Nachdem ich meine letzte Chance auf ein Konzert der Darmstädter Formation Delta Komplex ungenutzt verstreichen lassen musste, hatte ich am 21. Februar 2025 die Gelegenheit, einen erneuten Anlauf zu starten.
Unglücklicherweise suchte mich kurz vor dem Konzert eine Erkältung heim. Obwohl meine Stimme am Tag des Konzerts kaum noch vorhanden war, habe ich mich dieses Mal nicht aufhalten lassen und bin gegen 20 Uhr in Richtung Veranstaltungsort aufgebrochen.
Nach rund 45 Minuten Fahrzeit hatte ich mein Ziel erreicht: Die HfG-Kapelle, Teil der Hochschule für Gestaltung, untergebracht auf dem Gelände des Isenburger Schlosses im berühmt-berüchtigten Offenbach.
Ursprünglich als religiöser Bau errichtet, verlor die Kapelle im Lauf der Zeit ihre sakrale Funktion. Heute dient sie als charmante Räumlichkeit für Veranstaltungen, Ausstellungen und Konzerte.
Bereits bei meiner Ankunft kurz vor Konzertbeginn war die Kapelle gut besucht. Nach einer kurzen Wartezeit fanden die restlichen Konzertbesucher den Weg vor die Bühne.
Währenddessen durfte ich unfreiwillig den Ausführungen einer leicht geschockten Besucherin lauschen: Sie konnte an der Abendkasse eine der letzten Karten ergattern – der größte Anteil sei schon im Vorverkauf über die virtuelle Ladentheke gegangen.
Die Location war bis in die letzten Ecken mit schätzungsweise einhundert Personen voll besetzt. Um etwas mehr Freiraum zu haben, hatte ich mich am hinteren Ende der Menge platziert. Letztendlich ging die Rechnung nicht auf – zu Beginn des Konzerts fühlte ich mich trotzdem wie eine Ölsardine.
Delta Komplex: Atmosphärischer Sound in Violett und Grün
Mit ein wenig Verspätung starteten Minu und Ollie den Konzertabend mit dem Song Woods – welcher auch das 2022 erschienene Debütalbum der Band eröffnet. Zu Beginn war der Sound etwas übersteuert und daher deutlich basslastig. Das Problem wurde seitens der Tontechniker zügig behoben.
Die Bühne wurde während des gesamten Auftritts relativ statisch in Violett, teilweise auch in Grün, ausgeleuchtet. Obwohl die Beleuchtung reduziert war, hat sie im Zusammenspiel mit der sakralen Gestaltung der Kapelle und dem Klang der Musik ein sehr atmosphärisches Bild kreiert.
Nach dem Auftakt ging es nahtlos mit Empty Souls weiter. Eine tanzbare Nummer, die das Publikum zum Bewegen animierte. Nach Ende des Songs war seitens Minu der Griff zum vorsorglich bereitgestellten Wasserglas vonnöten.
Der Hinweis, dass ihre Stimme durch eine noch nicht ganz auskurierte Erkältung noch immer etwas angegriffen war und das Konzert nur durch den literweisen Konsum von Tee gerettet werden konnte, sorgte für allgemeine Erheiterung.
Direkt im Anschluss folgte ein Mix aus bekannten und neuen Stücken. Zu meiner Freude war darunter auch ein Song mit deutschem Text. Inzwischen konnte ich den Namen in Erfahrung bringen: Passepartout.
Eine sehr schöne Nummer, die mir sehr gut gefällt. Eingeweihte Kreise berichten, dass der Titel schon zur Entstehungszeit des Albums komponiert, aber musikalisch etwas aus dem Rahmen fällt und deswegen nicht auf diesem veröffentlicht wurde. Seit Juli 2025 kann man ihn allerdings auf dem SenkWaves-Sampler via Bandcamp käuflich erwerben.
Ein noch nicht offiziell veröffentlichter Song, den viele Fans von diversen Auftritten und Live-Videos kennen, ist Jin Jiyan Azadî.
Minu hat es sich mit Blick auf die Bundestagswahl am kommenden Montag nicht nehmen lassen, die Anmoderation des Songs mit einem Aufruf, die eigene Stimme zu nutzen, zu verbinden. Leider fiel das Ergebnis der Wahl nicht ganz so positiv aus.
Nachdem alle Songs gespielt waren, bedankte sich Minu im Namen der Band bei den Fans und lud diese zu einem gemeinsamen Treffen am Merchandise-Stand ein. Das empfand ich als offenen und freundlichen Abschluss.
Nach einer kurzen Pause folgte das zweite und letzte Konzert des Abends.
Stimmungswechsel: Madeline Goldstein heizt dem Publikum ein
Madeline Goldstein war bis 2019 Frontfrau der Band Fringe Class. Deren Sound ist als Post Punk mit Einflüssen von Synthpop, Darkwave und New Wave zu verorten. Seit ihrem Ausstieg aus der Band konzentriert sich Madeline auf ihre Solokarriere. Im Rahmen ihrer ersten Europa-Tour beehrt sie die beschauliche Kapelle mit ihrer Anwesenheit.
Ich muss zugeben, dass mir die Künstlerin bis kurz vor dem Konzert namentlich bekannt war, ihr Schaffen allerdings unbeachtet an mir vorbeigezogen ist. Da ich nicht vollkommen ahnungslos auf dem Konzert erscheinen wollte, habe ich die Tage vor dem Auftritt genutzt, um mich durch ihre Diskographie zu hören.
Entsprechend vorbereitet stand ich vor der Bühne und wartete gespannt auf den Beginn des Konzerts. Langsam stieg in mir Neugierde auf: Wie würde sich die Stimmung im direkten Vergleich mit Delta Komplex anfühlen?
Zu meiner Verwunderung betrat Madeline die Bühne nicht alleine – sie hatte noch eine Mitstreiterin an ihrer Seite. Eine spätere Recherche ergab, dass Madeline bei ihren Auftritten durch Margot Rhodes unterstützt wird. Sie übernahm Gitarre und die Rolle der Backgroundsängerin.
Als sich beide Damen sortiert hatten, startete das Konzert. Sofort fiel auf, dass der Sound ein ganzes Stück lauter und druckvoller war. Ob es an der Musik selbst lag oder die Tontechnik ausschlaggebend war, kann ich nicht beurteilen. Bei beiden Bands passte das erzeugte Klangbild sehr gut zur Musik.
Die Fans vor der Bühne nahmen den Rhythmuswechsel auf und setzten die Energie in Bewegung um. Madeline stand dem in nichts nach und zauberte eine energiegeladene Performance aufs Parkett – am Ende stand sie verschwitzt vor ihrem zufriedenen Publikum.
An vieles erinnere ich mich nicht mehr im Detail. Was bleibt, ist das Gefühl eines schönen Konzertabends, der von zwei ganz unterschiedlichen, aber harmonischen Auftritten geprägt war.










Fazit: Delta Komplex und Madeline Goldstein begeistern in der HfG-Kapelle
Delta Komplex lieferte eine tolle Performance mit einer charmanten Sängerin, die auf der Bühne augenscheinlich in ihrem Element war. Ihr war der Spaß an der Sache deutlich anzumerken. Die Ansagen zwischen den Songs lockerten die Atmosphäre spürbar auf und wurden von den Gästen dankbar angenommen.
Madeline Goldstein konnte die Lücke zu Delta Komplex schließen. Ihre Songs wurden auf der Bühne druckvoll und energiegeladen umgesetzt. Im direkten Vergleich mit Delta Komplex war die Beleuchtung deutlich dunkler – fast monochrom.
Zwei Bands, die auf der Bühne völlig unterschiedliche Atmosphären schufen – und sich doch ergänzten, statt sich zu ersetzen. Delta Komplex für die Seele, Madeline Goldstein für den Körper. Den Kopf konnte man bei beiden ausschalten.
Dieser Abend war die letzte Gelegenheit, Minus spektakuläre Dreadlocks live zu sehen – bereits beim nächsten Konzert waren sie Geschichte. Vielleicht liegt in der neuen Frisur ja der Grund für einen weiteren Konzertbesuch begraben?
1998 in die Szene eingestiegen. Die folgenden Jahre habe ich intensiv Veranstaltungen und Konzerte besucht. 2017 habe ich eine Familie gegründet - keine Musik, keine Veranstaltungen, keine Konzerte, keine Festivals, keine eigenen Gedanken. Jetzt kehre ich endlich wieder zurück vor die Bühne.



Mich wundert es etwas, dass ich den Artikel bei Instagram und Facebook als neu angezeigt bekomme, aber er auf der Spontis Seite unter den letzten Veröffentlichungen nicht angezeigt wird!? 🤔
Wollte seinerzeit wegen der zeitlichen Nähe zum Interview keinen Bericht schreiben. Hat mich dann doch nicht losgelassen und ich habe das nachgeholt. Damit ser Beitrag in die Timeline passt, wurde er rückdatiert.
Damit der Rückblick eine zeitliche Nähe zum Konzert selbst einhält, wurde er zurückdatiert. In Zukunft sollen dann alle Artikel und Konzertrückblicke in einem eigenen Archiv auftauchen, das man dann entsprechend durchsuchen kann. So sollen dann Konzertberichte konserviert werden, was ich persönlich sehr liebe. „Wie war das damals bei dem Konzert in Offenbach?“ Ein Blick ins Archiv verrät es dann. Und damit das Google auch noch halbwegs auf die Kette bekommt, bei der chronologischen Sortierung, habe ich mich für eine Rückdatierung entschieden.
Bleibt aber im Grunde eine Ausnahme, weil ja die meisten Konzertberichte ziemlich „frisch“ veröffentlicht werden.
Ich hoffe, es hat nicht allzuviel Verwirrung gestiftet :)
Das erklärt es, vielen Dank für die Erläuterung! 🙂