Die Wahl des „Jugendwort 2025“ steht vor der virtuellen Haustür und offenbart vermeintlich das, was die Jugendlichen in ihrem tagtäglichen Sprachgebrauch verwenden. Ich kann das zugegebenermaßen nicht kontrollieren, da meine Jugend schon eine Weile vorbei ist. Einen Hinweis wie lange diese goldenen Zeiten zurückliegen, liefert das Titelbild zu diesem Artikel, das meine Jugendzeit repräsentiert und eher Worte wie „geil“ oder „ätzend“ lieferte.
Unsere Subkultur, die wir eigentlich nur so genannt haben um unsere Existenz als Erwachsene in einer Jugendkultur zu rechtfertigen, ist für viele Jugendliche immer noch ein Szene, um sich inhaltlich, musikalisch und äußerlich abzugrenzen. Auch wenn viele der Älteren Gruftis mit den Entwicklungen rund um die jüngeren Leute der Szene nicht zufrieden sind. Das erinnert mich an das Jugendwort, das seit 2014 zur Wahl steht. Wir können damit nichts anfangen weil sie zu englisch, zu unverständlich oder zu fremdartig sind. Aber das ist ja dann auch wieder der Sinn und Zweck des Gebrauchs, denn die Jugend möchte sich sprachlich von – den Erwachsenen – abgrenzen. Wir finden uns dann vielleicht eher im „Boomer-Wort des Jahres“ wieder, was bereits 2024 gewählt wurde. Allerdings bin ich ja auch noch richtiger Boomer, dafür bin ich vieeeeeeeeel zu jung :)
Die Wahl zum Jugendwort des Jahres wird vom Langenscheidt-Verlag (ihr wisst schon, die mit dem Duden) ausgerufen, der auch in 2025 die 10 Kandidaten ausführlich erklärt:
Die Kandidaten zum Jugendwort 2025
- Checkst du – Wird genutzt, um sicherzugehen, dass das Gegenüber wirklich versteht, worum es gerade geht. Diese neue Variante des ‚Verstehst du?‘ steht meist am Ende eines Satzes, um nachzufragen, ob der oder die andere überhaupt zugehört hat.
- Das crazy – Dieser Ausdruck wird als Allzweckwaffe der Sprachlosigkeit genutzt. Er wird immer dann verwendet, wenn jemand nicht weiß, was er sagen soll, keine Lust hat zu antworten oder einfach nur höflich bleiben will, um das Gespräch am Laufen zu halten. Er ist somit vergleichbar mit einem ‚Aha, cool‘ oder ‚Okay‘.
- Digga(h) – Ein klassisches Slangwort als Synonym für Bro, Bruder, Freund und Freundin oder einfach irgendeine Person. Funktioniert auch als Anrede, Ausruf oder Reaktion und ist damit locker, direkt und universell einsetzbar.
- Goonen – Ein Slangwort für Selbstbefriedigung. Ursprünglich wurde es benutzt, wenn es nicht bei einer kurzen Handlung blieb, sondern auf eine Dopaminsucht schließen ließ. Inzwischen wird es als allgemeines Synonym genannt.
- Lowkey – Der Begriff bedeutet so viel wie ‚ein bisschen‘, ‚unauffällig‘ oder ‚unterschwellig‘. Er wird benutzt, um etwas auszudrücken, ohne dabei zu dramatisch zu wirken – beispielsweise, wenn es um Gefühle geht, Ansichten oder auch Geschmäcker.
- Rede – Meint ‚Lauter! Alle sollen es hören!‘ und wird genutzt, wenn jemand genau das ausspricht, was alle fühlen und denken. Diese Zustimmung mit Nachdruck ist besonders beliebt in Gesprächen – und wenn man merkt: ‚Der hat gerade komplett delivert!‘
- Schere – Ein Begriff, der aus der Gaming-Szene kommt und ebenso wie ‚Diggah‘ bereits im letzten Jahr in den Top 10 war. Er wird genutzt als digitaler Handschlag, der ausdrückt ‚Mein Fehler!‘. Wer Mist baut und dazu steht, hebt metaphorisch die Schere. Im Fußball wäre dies die gehobene Hand zur Entschuldigung nach einem Foul.
- Sybau – Ein Wort, das süßer klingt als es gemeint ist. Es steht für ‚Shut your bitch ass up‘ und wird gerne in Videos und Kommentarspalten geschrieben. Ältere Generationen sagten noch ‚Halt die Fresse‘ – wobei ’sybau‘ im Gegensatz dazu auch durchaus ironisch und mit Augenzwinkern rüberkommen soll.
- Tot – Ein Begriff, der etwas oder eine Situation beschreibt, die komplett daneben ist – oder einfach lahm, peinlich oder unbeabsichtigt uncool. Beispiel: Stehst mit Freundinnen auf ’ner Homeparty, Musik leise, alle sitzen am Handy. Tot.
- Tuff – Ein Slangwort, das für ‚krass‘ oder ‚cool‘ steht. Es ist damit eine positive Art zu sagen, wie beeindruckt man ist. Ob Aussehen, Skills oder Aktionen – ‚tuff‘ passt immer, wenn es richtig ‚ballert‘.
Übrigens. Ehemalige Jugendwörter sickern im Laufe der Jahre auch in den Sprachgebrauch deutlich älterer Benutzer. So erwische ich mich regelmäßig dabei, einige der folgenden Wörter (ab 2021) zu benutzen. Vermutlich brauchen wir einfach länger, um die Verwendung selbiger zu begreifen.
- 2024: Aura – Ausstrahlung oder Charisma
- 2023: goofy – tollpatschige, alberne Person oder Verhaltensweise, die andere zum Lachen bringt
- 2022: smash – mit jemandem etwas anfangen
- 2021: cringe – peinlich, zum Fremdschämen
- 2020: lost – ahnungslos, verwirrt
- 2019: kein Jugendwort
- 2018: Ehrenmann/Ehrenfrau – guter Mensch
- 2017: I bims – Ich bin’s
- 2016: fly sein – besonders abgehen
- 2015: Smombie – Zusammensetzung aus Smartphone und Zombie
- 2014: Läuft bei dir – Gut gemacht! Du hast es drauf! Cool!
Und? Welche Wörter benutzt ihr noch aus Eurer Jugend, die damals möglicherweise auf Unverständnis trafen? Mit welchen Wörtern könnt ihr nichts mehr anfangen? Wählen, welches aktuelle Wort „gewinnt“ könnt ihr unter diesem Link.
Wizard of Goth – sanft, diplomatisch, optimistisch! Der perfekte Moderator. Außerdem großer “Depeche Mode”-Fan und überzeugter Pikes-Träger. Beschäftigt sich eigentlich mit allen Facetten der schwarzen Szene, mögen sie auch noch so absurd erscheinen. Er interessiert sich für allen Formen von Jugend- und Subkultur. Heiße Eisen sind seine Leidenschaft und als Ideen-Finder hat er immer neue Sachen im Kopf.
In den 60ern gab es nicht nur Jugendwörter, sondern ganze Jugendsprüche, meistens derb und politisch unkorrekt. Beispiel: „Richt nach Leder!“ bedeutet dein Hosenlatz ist offen (einer der harmlosen Sprüche). Mein seliger Papa hatte diese drauf und ich daher leider auch ;-))).
Sonst benutze ich aus meiner Jugend (wie sich das liest) schon „cool“ oder „geil“, aber relativ selten.
Zu den heutigen Jugendbegriffen habe ich keinen Zugang, mir fällt nur cozy ein und finde mein altertümliches muckelig viel sympathischer.
…die hierfür nominierten Wörter hier sind übrigens teils noch befremdlicher als es die Auswahl der Jugendwörter manchmal ist 😉 :
Dieses Jahr wurde u.a. „Rechner“ nominiert… ein Wort dass ich von Boomern noch NIE gehört habe (die Generation meiner Eltern nennt es „Computer“), von irgendwelchen Mit-Millenials (insbesondere den technik-affinen) hingegen sehr oft (dat Dingens heißt Rechner oder PC ☝️🤓, niemals einfach „Computer“)…
„Rechner“ zusammen auf einer Liste mit echt altmodischen Ausdrücken wie „mein lieber Herr Gesangsverein“(!), etwas dass ich noch nie jemanden unironisch hab sagen hören (weil selbst Boomer so nicht mehr sprechen)… Das war schon ein wenig bizarr. 😂
Ich gehöre der Boomergeneration an, wenn auch gerade noch so. 😊
Daß es das „Boomer-Wort“ überhaupt gibt, war mir neu.😃
Die Wörter, die auf der Liste für 2024 und 2025 standen, kenne ich zwar, aber ich könnte mich nicht daran erinnern, daß diese in meinem Umfeld exzessiv benutzt wurden oder werden.
Falls doch, ist bzw. war das vielleicht regional unterschiedlich.
Wahrscheinlich geht es hier aber einfach nur darum, Klicks oder Schlagzeilen zu generieren….
PS: Mit „Rechner“ liegst du falsch. Ich habe nach meiner Ausbildung in einem IT-Systemhaus im technischem Bereich gearbeitet. „Rechner“ oder „Maschine“ war da genau so gängig wie „Computer“.
Manchmal auch „System“… 😉
Hahaha… wußte bisher auch nicht, dass jetzt schon Boomer-Worte des Jahres gekürt werden.
Diese sind mir in der Auswahl zwar alle bekannt, wußte aber nicht, dass die so inflationär benutzt wurden und noch werden. Ich gehöre aber auch noch nicht ganz zur Boomer-Generation. Was ich viel auffälliger finde, dass so ein Schmarrn mal wieder von einem ADHS-verdächtigen Tiktoker veranstaltet wird. Wann holt der eigentlich Luft? Deswegen eventuell auch eine Unterversorgung mit dem überlebenswichtigen Sauerstoff im Hirn. Wie mich diese hyperaktiven Jungspunde nerven… und natürlich mit dem Zutun des politisch korrekten Jens Riewa. Schon klar. ;D
dieses unterste schublade wort, diggah geht mir so dermassen auf die nerven, ich sags euch so würde ich niemals reden was ist nur aus der heutigen jugend geworden frag ich mich sie können nicht einmal mehr vernünftig die richtige sprache lernen selbst wenn ich jetzt noch jünger wäre würde ich mir solche wörter niemals aneignen oder nachäffen, ich benütze manchmal wörter wie ey oder o mann oder eieiei als beispiel das wars dann aber auch schon, draussen hört man gefühlt von jedem diese dämlichen wörter wie diggah oder bro das nervt.
Diesen heutigen Unsinn will ich garnicht kommentieren. Komisch nur, wenn ich meine beiden Jungs (12 u. 16) so höre… da sind noch keine, der in den letzten Jahren aktuellen UNwörter gefallen. Vielleicht mal ein „Alter“, aber das wars dann auch. Ist wohl eher so ein Erziehungsding und ob der Umgang unter den Teenagern/Jugendlichen eher niveaumäßig kurz unterhalb Grasnarbe oder doch schon weit darüber ist.
Ich kann mich nicht erinnern, ob ich irgendwelche merkwürdigen Wörter zu meiner Jugendzeit verwendet habe. Jedenfalls keine, die weit außerhalb der deutschen Sprache lagen und sinngemäß immer noch das aussagten was sie sollten. Aber ich würde eher nein sagen. ;)
Als Teil der Generation Y stehe ich zeitlich zwischen den Boomern und der jüngsten Generation – Weit genug entfernt, um vieles nicht mehr mitzukriegen, aber nah genug dran, um wenigstens die Hälfte zu verstehen.
Allerdings bin ich beruflich nahe genug an den jungen Leuten dran, sodass mir einige der nominierten Jugendwörter für 2025 durchaus bekannt sind. Auch wenn sich solche Begriffe gefühlt schneller ändern als das Wetter. Und auch ohne dass ich es bewusst drauf anlege, so bleibt bei dem vielen Kontakt mit den jungen Menschen selbst bei mir das ein oder andere hängen oder rutscht während einer lockeren Konversation mit ihnen mal raus. Wobei sich das dann auch wieder mit den gebräuchlichen Wörtern meiner eigenen Jugend vermischt und so beispielsweise das „Digga(h)“ durch ein „Alter“ ersetzt wird.
Manch einer mag über den Sprachgebrauch junger Leute die Nase rümpfen, aber mir persönlich wäre das zu spießig. Wir hatten auch unsere Jugendwörter über die sich ältere Generationen aufgeregt haben, warum sollte ich den Unsinn jetzt fortsetzen und mich auch aufregen?
Manchmal können sich daraus sogar herrlich unterhaltsame Situationen ergeben. In der Klasse meines Klienten hatte der Lateinlehrer die Idee, als Übung einen Text ins „alltägliche Sprachregister“ zu übersetzen. Was er eigentlich meinte, war lockeres Hochdeutsch – aber das hat er vorher nicht klargestellt. Am Ende begrüßten sich zwei römische Bürger im Text mit:
„Ey Digga, was geht?“ – Ich fand das witzig, der Lehrer weniger. Aber immerhin hat er eingesehen, dass hier nicht die Schüler, sondern seine mangelnde Kommunikation zu dem Ergebnis geführt hat. 😉
Boomer Wort des Jahres? LOL. Naja, soweit ich mich noch erinnern kann, ist ja verdammt lang her, hatten wir gar nicht so viele speziellen Ausdrücke. Das was mir aus den 70ern in Erinnerung geblieben ist, ist z.B. dufte. Das habe ich dann wieder gehört als beim Mauerfall die vom Osten rüber gemacht haben. Obwohl, wenn es Dir nicht gefällt, dann geh doch rüber, war auch so ein Spruch der typisch für die Zeit war, aber es war kein Jugendspruch. Alter und Diggah gab es aber auch in den 80ern schon. Für Geld gab es noch Wörter wie Zaster, Penunzen oder später in den 80ern Moos usw (ohne Moos nix los), was man heute nicht mehr verwendet. Kohle wurde damals bis heute verwendet. Und voll alten, also die Generation vor mir hatte für Computer noch das Wort Elektronenhirn :-) Ich selber bin mit dem C-64 in die Computerei eingestiegen, gleich als der in den Läden verfügbar war, also, (kopfkratz) 1982. Schon damals haben wir auch das Wort Rechner und Maschine verwendet. Das Wort Alter für einen Freund, habe ich, meine ich mal, schon in den 90ern gehört.
Ich meine, dass man heute viel mehr Jugendsprache hat als früher. Liegt wohl auch daran, dass sich diese übers Internet schneller und großflächiger verbreitet. Früher gab es eher regional und örtlich begrenzte Jugendsprachen.
Lustig finde ich die Aufregung um Jugendsprache. Ich habe kein Problem damit. Sollen sie doch ihre eigene Ecke haben, weil so richtig Szenen haben die ja nicht mehr. Das schleift sich eh wieder raus, sobald sie älter werden.