Video: Gothics in Frankreich – Parlez-vous français?

Europa ist ein toller Kontinent. So viele verschiedene Sprachen und Kulturen auf engstem Raum machen ihn einfach einzigartig, aber auch kompliziert. Als ich in der Schule Französisch lernen sollte, hatte ich für damalige Verhältnisse wichtigere Dinge im Kopf. Mein erster Computer hat das Kinderzimmer erobert und erforderte eher Sprachkenntnisse in Englisch. So kam es, wie es kommen musste. In den zwei Jahren Französisch erntete ich eine 5 auf dem Zeugnis. Völlig verdient. Dann konnte ich die Sprache zugunsten eines Informatik-Kurses abwählen. Heute kann ich ganz toll mit Computern, habe aber keine Ahnung von dem, was die Menschen, die nur wenige hundert Kilometer entfernt von uns leben, sagen.

So fand ich dieses kurze Video von französischen Gothics im Internet und war fasziniert wie gruftig die Leute dort unterwegs waren, konnte aber nicht verstehen, was gesprochen wurde. Ich war furchtbar neugierig, worum es ging und bemühte Facebook. Vielleicht gab es ja jemanden in meiner Freundesliste, der verstand, was dort gesprochen wurde. So halfen dann Olivier Devalez und Anja Ell bei der Übersetzung des Inhalts. Vielen Dank dafür! Leider kann ich das Video nicht direkt übersetzen, daher findet ihr das Gesprochene unter dem kurzen Film.

https://youtu.be/uVQuOi_2wfM

DeutschFranzösisch

Was ist das da für ein Totenkopf?

Das ist mein Freund.

Das ist traurig, oder?

Nein, das Leben ist traurig, der Tod jedoch nicht.

Weil wir uns schwarz kleiden, denken die Leute, dass wir traurig sind. Nun ja, wir sind das Spiegelbild ihrer beschissenen Gesellschaft. In Wirklichkeit haben wir jedoch mehr Freude am Leben als sie.

Die Gothic-Bewegung ist in London Anfang der 80er Jahre aus den Ruinen der Punk-Bewegung entstanden. Von Anfang an hatte sie einen unersättlichen Hunger nach extravaganten Frisuren, dem Umkehren von religiösen Symbolen und makabren Welten.
Eine Neigung, die sich in einem Look zusammenfassen lässt.

Um ein guter Goth zu sein, musst du:

Vollständig schwarz gekleidet sein, einen blassen Teint haben, die Augen schwarz geschminkt.

Accessoires, Symbole, Totenköpfe. Ihre Gemeinsamkeit: ein Geschmack für Musik, eine romantische Kultur, oft dunkel.

Banale Jugendphase oder echtes Unbehagen? In jedem Fall tun wir alles, um wahrgenommen zu werden und machen uns dabei manchmal selber krank.

(Anja Ell)

C’est quoi cette tête de mort là ?

C’est mon ami.

C’est triste, non ?

Non, la vie c’est triste, mais la mort non.

Les gens, parce qu’on s’habille en noir, ils croient qu’on est triste. Ben ouais, on est le reflet, quoi, on est le reflet de leur société de merde, quoi. Mais en vrai, on a plus la joie de vivre qu’eux.

La tribu gothique est née à Londres, au début des années 80 sur les ruines du mouvement punk. Dès les origines, elle a revendiqué un goût immodéré pour les coiffures extravagantes, le détournement des symboles religieux et les univers macabres. Des penchants qui se résument en un look. Pour être un bon gothique, il faut :

Etre tout en noir, avoir le teint pâle, les yeux cernés de noir.

Les accessoires, les signes, têtes de mort. Leur point commun, un goût pour une musique, une culture romantique, souvent sombre.

Banale crise d’adolescence ou véritable malaise ? En tout cas, on fait tout pour te faire remarquer, jusqu’à parfois s’en rendre malade.

(Olivier Devalez)

Das Zitat „Weil wir uns schwarz kleiden, denken die Leute, dass wir traurig sind. Nun ja, wir sind das Spiegelbild ihrer beschissenen Gesellschaft. In Wirklichkeit haben wir jedoch mehr Freude am Leben als sie.“ ist das passendste, was ich in den letzten Jahren gelesen habe. Treffender hätte man die Beweggründe wohl nicht formulieren können.

 

 

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Fräulein von Schlotterstein
Fräulein von Schlotterstein (@guest_58512)
Vor 4 Jahre

Ein wirklich treffendes Zitat. Man hört immer so viel schwammiges,wenn jemand gefragt wird,warum jemand Gothic ist oder es glaubt zu sein. Aber dieses Zitat tritt den Nagel auf den Kopf.

Wiener Blut
Wiener Blut (@guest_58514)
Vor 4 Jahre

Ich drücke Mal so aus: Wenn man sich anschaut, wie traurig, und/,oder depressivv, frustriert, genervt, gehetzt, getrieben, geizig, neidisch, ohnmächtig, aggressiv, perspektivlos, desillusioniert usw usw, so mancher Zeitgenosse so daher kommt…. also wenn man sich Mal so den Schnitt in der BRD 2019 anschaut, mit allen Folgen für ihn/sie selber, und seine/ ihre Mitwelt, bis zum Äußersten (was für ein schönes Thema für die dunkel nass kalte Jahreszeit), finde ich nicht, das die Szene weniger Spaß als der Rest der Bevölkerung hat. ;) Das wird in La France nicht anders sein, sonst würde mich das wundern. P.S. Passt ja hier nicht so hin…. aber warum wird jetzt an manchen Schulen über Basecaps (heißen die so?) und Jogginghosen diskutiert, und nicht über Gruftmode? ;) Ersteres ist doch viel… fröhlicher… neee…. ähm…

Nossi
Nossi (@guest_58516)
Vor 4 Jahre

< 3 ich muss irgendwas schreiben, aber mir fällt nichts sinnvolles ein. Na gut: Ich begann letztes Jahr mich ernsthaft in dieses wilde freche Land zu verlieben. Insbesondere die Normandie hat es mir angetan. Die Menschen dort sind vorsichtig aber herzlich. Man sollte aber nicht davon ausgehen, das alle französischen Gothics großartig anders oder authentischer sind. Es gibt auch dort Karnevalisten. Jedenfalls, fühlen wir uns, Nossi als auch seine Mondscheindame, unglaublich wohl dort. Zu wohl? Mein Herz ist von Trauer erfüllt, wenn ich bedenke wie viele Monate vergehen, bis wir wieder hochfahren….

Markus
Markus (@guest_58551)
Vor 4 Jahre

An Frankreich, genauer gesagt die Normandie der frühen bis mittleren 80er Jahre, habe ich durch Jugendaustausch sehr gute Erinnerungen. Dort lebte, in einem völlig unscheinbaren kleinen Ort, Emanuel, der wie der leibhaftige Zwillingsbruder von Robert Smith aussah. Das inspirierte mich zum Kauf von „Standing on a beach“ auf Tape, inklusive der B-Seiten. Fortan dudelte den Rest der Ferien nichts anderes mehr im Walkman. Und Fabian, der gar nicht genug vom Pogotanzen bekommen konnte. Und witzig war’s, wenn morgens beim Styling im Sanitärhaus ein halbes Dutzend kleiner Franzosen und Französinnen fasziniert zusahen, wie die blondierte Wuschelmähne und der Kajalstrich Gestalt annahmen und Gestalt veränderten. Schöne, alte Zeit…

Tristan
Tristan (@guest_58587)
Vor 4 Jahre

Ein einprägsames Zitat? Grundsätzlich wird jeder aus ganz eigenen, persönlichen Gründen zur Szene geführt.

Allerdings muss ich bei diesem Zitat an das eine Mal denken, als mir jemand in typischer Aböehnung entgegenschleuderte, dass es uns in einer besseren bzw. perfekten Welt nicht geben würde.
Ich, recht überrascht: „Wie Recht du doch hast. In einer perfekten Welt wäre es gar nicht erst notwendig, dass es uns gibt.“

Tristan
Tristan (@guest_58592)
Vor 4 Jahre

 Robert Ein tolles Beispiel für eine sehr weit entwickelte (und leider nur fiktive) Zivilisation.
Eine Uniform mit einem roten Hemd solltest du dann aber lieber nicht tragen – die Resultate sind bekannt. ;)

Live long and prosper.

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