Einblicke ins Krematorium – Der Tag des Friedhofs Dresden beginnt
Mein Tag begann also um 10 Uhr mit einer Führung durch das Krematorium Dresden Tolkewitz. Treffpunkt war die große Feierhalle, wo sich einst das alte Krematorium befand. Die wenige Zeit bis dahin nutze ich für einen kurzen Spaziergang über den angrenzenden Johannisfriedhof nebst Urnenhain. Dass ich bei meinem ersten Besuch, welcher Jahre zurück liegt, bei weitem noch nicht alles gesehen hatte, fiel mir schnell auf. Und so stand ich mit strahlenden Augen und voller Begeisterung vor alten Gräbern und großen Monumenten.



Nachdem wir von zwei Mitarbeitern des Krematoriums begrüßt worden waren, wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt. Meine Gruppe begann den Rundgang bei den Verbrennungsöfen. Das Krematorium in Dresden-Tolkewitz verfügt über vier Stück, die jeweils drei Einäscherungen gleichzeitig durchführen können – möglich wird das durch die drei Ebenen im Inneren der sogenannten Etagenöfen.
Wir erfuhren, dass der erste Schritt die Hauptverbrennung ist, die bei Temperaturen zwischen 750 und 800 Grad stattfindet. In diesem Prozess verbrennt der größte Teil des Leichnams. Nach etwa einer Stunde kontrolliert ein Mitarbeiter den Fortschritt und löst anschließend den Mechanismus aus, der die verbleibenden Reste über eine Wendeplatte in die darunterliegende Ebene befördert. Dort erfolgt bei rund 650 Grad die Restverbrennung, die nochmals etwa eine Stunde dauert. Währenddessen läuft eine Etage höher bereits die nächste Einäscherung.



Jährlich werden im Krematorium bis zu 10 000 Einäscherungen durchgeführt. Dabei nutzen nicht nur Dresdner Bestatter die Einrichtung, sondern auch zahlreiche aus der Umgebung – etwa aus Bautzen, Kamenz oder dem Erzgebirgskreis.
Anschließend zeigte man uns einen der Kühlräume. Dort findet in der Regel die zweite Leichenschau statt: Ein Mediziner prüft den Leichnam sowie die dazugehörigen Unterlagen, bevor die endgültige Freigabe zur Einäscherung erfolgt.
Danach führte uns der Weg in den Raum, in dem die Asche von nicht verbrannten Teilen getrennt wird – darunter Hüftprothesen oder Sargnägel. Die verbliebenen Knochenreste werden anschließend in einer speziellen Maschine zerkleinert. Zur eindeutigen Identifikation arbeitet das Dresdner Krematorium mit nummerierten Schamottesteinen, die bereits zu Beginn der Kremierung beigelegt werden. Dieselbe Nummer findet sich später auch auf dem Deckel der Urnenkapsel wieder. Bis zur Abholung werden die fertigen Urnen schließlich in einem separaten Raum sorgfältig aufbewahrt.









Tag des Friedhofs Dresden: Begegnungen mit Geschichte und Grabkunst
Mein nächster Weg führte mich zum ältesten erhaltenen Friedhof Dresdens. Benannt nach dem Propheten Elias, ist der Eliasfriedhof nur noch zu besonderen Anlässen begehbar. Wie zum Beispiel am Tag des Friedhofs in Dresden. Auch hier nutzte ich die Zeit bis zur Führung damit die Grabmale und Steine auf mich wirken zu lassen. Es war kein Grabstein wie der andere und jeder auf seine Art einzigartig.








Kulturelle Vielfalt am Tag des Friedhofs in Dresden
Als Dritten Programmpunkt hatte ich mir eine Führung über den Jüdischen Friedhof raus gesucht gehabt. Leider war dieses aber schon im vollen Gange, als ich eintraf. Auch hier war das Interesse groß und viele Besucher fanden sich ein. Anders als bei den vorherigen Führungen, führte hier nur eine Person über den Friedhof. Allerdings merkte ich schnell, dass es von Vorteil ist, über Wissen der jüdischen Geschichte zu verfügen. Und da mir leider der Bezug zu dem gehörten fehlte, beschloß ich mich von der Führung zu lösen und einfach den Friedhof und seine Grabstellen auf mich wirken zu lassen. Sofort fiel mir auf, wie dicht die Steine beieinander standen. Auch hier sah keiner wie der andere aus. Und während auf den vorherigen Friedhöfen, die Grabsteine imposant und reich verziert waren, waren sie auf dem Jüdischen Friedhof eher schlicht gehalten.



Ein respektvoller Umgang mit dem Tod – Mein Fazit zum Tag des Friedhofs Dresden
Mein Fazit zum Tag des Friedhofs in Dresden und den besuchten Veranstaltungen sieht wie folgt aus: Das Angebot war nicht nur abwechslungsreich sondern auch informativ. Die Besucher waren interessiert und wussten sich, den Orten entsprechend, zu benehmen. Die Abläufe im Krematorium zu sehen und wie respektvoll man dort mit den Toten umgeht, hat mir persönlich ein gutes Gefühl gegeben. Nachdem mein Vater im letzten Jahr unerwartet verstarb, fand seine Kremierung in Tolkewitz statt. Tatsächlich war ich auch nicht die einzige Besucherin, die mit diesem Ort eine Verbindung hat und froh war, erfahren zu können, wie der letzte Weg des geliebten Menschen aussah. Zum nachdenken brachten mich nicht nur zwei Frauen, die sich im Krematorium über die Pläne ihrer Beisetzung unterhielten, sondern auch die Führung auf dem Eliasfriedhof. Für mich war immer wichtig, dass ich für mich einen Ort zum trauern habe. Einen Anlaufpunkt, wo ich das verstorbene Familienmitglied finden kann. Tatsächlich habe ich aber nie den Fokus darauf gehabt, dass es um den Verstorbenen geht. An dieser Stelle muss ich mir Egoismus eingestehen. Ich bin jetzt schon gespannt, wie das Programm für 2026 aussehen wird und werde auf jeden Fall wieder einen Tag des Friedhofs mitmachen.Seit über 20 Jahren als Schwarzkittel unterwegs und immer das eigene Ding machend. Mit Hang zu DIY, Trad-Goth, Goth-Rock, 80er Kram und alten Friedhöfen, auf denen die Zäune rostig sind und der Efeu sich seinen Weg gesucht hat. 🪦 Spontis versucht sie mit Reviews zu Konzerten und Veranstaltungen oder auch Filmen und Musiktipps zu bereichern. Ausgewählte Konzertmitschnitte könnt ihr auf dem Instagram-Profil finden.
Danke für Deinen Erfahrungsbericht über die Dresdener Aktionen zum Tag des Friedhofs (und die schönen Fotos dazu). Das was Du Dir rausgepickt hast, ist interessanter als das was ich in Berlin bisher an solchen Angeboten gesehen habe. Hier hat man immerhin am Tag des offenen Denkmals die Möglichkeit, ein ehemaliges Krematorium, in dem nun Kultur stattfindet, zu besichtigen, aber das ist natürlich nicht dasselbe wie eines, das noch im Betrieb ist. Und in dem Angehörige kremiert wurden oder man evtl. selbst vorhat sich kremieren zu lassen.
Ich halte es übrigens nicht für egoistisch, eine Grabstätte zum Gedenken und Besuchen naher Angehöriger zu bevorzugen, es ist ein zutiefst menschliches Bedürfnis. Ich habe selbst zwei Angehörige (Vater und Oma), die auf eigenen Wunsch anonym bestattet wurden und weiß, dass es seltsam ist, so keinen richtigen Ort zum Trauern zu haben. Meine Mutter hat ein Erdgrab gewählt, wo ich aber jedesmal eine Stunde Anweg habe (incl. 2km Fußmarsch zum Friedhof) und leider entsprechend selten dazu komme, hin zu fahren. Für meine Schwester, die in Schleswig-Holstein lebt, ist es noch schwieriger, die hat sich mittlerweile aber auch von dem Gedanken gelöst, ein Grab zum Trauern und Gedenken zu brauchen.
Heutzutage, wo es oft vorkommt, dass Angehörige fortziehen, fragen sich manche auch, ob es noch ein echtes Grab sein muss. Bei vielen steht auch die Frage der Grabflege(kosten) im Vordergrund, die sie niemandem aufbürden wollen, andere sagen sich, man bleibt doch eh im Herzen drin, egal wo das Grab ist. Zum Glück kann man Urnen ja auch nicht anonym bestatten lassen, als Kompromiss… Solange man noch die Möglichkeit hat, mit seinen Lieben zu besprechen, was wem wichtig wäre und warum, sollte man die tun, um eine für alle Seiten akzeptable und tröstliche Lösung zu finden.
Den Eliasfriedhof hab ich schon länger auf meiner Liste stehen, wusste ebenfalls durch Stefan, dass er sich lohnt, aber nur selten zugänglich ist. Gut, dass bei der Führung der Fokus nicht nur auf das Lebenswerk der dort Liegenden gelegt wurde. Sowas hätte mich auch eher gelangweilt. Ich achte auf Friedhöfen aber auch nicht auf Namen und Status der dort Liegenden, allentfalls auf Alter der Gräber, wenn sie besonders urig wirken. Da sind für mich die kunstvollen Grabmale und übrigen Dekore, das wuchernde Grün und die Ruhe im Vordergrund, nicht mir völlig fremde Menschen, die da liegen.
Jüdische Friedhöfe sind immer eher dekorarm, es gibt dort auch so gut wie nie Statuen oder andere Darstellungen von Menschen. Wenn überhaupt, typisch jüdische Symbole und abgelegte Steine als Zeichen, dass jemand gedenkt.
Ich wusste mal, worin das begründet ist, aber aktuell müsste ich selbst wieder nachlesen, woher dieser Hang zum Schlichten, Bescheidenen seinen Ursprung hat. Es gibt ja trotzdem auch aufwendige Mausoleen für die besser betuchten jüdischen Menschen.