Ein Lydia Benecke WGT Podcast im Dezember? Manchmal ist man selbst sein härtester Kritiker. Ich gestehe: Die Aufnahme, die ihr gleich hören werdet, schlummert schon eine ganze Weile auf meiner Festplatte. Ich habe die Veröffentlichung immer wieder hinausgezögert, hin- und herüberlegt und mich gefragt: „Ist das eigentlich ‚hochwertig‘ genug? Ist der Sound perfekt? Passt der Rahmen?“ Doch jetzt, kurz vor dem Fest, habe ich mich durchgerungen. Ich dachte mir: Scheiß auf Perfektionismus – der Inhalt ist einfach zu gut, um im Archiv zu verstauben. Betrachtet diesen kleinen Podcast also als mein persönliches Weihnachtsgeschenk an euch: Ein Stück Atmosphäre, konserviert für die kalten Tage.
Der Zeitpunkt könnte eigentlich nicht besser sein. Aktuell stecke ich viel Herzblut und Arbeit in das neue Spontis-Magazin, das hoffentlich im Januar erscheint und ausgeliefert wird. Inhaltlich hätte dieses Interview mit seiner Tiefe perfekt auf die Seiten des Magazins gepasst. Aber da Papier bekanntlich (noch) keinen Ton abspielen kann und Interviews in gedruckter Form oft ihren spontanen Charme verlieren, gehört dieser Lydia Benecke WGT Podcast genau hierhin – in den Blog, direkt auf eure Ohren.
Vom Radio-Schnipsel zum Podcast: Die Story dahinter
Wer meine Berichte über das 80s80s Glashaus auf dem WGT verfolgt hat, weiß, dass ich dort die spannende Aufgabe hatte, die Gäste zusammenzustellen. Als ich Lydia Benecke anfragte und glücklicherweise auf die Liste setzen konnte, entstand dann im Studio zusammen mit Moderatorin Sabine ein Gespräch, das eine Eigendynamik entwickelte, die wir so nicht vorhersehen konnten.
Das Problem: 80s80s ist ein Privatradio. Das Programm ist straff getaktet, und für unser langes Gespräch war live einfach kein Platz – es wurden damals nur Schnipsel gesendet. Ich fand es unglaublich schade, dass diese Inhalte quasi „im Äther verhallen“ sollten. Also habe ich mir die offizielle Genehmigung von 80s80s noch vor Ort geholt (Danke dafür!) und Ruby aus dem Team war so lieb, das Material für uns zusammenzuschneiden. Was ihr hier hört, ist also der „Director’s Cut“.
Wer ist eigentlich Lydia Benecke?
Den meisten muss ich sie wahrscheinlich gar nicht mehr vorstellen. Lydia Benecke ist nicht nur Deutschlands bekannteste Kriminalpsychologin und Bestseller-Autorin, sie ist vor allem: Eine von uns. Seit ihrem zwölften Lebensjahr ist sie der Szene verbunden. Sie analysiert uns nicht von oben herab, sondern erklärt als Teil der „Familie“, warum wir ticken, wie wir ticken. Auf ihrer Internetseite findet man noch viel mehr spannende Informationen.
Worum geht es im Lydia Benecke WGT Podcast?
In gut 15 Minuten nehmen wir die Szene psychologisch auseinander. Moderatorin Sabine Beck führt das Gespräch, bevor ich auch noch Luft habe, ein paar Fragen zu stellen. Lydia erklärt wunderbar präzise, warum unsere Vorliebe für das Düstere nichts mit Depression zu tun hat, sondern eine Ressource ist. Ein besonders schöner Moment im Gespräch ist, wie sie den Kern der Szene definiert:
„Die Gothic Subkultur ist eine Subkultur, die sich ja mit Themen beschäftigt, die auch mit negativen Emotionen zu tun haben. Und das ist eigentlich, glaube ich, hier, wenn überhaupt, der verbindende Faktor, dass ja in der Gothic Subkultur negative Emotionen künstlerisch verarbeitet werden.“
Außerdem räumen wir mit den harten Klischees auf. Kriminalität, Gewalt, Satanismus? Lydia hat beruflich mit echten Straftätern zu tun und kann daher sehr fundiert (und wissenschaftlich) erklären, warum das WGT statistisch gesehen wahrscheinlich der sicherste Ort in Leipzig ist. Oder wie sie es im Podcast auf den Punkt bringt:
Die Polizei erwähnt das WGT bekanntermaßen als ein „Positivbeispiel“, da bei einer so großen Veranstaltung – bei der gefeiert und Alkohol konsumiert wird – unterdurchschnittlich wenige Polizeieinsätze im Vergleich zu ähnlichen Events erforderlich sind.
Wir sprechen auch darüber, wo die Grenze zwischen einer gesunden Subkultur und einer gefährlichen Sekte verläuft – und warum die „Normalos“ oft falsche Ängste haben, wenn sie schwarze Kleidung sehen. Ich denke, ein sehr spannendes Gespräch. Selbst Moderatorin Sabine war so neugierig geworden, dass sie auch abseits der eigentlichen Aufnahmen unseren Gast mit Fragen löcherte.
Jetzt reinhören: Lydia Benecke uncut
Macht es euch gemütlich und hört rein. Es ist selten, dass man die eigene Subkultur so präzise, liebevoll und wissenschaftlich fundiert erklärt bekommt.
Lydia Benecke live erleben
Wer tiefer in die Psychologie des Bösen, der Manipulation oder des Verbrechens eintauchen möchte, kann Lydia Benecke aktuell auf Tour erleben. Hier sind die nächsten Termine:
- 20.02.2026 – Salzwedel (Kulturhaus) Thema: Kriminalpsychologie des Serienmordes
- 22.02.2026 – Magdeburg (Altes Theater) Thema: Kriminalpsychologie des Serienmordes
- 06.03.2026 – Bad Salzungen (Pressenwerk) Thema: Die Psychologie der Manipulation
- 08.03.2026 – Cunewalde (Blaue Kugel) Thema: Die Psychologie der Manipulation
(Hinweis: Einige Termine wie Hannover am 21.02.26 oder Jena am 07.03.26 sind bereits ausverkauft.)
👉 Hier geht es direkt zu den Tickets und allen weiteren Terminen
Wizard of Goth – sanft, diplomatisch, optimistisch! Der perfekte Moderator. Außerdem großer “Depeche Mode”-Fan und überzeugter Pikes-Träger. Beschäftigt sich eigentlich mit allen Facetten der schwarzen Szene, mögen sie auch noch so absurd erscheinen. Er interessiert sich für allen Formen von Jugend- und Subkultur. Heiße Eisen sind seine Leidenschaft und als Ideen-Finder hat er immer neue Sachen im Kopf.



Die Idee mit dem Mitschnitt ist gut! Aber bei mir hat sich Spotify bisher dumm und dämlich geladen 🤔.
Ich habe mir das Gespräch nun auch mal angehört und bin durchaus angetan. Danke dafür, lieber Robert. Ich schätze Frau Beneke für ihre kriminalpsychologische Expertise und finde ihren Blick auf die Gothic Subkultur äußerst spannend.
Hier und da hätte ich vielleicht noch ein paar Rückfragen an sie gestellt, aber im groben und ganzen kann ich mich über die Talkrunde und dein Interview echt nicht beschweren.
Hättest du ruhig schon früher veröffentlichen dürfen, aber so gibt es jetzt eben ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk für uns. Ist doch auch schön 😃