Wer die letzten Monate näher mit mir in Kontakt stand, weiß, dass Konzerte für mich aktuell wie Therapie sind. Vor der Bühne schaffe ich es, meinen Kopf in Pause zu schicken – beim Tanzen Gefühle wie Schmerz, Verlust oder Wut loszulassen. So war es keine große Überraschung, dass ich mir Anfang September spontan ein Zimmer und eine Konzertkarte für ein weiteres Erlebnis sicherte: das Golden Apes Konzert in Leipzig zusammen mit This Eternal Decay in der Moritzbastei.
Musikalische Einstimmung beim Straßenfest
Da es eine höhere Macht an diesem Tag gut mit mir meinte, konnte ich bereits am Nachmittag ein Konzert von Nikita Curtis besuchen. Sie waren einer der Liveacts des Straßenfestes KarliBeben, welches ebenfalls stattfand.
Kurz zur Information: Das KarliBeben ist ein Kiezfest im Süden Leipzigs. Auf drei Bühnen und in Hinterhöfen und Lokalen rund um die Karl-Liebknecht-Straße, fanden ab Mittag unzählige Konzerte und Attraktionen statt. 2014 kam die Idee zunächst als kleines „Baustellenfest“ auf den Tisch: Die Karli war damals wegen umfangreicher Bauarbeiten für Monate gesperrt, Läden und Gastronomie spürten weniger Laufkundschaft. Unter dem Motto „Die Karli lebt, die Karli bebt“ formierte sich eine Initiative: Gewerbetreibende, Anwohner:innen und Kulturschaffende wollten zeigen, dass die Straße mehr ist als Bagger und Bauzaun. Aus der kleinen Aktion entwickelte sich schnell ein populäres Straßenfest, kostenfrei, mit Kultur, Musik und Gemeinschaft.
Golden Apes Konzert Leipzig in der Moritzbastei
Nach einem anschließenden Abstecher ins Hotel ging es um 19.30 Uhr dann für mich zur nächsten Veranstaltung. Vorbei an den langen Schlangen der anderen stattfindenden Konzerte, suchte ich mir meinen Weg in die Veranstaltungstonne der Moritzbastei. Etwas erstaunt war ich über die noch fast leere Location. „Aber nun gut“, dachte ich mir, „das wird wohl das unglückliche Los einer Vorband sein“.
Ich muss gestehen, dass ich auch etwas skeptisch war, was mich da erwarten würde. Aber schon mit dem Opener „Ghost“ hatte This Eternal Decay mich mit im Boot. Das Projekt, welches aus Italien kommt, gründete sich 2018 und ist eine Mischung aus Synth-Pop, Industrial und Dark Wave.
Interessant ist, dass die Live-Version des Stückes so gar nicht der Albumversion entsprach. Während das Lied auf dem Album Silence ein reiner Clubtrack ist, standen beim Konzert Schlagzeug und Gitarre im Vordergrund. Beeindruckend war vor allem Schlagzeuger Andrea , der mit den Sticks sein Instrument regelrecht malträtierte, während Gitarrist Alessio die Saiten jaulen ließ. Abgerundet wurde das Ganze von Riccardo, in dessen Gesang man förmlich den Schmerz hörte.
Mit weiteren Stücken, wie I Am Nothing, No Apologies und She Walks Away, gab es einen Querschnitt durch bisherige Veröffentlichungen. Begleitet wurden die energiereichen und rockigen Lieder durch eine abwechslungsreiche Lichtershow.
Halbleere Location: Was dem einen sein Leid, ist des anderen Freud
Auch wenn geringe Kartenverkäufe und halbleere Locations negativ für Veranstalter und Bands sind, so hatte man als Konzertbesucher an diesem Abend ausreichend Tanzfläche zur Verfügung. Diese wurde auch von vielen genutzt. Einziges Minus war die nette Fotografin, die ständig mit ihrer Kamera seitlich oder hinter mir herumschwirrte.






Nach 60 Minuten wurde dann die Bühne an Golden Apes übergeben und so fing ein wildes Gewusel an. Bassist Christian schien hingegen tiefenentspannt zu sein und tauschte sich mit einem Gast über die Freuden des Vater sein aus. An anderer Stelle legte aus Spaß eins der Crewmitglieder Sänger Peer eine falsche Setlist hin.
Kleines Publikum mit doppelter Menpower
Als alles stand und auch die Musiker allmählich ihre Plätze einnahmen, konnte es losgehen. Sofort fiel auf, dass die Golden Apes den Abend rockig weiterführen werden, aber dennoch einen Hauch Melancholie hinzufügen. Nicht zuletzt lag dies auch an Peer und seiner dunklen, ruhigen Stimme. Dieser tauchte immer wieder mit geschlossenen Augen in die Lieder ein, während vor der Bühne das Publikum ausgiebig tanzte.
Auch hier zeigte ein kurzer Blick hinter mich, dass der Raum bei weitem nicht ausgefüllt war. Tatsächlich tat dies der Stimmung aber keinen Abbruch und die vorhandenen Gäste schafften es, eine Partystimmung zu erzeugen, als wäre das Haus ausverkauft.
Für Abwechslung war gesorgt
Mit Liedern wie Shine, Hole oder dem 2007 veröffentlichten Ferryman gab es einen Querschnitt über das bisherige Schaffen der Band. Aber auch jüngere Stücke wie The Highest Point oder Light durften nicht fehlen.
Jeden einzelnen Song, egal ob schneller oder langsamer, sog das Publikum förmlich in sich auf. Und beim Tanzen strich einem das Scheinwerferlicht sanft über das Gesicht. Nur bei Frontmann Peer fragte ich mich, ob er einfach nur in einer Art Tunnel war oder vielleicht doch noch vom Konzert des Vorabends geschafft sei. Dieser machte teilweise einen etwas energielosen Eindruck auf mich. Ich muss dazu sagen, dass ich die Golden Apes zum ersten Mal gesehen habe und mir dadurch auch der Vergleich zu anderen Auftritten leider fehlt.
Den Abschluss sollten dann Our Ashes At The End Of The Day machen. Nur ließ das Publikum die Jungs nicht so einfach davonziehen. Mit Rufen und Applaus forderte dieses noch eine Zugabe ein. Und tatsächlich betraten Golden Apes nach einer Weile nochmals die Bühne. Mit einem neuen Stück, welches auch noch nicht sehr oft gespielt worden war, rockte man zusammen noch einmal richtig ab.









(Weiteres Material und Mitschnitte des Abends kann man auf meinem Instagram Account finden.)
Seit über 20 Jahren als Schwarzkittel unterwegs und immer das eigene Ding machend. Mit Hang zu DIY, Trad-Goth, Goth-Rock, 80er Kram und alten Friedhöfen, auf denen die Zäune rostig sind und der Efeu sich seinen Weg gesucht hat. 🪦 Spontis versucht sie mit Reviews zu Konzerten und Veranstaltungen oder auch Filmen und Musiktipps zu bereichern. Ausgewählte Konzertmitschnitte könnt ihr auf dem Instagram-Profil finden.



ooopss…… !!! Ooopsi! Habs total verpennt…allerdings….hing auf meinen Arbeitplatz fest. Ach schade…. -.-