Die Art Konzert – 40 Jahre Bandgeschichte geprägt von Freude und Traurigkeit

Obwohl die Konzerte im November dicht aufeinanderfolgten (der Artikel zu Je T’aime war gerade erst beendet), wollte ich das Die Art Konzert ursprünglich nur genießen, ohne einen Rückblick zu verfassen. Doch die Show war so emotional und voller Eindrücke, dass ich mich nur zwei Tage später umentschieden habe. Die Veranstaltung enthielt einfach zu viele Momente und Emotionen, die ich unbedingt teilen wollte.

40 Jahre Bandgeschichte: Die Art zurück in der Moritzbastei Leipzig

Zu feiern hatte die Band ihr 40-jähriges Jubiläum. Damals entstand sie aus dem Projekt „Die Zucht“ heraus. Um in der DDR ohne Probleme auftreten zu können, erfolgte die Umbenennung in „Die Art„. Und wie Sänger Holger „Makarios“ Oley bei dem Konzert erzählte, standen sie vor 40 Jahren auch zum ersten Mal auf der Bühne der Moritzbastei. Was liegt also näher, als das Jubiläum genau in dieser Leipziger Kultlocation zu feiern!? Wie ein Schild im Eingangsbereich verriet, war das Die Art Konzert am Abend des 18. November restlos ausverkauft. Obwohl die Veranstaltungshalle anfangs noch nicht diesen Eindruck machte, füllte sie sich, je näher der Beginn rückte. Die Atmosphäre war ausgelassen, und man vernahm wildes Geplauder aus jeder Ecke der Halle.

Musikalischer Querschnitt von damals bis heute

Viertel 9 war es so weit und die Location verdunkelte sich. Von Intro und Applaus begleitet, nahmen Schlagzeuger Christopher, Gitarrist Thomas und Bassist Conrad die Plätze an ihren Instrumenten ein. Kurz darauf betrat auch Sänger Holger alias Makarios mit einem Lächeln die Bühne. Er stellte sein Getränk neben den Mikrofonständer, legte ein paar Zettel ab und griff zum Mikrofon. Schon ging es mit Bis es verbrennt los. Sofort fiel mir die Begeisterung des Publikums auf. Das fing mit dem ersten Takt des Liedes an, ausgelassen zu tanzen. Und nach Titeln wie My History, Paradise oder 7 Tears I Cry gab es immer wieder riesen Jubel für die Band.

Da bei 40 Jahren Bandgeschichte einiges an Liedern vorhanden ist, griff das Quartett tief in die Mottenkiste. So bekamen die Anwesenden auch frühere Titel wie Eternal Fall und My Color is Black auf die Ohren. Bei diesen Stücken hörte man ganz deutlich den Punk Anteil der Gruppe heraus. Vor der Bühne nahm das Publikum die kraftvollen Tracks zum Anlass um wild zu pogen.

Die Setlist des Die Art Konzerts

Ein Abend, an dem Freude und Trauer nah beieinanderlagen

Aber auch auf der Bühne vernahm man riesige Freude. Ein Blick auf Schlagzeuger Christopher zeigte, dass er voll in seinem Element war. Dieser trommelte voller Energie und sang bei den Titeln mit. Und bei Makarios sah man immer wieder ein Lächeln im Gesicht. Bassist Conrad war wiederum für Scherze aufgelegt, als man sich bei Licht- und Tontechnik bedankte.

Ernster wurde es dann nach dem Stück Ein Meer. Dort merkte man der Band nicht nur die Emotionen an, sondern auch, wie Sänger Makarios versuchte, die richtigen Worte zu finden. Kurz vor Beginn ihres Auftritts erfuhren die 4, dass Moritzbastei-Konzertbooker Michael Smuk aus dem Leben geschieden war. Ein Mann, dessen Gesicht ich von einigen Konzerteinlassen kannte. Immer freundlich lächelnd wünschte er mir so manches Mal viel Spaß.

Für die schwarze Szene war er aber wesentlich mehr. So war er nicht nur hinter dem DJ Pult zu finden, sondern war auch viele Jahre für das WGT tätig. Und da er das laufende Die Art Konzert geplant hatte, widmete die Band ihm nicht nur das nächste Lied, sondern die gesamte Veranstaltung. Dies begrüßte das Publikum mit einem riesigen Applaus und hielt dann bei Ozean andächtig inne. Es war, als wäre jeder in diesem Moment in Gedanken bei ihm. Und im Anschluss an das Stück gab es nochmals anerkennenden Jubel.

Ein Publikum, das kein Ende kannte

Als inoffizieller Abschluss war das darauffolgende Lied Das Schiff geplant. Allerdings wollte sich das bunt gemischte Publikum damit nicht zufrieden geben. Dieses wollte noch etwas pogen, tanzen und mitsingen. An dieser Stelle möchte ich den kleinen Jungen, von vielleicht 10 Jahren, neben mir erwähnen. Dieser war nicht nur sehr textsicher, sondern schwang auch ordentlich die Hüften mit. Um Nachwuchs braucht Die Art sich keine Sorgen zu machen.

Mit viel Applaus und Rufen schaffte es das Publikum, die Gruppe für einen Zugabeblock auf die Bühne zurückzuholen. Bei diesem ging es ausgelassen mit Wide Wide World und meinem Favoriten „Die Letzten Die Noch Tanzen“ weiter. Aber auch das genügte der feierwütigen Menge nicht. Als die Band ein weiteres Mal verschwand, ging ein erneutes Jubeln los. Diesmal kehrten aber nur Christopher, Thomas und Conrad zurück. Zusammen spielten sie auf ihren Instrumenten, bis letztendlich auch Makarios noch einmal aus dem Backstage kam. Mit dem Joy Division Hit „Love Will Tear Us Apart“ beendete Die Art dann endgültig ihr Konzert.

Seit über 20 Jahren als Schwarzkittel unterwegs und immer das eigene Ding machend. Mit Hang zu DIY, Trad-Goth, Goth-Rock, 80er Kram und alten Friedhöfen, auf denen die Zäune rostig sind und der Efeu sich seinen Weg gesucht hat. 🪦 Spontis versucht sie mit Reviews zu Konzerten und Veranstaltungen oder auch Filmen und Musiktipps zu bereichern. Ausgewählte Konzertmitschnitte könnt ihr auf dem Instagram-Profil finden.

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