Auf „ARTE Tracks“ lief am Wochenende zur besten Sendezeit (3:00 morgens) ein kurzer Bericht über das Phänomen Steampunk und das Burning Man Festival. Zu der futuristisch technologischen Bewegung hatte ich mich ja bereits in diesem Artikel ausgelassen. Das Burning Man Festival in einer Wüste in Nevada ist ein Phänomen für sich. Seinen Namen hat es von dem alljährlichen Ritual, eine überdimensionale Statue zu verbrennen, mit der das achttägige Festival am sechsten Tag seinen Höhepunkt feiert.
Sinn und Zweck? Wikipedia beschreibt es sehr treffend mit einer großen Kunstausstellung und einem Ort intensiver – und ich ergänze – exzessiver Selbstdarstellung und eine große Party.
Seit Jahren ist das Festival auch Treffpunkt für Steampunks aus aller Welt, nicht zuletzt wegen der teilweise spektakulären Maschinen, die sich begabte und leidenschaftliche Künstler mit handwerklicher Attitüde einfallen lassen. Manchmal könnte man sich wünschen, wir hätten in Europa so einen hübschen, einsamen und ausgetrockneten Salzsee, auf dem man im Umkreis von 50 km niemanden, aber auch wirklich niemanden „belästigen“ kann. Oder?
Begründer des Festivals ist Larry Harvey (* 1948 in der Nähe von Portland). Er veranstaltete das Festival erstmals 1986 – angeblich aus Liebeskummer – mit nur 20 Teilnehmern am Baker Beach, einem Strand in San Francisco. Es wurde dann jährlich mit steigender Teilnehmerzahl abgehalten, bis 1990 das Verbrennen der Statue am Strand verboten wurde. Daraufhin zog das Burning Man Festival in die Black-Rock-Wüste in Nevada. (Quelle: Wikipedia)
Vielleicht so eine Art Woodstock der neuen Generation, an der nahezu 50.000 Menschen teilnehmen, um hauptsächlich sich selbst zu feiern. Auf jeden Fall ein Quell optischer und ästhetischer Freude, wie auch der Teil des Berichtes bei ARTE zeigt:
Toller Beitrag!
Mir war Steampunk nur als rein ästhetisch orientierter Stil bekannt, den ich zum ansehen aber immer sehr toll fand. Daß es für die Leute aber einen tieferen Sinn gibt als nur das Spiel mit dem „was wäre wenn“ macht mir diese Szene auf jeden Fall noch sympathischer.
Ans solchen Basteleien könnt ich auch meinen Spaß haben *g*
„Eine aus der Vergangenheit geborene Zukunft, die heute Gegenwart sein könnte, aber so nie existiert hat“. Beeindruckend, wenn man so lapidar die komplette Grundphilosophie auf einen Punkt bringen kann.
Je mehr ich mich in die Materie des Steampunks hineinlese, desto mehr zieht mich diese Ästhetik und Weltsicht in den Bann.
Vor allem wenn man dann noch durch solche Beiträge sieht, dass dieses mehr ist als nur ein weiterer Kostümball unter vielen. Und dass es viele verstehen, mit erstaunlichem Sinn für Stil und traditionelle Technologie eine in sich funktionierende »Anderswelt« aufzubauen bzw. heutige Technik damit zu prägen. Wahrlich edel und zu recht eitel.
@Rosa: Obwohl mir wohl die nötige Geduld fehlen würde, finde ich diese Bewegung ebenfalls sehr gelungen. Das Ästhetische durch Eigenarbeit zu perfektionieren sind Ziele, die in der schwarzen Szene beinahe komplett verloren gegangen sind. Glücklicherweise gibt es immer noch Enthusiasten wie Dich, die nach wie vor die Fahne hochhalten.
Cyber…jetzt raube mir nicht gleich sämtliche Illusion. (Schon schlimm genug, dass sich diese in den Fußstapfen des Cyberpunks stehen sehen.)
Die Leidenschaft und der Eifer zur Perfektion sind wirklich faszinierend und ich hoffe, dass dieses nicht durch die Kommerzialisierung gebrochen wird. Denn ich kann nur beipflichten, diese Szene ist geradezu geschaffen, um dafür ein neuer Spielball zu werden.