Zeitreise im Kloster Altzella – Ein historischer Schatz bei Nossen

Etwa eine Dreiviertelstunde Autofahrt von Dresden entfernt, liegt der kleine Ort Nossen. Auf den ersten Blick eine relativ unspektakuläre Kleinstadt. Doch schaut man etwas genauer hin, entdeckt man einen Schatz aus vergangener Zeit – das Kloster Altzella mit seinem dazugehörigen Park. Das Besondere daran ist, dass dieser die Überreste eines damals ansässigen Klosters beherbergt. Es zählte zu den größten und einflussreichsten Klöstern im mitteldeutschen Raum.

Auf Zeitreise ins Mittelalter

Im Jahr 1175 ließen sich dort die ersten Zisterzienser nieder. Dabei handelte es sich um einen Reformorden der Benediktiner. Ihre Lebensweise war strenger auf Arbeit und Armut ausgerichtet. Zeitweise lebten bis zu 240 Mönche und Konversen zeitgleich im Kloster Altzella. Neben Wohnbauten und einer Kirche, besaßen sie auch zahlreiche Wirtschaftsgebäude. Dies lag daran, dass Unabhängigkeit und Eigenwirtschaft für den Orden eine hohe Bedeutung hatten. Errichtet wurden die Gebäude in der Nähe eines Mühlgrabens. Noch heute findet man einzelne Räumlichkeiten dort vor – teilweise sogar unterirdisch.

Abgesichert wurde das etwa 17,5 ha große Gebiet von einer Klostermauer, die 1325 m lang war. Einlass gab es nur über ein Stufenportal. Den einstigen Standort des Portals markieren heute die verbliebenen Überreste. Einzig die Schutzmauer blieb vollständig erhalten und umzäunt noch immer das Areal.

Eins der wenigen intakten Gebäude ist das Konversenhaus. In diesem befand sich im Erdgeschoss der Speisesaal der Konversen, auch Laienbrüder genannt. Im Obergeschoss war der Schlafsaal. Als man die Räumlichkeiten der Mönche und Konversen nicht mehr strikt voneinander trennte, diente das obere Geschoss ab 1504 als Bibliothek.

Ruhestätte der Wettiner

Angrenzend an das Konversenhaus lassen nur noch einzelne Mauerreste die Andreaskapelle nebst Vorhalle erahnen. Sie diente zur damaligen Zeit als Begräbnisstätte für gut betuchte Leute. Dazu zählten auch die Wettiner. Am Ende des 16. Jahrhunderts waren die Bauten zunehmend von Verfall gezeichnet. Mit Entstehung des Mausoleums (ab 1677) setzte man den Adel künftig in diesem bei. Die Gebeine der Wettiner, welche zu dem Zeitpunkt noch in den Überresten der Andreaskapelle ruhten, bettete man dann 1804 um. Direkt vor dem Mausoleum erinnern ausgelegte Schieferplatten an den damaligen Standort der Klosterkirche. Ihre Anordnung soll den ursprünglichen Umriss darstellen.

Wenn du dich für historische Grabstätten im Dresdner Raum interessierst, solltest du dir unbedingt auch den Eliasfriedhof in Dresden ansehen, der eine ähnlich verwunschene Atmosphäre bietet.

Zeitenwandel im Kloster Altzella

Nach der Reformation und der Auflösung des Klosters, im Jahre 1540, fanden zahlreiche Veränderungen statt. So wurde aus dem einstigen Kloster ein Kammergut. Wo einst Mönche lebten, betrieb man plötzlich Rinderzucht. Diese sollte sicherstellen, dass das Adelsvolk in Dresden mit ausreichend Milch und Molkereiprodukten versorgt wird. Man errichtete Ställe und Gebäude, die für einen landwirtschaftlichen Betrieb nötig waren. Und auch das Konversenhaus funktionierte man viele Jahre später zu einem Kuhstall um. Nicht mehr benötigte Bauten riss man wiederum einfach ab.

Die letzten baulichen Veränderungen datiert man auf etwa 1800. Vorrangig entstanden weitere Scheunen. Die Gebäude dienten auch noch bis Anfang der 90er der Landwirtschaft. Die alte Schreiberei wurde beispielsweise als Schmiede und Traktorenwerkstatt genutzt. Und in den Ställen brachte man weiterhin Schafe und Pferde unter. Sowohl die Wohnbauten als  auch die Schreiberei erfüllen auch heute noch ihren Zweck. Letzteres Gebäude ist inzwischen der Eingang in den Klosterpark.

Altzella als Quelle der Inspiration

Nicht nur Mönche und Sachsens Kurfürst zogen ihren Nutzen aus dem Kloster Altzella. Auch der Maler Caspar David Friedrich verweilte in der Parkanlage des einstigen Klosters. Dort fand er Inspiration und übernahm einige Elemente der Umgebung in seine Skizzen.

Wer sich fragt, was die Faszination dieser Epoche ausmacht, findet in unserem Artikel über Schwarze Romantik und Caspar David Friedrich noch mehr Gedanken dazu.

Skizze Caspar David Friedrich Altzella

Wer mehr über das Kloster Altzella erfahren möchte oder einfach nur den Ort auf sich wirken lassen mag, dem empfehle ich wärmstens einen Besuch. Neben vielen geschichtlichen Hintergründen und etlichen tollen Fotomotiven, findet man auch eine Menge Erholung. Gelegentlich werden sogar kleine Veranstaltungen ausgerichtet, wie zum Beispiel ein mittelalterliches Ritterturnier im Frühjahr.

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Kommentare

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Marquis
Marquis(@marquis)
Vor 2 Stunden

Die Foto´s von den Ruinen finde ich wunderschön, da würde ich gerne erkunden und rasten. Lieben Dank für Deinen prima Artikel :-)!

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