Wer heute durch die stillen Alleen des Alten Johannisfriedhofs in Leipzig schreitet, betritt nicht nur eine museale Parkanlage, sondern ein Stück Erdreich, das Geschichten flüstert. Offiziell trägt der Ort den Namen „Alter Johannisfriedhof Leipzig“, auch wenn er häufig – fälschlich – als „Johannesfriedhof“ bezeichnet wird. Hier, wo Epitaphien von vergangenem Glanz künden und verwitterte Symbole vom Tanz zwischen Leben und Tod erzählen, lag einst ein Ort, an dem sich Geschichte und Düsternis auf bedrückende Weise berührten. Mehr zur offiziellen Geschichte bietet die Stadt Leipzig.
Schatten über Leipzig – Krieg und erste „Gruftis“
Im Herbst 1813 – während ganz Europa im Feuer der Völkerschlacht loderte – wurden in den Grüften des Alten Johannisfriedhofs Leipzig französische Kriegsgefangene untergebracht. Sie hausten, schliefen und kochten dort, wo sonst die Toten ruhten. Der damalige Friedhofswärter dokumentierte das Unfassbare: Männer, eingepfercht in dunklen Grufträumen, zwischen Knochen und Särgen, ohne Licht, mit dem Atem der Verzweiflung – eine makabre Realität, die wie eine düstere Vorahnung der späteren Grufti-Kultur wirkt. Damit wurde der „Alter Johannisfriedhof Leipzig“ für kurze Zeit zu einem unwürdigen Quartier der Lebenden.

Geschichte des Alten Johannisfriedhofs Leipzig
Die älteste kommunale Begräbnisstätte Leipzigs, „Alter Johannisfriedhof Leipzig“, wurde 1536 von Herzog Georg zum allgemeinen Friedhof der Stadt bestimmt. Ursprünglich gehörte das Gelände zum Johannishospital der Leprakranken, dessen Kapelle schon 1305 urkundlich erwähnt ist. Um die zerstörte Johanniskirche herum entstand ein Friedhof, der mehrfach erweitert wurde – bis 1834 fanden hier mehr als 257.000 Beerdigungen statt. Ausführliche Informationen liefert auch der Wikipedia-Artikel.
Berühmte Namen sind mit dem „Alter Johannisfriedhof Leipzig“ verbunden: Unter dem Altarraum der Kirche lagen Johann Sebastian Bach und Christian Fürchtegott Gellert. Bachs sterbliche Überreste wurden später in die Thomaskirche überführt, Gellerts Gebeine auf den Südfriedhof.


Im Laufe der Jahrhunderte veränderten Stadtwachstum und Bauarbeiten die Grenzen des Areals. Besonders im 20. Jahrhundert gingen viele Grabmale durch Verfall, Vandalismus und unsachgemäßen Transport verloren. 1995 öffnete der denkmalgeschützte „Alter Johannisfriedhof Leipzig“ nach Restaurierungen wieder als museale Parkanlage. Einen guten Überblick zur Restaurierung bietet Museumsfernsehen.

Grabkunst und Symbole auf dem Alten Johannisfriedhof
Heute finden Besucher rund 400 Grabmale, die die Leipziger Grabmalkunst von Barock über Klassizismus bis zum Historismus repräsentieren. Eine Übersicht der Grabmaltypen findet sich bei Wikipedia.
Auffällig ist die Vielfalt an Symbolen: von Urnen und Stelen über Marmorfiguren bis hin zu Totenköpfen, Knochen und nach unten gerichteten Fackeln, die das Verlöschen des Lebens symbolisieren. Auch Schmetterlinge (Metamorphose), Mohnkapseln (Todesschlaf) und Lorbeerkränze (Ewigkeit) gehören zum ikonographischen Repertoire.
Besonders sehenswert ist die barocke Baumgärtnersche Gruft von 1726 – das letzte erhaltene Grufthaus des Friedhofs.
Auf dem Gelände des „Alter Johannisfriedhof Leipzig“ befindet sich zudem ein Lapidarium mit Grabmonumenten des säkularisierten Neuen Johannisfriedhofs, darunter Denkmale bedeutender Leipziger wie Anton Philipp Reclam, die Verlegerfamilie Brockhaus, Bürgermeister Wilhelm Otto Koch oder Frauenrechtlerin Luise Otto-Peters.
Leipziger Grabmalkunst auf dem Alten Johannisfriedhof

Führungen über den Alten Johannisfriedhof
Besonders beliebt sind die Friedhofstouren „Leichen, Lepra, Luzifer“ während des Wave-Gotik-Treffens (WGT). Besucher wandeln begleitet von einer Todesfee oder einem Totenwächter durch fast 750 Jahre Leipziger Geschichte.
Neben düsteren Legenden und mystischen Geschichten erfährt man auch von den Schicksalen bekannter Persönlichkeiten wie Richard Wagners Eltern oder dem Ägyptologen Friedrich August Wilhelm Spohn. Touristische Infos zu Führungen findest du auch bei Leipzig Travel.
Die Atmosphäre ist einzigartig: Zwischen uralten Grabsteinen entsteht eine Mischung aus Geschichte, Mystik und Gänsehaut – gerade während des WGT ein unvergessliches Erlebnis über den „Alter Johannisfriedhof Leipzig“.
1984 in die Szene eingetaucht. Musiker, Künstler, Satiriker, Brauchtumsforscher, vielseitig unterwegs. Hauptsache schwarz und historisch. Einst in 1250 Meter Tiefe lebendig begraben worden, trotzdem im Herzen immer Bergmann geblieben. Schwatter geht et nich!