Musikalischer Briefkasten #23: Neue Musik von 1G4SH0, Robota Robotny & Cold in Berlin

Herrje! Ich habe den musikalischen Briefkasten schon lange nicht mehr geleert, das war mir klar, aber auf das, was mich nach dem Öffnen des Selbigen erwartete, war ich nicht vorbereitet. Durch den Berg an Nachrichten, an dem ich zwischenzeitlich zu ersticken drohte, musste ich mich erstmal durchwühlen. Zwischen unzähligen Werbeeinsendungen für Bands und Künstler, die mal so rein gar nichts mit dem zu tun haben, womit wir uns hier beschäftigen – waren auch viele nette und persönlich geschriebene Nachrichten, die mich auf die Spuren von einigen spannenden und atmosphärischen Musikprojekte führten. Ich habe mir jetzt mal den Sonntag um die Ohren gehauen und mich durchgewühlt.

Für alle, die den musikalischen Briefkasten noch nicht so gut kennen. Hier stelle ich alle musikalischen Menschen vor, die mir schreiben und zeigen wollen, was sie auf die Beine gestellt haben. Szenefremde Einsendungen – und davon gibt es eine Menge – landen im Papierkorb, Einsendungen die mich bewegen, aber

1G4SH0 – Schritte im Nichts

Tobias-Leon Knoll alias 1G4SH0 weiß ganz genau, welche Knöpfe er drücken muss. In seiner Mail schreibt er, Spontis sei für ihn „ein Ort der Auseinandersetzung mit Szeneidentität, Herkunft und neuen Ausdrucksformen“. Das ist natürlich ordentlich Honig ums Maul geschmiert – aber was soll ich sagen? Ich mag Honig!

Musikalisch bewegt sich sein Projekt auf dem schmalen Grat zwischen Pathetik und Poesie, was mich hier und da wohlig an Diary of Dreams erinnert. Der aktuelle Track „Schritte im Nichts“ ist dabei der Auftakt einer konzeptuellen Songreihe, die sich wie eine Mini-Serie entfalten soll. Es geht um Dunkelheit, Isolation, aber auch um das Finden von Halt im scheinbaren Nichts.

Das ist Dark Pop mit Tiefgang, der die ästhetischen Wurzeln der Schwarzen Szene ehrt, aber dennoch sehr persönlich klingt. Wer sich auf diese Reise zur „Selbstermächtigung“ einlassen will, findet auf seiner Website oder direkt bei YouTube den Einstieg.

Robota Robotny – D’accord?

Das Debütalbum „D’accord?“ von Robota Robotny hat mich überrascht. Wenn sich zwei gestandene Szenemusiker zusammentun, kann nur etwas Spannendes entstehen. Marc Ziegler (Seelennacht) und René Eric Wedekind (ex-Van Undercut) liefern hier eine wilde Melange, die sich zwischen Wave, EBM und Elektro einpendelt und vor NDW-Anleihen nicht zurückschreckt.

Man merkt den Stücken an, dass hier der Spaß am Experimentieren im Vordergrund stand; das Klangbild wirkt erfrischend roh und direkt. Das einzige Video zu „Schwere Eisen“ lässt einen Blick auf die Bandmitglieder werfen, die authentisch und engagiert ihre musikalische Diversität vereinen. Das passt perfekt zur „Do it yourself“-Attitüde, die auch die frecheren Songs des Albums ausstrahlen, ohne dass dabei die atmosphärische Tiefe auf der Strecke bleibt.

Wer Lust auf ein Album hat, das sich nicht sklavisch an Genregrenzen hält und dabei wunderbar unperfekt klingt, sollte auf Bandcamp unbedingt reinhören.

Cold in Berlin

„Cold in Berlin“ aus London (die mögen wohl Berlin) melden sich mit ihrer neuen Single „Hangman’s Daughter“ zurück. Der Titel des Stücks erinnert mich unweigerlich an den Roman „The Hangman’s Daughter“ von Oliver Pötzsch, musikalisch schlägt die Band jedoch eine eigene, kraftvolle Richtung ein. Treibende Drums – die mich stellenweise an „U2“ erinnern – und eine rockige Instrumentierung tragen den Song. Vor allem die Stimme von Sängerin Maya verleiht der Komposition die Energie, die sie trägt und formt. Das Album „Wounds“ erscheint am 7. November 2025 und führt die Mischung aus Doom, Post-Punk und Krautrock konsequent weiter. Wer mehr über die Band erfahren möchte, findet zusätzliche Infos auf der Band-Seite bei Metal Message oder kann die Single direkt auf YouTube anhören.

Kurz angespielt

Deep Red stimmen mit „The Red Door“ auf ihre neue EP ein – das klingt in meinen Ohren zwar sehr poppig offenbart aber wenig Neues, ist aber immerhin stabil produziert und durchaus tanzbar.

Poison Machines aus Berlin und Manchester servieren auf „Bedlam“ punk-inspirierten Postpunk mit 80er-Einschlag, der mich aber leider ziemlich kalt lässt.

Die KNIGHT$ aus London melden sich in einer E-Mail mit dem Stück „Hi-NRG Crisis“ zurück und verkünden für Anfang 2026 bereits Termine in Rüsselsheim, Erfurt, Bochum, Hamburg und Berlin. Mir etwas zu poppig, aber catchy.

Wer EBM mag, möchte sich vielleicht Trilogy aus Braunschweig anhören, die sich mit der EP „Tension“ bei mir melden. Auf der Homepage der Band findet ihr Möglichkeiten zum Streamen, mich konnten die Tracks leider nicht überzeugen, wenngleich ich auch zugeben muss, dass ich für EBM wenig Antennen habe.

Als atmosphärisches Gothic-Rock-Erlebnis bezeichnen Deep Imagination ihr neuestes Werk „Forever and a Day“ und liefern wohl eher eine Ballade mit rockiger Attitüde, die mich leider gar nicht emotional fordert und einfach so dahinplätschert.

Die Band Schatten Muse aus Berlin und Athen hat uns auch angeschrieben, um ihr Projekt vorzustellen. Auch wenn ihr Sound, stark geprägt von der Neuen Deutschen Todeskunst und elektronischen Underground-Klängen der 80er/90er Jahre, nicht nach meinem Geschmack ist, möchte ich sie hier kurz erwähnen. Veröffentlicht wurden bislang die Alben „Vergänglichkeit“ und „Schicksalsweg“, erschienen bei The Circle Music. Reinhören könnt ihr auf Bandcamp, YouTube und Facebook. Einen ersten Eindruck vom Debütalbum gibt es außerdem hier auf YouTube.

Und damit ihr wisst, womit ich manchmal zu kämpfen habe, präsentiere ich folgendes Stück. Das Video, das ich so gar nicht einordnen kann und dazu der Sound, der mit einem Klavier gar nichts zu tun hat. Ihr dürft euch ja mal darin versuchen, für dieses Band die richtige Beschreibung zu finden.

Wizard of Goth – sanft, diplomatisch, optimistisch! Der perfekte Moderator. Außerdem großer “Depeche Mode”-Fan und überzeugter Pikes-Träger. Beschäftigt sich eigentlich mit allen Facetten der schwarzen Szene, mögen sie auch noch so absurd erscheinen. Er interessiert sich für allen Formen von Jugend- und Subkultur. Heiße Eisen sind seine Leidenschaft und als Ideen-Finder hat er immer neue Sachen im Kopf.

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graveyardqueen
graveyardqueen(@graveyardqueen)
Vor 4 Stunden

1G4SH0: „Schritte im Nichts“ hat durchaus Potential, aber ich finde schade, dass vorallem der Anfang so stark nach Diary of Dreams klingt. Ich bin kein großer Freund davon, wenn Menschen wo anders abkupfern. Vorallem wenn es richtig offensichtlich ist. Bitte an dieser Stelle nicht mit „sich Inspiration holen“ verwechseln.

Robota Robotny: Tatsächlich sind die zwei Künstler bzw. deren vorherige Projekte mir kein Begriff 🤷🏼‍♀️. Aber egal. Das Lied ist nicht mein Stil. Muss ich ehrlich so sagen.

Cold in Berlin: Kann man sicherlich gut und ausgelassen zu tanzen, aber ist jetzt nichts was ich bewusst hören würde. Mit der Zeit geht der Gesang auch einem auf den Keks.

Deep Red: Wenn man unter den Gesang einen anderen Sound packen würde, wäre das bestimmt ein cooler Track. Aber die Melodie und der Klang lassen mich schnell wieder ausmachen 🤷🏼‍♀️.

Poison Machines: Die kann man durchaus hören. Stilistisch und vom Klang her find ich das gar nicht Mal übel.

KNIGHT$: Kann mich nicht überzeugen. Das ist wieder so ein Sound der mich an Videospiele erinnert. Ergo…nervtötend.

Trilogy: Ist genauso wenig mein Ding. Kurz und knapp…mir ist das zu viel Krach 🤷🏼‍♀️.

Deep Imagination: Klingt definitiv nicht schlecht. Vom Klang her genau das richtige für diese Jahreszeit, wo ich mich in meine 4 Wände zurückziehe und die Lichter dimme. Allerdings wartet man tatsächlich irgendwie darauf, dass in dem Lied noch so ein richtiger *wow* Moment kommt.

Schatten Muse: Der Sprechgesang erinnert mich an Goethes Erben. Holt mich aber nicht ab.

Svaj.: Vom Video her hätte ich Spaßmusik erwartet 😄. Aber vom Sound her ist es jetzt gar nicht Mal sooo doof. Videos sind eh überbewertet. Zumindest in meiner Welt. Ich schaue schon lange keine mehr wirklich an.

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