Ich erinnere mich als wäre es gestern gewesen. Die Sonne war warm an diesem Sommertag im August 1987, die Schule war wie immer um 13:45 beendet und der Heimweg schneller als sonst hinter mich gebracht, denn an diesem Tag sollte es Taschengeld geben. Damit war das letzte Drittel für den Kauf meiner ersten LP komplett. Ich wollte die Schultasche in die Ecke feuern und gleich wieder loslaufen, leider wurde ich von meiner Mutter zum Mittagessen genötigt, so daß ich erst gegen 15:00 bei City-Disc ankam und das Album in meinen Händen halten konnte.
Ich war zu diesem Zeitpunkt 13 Jahre alt und fand Depeche Mode anfangs eigentlich nur toll, weil der Jugendleiter in meiner Gruppe im evangelischen Paul-Schneider-Haus die auch toll fand. Von New Wave oder Dark Wave hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nichts gehört, ich fand die Musik und den Style der Band einfach Klasse. Infiziert wurde ich vom Lied „But not tonight“ das ich einfach nur Geil fand und keinen tieferen Sinn erfüllte. Im Freibad hatte sich die Sitte eingebürgert die tägliche Hitparadensendung auf WDR 1 über die Lautsprecher zu schicken um damit das ganze Areal zu beschallen. So lernte ich dieses Lied kennen und verbinde es auch heute noch mit Sommer, Sonne und Freibad obwohl das sicherlich nicht die Intention des Liedes ist.
Black Celebration ist das dritte von vier Depeche Mode Alben, dessen Titel auch der Titel eines Liedes ist. Erschienen ist es bereits im März 1986 und zählt heute noch für viele Depeche Mode Fans zu den besten Alben der Band. Es ist sicherlich das düsterste und melancholischste Album und ist damit auch zum Muss-Ich-Haben der Gothic Szene avanciert. Musikalisch orientierte sich Depeche Mode mit diesem Album erstmals im Dark Wave Umfeld und verließ damit das oftmals poppige Synthie Genre, das die Band so erfolgreich machte. Damit traf die Band den Zeitgeist dieses Jahres 1986, denn alle Singles des Albums erreichten in Deutschland eine Top-Ten Platzierung, das Album selbst konnte bis auf Platz 2 der Album Charts emporsteigen.
Sicher war dieses Album nicht mein Einstieg in die Schwarze Szene, aber es ist mir immer im Gedächtnis geblieben und hat meinen Musikgeschmack nachhaltig geprägt. Nach einigen kurzen und pubertären Ausflügen in andere Genres bin ich letztendlich dann doch schwarz geblieben und könnte damit unterstellen, das Musik immer der Weg in eine Szene ist.
Ich wollte die gleiche Frisur wie Martin Gore 1987 und wäre damit sicherlich aufgefallen. Mütter haben in diesem Alter einen großen Einfluss auf den Heranwachsenden männlichen Sohn, meine hat es mir schlichtweg verboten und mein damaliges Selbstbewusstsein ließ eine unabhängige Entscheidung nicht zu. Unglücklicherweise sind jetzt nicht mehr ausreichend Haare vorhanden um eben diese Frisur noch einmal aufzulegen, scheiß Genetik.
WDR 1 heißt jetzt übrigens Einslive und stimmt derzeit über die Platten der Ewigkeit ab, bei der man aus 50 Alben die größtenteils Musikgeschichte geschrieben haben seine persönliche Ewigkeitsplatte wählen soll. Leider ist Black Celebration nicht dabei, dafür aber einige andere interessante Alternativen. Mit ein bisschen Glück kann man sogar alle 50 Alben gewinnen.
Was war Deine erste Platte? Mach ein Stöckchen, Stock, Ast, Baum oder was auch immer daraus und schreib doch mal über dein erstes Album einen Artikel. Es würde mich freuen zu lesen, was euer persönliches Erlebnis gewesen ist. Die Adresse für einen Trackback findest du unter diesem Text.
Nanu, noch kein Kommentar? Dann bin ich mal die erste und mach den Anfang :-)
Ich unterscheide hier mal bewusst zwischen erster (Schall-)Platte und erster CD, wobei meine erste CD zugleich mein erstes szenekompatibles Album war.
Meine erste Platte war „120 Grad“ von Peter Schilling, die ich von meiner Mutter geschenkt bekam, weil mein Lieblingssong „Hurricane“ darauf war. Das war 1984 und ich 10 Jahre alt.
Die erste selbstgekaufte Platte war „Force Majeure“ von Tangerine Dream. Wir hatten in der Grundschule im Sportunterricht eine Performance einstudiert, zu der diese Platte der Soundtrack war. Ich kannte die Band zwar schon durch meinen Vater, aber dieses Album besaß auch er nicht. Dafür kaufte ich es mir, das war ca. 1985. An diesem Album gefiel mir der Stimmungswechsel von sehr düster-hypnotisch bis hin zu fröhlich-locker, um dann wieder sehr finster und geisterbahnsound-mäßig zu enden. Wir hatten dazu eine Performance aufgeführt, die das Leben von Geburt über Kindheit und Arbeitsalltag bis hin zu Alter und Tod darstellt: Zu Anfang in Embryostellung unter einer Plane liegend, begannen wir uns zu regen und dabei die Plane von uns zu schieben und zu ziehen. Etwas unbeholfen standen wir auf und probten erste Schritte. Als Kinder hüpften und sprangen wir munter herum (das war dann die fröhliche Musik). Es folgte eine schnelle, hektische Passage, in der wie in einer Reihe Bewegungen wie bei einer Arbeit am Fließband ausführten. Die Musik wurde getragener und düsterer, als gebeugte alte Leute auf einen imagiären Stock gestützt schlurften wir herum. Als die Musik zuletzt leiser und getragener wurde, krochen wir wieder auf den Boden unter die Plane und zogen sie über uns: Ende, Tod. Ich fand die Idee unserer Sportlehrerin sehr klasse und den Eltern hat die Performance auf dem Schulfest auch sehr gut gefallen – auch wenn sie sicher etwas untypisch für Grundschule gewesen sein mag!
Meine erste CD war dann wieder ein (Wunsch-)Geschenk, und zwar war es die „Violator“ von Depeche Mode, die ich 1990 zum Geburtstag bekam. Warum es gerade dieses Album war, weiß ich nicht mehr, mir gefielen alle älteren Depeche Mode-Alben gut (mit Ausnahme der „Construction Time Again“) und ich hatte sie schon auf Kassette, von einer Freundin überspielt bekommen. Vielleicht war es die, die meine Mutter als erste fand, weil gerade neu erschienen.
Welche CD ich mir zuerst selbst gekauft habe, weiß ich spontan nicht mehr. Ich habe mal ein Büchlein angelegt, welche CD ich wann wo zu welchem Preis kaufte.
Etwa die ersten 100 CDs habe ich so erfasst, aber das Heftchen hab ich leider irgendwo verbuddelt. Ich gehe sehr stark davon aus, dass die erste selbstgekaufte CD von The Cure war – vermutlich die „Disintegration“. Ich hatte sehr wenig Taschengeld und musste immer sehr lange sparen bzw. Zeitungen austragen, um mir überhaupt Musik kaufen zu können. Eine Zeitlang bekam ich fast nur über Kassettentausch mit „Zillo“-Brieffreunden neue Musik.
Nachtrag: meine CD-Kauf-Chronik hab ich doch noch gefunden! Die erste selbstgekaufte CD gibt es in diesem Sinne nicht, weil ich für das Geld, das ich zum Geburtstag bekam, gleich mehrere CDs auf einen Schlag erstanden habe… allesamt von Cure, und zwar die „Concert“, „Japanese Whispers“, „The Head on the Door“ und „Faith“. Tja, das waren wohl die, die ich als erstes im Laden vorfand ;-) Also leider keine interessante Story mehr dazu, ob die Entscheidung damals bewusst gefallen ist, welches Album das erste sein würde…
Ich muss zugeben, dass ich ein klein wenig geflunkert habe. „Black Celebration“ war eigentlich mein erstes selbsgekauftes Album. Mein erstes Album überhaupt war eigentlich „Electric Cafe“ von Kraftwerk, dass ich Weihnachten 1986 geschenkt bekommen habe. Ich habe zufällig noch die Weihnachtskarte in der Hülle gefunden und war erstaunt, bin ich doch davon ausgegangen, dass ich es viel später und selbst gekauft habe. Ich habe noch nicht einmal einen Schimmer, wie meine Eltern auf das Geschenk gekommen sind ?!? Ob sie einen Tipp bekommen haben? Vielleicht werde ich dieses Rätsel eines Tages lösen können ;)