Zu Halloween überschlugen sich die Veranstaltungen in Sachsens schwarzer Hauptstadt förmlich. Hell Nights war eine davon. Als Sympathisantin des Horror Punk stand für mich fest, dass ich mir dieses Erlebnis nicht entgehen lasse. Am 1. November fand in Leipzigs Felsenkeller die 5-tägige Tour ihr Ende. Mit an Bord waren dieses Jahr neben The Other – Blitzkid, Wednesday 13 und Calabrese. Letztere durften den Abend eröffnen.
Grandioser Einstieg mit Calabrese in die Hell Nights
Begleitet wurden Sänger und Gitarrist Bobby und Schlagzeuger Davey Calabrese dabei von Blitzkid Urgestein Argyle Goolsby. Seit letztem Jahr übernimmt er den Part des Basses und unterstützt gesanglich. Auf der Bühne vor allem stimmlich eine gute Ergänzung, wie ich fand. Abgelöst hat er damit den dritten Calabrese-Bruder Jimmy. Dieser beschloss bereits 2022, die Band zu verlassen.
So energiegeladen wie Argyle waren auch die Titel der Band. Krachen ließ man es unter anderem mit Voices Of The Death und Vampires Don’t Exist. Dem Anlass entsprechend durfte das Misfits-Cover „Halloween“ nicht fehlen. Mit ihrem treibenden Sound schafften Calabrese es ab der ersten Minute, die Konzertbesucher perfekt einzustimmen. Diese gingen im Takt mit und bejubelten die Drei. Publikumsnah zeigte sich auch Goolsby und verlegte sein Bassspiel zeitweise an die Absperrung.
The Other – bleibende Erinnerung auf beiden Seiten
Nach etwa einer Dreiviertelstunde wurde ein begeistertes Publikum an The Other übergeben. Diese hatten am 31. Oktober ihr neues Album Alienated veröffentlicht. Dem Albumcover entsprechend fiel auch deren Bühnenkulisse aus. Eröffnen durfte aber ihr 2015er Stück Bloodsucker, welches eins meiner persönlichen Favoriten ist. Dass der Abend höllisch gut war, zeigte sich unter anderem daran, dass dem charismatischen Frontmann schon bei Lied Zwei förmlich der Schweiß lief. Ihm und der Band sah man die Freude und den Spaß in jeder Minute an. Laut Rod Ushers Aussage würde dieser Abend für immer in Erinnerung bleiben.
Die Truppe verstand es, ihre Power an das Publikum weiterzugeben. Und so gab es nicht nur Jubel und tosenden Applaus, sondern es wurde mit voller Begeisterung mitgesungen und getanzt. Neben Titeln wie „Tarantula“, welches auf dem Erstlingswerk „They’re Alive“ zu finden ist, bekamen die Leute auch Stücke des neuen Albums geboten. Zwei davon waren A Ghost From The 80’s und Hier sein. Auch das Cover von Dancing With Tears In My Eyes durfte nicht fehlen. Für das Stück „What It’s Like to Be a Monster“ wurde der Auftritt dann ins Publikum verlegt. Bei vielen wohl das Highlight des Abends. Den Abschluss machte anschließend Back to The Cemetary.
Pogen bis zum Abwinken bei Blitzkid
Nach kurzem Bühnenumbau ging es mit einem entsprechenden Intro für Argyle Goolsby und seine Kollegen von Blitzkid weiter. Wer dachte, dass die Stimmung gar nicht mehr ausgelassener werden konnte, der irrt. Nicht nur Goolsby war warmgelaufen, sondern auch das Publikum. So wurde nicht nur zu Klassikern wie „Mary and The Storm“ und „Pretty In A Casket“ fleißig gepogt, sondern man sah auch Fans über die Masse gleiten. Wie ein Blick hinter mich zeigte, war der Felsenkeller bis in die letzte Ecke gefüllt.
Ein Wohlgenuss war wie immer die Stimme von Sänger und Gitarrist TB Monstrosity. Sanfter als er kann wohl keiner Love Like Blood anstimmen. An diesem Abend konnte ich auch endlich meinen Frieden mit Goolsby finden. Dieser war mir mit seiner Bühnenakrobatik zum WGT 2024 zu überdreht, sodass ich damals das Konzert vorzeitig verließ.
Probleme mit Szenenachwuchs? Nicht mit Wednesday 13!
Den Abend beendete dann Wednesday 13. Dieser fiel für mich in vielerlei Hinsicht aus der Reihe. Im Gegensatz zu den vorherigen Bands lag hier der Fokus auf Bühnenshow und Lichteffekte. Musikalisch driftete es für mein Empfinden zu sehr in den Metal ab. Aber vorallem die jüngere Generation im Publikum schien förmlich auf diesen Auftritt gewartet zu haben. Während mir bei Blitzkid noch meine Altersklasse singend und feiernd auffiel, war es der Szenenachwuchs, der bei dem ehemaligen Murderdolls Sänger so richtig abging. Gefeiert wurde zu Liedern wie Bad Things oder I Walk With A Zombie.
Mir selbst fiel es aber schwer mit seinem Auftritt und der Musik warm zu werden. Lediglich der Titel „Haunt Me“ schaffte es kurzzeitig mein Interesse zu wecken. Immer wieder verdunkelte sich die Bühne und ein Intro leitete einen weiteren Song ein. Die Lieder schienen nie enden zu wollen. Und die künstlich herbei geführte Pause, in der sich die Rufe nach ihm häuften, empfand ich relativ albern und unnötig.
Im Anschluss daran ging es mit nochmals zwei Liedern weiter. Dabei bildete der Muderdolls-Song I Like To Say Fuck den Abschluss vom Konzert und der Hell Nights. Bei dem Stück war das Publikum aufgerufen, die Mittelfinger zu erheben. Währenddessen lief Sänger Wednesday 13 mit einem großen Regenschirm über die Bühne. Darauf abgedruckt war neben seinem Namen auch das Wort „FUCK“ samt Mittelfinger.
Ein höllisch gutes Event liegt hinter mir.
Mein Fazit des Abends lautet: Es war eine gelungene Veranstaltung. Nicht nur die Bands hatten ihren Spaß, auch das Publikum kam auf seine Kosten. Es wurde durchgehend getanzt und mitgesungen. Die Stimmung war regelrecht ausgelassen. Die Security hatte ein Auge auf die pogenden Massen und Crowd-Surfer, musste aber nicht einschreiten. Von Problemen mit dem Szenenachwuchs konnte ich nichts feststellen. Vertreten war jede Generation, sogar die Zwanzigjährigen. Einziges Manko waren das Gedränge nach vorne, das durch die Pogenden entstand, und die Bierduschen, die man in der vorderen Reihe abbekam.
Impressionen Hell Nights:















Seit über 20 Jahren als Schwarzkittel unterwegs und immer das eigene Ding machend. Mit Hang zu DIY, Trad-Goth, Goth-Rock, 80er Kram und alten Friedhöfen, auf denen die Zäune rostig sind und der Efeu sich seinen Weg gesucht hat. 🪦 Spontis versucht sie mit Reviews zu Konzerten und Veranstaltungen oder auch Filmen und Musiktipps zu bereichern. Ausgewählte Konzertmitschnitte könnt ihr auf dem Instagram-Profil finden.


