Cold Night Festival 2025 – Ein stimmungsvoller Abend mit besonderer Nähe

Es war ein Datum, das in der lokalen Szene mit Spannung erwartet wurde: Am Samstag, den 15.11.2025, öffneten sich die Pforten des Movie Bielefeld für eine vielversprechende Premiere. Gemeint ist das Cold Night Festival 2025, das an diesem Abend zum allerersten Mal stattfand. Als fest verwurzelter Teil der heimischen Szene war es für mich natürlich Ehrensache, vor Ort zu sein, um dem neuen Format auf den Zahn zu fühlen. Ich möchte euch nun mitnehmen in einen Abend, der sich – trotz der starken Konkurrenz durch diverse parallel laufende Großveranstaltungen – nicht verstecken musste. Ganz im Gegenteil: Was wir erlebten, entwickelte sich schnell zu einem überraschend intensiven und wunderbar nahbaren Erlebnis, das bewies, dass Größe nicht alles ist.

Starkes Line-up in persönlicher Atmosphäre

Der Termin fiel in ein Wochenende, an dem in der Szene gleich mehrere größere Events stattfanden – vom Cold Hearted Festival in Dresden bis zur Szene-Party in der Nachbarstadt. Umso schöner war es zu sehen, dass sich viele Besucher kurzfristig dennoch dazu entschieden hatten, den Weg ins Movie zu finden. Die kleinere Runde verlieh dem Festival eine fast schon familiäre Atmosphäre, in der der Kontakt zu den Bands besonders unmittelbar und authentisch wirkte.

Poppiger Start, gruftig schönes Mittelfeld und ein energiegeladener Abschluss

Den Anfang des Abends machte die Bielefelder Synth-Pop-Band (D)Cyde. Die 2020 gegründete Band, bestehend aus der Sängerin Mary und ihren Kollegen Colley (der an diesem Abend jedoch von der Zuschauerreihe aus mitfeierte) und Thomas, orientiert sich stilistisch an den Synth-Pop-Klängen der 80er. Songs wie „True Dreams” plätscherten gemütlich vor sich hin, waren mir persönlich aber zu poppig, um mich wirklich mitzureißen. Anderen Besuchern schien es hingegen sehr gut zu gefallen, denn während ich mir an der Theke bei einer Cola und Gesprächen mit Freunden die Zeit vertrieb, wurde in den vorderen Reihen durchaus getanzt.

Cold Night Festival 2025

Weiter ging es mit Atomic Neon, was für meinen Geschmack deutlich angenehmer war. Die im Jahr 2006 gegründete Post-Punk-/Cold-Wave-Band um den Frontmann Rio Black darf man meiner unmaßgeblichen Meinung nach mit Fug und Recht als rundum gelungene Erben klassisch gruftiger Klänge betiteln. Mit seiner energiegeladenen Stimme und Songs wie Without You und Romy´s Dead spielten sich Rio und die anderen direkt in mein gruftiges Herz. Auch den Rest des Publikums riss Rio sofort in seinen Bann, und die übrigen Bandmitglieder trugen mit treibenden Gitarrenriffs und Schlagzeug zu einem intensiven, mitreißenden Gesamterlebnis bei.

Einen besonders schönen Abschluss gab es für uns Bielefelder mit dem eher ruhigen, aber stimmungsgeladenen „The Walking Dead”, das sich in unseren Clubs schon lange zu einem Klassiker entwickelt hat. Genau das Richtige, um den noch vorhandenen Platz vorne an der Bühne zu nutzen und zum guten alten Nordsüdkurs, auch Totengräber genannt, über die Tanzfläche zu wandern. Was will man mehr?

Den krönenden und absolut gelungenen Abschluss lieferten schließlich Je´Taime. Die Band aus Paris, die fest im Cold Wave und Post-Punk verwurzelt ist, dürfte sich inzwischen unter vielen heutigen Szenegängern zu einem offenen Geheimtipp entwickelt haben. Dies liegt unter anderem an der energiegeladenen Bühnenpräsenz von Frontmann dBoy, der sich bei seinen Auftritten sowohl aktiv als auch theatralisch in Szene setzt und damit das Publikum unmittelbar in seinen Bann zieht. Ich war von Anfang an gespannt, wie er mit der vergleichsweise kleinen Bühne des Movies zurechtkommen würde.

Cold Night Festival 2025

Doch bereits nach den ersten paar Songs beantwortete er diese Frage selbst, indem er zwischen dem begeistert feiernden Publikum auf der Tanzfläche performte. Im Rahmen ihrer „Useless Boy“-Tour spielten Je t’aime neben älteren Songs wie „Dirty Tricks“ natürlich auch einige „neue“ Songs wie den Namensgeber des aktuellen Albums „Useless Boy“ oder auch meinen persönlichen Ohrwurm des Abends, „Unbroken Sleep“, der uns durch eine stimmungs- und energiegeladene Elegie über zerbrochene Träume und unsichtbare Mauern führte.

Zum Abschied gab es dann noch ein kleines, wenn auch nicht allzu gruftiges Highlight: Anlässlich des Geburtstags von Atomic-Neon-Drummer Friedi ließen Je T’Aime es sich nicht nehmen, zusammen mit dem noch immer aufgeheizten Publikum ein liebenswertes „Happy Birthday” anzustimmen.

Alles in allem war es ein rundum gelungener Abend, der mich bestens unterhalten hat. Ob sich daraus ein regelmäßiges kleines Festival entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Doch auch als einmaliges Event bot das „Cold Night Festival 2025” unvergessliche Momente und reichlich Grund zur Zufriedenheit.

Cold Night Festival 2025 2026

Wie es der Zufall so will, habe ich von der Veranstalterin nun die offizielle Bestätigung, dass es bereits am 07.03.2026 in die zweite Runde gehen soll. Als Headliner werden dann Clan of Xymox, begleitet von Darkways und Iris Paralysis im Bielefelder Movie zu Gast sein.

 

Seit den frühen 2000ern Teil der schwarzen Szene – Zu Anfang eher im metallischen Umfeld, seit seinem Revival fest im Post-Punk, Deathrock, sowie verschiedenen Wave-Spielarten unterwegs. Interessiert sich sehr für die Szenegeschichte und deren Entwicklungen und versucht den Spirit der 80er in Ehren zu halten. Sieht sich ein wenig als Mittler der Generationen: Fest verwurzelt im traditionellen Goth, doch interessiert genug um die Türen nach draußen offen zu halten. - Nicht alles, was schwarz ist, ist Gothic und nicht alles was Gothic ist, ist nur ein Musikstil.

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Kommentare

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Black Alice
Black Alice(@blackalice)
Vor 13 Minuten

Hört sich gut an. Man sollte eh kleinen Festivals auch eine Chance geben.

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