WGT-Kompaß statt WGT-Guide – Das Treffen wird digital(er)

Das Wave-Gotik-Treffen hat eine eigene APP herausgebracht, den „WGT-Kompaß“, der helfen soll, beim komplexen Treffen mit seinen unzähligen Bands, Künstlern und Veranstaltungsorten den digitalen Überblick zu behalten und sein ganze eignes WGT zusammenstellen. Wir wollten mehr darüber wissen und haben mit Danny Sotzny, dem Programmierer der APP gesprochen.

WGT-Kompaß ersetzt den eingestellten WGT-Guide

Bis 2023 war der WGT-Guide eine immer beliebter gewordene, digitale Version des WGT-Programms, das von Tobias 2011 ins Leben gerufen wurde. Wie sich schnell herausstellte, hatten auch Gruftis das Smartphone für sich entdeckt und der WGT-Guide wurde immer populärer. Leider hat er sich aus einigen, nachvollziehbaren Gründen gegen eine Weiterführung ausgesprochen, wie er uns 2024 in einem Interview verraten hat.

Die Lücke in der digitalen Zugänglichkeit des Treffens hat das WGT jetzt mit einer eigenen, auf die ersten Blicke fantastischen APP, dem sogenannten „WGT-Kompaß“ geschlossen. Wir haben direkt mit Danny Sotzny gesprochen, der die APP im Auftrag des WGT programmiert hat und wollten mehr über die Hintergründe und ihn selbst erfahren.

WGT-Kompass-Banner

Interview mit Danny Sotzny, Programmierer des WGT-Kompaß

Danny, du bist jemand, der gerne im Hintergrund bleibt. Hinter der Kamera und hinter der Bildschirm. Vielleicht stellst du dich trotzdem kurz vor.

Danny SotznyDanny: Ich bin Danny Sotzny, 44 Jahre alt, Softwareentwickler aus Markranstädt bei Leipzig. Zum WGT gehe ich seit etwa 2008, zur Musikszene fühle ich mich aber schon viel länger hingezogen. Über die Fotografie kam ich zum Festival – einige meiner Bilder finden sich auf Flickr.

Seit der Geburt unserer Tochter ist es etwas ruhiger geworden. Doch durch Monkeypress.de bin ich der Szene weiter verbunden – dort betreue ich die Webseite und arbeite seit rund 10 Jahren am WGT-Taschenplaner mit, der mittlerweile in 13 Sprachen erscheint. Der Plan ergänzt den offiziellen Faltplan und lässt sich dank Excel individuell anpassen. Schaut gerne mal bei Monkeypress vorbei, denn wir machen noch viel mehr. 😉

Wie kam es eigentlich dazu, dass du den WGT-Kompaß auf die Beine gestellt hast?

Danny: Ich hatte im letzten Jahr mit Cornelius vom WGT Team darüber gesprochen und Anfang des Jahres kam dann die Anfrage. Zeitlich sicher etwas eng – aber das Ziel an Funktionen wurde erreicht.

Du hast ja eine eigene Firma für IT-Dienstleistungen und bist daher geradezu prädestiniert für diese Aufgabe. Wie kann ich mir den zeitlichen und personellen Aufwand für so eine APP vorstellen?

Danny: Ich bin beruflich Informatiker, wo oft die Gelegenheit fehlt, neue Dinge auszuprobieren und umzusetzen. Daher habe ich nebenberuflich eine Firma gegründet, um mein Wissen zu vertiefen und moderne Technologien kennenzulernen. Und mit dieser Firma habe ich dann auch den WGT-Kompaß realisiert.

In den letzten Monaten habe ich viel abends und am Wochenende gearbeitet. Neben der sichtbaren App laufen im Hintergrund sechs weitere Systeme. Das Herzstück ist eine Verwaltungsoberfläche zur Datenpflege, bei der mich ein Kollege unterstützt hat.

Was kann man mit dem neuen WGT-Kompaß alles machen?

Für mich stand bei der App von Anfang an die Information im Vordergrund: Wer spielt wann und wo? Welche Künstler treten auf? Dazu gibt’s natürlich Hintergrundinfos, Links ins Netz und eine Kartenfunktion mit Anbindung an den ÖPNV für Haltestellen und Wegeplanung. Push-Nachrichten hätten wir auch gern direkt drin gehabt – das kommt hoffentlich noch.

Der erste Meilenstein war also ein gutes, solides Info-Tool. Im zweiten Schritt kam dann die soziale Komponente dazu – und die macht echt Spaß: Man kann Künstler „herzen“, Veranstaltungen zusagen und sich so ganz einfach seinen persönlichen Festivalplan zusammenstellen. Beides lässt sich nach eigenen Favoriten filtern.

Mit einem Profil wird’s noch komfortabler: Die Daten landen in der „WGT-Cloud“ und sind so auf anderen Geräten wiederherstellbar – oder man nutzt sie parallel. Und das Beste: Man kann sich mit Freunden per QR-Code verbinden. Nimmt jemand die Anfrage an, sieht man künftig gegenseitig, wen der andere liked und zu welchen Konzerten er oder sie will.

Nach 24 Stunden hatten wir schon über 1.300 Profile und über 25.000 vergebene Likes – und es werden stetig mehr. Das zeigt uns: Die App kommt an. Und das freut mich riesig.

Wie füllt sich so eine App eigentlich? Das ist doch eine wahnsinnige Arbeit, dort alles einzupflegen. Machst du auch alleine oder ist die App so aufgebaut, dass sie auch von anderen befüllt werden kann?

Für die Pflege der Daten gibt´s eine eigene Verwaltungsoberfläche – das könnte dann jeder. Zusätzlich habe ich noch Importprogramme für die bestehenden Daten entwickelt. Aber mal schauen ob man das System nicht noch mehr nutzen könnte. So dass mehr zentralisiert passiert. Da würde ich gern mehr helfen. Die letzten Wochen haben aber auch gezeigt, das wirklich bis kurz vor Schluss noch sehr viel in Bewegung ist.

Ich war überrascht, als ich davon hörte, dass man seitens des WGT eine eigene APP herausbringt, habe aber auch in den letzten Jahren bemerkt, wie sich das WGT „modernen“ Dingen öffnete. Zuerst bei Facebook, dann auch bei Instagram und jetzt letztendlich durch diese APP. Eine notwendige und überfällige Entwicklung? Wie siehst du das?

Ich finde die Entwicklung grundsätzlich positiv. Das WGT hat lange bewusst auf einen eher klassischen Auftritt gesetzt – was ja auch zum besonderen Charme des Festivals passt. Aber gerade in den letzten Jahren hat man gesehen, dass viele Besucher sich mehr digitale Unterstützung wünschen, sei es bei der Planung oder beim Überblick vor Ort. Das hat man auch in den Zugriffszahlen auf den monkeypress Taschenplaner in den letzten Jahren gesehen. Der ging schon zurück – ist aber jetzt kein Grund den einzustellen 😊.

Dass das WGT jetzt eine eigene App anbietet, ist für mich ein logischer und zeitgemäßer Schritt. Nicht als Ersatz für das Programmbuch oder den legendären Faltplan, sondern als Ergänzung für all jene, die gern mobil planen und flexibel bleiben wollen. Und gerade die Freunde Funktion ist ein echter Mehrwert.

Du bist ja auch schon viele Jahre auf dem WGT unterwegs, wie konntest du von diesen Erfahrungen profitieren?

Die Idee für eine WGT-App trage ich ehrlich gesagt schon ziemlich lange mit mir herum. 😁 Über die Jahre habe ich immer wieder verschiedene Ansätze durchgespielt und an Datenmodellen gefeilt – ganz ohne konkreten Auftrag, einfach aus Interesse. Diese Vorarbeit hat sich jetzt ausgezahlt: Als es dann ernst wurde, konnte ich in kurzer Zeit ein klares Konzept entwickeln und mit der Umsetzung starten.

Einige Komponenten konnte ich sogar aus früheren Projekten wiederverwenden, was natürlich enorm geholfen hat, Zeit zu sparen – und gleichzeitig hat es Spaß gemacht, das Ganze endlich Wirklichkeit werden zu lassen.

Wo soll die Reise hingehen? Gibt es weitere Pläne für das oder vom WGT? Die Homepage könnte möglichweise auch ein bisschen „Sotzny“ vertragen?

Aktuell kommen viele Rückmeldungen für die App rein und das Ticketsystem füllt sich langsam. Die sollen natürlich umgesetzt werden. Neben den Listen möchte ich gern noch eine Visuelle Ansicht haben. Eben alles, auch so Sachen die man selber nutzen möchte 😄.  Vom Datenmanagement her würde ich mir natürlich schon wünschen, das Webseite, App und auch der Bereich der Planung über eine Datenbasis läuft.

Was sind deine persönlichen 3 Tipps für das diesjährige WGT?

Ganz oben auf meiner Liste stehen dieses Jahr Alphaville, Camouflage und Combichrist – allein das ist schon ein starkes Line-up. Besonders gut gefällt mir auch die Entwicklung rund ums Parkschloss, das bringt nochmal eine ganz eigene Atmosphäre ins WGT. Das will ich mir auf jeden Fall ansehen.

Spannend finde ich auch, dass 80s80s Radio diesmal direkt vor Ort sendet – das ist neu. Bisher war das WGT-Radio ja eher ein begleitendes Format, aber dass sie jetzt ganz in der Nähe der Moritzbastei präsent sind, macht das Ganze noch greifbarer. Ich bin neugierig, wie das vor Ort wirkt.

Wizard of Goth – sanft, diplomatisch, optimistisch! Der perfekte Moderator. Außerdem großer “Depeche Mode”-Fan und überzeugter Pikes-Träger. Beschäftigt sich eigentlich mit allen Facetten der schwarzen Szene, mögen sie auch noch so absurd erscheinen. Er interessiert sich für allen Formen von Jugend- und Subkultur. Heiße Eisen sind seine Leidenschaft und als Ideen-Finder hat er immer neue Sachen im Kopf.

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Fantôme Noir
Fantôme Noir (@guest_66817)
Vor 14 Stunden

Schön, daß das WGT nun eine eigene App rausbringt! Meine Generation kann ja noch mit Zettel und Stift umgehen, aber beim Nachwuchs hat man schon öfter das Gefühl, daß Dinge ohne Mobiltelefonpräsenz schlicht nicht existieren ;-)

Nach einem Test werde ich aber der alten inoffiziellen „Wave Gotik Treffen“-App (gibts nur für Android) die Treue halten – die Terminplaneransicht dort hat die WGT-App bisher zumindest nicht.

Soweit ich das damals mitbekommen habe, ist der alte WGT-Guide übrigens gestorben, weil der Autor irgendwann angefangen hat, eigenmächtig alle Sachen, die ihm nicht gepaßt haben, einfach nicht in die Datenbank aufzunehmen.
Daß das WGT nicht immer ein durchgehend glückliches Händchen in der Auswahl der Bands hat, wurde hier ja auch schon ausgiebig diskutiert – aber ein Terminkalender hat gefälligst nicht eigenmächtig zu zensieren.

Fantôme Noir
Fantôme Noir (@guest_66820)
Antwort an  Robert
Vor 24 Minuten

Dank Dir, Robert – das hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm. Prinzipiell kann man solche Apps, die ohne große Schnittstellen auskommen, durchaus lange liegen lassen – notfalls indem man sie auf ihre Kernfunktion reduziert. Einschränkung sind da eher die Sperenzchen, die die Appstorebetreiber sich immer wieder ausdenken, allen voran Apple, bei denen es zudem nicht mal eine Alternative gab. Aber selbst da gibt es ja so gaaanz langsam endlich mal Bewegung, EU sei dank…

Auch so gänzlich ungepflegt läuft der WGT-Guide ja aktuell zumindest unter Android völlig problemlos, wenn Du ihn herunterlädst – es fehlen einfach nur die Daten aus der Datenbank.
Solange er daher nicht eine furchtbar ineffiziente Methode zum Zusammenstellen der Daten genutzt hat (möglich – im Bericht hat er das ja angeführt), gestehe ich daher, daß ich zumindest Tobias‘ Argument „… dringende Updates unbedingt nötig und keine Zeit dafür…“ dann doch zunehmend für vorgeschoben halte. Ich weiß zwar nicht genau, wie groß der Shitstorm war, als die entfernten Auftritte bekannt wurden (wenn ich meinen Freundeskreis hier als nicht repräsentatives Beispiel nehme: groß!), aber ich vermute stark, daß der bei der Entscheidung eine größere Rolle spielte als er öffentlich zugegeben hat.

Aber ja, im Ergebnis ist das Spekulation anhand der paar verfügbaren Fakten ;-)

PS: danke für die Reparatur der Benachrichtigungsfunktion übrigens!

Letzte Bearbeitung Vor 8 Minuten von Fantôme Noir

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