poetische Einstieg in einen wundervollen Tanzabend im TIC-Club Mülheim. Sofort zog es mich auf die Tanzfläche und der kurze Blick auf DJ Klaus Märkert, den ich vor dem Abtauchen in meine eigene Wirklichkeit auf der Kanzel ausmachte, kündete von einem interessanten Abend. Gelegentlich unterbrach ich den Rausch für ein Liebesbeweis an Frau Eulenforst oder einen Schluck notwendiger Flüssigkeit. Ganz selten war auch ein kurzer Plausch mit bekannten Gesichtern möglich, doch die Musik hat zu keinem Zeitpunkt an ihrer „Energie“ verloren. Die musikalische Auswahl zeigte deutlich, dass es immer noch möglich ist zu überraschen und zu Musik dahinzuschmelzen, von der man noch nie gehört hat. Wie man dabei den Bogen durch alle Jahrzehnte spannt, zeigten die DJs dabei sehr eindrucksvoll. Ich wünsche mir eine Wiederholung und mehr Besucher die allen „Machern“ zeigen, dass sie auf dem richtigen Weg sind. Bis dahin verbleibe ich mit einer virtuellen Wochenschau.
Horror-Insel wird per Online-Auktion versteigert | Welt
„Als im 17. Jahrhundert die Pest ausbrach, war das für Venedig eine Katastrophe: Wohin sollte man mit den verseuchten Toten an einem Ort, der auf Pfählen ins Wasser gebaut ist Daher schaffte man die Leichen kurzerhand auf die kleine Nachbarinsel in der Lagune, nach Poveglia, wo sie verscharrt wurden. Aus Angst vor Ansteckung schickte man schließlich auch noch die Lebenden auf das Eiland. Dort mussten sie langsam in qualvoller Agonie sterben. Die Legende will es, dass die Verdammten sich dafür gründlich gerächt haben und ihre Geister noch heute über die Insel spuken. Sie liegt am Canal Orfano, dem schiffbaren Lagunenkanal des „Waisen“. Am Ufer der Insel stehen warnende Schilder: „Betreten verboten!“ Wer Poveglia trotzdem besichtigen will, muss eine Erlaubnis bei der Stadtgemeinde einholen. Der italienische Staat will dem Spuk nun ein Ende machen und vor allem Profit aus dieser Insel schlagen.“ Ich hoffe, es rennt jetzt keiner los und steigert mit um aus der Insel einen Gruftie-Vergnügungspark zu schustern. Viel sinnvoller sind Alternativen wie die Initiative „Poveglia per Tutti„, die die Insel via Crowdfounding finanzieren möchte um daraus einen Garten zu machen. Ob das jedoch dem historischen Hintergrund und vor allem den vielen Geistern auf der Insel gerecht wird, lasse ich mal dahingestellt.
Gothic Weekend in Whitby – In Pictures | The Guardian
Das älteste und bekannteste britische Goth-Treffen feiert seinen 20. Geburtstag. „It’s that time of year when gregarious goths gather in the April gloom of the North Yorkshire seaside town. This year the festival celebrates it’s 20th birthday, having started as a gathering of penpals who met via NME magazine. The organisers chose Whitby as home of the biannual event because of its links with Bram Stoker’s Dracula.“ Die Bilder, die der Guardian abgebildet hat, wirken so fremd und doch merkwürdig vertraut.
Lichtblicke – kurz & bündig | Radio Dunkle Welle
Unter der Rubrik „Lichtblicke“ veröffentlicht Marlene vom Internetradiosender „Dunkle Welle“ in unregelmäßigen Abständen einige musikalische Fundstücke, die wohl nur in das Blickfeld einer leidenschaftlichen Musikhörerin landen können. Ich mag die übersichtliche Aufmachung der Artikel und die Möglichkeit in alles sofort ein Ohr zu werfen, was Marlene durch zahlreiche Links vereinfacht hat: „Auf meinen Streifzügen durch die Weiten der Bits und Bytes fallen mir nicht selten Dinge vor die Füße, die es aus meiner vollkommen subjektiven Sicht verdient haben, herausgefischt und nunmehr hier unter der Rubrik „Lichtblicke“ in unregelmäßigen Abständen in Euren Fokus gerückt zu werden.„
Leipzig: Das Skalpell und der Schatten | Freie Presse
Noch bevor tausende Grufties zu Pfingsten in die „schwarze Hauptstadt“ strömen, beginnen dort interessante Ausstellungen. Hansruedie Giger gilt als einer der wichtigsten Maler unserer Zeit. Die Leipziger Galerie Sansvoix zeigt seine Werke erstmals vollständig in Deutschland: „Vielleicht hat er es mit der Öffentlichkeit etwas übertrieben, der erste und einzige Oscar-Preisträger der Schweiz. Hansruedi „HR“ Giger, 1979 mit der Gold-Statue für sein „Alien“-Filmmonster geehrt, hatte nie Berührungsängste zur Popkultur. Der 1940 in Chur geborene Maler, Grafiker und Bildhauer gestaltete mit seiner dunklen Kunst Filmsets, E-Gitarren und Plattencover – wohl auch, weil seine okkulten Bilder in der Metal- und Gothic-Subkultur seit den 80er-Jahren sehr verehrt werden.“ Entwarnung: Die Ausstellung geht bis zum 13. Juni und ist damit für alle Besucher des WGT erreichbar.
Dennoch liegt der Verdacht nahe, dass Giger, der eigentlich Hans Rudolf heißt, aus anderen Gründen zum Schmuddelkind der Kunstszene gestempelt wurde – immerhin gibt es von Warhol bis Dalí einige Malerfürsten, die keine Probleme mit derlei Annäherung hatten.
Die alten Wilden auf dem Prüfstand | Unter.Ton
Es gibt die alten Wilden und die alten wilden Ideen. Wilde Ideen, das sind authentische und unabhängige Musikmagazine mit Lust auf Individualismus. Daniel Dreßler, der auch für den Zillo gearbeitet hat, schnappte sich Antje Bissinger und gründete „Unter.Ton“ als unabhängiges Musikmagazin. „Seit dem Studium in München sind wir ein Team, haben unseren Magister-Abschluss gemacht, ein Mini-Elektro-Festival organisiert, die Düsterromantik gepflegt und uns dem Mainstream erfolgreich verweigert. Unabhängig voneinander haben wir die Höhen und Tiefen des Schreibens und Publizierens erlebt, für diverse Fach- und Publikumszeitschriften gearbeitet, Internetportale redaktionell unterstützt und den journalistischen Alltag in der Tagespresse durchlaufen. Dazu kamen Ausflüge in Rundfunk (Daniel) und Dramaturgie (Antje). Am Ende blieben Leidenschaft und Enthusiasmus auf der Strecke.“ Wilde Idee. Die alten Wilden, dass sind auch Andreas Dorau und Gabi Delgado (DAF), die jeweils mit einem neuen Album in der Gunst der Hörer steigen wollen. Wie das neu gegründete Magazin damit umgeht, gefällt mir schon mal sehr gut: „Dunkle, minimalistische Elektronik oder ein vorsätzlich gut gelaunter Pop-Cocktail? Die Wahl zwischen Andreas Dorau und Delgado kann sich nur auf dieser Ebene abspielen. Textlich sind beide Alben gleichwertig. „Aus der Bibliothèque“ und „1“ sind die Stachel im vor sich hinmodernden Fleisch deutscher Popkultur und der gepflegte Tritt in den Allerwertesten konservativer Spießer, die es sich im vom Merkel- Mehltau überzogenen Deutschland gemütlich machen wollen. Schade, dass die Revolution von der Elterngeneration getragen wird, während die Nachkömmlinge „Atemlos durch die Nacht“ ihren Eskapismus pflegen. Hier ist was faul im Staate Deutschland. „
Besessen von „Harry Potter“-Hexe: Die grausame Bluttat zweier deutscher Satanisten | Focus
Endlich. Fast hatte ich befürchtet, dass wir überhaupt nicht mehr mit grausamen Bluttaten in Verbindung gebracht werden würden. Der Focus beendet die Durststrecke mit einem fulminanten Artikel über einen grausamen Mord. Da haben also zwei „Satanisten“ einen Taxifahrer mit 42 Beilhieben getötet. Die angeblich psychisch kranken Männer lebten laut dem Focus in einer brutalen Parallelwelt und verehrten einen besonders grausamen „Harry Potter“- Charakter. „Bereits als Kinder fallen Jan D. und Hendrik M., die aus problematischen Elternhäusern stammen, durch unangepasstes und aggressives Verhalten auf. Mehrfach wechseln sie die Schulen, besuchen psychiatrische Kliniken und Heime, begeben sich in Therapien. Bei beiden diagnostizieren Ärzte Asperger Autismus. Ihre Krankengeschichte führt die Jugendlichen im Frühjahr 2012 zusammen, noch mehr allerdings verbindet sie ihre Vorliebe für die Gothic-, Vampir- und Satanismusszene. Horrorfilme, bizarre Rituale, düstere Musik, schwarze Kleidung, das ist ihre Welt. Sie selbst bezeichnen sich als „Brüder“ und halten sich für „das Böse“„
Wünschen sich „Gothic-Eltern“ eigentlich „Gothic-Kinder“? | Confessions of a Gothmum
In der letzten Wochenschau verlinkte ich einen Artikel der Gothmum mit den Worten: „Stichwort Phasen. Grufties werden manchmal Eltern. Wünschen sich “Gothic-Eltern” eigentlich “Gothic-Kinder”? Ich meine, das mitschleifen auf Konzerte und schwarze Veranstaltungen suggeriert doch eine gewollte Konditionierung, oder? Bei der Gothmum ist soweit. Der Nachwuchs kommt in seine schwarze Phase. “ Es hat nicht lange gedauert, bis ihre Antwort kam. Ein sehr differenzierter Einblick in das Leben subkultureller Eltern: „Kinder von Goth-Eltern bewegen sich im Grunde in zwei verschiedenen Welten: in der schwarzen ihrer Eltern (oder eines Elternteils) und der bunten außerhalb. Mag es jüngeren Kindern nicht bewußt sein, daß sich Mama und Papa von Kleingrufti anders kleiden als die Eltern von Kleinstino, irgendwann wird es auffallen. Wie die Kinder später mit ihren Mitmenschen umgehen, die nicht in das Bild passen, das durch ihr Elternhaus geprägt wurde, hängt von ihrer Erziehung ab und von den Erfahrungen, die sie mit Andersartigen machen konnten. Was das angeht, sind Kinder von Goth-Eltern m.E. eindeutig im Vorteil, denn sie lernen von frühester Jugend an beide Seiten kennen und damit umzugehen. Für sie ist es normal, daß Mama und/oder Papa anders sind als andere und daß es die gibt, die Hellbunten, ist auch vollkommen in Ordnung. Äußerlichkeiten spielen für kleine Kinder ohnehin kaum eine Rolle.“ Nur eine Langzeitstudie wird zeigen, ob Gothic-Kinder die elterliche Andersartigkeit in ihr Leben übertragen können. Ich wünsche mir sehr, der Versuch, „meinen Kindern Offenheit und Neugier Fremdartigem gegenüber zu vermitteln“ von Erfolg gekrönt ist.
Kaserne Wünsdorf – Schatten auf der Flucht | Gedankensplitter hinter Glas
Es kommt mir ja fast schon komisch vor, wenn ich in jeder Wochenschau eine Erkundungstour von Marcus Rietzsch vorstelle, doch wenn ich wirklich darstellen möchte was ich in der letzten Zeit geschmökert und fasziniert angeschaut habe, komme ich nicht umher ihn und seine Touren erneut zu zeigen: „Der Wind streicht über die trockenen schmalen Ähren hoher, im Sonnenlicht leuchtender Gräser. Jahrzehntelang von schweren Militärfahrzeugen belastete Wege geben sich den Kräften der Natur geschlagen. Die Wurzeln großer Bäume drücken von unten gegen die Betondecke. In Form von Rissen und Wülsten offenbart sich die Stärke dieser Pflanzen. Ein grüner Moosteppich überzieht wüste Asphaltflächen. Lebendig präsentiert sich die zauberhafte Welt vergessener Orte. Eine wilde Natur hat das ehemalige Kasernengelände in Wünsdorf in Besitz genommen.„
Finanzierung via Crowdfoundnig: Karlsruher Gothic Treffen 2014
Haben die beiden Veranstalter des „KGT“ Mirjam Fleig und Maik Thoma im letzten Jahr noch viel aus der eigenen Tasche vorfinanziert, möchten man dieses Jahr alles auf etwas festere Beine stellen und hat dazu eine Crowdfoundig-Kamapgne gestartet. Die Idee: „Kunst, Musik und Lesung gepaart mit Tanz und einer dunkel-familiären Stimmung.“ 2.000€ wollen die engagierten Macher sammeln, 625€ sind bisher eingegangen. Noch ist also völlig offen, ob es auch 2014 ein schwarzes Treffen in Karlsruhe geben wird.
Das Archiv des British Pathé bei Youtube | Youtube
Das britische Filmarchiv „British Pathé“ hat rund 85.000 historische Filme bei Youtube hochgeladen. Damit gelingt dem Archiv meiner Ansicht nach ein einzigartiges Kompendium der Zeitgeschichte. Neben Meisterleistungen aus Kunst, Kultur und Technik gibt es auch Dinge zu sehen, die nicht optimal gelaufen sind. Während die Römer schon eindrucksvolle Aquädukte bauten, scheiterte man selbst 1940 noch an dem Bau einer Brücke. Ein kräftiger Wind sorgte in Tacoma für den Einsturz einer höllisch teuren Hängebrücke.
Voltaire – What is Goth? | Lalelura Strohdach
Frau Strohdach war so nett, mir einen Link zu einem Video aus den USA zu schicken, in dem sich der Musiker Voltaire (Aurelio Voltaire Hernandez) darüber äußert, was „Goth“ für ihn ist. 2004 hat er bereits ein Buch zur Frage herausgebracht. Gut zu wissen, dass auch er mit so einigen Merkwürdigkeiten nichts anfangen kann.
Kleine, leidenschaftliche Festivals sind der Nährboden einer lebendigen Subkultur. Obwohl das Dark Spring Festival bereits im März stattgefunden hat, ist es mehr als wertvoll einen Blick zurück zu werfen und Revue passieren zu lassen, was abseits der breiten Ströme existiert. Christoph, den einige Leser bereits als Northern Nephilim in zahlreichen Kommentaren lesen konnten, hat seine Eindrücke aufgeschrieben und sie Spontis zur Verfügung gestellt.
„Die Luft ist raus“ sagte die Band Ideal über ihr drittes Album, dessen Namen nun das ehemalige KATO im Schlesischen Tor in Berlin trägt. Was der Betreiber damit aussagen möchte konnte ich während des Dark Spring Festivals am 22.März 2014 nicht ergründen – wohl aber das in Sachen kleiner familiärer Veranstaltungen abseits des großen Festival Wahnsinns noch lange nicht die Luft raus ist.
Zum Dark Spring Festival: Erstmals initiiert im Jahre 2010 von den Brüdern Christian und Peer Lebrecht mit der Band Golden Apes – es hatte in seiner Uraufführung mit 3 Bands begonnen im ebenfalls kultigen SO36 und sich seitdem wirklich zum festen Termin im Kalender von Fans des traditionellen Goth Rock etabliert. Auf seinen Werdegang stieg das Lineup und die Qualität der Bands kontinuierlich, der heimische Hafen des SO36 wurde aus Kapazitätsgründen verlassen und nach einem einmaligen Intermezzo im K-17 im Jahre 2013 aufgrund unplanmäßigen Endes der Aftershowparty nun diesen Jahres im „Bi Nuu“ am Schlesischen Tor fortgeführt.
Dreh und Angelpunkt, die jährliche Konstante ist logischerweise die Band Golden Apes als Host der Veranstaltung unter die sich namhafte Bands wie Vendemmian, Whispers in the Shadow, Merciful Nuns, Escape With Romeo, The Beauty of Gemina, Soror Dolorosa und viele andere einreihten. Am 22. März 2014 gab es folgendes vielversprechendes Lineup zu sehen: The Wars, Christine Plays Viola, Red Sun Revival, Golden Apes, She Past Away und NFD.
Im Gegensatz zu 2013 wo man klimatechnisch von „Dark Spring“ nicht viel spürte und man am K-17 bei gefühlten -25 Grad Celsius auf Einlass wartete begrüßte mich die Bundeshauptstadt dieses Jahr freundlicher. Vom Ostbahnhof 30 Minuten per Pikes direkt an der Eastside Gallery entlang und dann recht über die Brücke der S-Bahn folgend war ich auch schon am Ort des Geschehens angelangt. Der Einlass verschob sich um ca 40 Minuten was aber für einen kleinen Plausch unter Freunden kein Problem war, und zum Glück die Temperaturen recht milde gestimmt waren. :)
Schnee Wittchen und Piet Noir von Unknown Pleasure
Nach dem Einlass erstmal eine schnelle Begrüßung bei Piet Noir und seinen „Unknown Pleasures“ sowie Kath Traumtänzerin quasi ein „Spontanes Micro Spontis Treffen“ erfolgte, rief auch schon die erste Band „The Wars“ zur Bühne.
Nach kurzen Startschwierigkeiten beim ersten Song konnten „The Wars“ trotz der schweren Aufgabe als erste Band zu spielen, sehr schnell das Publikum begeistern. Dafür sorgte ihr Set mit hoher Klangqualität und der markant wavigen Stimme des Sängers Chris Kowski. Neben Material ihres Debuts „Healings“ waren auch 3 neue Songs mit von der Partie. Zusammen mit den schönen Ohrwurm „Succubus / The End“ hatten sie somit eine schöne Vorlage für diesen Abend geliefert und obwohl sie diesmal auf Live Drums verzichteten fühlte ich mich durch die 40 Minuten durchweg gut musikalisch unterhalten.
Nach einer kurzen Umbaupause die grade so reichte um sich mit dem nächsten Getränk zu versorgen ging es mit den Italienern von Christine Plays Viola weiter. Markanter Punkt während des Konzerts war sicherlich die vor der Kulisse schwebende Voodoopuppe die vom Sänger Massimo Ciampani immer wieder einen kräftigen Schubser bekam und so vor den Köpfen in der ersten Reihe umherflog. Musikalisch zogen sie lautstärke- als auch instrumentaltechnisch stark an. Leider spukte neben der Puppe auch hier stellenweise die Bühnentechnik, nach kurzer Fehlersuche an den Drumset Mikrofonen gings aber zügig weiter, der von der Band selbst betitelte „Ambient Goth Rock“ hatte das Publikum schnell in den Bann gezogen. Mit treibenden Schlagzeug und Bassläufen bis zu den ausufernden Gesängen bei Failed To Connect To Heart ein durchweg beeindruckender Auftritt.
Bei Red Sun Revival ging es da wieder etwas besinnlicher zu. Der Musikstil der Band kommt eher Liebhabern von The Eden House, This Burning Effigy; Nosferatu und Co zum Tragen. Die Gesangstimme von Rob Leydon hat irgendwie was beruhigendes in sich, mit Begleitung an der Violine durch Christina Emery haben die Songs der Band den klassischen Charme des britischen Goth Rocks an sich. Durch die Bank weg glänzte das Set durch schöne Melodien und schön schnurrenden Bass auch wenn wieder mal der Technik Voodoo da war und die Violine teils etwas verzerrte. Demnächst wird die Band durch einen echten Schlagzeuger erweitert was für die Liveauftritte sicher auch nicht nachteilig ist.
Als glühender Fan der Fields of the Nephilim war ein Bild mit dem Sänger von NFD für Christoph Ehrensache.
Anschließend war es Zeit für die Gastgeber die Bühne zu betreten. Die Golden Apes sorgten für ein sehr schönes ja gruftiges Bühnenbild. Mit altarmäßig aufgestellten Leuchten und sehr viel Nebel eine leicht sakrale Stimmung wo ich mich als Nephilim Fan aber ziemlich schnell heimisch fühlte. Die Band kam dann konsequent zur Sache, schon bei „Devil“ gaben sie sich kompromisslos vorwärts treibend. Die schlanke Statur des Sängers Peer Lebrecht – stets am Mikrofonständer oder seiner Zigarette oder beidem klammernd – stellenweise eines Ian Curtis nicht unähnlich, und dabei für jeden glaubhaft seine Texte vortragend was besonders im Höhepunkt des Sets „The Happy Losers Sweet Delusions“ mich durchaus innig berührte. Darauf folgend „Riot“ für mich die heimliche Hymne des Dark Spring Festivals, da 2010 dort zum ersten mal in Rohfassung aufgeführt. Dieser Song hat sich nun ebenso wahrhaftig entwickelt wie eben dieses Festival. Den Rufen nach Zugabe gab ich nach diesem soliden Auftritt mehr als recht und nach „Leaving Ground“ konnte nun She Past Away die Bühne betreten.
She Past Away aus der Türkei trugen ihre Texte in ihrer Landessprache vor. Im Sound etwas minimalistischer dem klassischen Darkwave verpflichtet klangen sie im Vergleich zu den anderen Bands leider anfangs etwas schüchtern. Zum Glück musste man sagen hatten sie aber ihre eigenen treuen Fans mit dabei was nur positiv war. Somit hatten sie sich im Laufe des Konzerts deutlich gelockert und die zweite Hälfte des Sets kam nun deutlich besser rüber. Zudem präsentierten sie ebenfalls 3 neue bisher unveröffentlichte Songs bei denen es sich durchaus lohnt die Band weiter zu verfolgen.
Zum Schluss waren nun NFD an der Reihe. Für mich als Nephilim Fan natürlich mit hohen Erwartungen belastet konnten sie diese leider nicht ganz erfüllen. Allerdings sollte man hier die Umstände als ganzes beachten, der Bassisst stieg ein paar Tage vor dem Event aus somit musste man quasi in einer Hauruckaktion die Bandaufstellung neu anordnen, die Bassspur wurde nun via Laptop ins Liveset eingespielt und zudem geisterte auch hier der Technikvoodoo rum, die Monitore beim Drummer fielen aus, und auch das notdürftige Einspielen der Bassspur funktionierte nicht immer. Das außer wir paar hartgesottene Nephilim Fans sich der Saal schnell leerte führte dann halt schnell dazu dass man nach knapp 45 Minuten bereits aufhörte und gut 5 Titel auf der Setlist ausgelassen hat, schade drum. Selbst wenn mehrere – darunter auch ich – enttäuscht waren sollten man NFD noch mal eine Chance geben und sie nochmal besuchen bei anderen Konzerten. Vor allem wenn die Band wieder auf besseren Fundament steht.
Zusammengefasst trotz leicht bitteren Abgang im Nachgeschmack beim Headliner war dieses wieder ein sehr schönes stimmungsvolles Festival. Das Bi Nuu zeigte sich als schön stimmige Location. Sicher als Kato war es noch eine andere Liga aber mit diesem Festival kann man durchaus an solche Zeiten wieder anknüpfen. Da man überall im Publikum zufriedene Gesichter sah ist dieser Schritt schon mal getan. Einzigst die Bühnentechnik sollte ihren Voodoo noch austreiben, da machte das K-17 im letzten Jahr einen deutlich professionelleren Eindruck, klangtechnisch als wie auch in Sachen Zuverlässigkeit gegen Soundaussetzer war es dort wesentlich besser. Aber ich bin mir sicher dass die Organisatoren an diesem Hebel für das Dark Spring Festival 2015 bereits Hand angelegt haben und dafür sorgen dass diesem Festival nicht so schnell die Luft ausgeht.