1993: Mehr Masse als Klasse! – WGT-Rückblende #1

Die Idee dieses Treffens geisterte schon lange in unseren Köpfen herum. Wir wollten einfach, daß alle – oder zumindestens viele – mal wieder zusammenkommen, natürlich auch die aus dem Westen. Wir mußten also irgendwas organisieren und inzwischen war klar, daß das nur über Bands laufen konnte.  […] Für die meisten Gäste war es sicher vor allem ein Musikfestival. Für uns waren die Bands nur Mittel zum Zweck, wir wollten eigentlich „nur“ ein Treffen. Bei diesen Namen haben wir es bewußt auch belassen. Uns war wichtig, daß sich Leute begegnen. Wir wollten einfach alle kennenlernen und umarmen.1 offensichtlich war es bereits 1993 mit dieser Stimmung wieder vorbei, „Mehr Masse als Klasse.“ wurde ein grünhaariger aus Bielefeld zitiert und Peggy Prien schrieb (siehe Bild): „Mehr Leute, mehr Platz, mehr Programm – aber weniger Kontakt.“ Trotz dieser Umstände ist das WGT auch heute noch der Treffpunkt der mittlerweile internationalen Szene. Sozusagen die wichtigste Gothic-Convention überhaupt.

Ich will die Zeit bis zum WGT dazu nutzen das Verlangen zu schüren und den Fokus zu beeinflussen, denn dem Zitat von „Urvater“ Brunner kann ich nur zustimmen. Es ist wichtig, dass die Leute sich begegnen. Gerade in Zeiten von Facebook und der Dauerverfügbarkeit virtueller Profile hat man plötzlich „Freunde“, die man noch nie im echten Leben gesehen hat.  Egal welcher Splittergruppe ihr euch zugehörig fühlt, das WGT ist bunt genug, Gleichgesinnte zu treffen.

Genug davon, zurück zum namensgebenden Artikel, der eigentlich in seiner Gänze zum Schmunzeln anregt. „Aber nicht jede Band war gleichermaßen angesagt. „Lacrimosa“ mußten sich zum Beispiel mit einem eher kleinen Häufchen Nachwuchs-Grufties begnügen, während sie von den meist Älteren nur verspottet wurden.“ Hat sich das geändert? Ich bin mir nicht sicher. Immerhin bleibt der gemeinsame Feind der gleiche, „der Regen. Stundenlange Arbeit an vogelwilder Schminke und Turmfrisur zerstörte er in Minuten.“ Und endlich klärt sich auch die kryptische Überschrift des Artikels: „Micra Nebula verballhornte sich und die ganze dunkle Szene“, denn die coverten Stücke bekannter Szene-Bands mit satirischen Einlagen. Fazit: „Das Gehjohle des Publikums auf diese satirischen Einlagen beweist, daß die Waves und Gothics sich selbst gar nicht so ernst nehmen wie es immer scheint.“ Ihr dürft gespannt sein, wie es Morgen weitergeht, im zweiten Teil der WGT-Rückblende.

WGT Eintrittskarten 1993
Die Eintrittskarte zum 2. Wave-Gothic-Treffen, wie es damals noch hieß, ist fast schon Museumsreif.
WGT Programmheft 1993 1994
Das Programmheft für das WGT 1993 war noch deutlich spartanischer als die Bücher, die in der Zukunft folgen sollten.
Peggy Prien schreibt in ihrem Artikel zum Wave-Gothic-Treffen: „Micra Nebula verballhornte sich und die ganze dunkle Szene“ von 3000 Grufts, die sich zu Pfingsten 1993 in Leipzig versammelten.

Einzelnachweise

  1. Michael Brunner in „Gothic! – Die Szene in Deutschland aus der Sicht ihrer Macher“ von Peter Matzke und Tobias Seeliger, 2. Auflage, Berlin 2000, S. 215[]
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Animus
Animus (@guest_50494)
Vor 8 Jahre

Falls Interesse besteht: Ich hab hier ein Album und eine Schachtel voll mit Material zum WGT; Presseschau, Flyer etc. Beginnend beim 10. WGT 2001. Ohne Lücken.

Irminsul
Irminsul (@guest_50496)
Vor 8 Jahre

Interessant finde ich ja, wie viele der in dem Zeitungsartikel genannten Bands, die damals auftraten, auch in den letzten Jahren (oder sogar dieses Jahr, wie Morthound) beim WGT zu sehen waren.

Ob das jetzt ein gutes, ein schlechtes oder gar kein Zeichen ist, überlasse ich der Interpretation jedes einzelnen.

Tanzfledermaus
Tanzfledermaus(@caroele74)
Vor 8 Jahre

Yes, das war mein erstes WGT, der Treffenbecher und die Eintrittskarte mit der herrlich überschaubaren Bandliste extistieren noch :-)
Unvergessen das Zelten auf einem ehemaligen Sportplatz, die Aschenbahn war Flaniermeile und Leipzigs Häuser trugen noch zum Teil die Einschusslöcher aus dem Zweiten Weltkrieg. Lacrimosa trat betrunken auf, traf keinen Ton und wurde gnadenlos ausgebuht. Ich war noch ein Teenager und schwärmte für Yorck, den Sänger von Love Like Blood ;-) Erst kürzlich hab ich wieder die alten Fotos rausgesucht. Gruselig, wie schnell die Jahre vergehen!

Die Treffenbecher hätten sie ruhig beibehalten können. Ich hab welche aus 5 Jahren, leider ist einer schon kaputt gegangen.

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