In dieser Wochenschau dehnen wir die Grenzen der Gewohnheit, denn neben den gewohnten Links und Videos sind dieses mal auch Ereignisse aus unserem Posteingang dabei, die ich gerne mit Euch teilen möchte. Die Veröffentlichung dieser Nachrichten und Inhalte ist jeweils mit den Einsendern abgesprochen. Diesmal handelt es sich um eine Suchanzeige und einen Erinnerungsbericht. Ich hatte ja sowieso schon mal überlegt, die „Rosa Seiten“, die vielleicht einige Leser aus der Zillo kannten, wiederzubeleben – jedenfalls so ähnlich. Wenn ihr auch Interesse daran habt, dürft ihr gerne Kontakt aufnehmen und eure Suche, irgendeine Erinnerung oder ein anderes Anliegen teilen. Auf Wunsch auch anonym.
Suchanzeige: Wer kennt Ariane?
Başar Alabay aus Südbaden wendet sich mit einer besonderen Bitte an uns und die Szene. Er sucht nach einer Frau namens Ariane, die in den späten 80er- bis frühen 90er-Jahren in Berlin lebte oder dort Bezug hatte.
Ariane war mit dem Berliner Lyriker Michael Strenge (1971–2021) befreundet, der ein Gedicht über sie schrieb und sie in seinen Notizen von 1994 ausdrücklich als „Gruftibraut“ bezeichnete – eine Formulierung, die sie als Teil der damaligen Gothic-Szene kennzeichnet. Strenge verunglückte 1995 schwer und saß fortan im Rollstuhl. Ob er danach noch Kontakt zu Ariane hielt, ist unklar.
Die Suche nach Ariane ist Teil von Başars Bemühungen, den literarischen Nachlass seines Freundes zusammenzustellen. Er selbst war nie ein Grufti, sondern Teil der Waver-Szene, gründete 1985 mit Michael die Band „The Trial“, die später in der Gothic- und Wave-Szene bekannt wurde.
Heute ist nur noch wenig über Arianes Verbleib bekannt. Sie müsste zwischen 45 und 55 Jahre alt sein. Falls jemand aus der Szene Hinweise hat oder sie persönlich kennt, bittet Başar um Nachricht. Nutzt das Kontaktformular oder auch die Kommentare, ich werde alle Hinweise weiterreichen.
Kommerzialisierung im Quadrat! – Summerween ist Halloween für Ungeduldige
Jüngst berichtete der Stern über einen Trend, der absurder nicht sein könnte. „Die Zeiten sind vorbei, in denen Halloween einfach nur ein Import-Fest aus Amerika war, über das man in Deutschland gerne mal den Kopf geschüttelt hat. Auch hierzulande leuchten jedes Jahr mehr und mehr Kürbisse auf Balkonen und in den Vorgärten. Eingefleischten Halloween-Fans kann es oft bis zum 31. Oktober gar nicht schnell genug gehen. Und genau an diesem Punkt kommt ein neuer viraler Hype namens Summerween ins Spiel: das Gruselfest für alle, die den Spuk nicht nur einmal im Jahr zelebrieren wollen.“
Punks und ihre gute alte Zeit
Seit es Punk gibt, wird er für tot erklärt. Bei jungle.world schreibt Ronja Schwikowski dazu: „Das sagt mehr über die Menschen aus, die solche Behauptungen aufstellen, als über den Zustand der Punkszene 2025.“ Punk lebt – in Konzerten, Fanzines, politischen Debatten. „Und nichts davon fühlt sich tot an.“ Trotz mancher Langeweile entstehen immer wieder neue, eigenständige Bands: „Der interessante Punk ist heute ein Hybrid unterschiedlichster Popreferenzen.“
Vor allem ältere, meist männliche Punks klagen über den angeblichen Niedergang. „Zu theoretisch, zu bemüht modern, zu woke“, heißt es dann. Doch Punk war nie rein, sondern immer offen für Einflüsse – früher Garage-Rock, heute Metal oder Elektro. Viele, die sich einst für feministisch hielten, müssen einsehen: „Das war kein Feminismus.“
Ihre Idealbilder von einem rebellischen, ungezähmten Punk verklären eine Vergangenheit, „die es so nie gegeben hat.“
Der Streit um den „echten Punk“ ist letztlich ein nostalgischer Reflex: „Viele möchten ihre Jugenderinnerung wie in einem Museum bewahrt sehen – und möglichst nicht kritisch hinterfragt.“
Jugendwort des Jahres 2025 : „das crazy“
Wie ich bereits vor einer Weile ankündigte, wurde nun das Jugendwort des Jahres gewählt. Der NDR fasst das Ergebnis der Wahl wie folgt zusammen: „Als Allzweckwaffe der Sprachlosigkeit und als Alternative zu einem „okay“ wird „das crazy“ immer dann eingesetzt, wenn keine passendere Antwort einfällt, die Lust an einer ausführlicheren Antwort fehlt oder man einfach nur höflich bleiben will. 35,7 Prozent der Stimmen entfielen auf diesen Begriff, „goonen“ lag mit 35,5 Prozent nur hauchdünn dahinter. Rund 82 Prozent der Einreichungen kamen aus der Altersgruppe zwischen elf und 20 Jahren und flossen somit ins Voting ein. „Die diesjährige Wahl zeigt erneut den ungebrochenen Einfluss der englischen Sprache und den Trend zum Verkürzen“, kommentiert Nikolas Hoenig, Head of Marketing von PONS Langenscheidt, das Ergebnis. Somit repräsentiere „das crazy“ den Zeitgeist gekonnt – und genau das sei das Ziel der Wahl.“
Mittlerweile ist es auch Tradition geworden, dass Susanne Daubner – Sprecherin der Tagesschau – den Gewinner bei Instagram vorstellt.
The Cure veröffentlichen ersten Live-Auftritt 2026 an
The Cure haben ihr erstes Konzert für 2026 bestätigt: Am 30. August tritt die Band um Robert Smith als Headliner beim „Rock en Seine“-Festival in Saint-Cloud bei Paris auf. Es ist der erste Auftritt dort seit 2019. Neben Smith gehören Simon Gallup (Bass), Roger O’Donnell (Keyboard), Jason Cooper (Schlagzeug) sowie Perry Bamonte und Reeves Gabrels (Gitarren) zur aktuellen Besetzung. Der Ticketvorverkauf startete am 17. September 2025.
Ob dies nur ein einzelner Festivalauftritt bleibt, ist offen. Da die meisten großen europäischen Festivals wie Primavera, Roskilde oder Leeds bereits vorher stattfinden, sind weitere Termine – etwa eine Frühjahrstour in Hallen oder zusätzliche Open-Air-Auftritte im Sommer – denkbar. Auch ein Nachfolgealbum zu Songs of a Lost World (2024) ist von Robert Smith angekündigt, bislang jedoch ohne Termin.
Zuletzt hatte Smith für Aufsehen gesorgt, als er beim Glastonbury Festival überraschend mit Olivia Rodrigo auftrat. Gemeinsam performten sie „Friday I’m in Love“ und „Just Like Heaven“. Rodrigo bezeichnete Smith dabei als „Englands besten Songwriter“.
Villa Bröckelstein – Ulrike schwelgt in Kindheitserinnerungen
Ich bin Jahrgang 1977 und habe die Serie „Villa Bröckelstein“ Anfang der 80er im ARD/ZDF-Vorabendprogramm gesehen. Wirklich verstanden habe ich sie damals, als Grundschülerin von vielleicht sechs oder sieben Jahren, natürlich nicht. Man schaute einfach, was kam – das Fernsehangebot war überschaubar und die erlaubten Zeiten streng begrenzt. Mit nur vagen Erinnerungen war es lange schwer, überhaupt etwas über die Serie herauszufinden.
Ich konnte mich nur an zwei Dinge klammern: den Spruch „Geschichten mit Biss“ und an einen Vampir-Opa mit blauen „Socken“ und lila Umhang, der eigenartige Handbewegungen machte (Faust auf, Faust zu, Faust auf, Faust zu…). Mehr nicht. Erst viel später, im Gespräch mit einem Kollegen, kam die Erinnerung zurück. Auf meine Frage „‚Geschichten mit Biss‘ – sagt dir das was?“ antwortete er sofort: „Klar, Graf Draci!“ Und plötzlich war der Name „Villa Bröckelstein“ wieder da. Kurz darauf tauchten sogar ein paar Folgen bei YouTube auf – eine kleine Sensation.
Beim Wiedersehen wurde mir einiges klar. Vielleicht war Trudy Baumann mit ihren Schulterpolstern und spitzen Fingernägeln heimlich mein Styling-Idol? Und sahen Graf Dracis blaue Schuhe nicht verdächtig nach Pikes aus? Kein Wunder, dass ich solche später unbedingt tragen wollte. Muster, die man als Kind nicht verstand, tauchten wieder auf. Auch den Plot konnte ich nun besser einordnen: dass Graf Draci Jr. nicht zerfiel, lag am Wechselbalk-Motiv, die „komische Sprache“ war schlicht Österreichisch, und der Diener „Eight-Nine-Ten“ ein simpler Wortwitz.
Bemerkenswert finde ich heute, wie kurz die Folgen waren. Offenbar war die Aufmerksamkeitsspanne schon damals nicht lang. Doch am meisten ist mir ein Satz geblieben: „Ich hab so Hunger, dass ich vor Durst gar nicht weiß, was ich rauchen soll.“ Ein schräger Humor, der mir bis heute im Gedächtnis geblieben ist.
Wizard of Goth – sanft, diplomatisch, optimistisch! Der perfekte Moderator. Außerdem großer “Depeche Mode”-Fan und überzeugter Pikes-Träger. Beschäftigt sich eigentlich mit allen Facetten der schwarzen Szene, mögen sie auch noch so absurd erscheinen. Er interessiert sich für allen Formen von Jugend- und Subkultur. Heiße Eisen sind seine Leidenschaft und als Ideen-Finder hat er immer neue Sachen im Kopf.