Cancer Barrack – Beischlaf mit 60kg Hackfleisch

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In der Welt der dunklen Musik gibt es viele Randerscheinungen. Eigentlich ist die ganze Musikszene dieser Spielart eine Randerscheinung. Beim durchhören meiner alter Zwischenfall-Sampler ist mir dann auch sogleich der Song Beischlaf mit 60 kg Hackfleisch von Cancer Barrack ins Ohr gesprungen, was ihm aufgrund seiner eingehenden Melodie und Tanzbarkeit auch nicht schwer fällt. Selbstverständlich spielt der Text des Liedes ebenfalls ein gewichtige Rolle. Wer kann sollte sich den Song unbedingt mal auf Youtube anhören, er ist die passende Untermalung für diesen Artikel, denn ich möchte euch die Band ein wenig näher bringen.

Als sich die „Calling Dead Red Roses“ 1986 auflösten, entstanden daraus die beiden Hamburger Bands „Cancer Barrack“ und „Girls under Glass“, die auch in den Folgejahre zusammenarbeiteten und erfolgreich gemeinsame Auftritte absolvierten. Nach ihrer ersten EP Luscious, die 1989 beim Plattenlabel Hypnobeat erschien, konnte Cancer Barrack zu Beginn der 90er einige Erfolge für sich verbuchen und hinterließen vor allem in der Independent und Darkwave Szene einen bleibenden Eindruck..

Ihr erstes Album Walking through the Cancer Barrack das bei Deathwish erschien, zählt wohl zu den besten Werken der 5 Hamburger Musiker und bietet Gothic Rock vom feinsten. In den folgenden Jahren nahmen sie dann immer mehr elektronische Elemente in ihre Musik, was auf der MCD Speichel, die 1992 erschien sehr deutlich wird.

Das Nachfolgealbum Leben, das 1993 ebenfalls auf Hyperium erschien, zählt zu den kommerziell erfolgreichsten Alben der Band, was nicht zuletzt an dem darauf enthaltenen Dancefloor Knaller Beischlaf mit 60kg Hackfleisch liegt, der in den europäische Undergroundclubs rauf und runter gespielt wurde und auf zahlreichen Sampler Einzug erhielt, unter anderem auf dem oben erwähnten Zwischenfall Samplern, der mir die Band wieder in Erinnerung gebracht hat.
Nach vielen Live Auftritten wurde es dann still um die Band, die dann 1995 ihre Auflösung bekannt gaben, was für viele Anhänger sehr traurig war, zählten sie doch zu den einflussreicheren Formationen dieser Zeit. Auf Hyperium erschien dann 1998 überraschend der Best of Sampler Das letzte Gebet, das eigentlich das Schaffen der Gruppe sehr gut zusammenfasst und in keinem Musikregal fehlen darf.

Weicher, heller Würmerhaufen, feucht und kühl dich offenbarst,
Arme Mund und Vagina, rohes Fleisch ich spüre dich,
zwei Augen meine Daumen formen, Brüste auf den Leib gespuckt,
jeder Schlag ein neues Loch, forme ich mit meiner Wucht.

Axel Ermes (Bassist) ist auch heute noch in vielen Musikproduktionen der Dunkle Szene aktiv und betreibt unter anderem ein eigenes Plattenlabel, Torsten Hammann (Gesang) ist der Bühne treu geblieben und hat eine Schauspielausbildung absolviert und ist in vielen TV und Kino Produktionen zu sehen. Seine Gesangskarriere scheint beendet, vielleicht singt er diesen Song noch für irgendjemand besonderen, wer weiß. Über die anderen Mitglieder der Band sind weniger Informationen bekannt.

Update: Ein Fehler hatte sich eingeschlichen, denn die erste EP hieß nicht Hypnobeat, sondern Luscious, Hypnobeat war das Plattenlabel auf dem die EP erschien. Ich habe den Fehler im Text bereits korrigiert. Vielen Dank an Axel Ermes für den freundlichen Hinweis.

Tellerrandreisen – Stockholm, Stadt der stilsicheren Schweden

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Schweden ist nicht gerade als Bevölkerungsreichstes Land Europas bekannt, somit ist auch nicht verwunderlich, dass die Hauptstadt nur etwa 800.000 Einwohner zählt. So war ich dann aber auch mehr als verwundert, was in Stockholm so los ist, denn die gefühlte Einwohnerzahl lag auf jeden Fall deutlich höher und so ziemlich jeder Schwede den ich mir vorstellen kann, hat sich dort aufgehalten.

Auf der Suche neben dem Mainstream gibt es auch in Schwedens Hauptstadt einiges zu entdecken, es lohnt sich aber auch durchaus ein wenig mit dem Strom zu schwimmen und die ein oder andere Sehenswürdigkeit in Augenschein zu nehmen.

Es ist durchaus möglich die einzelnen Inseln der Stadt in Themenbereiche einzusortieren. So findet man in Gamla Stan, der Altstadt von Stockholm, viele alte Gebäude. In Östermalm wohnt die High Society in IKEA gestählten Altbauten, Djurgärden ist die Vergnügungsinsel, auf der man neben einem ausgedehnten Spaziergang auch einen Freizeitpark und viele anderen Sehenswürdigkeiten findet. Södermalm ist der junge Stadtteil, der auf einer Anhöhe gelegen, eine wahre Fundgrube für Kuriositäten und Alternatives bietet. Langholmen, die alte Gefängnisinsel beherbergt ein Hotel im Gefängnis, oder besser ein Gefängnis im Hotel und bietet schwedische Gardinen für Einsteiger, leider war der Schuppen bereits ausgebucht, sodass wir auf eine andere Behausung ausweichen mussten. Hagaparken ist der Hydepark der Stockholmer und bietet viel Raum für Entspannung.

Gamla Stan – Stockholms Altstadt

Meine Leidenschaft für Vergangenheit konnte hier auf Ihre Kosten kommen, so wird man den Eindruck nicht los, Stockholm besteht nur aus alten und historischen Gebäuden, in der Altstadt Gamla Stan soll sogar kein Haus jünger als 200 Jahre sein. Erst jetzt merkt man deutlich, welche Spuren der Krieg in Deutschland hinterlassen hat. Die engen und verwinkelten Gassen erinnern an eine italienische Stadt, auch das Flair ist dementsprechend. Der Schwede liebt es im Café zu sitzen und sich das Treiben in Gassen anzuschauen.

Dabei trinkt man vornehmlich italienische Kaffeespezialitäten, einen ordinären aufgebrühten Kaffee, sowie ich in mag, findet man hier selten. Ist aber auch nicht weiter schlimm, ich bin da flexibel. Viel erstaunlicher ist die Tatsache, dass in Stockholm kein Starbucks zu finden ist, nachdem London geradezu übersät präsentierte, ich liebe Vanilla Latte with Cream on Top. Macht aber nichts, bin doch flexibel.

Schweden rennt!

Nebenbei bemerkt war das Wetter auch noch umwerfend, was uns in Spazierlaune brachte und wir mit einem Reiseführer bewaffnet die Insel Djurgarden unsicher gemacht haben. Wir hätten den kuscheligen Spaziergang durchaus genießen können, wäre da nicht die rennenden Schweden. Kein anderer Stadtteil konnte mit einer derart hohen Dichte an Joggern aufwarten, die selbst zu Mittagssonne noch den Staub unter Ihren Füßen mahlen. Wenn’s schön macht, soll es mir egal sein.

Was uns der Reiseführer allerdings erst später offenbarte, war die Tatsache, dass die dort beschriebenen Tour von 2,5 Stunden nur für die eine Hälfte des Weges reichten und weitere 2,5 Stunden nötig waren auch die andere Seite der Insel zu erkunden. So glühten uns dann am Ende dieses Tages die Füße, aber gelohnt hat es allemal, die Insel und die Tour direkt am Wasser entlang ist Schweden pur, gerade bei dem schönen Wetter, es fehlte eigentlich nur noch die Villa Kunterbunt.

Second Hand und mein Geschmack

Stockholm ist eine der bestangezogensten Städte in Europa, das ist mal sicher. Die Schweden erlauben sich keine Ausrutscher und kleiden sich eigentlich immer sehr stilsicher. Das spiegelt sich auch in der Dichte, der guten Klamottenläden wider, die es in Stockholm gibt. Leider trennt sich auch hier beim näheren Hinsehen die Spreu vom Weizen. Zu allem Überfluss ist Markenware, die nicht mit dem Schlussverkaufsslogan „REA!“ gekennzeichnet ist auch noch recht hochpreisig und in Deutschland mit Sicherheit günstiger zu erwerben, aber daneben gibt es auch viele Schnäppchen und Angebote kleiner Nischenlabels, die man Deutschland gar nicht oder nicht günstiger bekommt.

Second Hand ist jetzt mal das Stichwort, denn in den Läden von Beyond Retro kann man wieder Lust auf Sachen aus zweiter Hand bekommen, so sind hier die meisten Sachen älter als die, die sie anprobieren. Habe natürlich wieder nichts in meiner Größe bekommen, was natürlich primär an meinem entstellten außergewöhnlichen Körperbau liegt. Die meisten Sachen stammen aus Amerika, was die Suche nach der richtigen Größe entsprechend schwierig gestaltet. Merke: Wenn 16 im Hemd steht, ist es L und passt mir nicht.

Wer anders einkaufen möchte, dem sei auch die Gamla Brogatan ans Herz gelegt, eine Strasse die von der Haupteinkaufsstraße Drottninggatan abzweigt. Hier gibt es einiges an Darkwear und Boots von klassischen Martens über Underground, Mary Jane, Spikes und Creeps. Es lohnt sich diese Straße bis zum Ende zu beschreiten.

Stockholm bietet auch unzählige Sehenswürdigkeiten und bietet für jeden Geschmack etwas. Von Sehenswürdigkeiten zu erzählen ist unsinnig, dass haben die Autoren der Reiseführer schon Genüge getan. Der Schwede ist freundlich und offen und die meisten sprechen Englisch, also keine Angst bei der Kontaktaufnahme.

In der Kürze liegt die Würze

  • Günstige Flüge gibt es bei German Wings für rund 80€ pro Person. Vom Flughafen Arlanda bis zum Hauptbahnhof (Cityterminalen) in der Innenstadt fährt man am optimalsten mit den Flygbussarna (Flugbusse) bis zu Endstation Cityterminalen für rund 10€. Tickets gibt es direkt am Flughafen. Von Cityterminalen aus empfiehlt sich die Fahrt mit der U-Bahn bis zum Hotel, denn Fahrten mit dem Taxi sind recht kostspielig.
  • Für Fahrten in Stockholm empfehlen sich die Öffentlichen Verkehrsmittel. Für 18€ besorgt man sich am besten ein Pre-Paid Ticket mit 16 Slips. Damit geht zum Personal und lässt sich für eine Fahrt 2 Slips abstempeln. Ein 72h Ticket oder die Stockholmcard sind nicht nötig und zu teuer. Die Tickets bekommt man bei einer SL Geschäftsstelle und bei Seven Eleven.
  • Eine tolle und auch noch sportliche Möglichkeit, Stockholm zu erkunden ist das Fahrrad. Dazu gibt es in Stockholm ein Flächendeckendes Netz von Fahrradstationen, an denen man sich ein Fahrrad mittels einer Karte für 3 Stunden lösen kann. Nach 3 Stunden stellt man sein Fahrrad in einer der Stationen und kann sofort das nächste nehmen. Die interessanten Teile von Stockholm hat man damit in maximal 40 Minuten erreicht. Stockholm Citybikes
  • Den richtigen Reiseführer gibt es wohl nicht, jeden den ich bis jetzt gesichtet habe hat Vor- und Nachteile. So stehen in diesem die besseren Restaurants und dieser hat die besseren Touren im Programm. Auf jeden Fall ist ein Stadtplan wichtig, sonst verliert man im Gewühl der Straßen schnell die Übersicht.