Sie sind derzeit DER Geheimtipp des Wave-Undergrounds – She Past Away (Homepage). Zwar hat das türkische Duo schon einige Jahre die Bühnen unsicher gemacht und 2010 eine drei Song starke EP herausgegeben, doch 2012 gelang ihnen schließlich ein internationaler Durchbruch mit ihrem ersten Album „Belirdi Gece“. Die Kritiken für dieses Werk könnten kaum besser sein, und auch ich selbst finde jeden der 10 Songs auf seine Weise genial und zögere nicht eine Sekunde, mich als schlichtweg begeisterten neuen Fan zu outen. Bassist İdris Akbulut sprach mit Karnstein:
İdris, eure Musik erinnert mich sehr an klassische Darkwave-Bands der 80er und frühen 90er – ist das beabsichtigt? Wie würdest du die Musik von She Past Away beschreiben und welche Einflüsse habt ihr?
Wir sind sehr stark beeinflusst von der Musik der 80er. Die Alben die wir am liebsten hören stammen größtenteils aus dieser Zeit, und unsere Musik ist das Ergebnis dieser Einflüsse. Es gab allerdings nie eine Band nach der wir konkret klingen wollten.
Und wie sieht euer musikalischer Background aus – und generell eure Inspirationen?
Wir hatten beide verschiedene musikalische Erfahrungen, haben in Bands aus ganz unterschiedlichen Genres gespielt – von Death Metal bis Indie Rock. Und es gibt viele Dinge von denen wir beeinflusst und inspiriert wurden: Vom italienischen Erotikkino der 70er bis zu B-Movies, von Giallos bis zu Spaghetti-Western, vom Coldwave bis hin zur Neuen Deutschen Welle und der kalten Attitüde monotoner Drummaschinen, die so typisch für die 80er waren.
Außerdem beeinflusst uns natürlich auch die konstant zunehmende Bedrückung überall in unserem Land.
Kannst du uns irgendetwas über euren Schreibprozess sagen? Was kommt zuerst, Musik oder Texte?
Zuerst die Riffs, dann die Texte. Alles in allem sind so unsere Prioritäten.
Und um was für eine Art Texte handelt es sich – worüber singt ihr und was inspiriert euch inhaltlich?
Grob gesagt geht es in unseren Texten um Geister, Ungewissheit, Nichtigkeit, religiösen und sozialen Druck und Ausbeutung. Wir versuchen aber nicht direkte Botschaften rüberzubringen sondern kritisieren mehr unsere Lebensumstände.
Für mich kommt einiges der Atmosphäre die eure Musik so einzigartig macht von Volkans Stimme und der Tatsache dass ihr auf Türkisch singt. Warum habt ihr euch entschieden in eurer Muttersprache zu singen? Wäre es mit englischen Texten nicht einfacher ein internationales Publikum zu erreichen?
Mit unseren vorherigen Bands haben wir immer englischsprachige Musik gemacht. Aber es erschien uns authentischer, Musik in unserer eigenen Sprache zu machen, also haben wir es ausprobiert und waren sehr zufrieden damit.
In der Türkei gab es nie ein wirkliches Publikum für New Wave und seine Subgenres, und dank der Texte in unserer Muttersprache ist es uns gelungen diese Art von Musik ein paar Menschen näherzubringen.
Kann man eure Texte irgendwo einsehen? Ich bin mir sicher dass viele Nicht-Türken gerne wüssten worüber ihr singt.
Ja, wir haben unsere Texte auf unsere Facebook-Seite gestellt – auf Türkisch und Englisch.
Ihr habt für 2013 bereits mehrere Tourdaten für Europa angekündigt. Seid ihr vorher schonmal außerhalb der Türkei aufgetreten?
Nein, wir haben vorher noch nie im Ausland gespielt. Aber bis jetzt haben wir auch bereits zwei feste Daten für Auftritte in Deutschland [Anm.: am 16.05.13 in Köln im MTC, sowie am 17.05.13 auf dem Shoegazer-Festival in Bielefeld].
In Zeiten des Internets lernen viele Leute (wie auch ich selbst) eure Musik mittels Videostreaming kennen. Wo kann man eure Musik beziehen? Gibt es CDs, und vielleicht etwas Merchandise wie etwa Shirts?
Unser Debut-Album „Belirdi Gece“ ist in digitaler Form auf verschiedenen Internetseiten zu finden. Im Februar 2013 wird es bei Fabrika Records auch auf Vinyl erscheinen und Veröffentlichung auf CD ist auch eine Möglichkeit, die wir in Betracht ziehen.
T-Shirt-Designs sind bereits fertig und werden so bald wie möglich veröffentlicht.
Zu guter Letzt: Was sind eure nächsten Schritte? Arbeitet ihr bereits an neuem Material?
Zum einen wollen wir unsere momentanen Aufnahmen beenden und ein neues Album herausbringen. Außerdem aber versuchen wir auch so viele Konzerte wie möglich zu geben, um möglichst viele Leute zu erreichen.
Wir sind gespannt! Ich werde euren weiteren Werdegang definitiv verfolgen und freue mich schon auf Köln. Vielen Dank, İdris!
Lieberhaber alter Schriften und Sprachen ist als Musiker und Herr seiner eigenen Band Farblos auf dem Wave-Gotik-Treffen schon zu einer Legende geworden, ohne je dagewesen zu sein. Kenner und Bekannter des Rhein-Main Gebietes der merkwürdigerweise mit einer Ente verglichen wird. 2017 fusionierte seine Otranto-Archive mit Spontis und wurden als Artikel eingepflegt.


