Fledermausschutz wirkt auf den ersten Blick wie ein klassisches Naturschutzthema, doch in der Grufti-Szene haben Fledermäuse seit jeher eine besondere Symbolkraft. Minu, Sängerin der Band Delta Komplex – die wir bereits in einem anderen Artikel vorgestellt haben – lebt diese Verbindung auf ihre ganz eigene Weise: Neben der Musik widmet sie sich mit Leidenschaft der Pflege verletzter Tiere und betreibt eine eigene Pflegestelle. Im Interview spricht sie über Klischees, harte Realität und die besondere Faszination dieser nächtlichen Schützlinge.
Grufti versorgt Fledermäuse
Anfang 2025 begegnete ich Minu erstmals im Rahmen eines Interviews mit ihrer Band Delta Komplex. Schon damals wurde deutlich, dass sie neben der Musik einer zweiten großen Leidenschaft folgt: dem Fledermausschutz.
Wer Minu auf Social Media begleitet, entdeckt dort zahlreiche Geschichten, die meist im Verborgenen stattfinden – weit abseits öffentlicher Aufmerksamkeit. Denn es ist leicht, sich für Themen einzusetzen, die im Rampenlicht stehen und breite Zustimmung erfahren. Viel schwieriger ist es, Engagement dort zu zeigen, wo kaum jemand hinsieht und Anerkennung selten ist.
Genau diesen Weg geht Minu. Mit Haltung, Energie und einer starken Stimme tritt sie für ihre kleinen Schützlinge ein – und gibt ihnen damit die Aufmerksamkeit, die sie so dringend brauchen.
Während unseres letzten Treffens hast du ein wenig über deine Tätigkeit im Fledermausschutz berichtet. Weshalb hast du dich dazu entschieden, Fledermäuse zu pflegen? Hat sich das wegen der thematischen Nähe zur Grufti-Szene ergeben?
Ja, das ist wirklich ein Klischee hoch 1000: Gruftie versorgt Fledermäuse. In der Realität ist es ein klein wenig anders. Irgendwie finden alle Fledermäuse ganz toll und ganz geil – aber die wenigsten kümmern sich wirklich um die Tiere. Natürlich wissen viele meiner Freunde, wie viel Arbeit damit verbunden ist – und respektieren das auch. Aber mir geht es nicht um Klischees. Es hätte im Grunde genommen jedes andere Tier sein können, das ich hätte pflegen können – auch wenn sich mir die Fledermäuse in diversen Lebenslagen aufgedrängt haben.
Vielleicht ist es die Fledermaus geworden, weil ich gemerkt habe, dass die Lobby herzlich schlecht ist und die Leute noch immer viele Vorurteile haben. Was total schade ist, weil es tolle und sensible Tiere sind. Egal, wie viele ich jemals in der Hand halten werde – sie sind alle unterschiedlich, haben alle einen unterschiedlichen Charakter – und das fasziniert mich. Weil man diese kleinen Lebewesen komplett unterschätzt und ich immer wieder Neues von ihnen und über sie lerne.
Es geht mir nicht nur darum, diese tollen Tiere zu erhalten, sondern ihnen auch eine Lobby in der Gesellschaft zu bieten und Vorurteile und Ängste abzubauen – aber auch gleichzeitig zu zeigen, wie fragil unser Ökosystem ist: Es steht und fällt mit den kleinen Tierarten!
Du hast in den letzten Jahren sehr viel Zeit mit den Fledermäusen verbracht. Könntest du uns zur Einstimmung auf den folgenden Text beschreiben, was die Tiere deiner Ansicht nach auszeichnet?
Was macht Fledermäuse so besonders?
Davon abgesehen, dass sie neben den Flughunden die einzigen fliegenden Säugetiere sind, haben sie sehr viele faszinierende Eigenschaften. Sie orientieren sich nachts mit Schallwellen. Sie haben eine superhohe Sozialkompetenz. Sie haben eine Art Baby-Talk – die Mamis sprechen mit ihren Kindern so ähnlich, wie Erwachsene mit ihren Babys reden – mit aitaitai und tütütü.
Sie haben sich innerhalb der Evolution behauptet, haben sich immer angepasst. Sie können ihre Körpertemperatur runterfahren, sie halten Winterschlaf. Sie fliegen vom Sommer- zum Winterquartier tausende Kilometer und sind zum Teil hochspezialisiert auf ihre Umgebung.
Natürlich sind sie auch mega süß und flauschig – aber da bin ich voreingenommen. Es sind, von ihrer Lebensart her, faszinierende Tiere und total individuell in ihrem Charakter – was ich sehr schätze.
Die Zuneigung zu deinen Schützlingen ist wahrscheinlich nicht über Nacht entstanden. Möchtest Du uns auf eine kurze Reise in eure gemeinsame Vergangenheit mitnehmen?
Natürlich ist das nicht über Nacht entstanden. Meine Affinität zu Tieren war von Stunde null an gegeben. Ich habe von meiner Oma und meiner Mutter immer beigebracht bekommen, dass ich jedes Lebewesen achten soll. Als ich 18 war, hatten wir am Schuppen hinter einer Laterne eine Fledermaus. Das war im Frühjahr. Meine Eltern haben den Schuppen renoviert, und dann haben wir sie mit reingenommen.
Und da war die Frage: Was machen wir jetzt damit? Das ist fast 30 Jahre her, da gab es noch nicht: Ich guck mal eben schnell im Internet. Wir haben tatsächlich überall angerufen und gefragt, was zu tun ist. Dann haben wir Tipps aus Tübingen bekommen: Mehlwürmer kaufen, eine Behausung besorgen. Im Anschluss war die Fledermaus ein oder zwei Monate bei mir im Badezimmer. Das war natürlich aus heutiger Sicht mehr schlecht als recht – aber immerhin. Und danach haben wir sie rausgelassen.
Früher habe ich Tennistraining gegeben. Irgendwann haben mir meine Tenniskinder einen Schuhkarton gebracht. Und da war wieder eine Fledermaus drin – mit einem gebrochenen Flügel. Den hatte ich dann ein Jahr – bis ich endlich eine Pflegestelle organisiert hatte. Ich habe zwar immer gesagt bekommen, dass es aus tierschutzrechtlichen Bedenken überhaupt nicht geht, was ich da mache, aber nehmen wollte den auch keiner. Und nach einem Jahr habe ich dann eine Pflegestelle für ihn gefunden. Das war der zweite Akt.
Und der dritte Akt war, dass ich im Autohaus saß und mir ein Baby in den Schoß gefallen ist. Die habe ich dann zwei Tage gepäppelt und danach in eine Pflegestelle gegeben. Zu dem Zeitpunkt hatte ich aufgrund der Vorgeschichten ein bisschen mehr Kenntnis. Und die Pflegestelle in Köln hat gesagt: Hey, du hast das total gut gemacht. Willst du beim NABU-Fledermausschutz mitmachen? Das war aber der Zeitpunkt, an dem ich nach Darmstadt gezogen bin und gesagt habe: Es klappt einfach nicht. Ich würde es gerne machen, aber ich ziehe um.
Nach ungefähr drei Jahren in Darmstadt habe ich auf den Märchen- und Sagentagen einen Stand vom Fledermausschutz Südhessen gesehen und mich mit ihnen unterhalten. Dann ist das eine zum anderen gekommen. Ich habe mich mit denen verbandelt, einen Pflegekurs gemacht und bin in den Verein eingetreten. Und weil ich festgestellt habe, was Fledermäuse für besondere Charaktere sind, ist aus dem Pflegekurs – ich wollte ursprünglich nur notdürftig Tiere aufnehmen und an erfahrene Pfleger weiterleiten – eine feste Pflegestelle geworden. Die beim Regierungspräsidium und beim Veterinäramt gemeldet ist.
Wie dürfen wir uns die Einrichtung einer Pflegestelle für Fledermäuse vorstellen? Hier gibt es bestimmt unzählige Dinge zu beachten?
Pflegestelle werden ist ein Prozess. Im Laufe der Jahre habe ich herausgefunden, was bei mir funktioniert und was nicht.
Was man immer da haben muss, sind ausreichend Möglichkeiten, die Fledermäuse unterzubringen. Wenn sie geschwächt sind, neigen sie zu Parasiten – zu Milben oder sogenannten Lederzecken. Und die möchten die anderen natürlich nicht auch noch bekommen. Das heißt: Anfangs erstmal Quarantäne, damit das Tier zur Ruhe kommen und ich es ein paar Tage beobachten kann. Erst wenn ich sicher bin, dass alle Parasiten weg sind, und die Fledermaus sich ein bisschen entspannt hat und mich kennt, setze ich sie zu den anderen.
Ich habe verschiedene Fauna-Boxen in verschiedenen Größen und Formen. Ich habe sogenannte Flexarien – das sind Gazeboxen oder Schmetterlingsboxen – von 30 mal 30 cm bis 90 mal 90 cm. Ich habe ein zwei mal zwei Meter großes Moskito-Flugzelt für die ganz Kleinen zum Fliegen üben. Und ja, ich habe mittlerweile ein Flugzimmer. Das war vorher unser Schlafzimmer.
Utensilien, die immer dazugehören, sind Einweghandschuhe, Desinfektionsmittel für Hände und Haut, Einwegspritzen, Ringerlösung, Natriumchlorid, Glukose, Antisept und eine Zeckenziehhilfe. Und ganz viele Tücher und Bettlaken – damit man alles schön abdecken kann.
Ich kann dir eine riesige Liste geben, was man meiner Meinung nach braucht – aber da würde dir jeder Pfleger wahrscheinlich etwas anderes sagen. Das ist individuell. Wir geben uns immer gegenseitig Tipps und neue Anregungen.




Ich finde jedes Jahr aufs Neue für mich heraus, was für mich besser funktioniert. Wie ich etwas optimieren kann. Aber das lief nicht von heute auf morgen. Ich habe tausende von Euro ausgegeben, um alles zu optimieren. Es gibt immer wieder Sachen, bei denen ich sage: Okay, ich trenne mich jetzt davon, weil das für mich einfach nicht mehr funktioniert oder nicht mehr adäquat ist, was den Wissensstand angeht.
Es ist ein Prozess, eine stetige Entwicklung. Ich entwickle mich gerne weiter, damit ich den Tieren die bestmögliche Versorgung bieten kann. Ich bin eine furchtbare Perfektionistin und eine Helikoptermutter.
Das ist vielleicht eine ungünstige Kombination – aber deswegen haben wir auch einen Flugraum. Ich werde bald umziehen, und in meiner neuen Wohnung habe ich extra geschaut, dass ich ein Zimmer habe und dass die Fledermäuse ein Zimmer haben. Und ich wäre nicht umgezogen, wenn ich den Fledermäusen keinen eigenen Raum hätte bieten können. Und dieser eigene Raum wird dann wieder entsprechend optimiert. Für mich funktioniert das aktuell ganz gut. Aber es wird jedes Jahr ein bisschen besser.
Deine Beschreibung macht deutlich, dass der Betrieb der Pflegestelle einen hohen Aufwand bedeutet. Wie landen die Fledermäuse letztendlich in deiner Pflegestelle?
Meistens werden die verletzten oder dehydrierten Tiere von jemandem gefunden. Der Finder ruft mich an und fragt in der Regel, was er mit dem – hoffentlich bereits gesicherten – Tier machen soll. Im besten Fall hat er nicht schon zwei Tage an der Fledermaus herumgedoktert, sondern wirklich pronto reagiert und mich direkt kontaktiert. Im Anschluss an das Gespräch bringt er das Tier zu mir oder ich hole es ab.
Ich bin immer traurig über Finder, die sehr herzlos den Tieren gegenüber sind, aber es wird jedes Jahr aufgrund der Aufklärung ein wenig besser. Ich hatte dieses Jahr bisher nur tolle und liebevolle Finder, die sich weiter mit der Materie Fledermaus befassen möchten – und sich sogar Bücher gekauft haben. Es ist wirklich ganz toll.
Du sagst, dass die Fledermäuse dehydriert oder verletzt sind. Bei Facebook habe ich deinen Beitrag zu freilaufenden Katzen gesehen. Sind diese für einen Großteil der Verletzungen verantwortlich?
Cats vs. Bats – das ist echt ein großes Thema, über das ich mich oft ärgere. Ich bin für gesicherten Freigang und total gegen ungesicherten Freigang von Katzen. Ich finde, das sollte auch mit einer Steuer versehen werden – genauso wie bei Hunden. Katzen wildern alles kaputt – das muss man leider so sagen, und das hat auch nichts mit Natur oder sonst irgendwas zu tun.
Ich habe früher selbst Katzen gehabt, ich liebe Katzen, aber in dieser Dichte, die wir momentan an Freigängern haben, hat das nichts mit Natur zu tun. Katzen sind – neben uns Menschen – Leidverursacher Nummer eins.
Sie töten Muttertiere und die Kinder verenden qualvoll in den Wochenstuben. Die Verletzungen, die durch Katzen entstehen, sind teilweise wirklich haarsträubend. Hinzu kommen die Infektionen durch den Katzenspeichel.
So sehr ich Katzen liebe – aber ich finde, da müssen auch die Katzenhalter langsam mal Verantwortung übernehmen und die Augen aufmachen, was ihre Stubentiger – ich betone das Wort Stubentiger – draußen in der freien Wildbahn anrichten.
Und dann hält man sich natürlich nicht nur eine Katze, weil: Die langweilt sich ja. Dann hält man sich direkt zwei Katzen – da haben beide Katzen auch wieder ungesicherten Freigang. Und so stiehlt man sich natürlich auch ein Stück weit aus der Verantwortung – meiner Meinung nach.
Katzen sind im Zusammenhang mit Fledermäusen wirklich ein heikles Thema. Und hat die Katze einmal rausgefunden, wo die Wochenstube ist und wo die Fledermäuse sich verstecken, dann setzt sie sich jeden Abend hin und killt eine nach der anderen.
Da gibt es teilweise Fälle, in denen Leute beobachtet haben, wie die Katze erstmal 14 Tiere gefangen hat, bevor sie mich angerufen haben. Die haben sich da herrlich drüber amüsiert. Ich kann da wirklich unglaublich viele Geschichten erzählen – und andere Pfleger natürlich auch. Wir sind da alles andere als begeistert.

Ein wildernder Hund ist natürlich auch nichts Schönes – aber da regen sich alle drüber auf. Über eine wilde Katze, da regt sich keiner auf – außer die Leute, die die Tiere wochen- oder monatelang medizinisch versorgen müssen. Das stößt leider sehr oft auf taube Ohren.
Und Leute: Ihr habt Katzen, ihr habt sie draußen – bitte übernehmt die Verantwortung dafür. Das ist auf Dauer kein Zustand. Wenn wir dann irgendwann keine Singvögel oder Fledermäuse mehr haben, ist auch keinem damit geholfen. Dann regen sich alle über die Stechmücken auf.
Man merkt deinen Ausführungen an, dass dir das Thema nahe geht. Gibt es neben Katzen noch weitere Gefahren, denen die Fledermäuse ausgesetzt sind?
Baumfällarbeiten sind ein Problem – gerade bei Waldfledermäusen. Wenn die Asthülle nicht vorher mit einer Kamera kontrolliert wird, kann es natürlich sein, dass Fledermäuse zu Schaden kommen.
Eine weitere Gefahrenquelle sind gekippte Fenster ohne Fliegengitter. Die Fledermäuse fliegen durch das gekippte Fenster rein. Wenn du Pech hast, passiert das über Nacht oder übers Wochenende in einem Bürogebäude. Und dann ruft diese Fledermaus ihre ganzen Kumpels. Und dann hast du nicht nur eine Fledermaus drin, sondern teilweise 30, 40 oder 50. Alles schon erlebt. Wenn Leute in Urlaub fahren und die Fenster offen lassen, ist das Wehklagen meistens groß. Sie kommen wieder nach Hause und haben 40 tote Fledermäuse in der Wohnung. Die kriechen überall rein – in Lampen oder Vasen. Das ist teilweise ziemlich unschön.
Von daher: Macht euch Fliegengitter vor die Fenster oder haltet sie geschlossen – gerade um die Jahreszeit, zu der die Jungtiere einen draufmachen und alles erkunden wollen.
Tatsächlich sind Blumentöpfe und Vasen, die herumstehen, ohne dass irgendwas drin ist, ein Problem. Die Fledermäuse denken, es ist ein supertolles Versteck, fliegen rein und kommen an den glatten Wänden nicht mehr raus. In den engen Töpfen und Vasen haben sie keine Chance, ihre Flügel auszubreiten, um wieder abzuheben.
Dann kann es genauso gut passieren, dass sie rufen – und dann kommt eine nach der anderen hinterher.
Wir hatten eine alte Dame, die eine Fledermaus in der Vase hatte. Da kam jeden Tag eine neue dazu. Die alte Dame hat sich dann etwas gewundert – und nach 13 oder 14 Fledermäusen hat sie jemanden angerufen. Die Begründung, warum sie so lange gewartet hat, war: Naja, ich habe gedacht, die holen sich gegenseitig da raus.
Da habe ich mich echt gefragt: Wie soll das funktionieren? Sollen die Räuberleiter machen oder was? Also nee – da schaltet der Mensch ganz oft nicht in den nächsten Denkprozess.
Neben der Betreuung von erwachsenen Fledermäusen hast du über die Sommermonate jede Menge Fledermausbabys in deiner Obhut. Hast du das ganze Jahr über eine so hohe Auslastung oder gibt es jahreszeitbedingte Spitzen?
Die Hauptzeit der Geburten ist im Juni. Die Mütter wachen aus dem Winterschlaf auf, werden schwanger von dem Samen, den sie im Herbst empfangen und mit in den Winterschlaf genommen haben. Dann tragen sie und beziehen mit ganz vielen anderen weiblichen Fledermäusen die Wochenstube – da hat ein Typ nix verloren.
Dann gebären sie, ziehen den Nachwuchs groß und im Juni, Juli fangen die kleinen Fledermäuse langsam an, auszufliegen. Dieses Jahr waren sie recht früh dran, da gab es tatsächlich Geburten im Mai. Das richtet sich nach dem Wetter. Wenn das Wetter früh sehr warm ist und das Nahrungsangebot das hergibt, sind die Fledermäuse auch früher schwanger.
Juni bis Juli ist auch die Hochzeit der Fledermauspflege. Ab einem gewissen Zeitpunkt kann ich fast gar nicht mehr das Haus verlassen, weil ich die ganze Zeit entweder füttere oder sauber mache. Sobald ich das Haus verlasse, bekomme ich direkt einen Anruf.
Ich war zum Beispiel gestern bei Ikea, und ich habe vier Anrufe bekommen – und habe gedacht: Ich breche das hier einfach ab und fahre nach Hause. Es hat eh keinen Sinn mehr. Wenn es ganz, ganz dicke kommt, fahre ich auch selbst.
Kannst du uns die besonderen Herausforderungen bei der Pflege kleiner Fledermausbabys näher bringen?
Die Pflege ist sehr, sehr, sehr intensiv. Die Betreuung ist super engmaschig. Es kommt auf das Entwicklungsstadium der Fledermäuse an. Gerade bei sehr kleinen Babys, die gerade erst geboren wurden und die Augen noch geschlossen haben, ist das Problem, dass sie keine Körpertemperatur aufbauen und halten können.
Das können sie erst ungefähr ab Woche drei. Wenn sie befellt sind, können sie ihren Kreislauf selbst regulieren. Die Kleinen – alles ab einem Gramm ohne Fell – trage ich den ganzen Tag mit mir in einem kleinen Baumwoll- oder Nusssäckchen herum, unter dem T-Shirt, damit sie konstant Wärme haben.
Dazu kommt, dass sie normalerweise an der Mutter hängen und somit eine konstante Milchzufuhr haben und es dadurch gewohnt sind, sehr oft gefüttert zu werden. Das Bäuchlein darf nie leer sein. Wenn ich tagsüber Zeit habe, versuche ich, ganz kleine Fledermausbabys alle zwei Stunden zu füttern.
Dabei muss man viele Sachen beachten. Du musst gucken, dass keine Milch in die Nasenlöcher kommt. Du musst schauen, dass das Tier nicht aspiriert. Die Menge an Futter ist auch wichtig. Du kannst das nicht endlos reinpumpen – weil sie auch keinen „Stopp“ in dem Sinne haben. Die lassen durchlaufen und es besteht die Gefahr, dass der Magen platzt.
Es gibt spezielle Aufzuchtmilch für Fledermäuse. Alles andere vertragen sie nicht, bekommen Koliken – und können an den Koliken sterben. Oder sie bekommen schwere Flügelmissbildungen in Form von Rachitis.
Irgendwann musst du auf Mehlwürmer umstellen – und dabei den richtigen Zeitpunkt finden. Das heißt: Wie groß sind sie? Wie alt sind sie? Haben sie schon ihre Milchzähne verloren und bekommen neue Zähne? Das gilt es dann auch zu beachten. Es ist wirklich ein bisschen kompliziert.
Nach der Fütterung muss man den Bauch massieren und sie danach ein bisschen sauber machen – Kaka und Pipi wegmachen.
Du sagst, dass du ganz kleine Babyfledermäuse alle zwei Stunden fütterst. Das zeitlich im Alltag unterzubringen ist bestimmt eine großer Herausforderung. Wie bewerkstelligst du das während der Arbeitszeit oder in der Nacht?
Ich nehme sie in meinem Transportrucksack mit zur Arbeit. In der Physiotherapiepraxis füttere ich sie nicht – ich gehe entweder raus oder füttere im Nachbarbüro im Atelier Löwentor. Die Mädels sind dann immer ganz happy, wenn sie die ganzen kleinen Fledermäuse beim Füttern beobachten können. Darauf freuen sie sich jedes Jahr. Der Rucksack hat einen Gaze-Anteil. In dem können die Fledermäuse krabbeln – damit sie sich nach dem Essen ein bisschen bewegen können.
Wenn ich weiß, ich bin etwas länger unterwegs und da ist unter den Mäusen jemand besonders Bedürftiges, dann nehme ich den mit. Aber es ist nicht so, dass ich von 20 Babys alle mitnehme – sondern nur solche, die dringend Versorgung oder Futter brauchen.
Zuhause hänge ich sie zurück in die Gruppe. Du kannst kein einzelnes Tier pflegen, weil das so soziale Tiere sind, dass sie alleine verkümmern und an Einsamkeit sterben können. Sie brauchen schon als Kinder dringend Gesellschaft, um sich untereinander zu sozialisieren.
Nachts füttere ich ebenfalls alle zwei Stunden. Im Laufe des Alters erhöht sich die Frequenz. Ich gehe von zwei auf drei Stunden, von drei auf vier Stunden. Das hängt mit der Entwicklung zusammen: Hat das Tier schon Fell? Wie viel wiegt es? Die Menge des Futters muss sich auch danach richten.
Es ist schon sehr, sehr anstrengend – gerade diese nächtlichen Fütterungsaktionen. Und irgendwann ist es so, dass der Körper sich den Schlaf zurückholt. Einmal die Woche. Wenn du das wochenlang durchziehst, dann verpennst du den Wecker. Den hörst du einfach nicht. Das ist unmöglich.
Wie organisierst du dich in der Hauptsaison – nimmst du dir dafür Urlaub?
Ja, ich nehme mir ungefähr zweieinhalb Wochen frei. Das ist meine Freizeit, und die opfere ich für die Fledermäuse. Zusätzlich nehme ich in der Zeit meine ganzen Überstunden – die sammle ich absichtlich für diesen Zweck.
Ich arbeite dann keine 40-Stunden-Woche mehr, sondern zum Teil nur noch 32 Stunden. Ich habe dann eigentlich gar kein Privatleben mehr. Ich hatte jetzt Phasen, da habe ich drei Tage meinen Schlafanzug nicht ausgezogen. Man muss sich fast im Kalender notieren, wann man das letzte Mal duschen war.
Und jedes Mal, wenn ich versuche, ein Privatleben anzustreben, bekomme ich den nächsten Notruf rein. Als ob die das riechen, dass ich ein bisschen Freizeit haben möchte. Wenn sich das anfängt zu entspannen, dann gehe ich zwei oder drei Stunden raus.
Wie verträgt sich die Arbeit mit deinen Fledermäusen zeitlich mit deiner Band? Verzichtet ihr in dieser Zeit auf Proben und Auftritte?
Ja. Dieses Mal war es tatsächlich so, dass ich noch nicht mal Zeit hatte, auch nur ansatzweise an Musik zu denken. Das war in den letzten Jahren anders. Da hatte ich mehr Zeit.
Woran liegt es, dass du mehr Zeit für die Pflege der Fledermäuse aufbringen musst? Wie viele Tiere betreust du aktuell? Gibt es eine Vorgabe bezüglich der maximal erlaubten Anzahl?
Aufgrund der klimatischen Veränderungen bekomme ich jedes Jahr mehr Fledermäuse. Auch, weil Pflegestellen weggefallen sind. Ich hatte dieses Jahr bisher über 70 Tiere. Davon habe ich ungefähr 20 vermittelt und 18 ausgewildert (Stand: 14.07.2025).
Das ist jetzt der aktuelle Stand der Dinge – und heute habe ich auch schon. Ich kriege fast jeden Tag gefühlt ein Tier rein. Manchmal kriege ich zehn an einem Tag, manchmal habe ich mal zwei Tage Ruhe. Aber heute habe ich zum Beispiel auch schon wieder eine bekommen.
Zurzeit habe ich 42 Jungtiere und noch gut zehn Verletzte (Stand: 14.07.2025).
Wie viel ich haben dürfte? Vielleicht ein Drittel. Aber lehnt man die Tiere ab, wenn es keine Plätze gibt? Nein – dann versucht man es wenigstens.
Werden dir alle Fledermausbabys von Findern gebracht oder hast du auch schwangere Fledermäuse, die während ihres Aufenthalts in deiner Pflegestelle gebären?
Tatsächlich gibt es das auch. Eines meiner schönsten Erlebnisse überhaupt war die erste Geburt, die ich zu Hause hatte – mit einer Breitflügelfledermaus, die mir an meinem Geburtstag gebracht wurde.
Die hatte allerdings einen Handgelenksbruch. Der halbe Flügel war abgerissen und sie war dazu hochschwanger.
Derart schwer verletzte Tiere werden normalerweise euthanasiert. Wir hatten uns entschlossen, den Flügel von einem Tierarzt amputieren zu lassen – damit sie das Kind austragen kann und nicht beide auf einmal sterben.
Das wurde vom Tierarzt gemacht, und ein paar Tage später hat sie ihr Baby bekommen. Weil es meine erste Geburtshilfe war, habe ich mit einer Stelle in Tübingen telefoniert. Die hat mich währenddessen begleitet.
Ich hatte das Tier dann in der Hand, weil es aufgrund seiner Verletzung nirgendwo hochklettern oder sich festhalten konnte, und wir haben ihr dabei geholfen, das Baby zu bekommen.
Durch das Anflugtrauma lag das Baby falsch im Bauch oder Geburtskanal und kam zuerst mit dem Handgelenk. Also guckte erst dieser kleine, winzige Daumen raus.
Wir haben immer Kokosmilch um die Mumu geschmiert, während sie gepresst hat. Ich habe immer ganz leicht mitgeholfen und ein wenig gezogen, damit das Kind vernünftig rausrutscht – irgendwie.
Und ich werde nie diesen Blick von ihr vergessen. Sie hat uns beide immer wieder hilfesuchend angeschaut – hat das aber alles mitgemacht und sich sogar noch mit ihren Füßen an unseren Fingern festgekrallt, um besser pressen zu können.
Und dieser Moment, als das Kind draußen war, war so schön. Normalerweise sind die Mamas immer sehr krabitzig, wenn sie ihre Kinder haben. Dann darfst du eigentlich nicht mehr an die Fledermäuse ran. Aber ich durfte.
Von Anfang an durfte ich dieses Kind anfassen – und sie hat sogar zugelassen, dass das Kind auf meine Hand krabbelt und hat das alles toleriert.
Das war ein wahnsinniges Vertrauenserlebnis – das werde ich niemals vergessen.
Neben den schönen Momenten gibt es sicher auch weniger schöne Augenblicke, die aber auch zum Leben dazugehören. Wäre es für dich in Ordnung, uns daran teilhaben zu lassen?
Da muss ich mich erst mental ein bisschen stabilisieren und zusammenreißen, dass ich nicht direkt anfange zu weinen. Das ist – gerade wenn man Babys großzieht – ein sehr heikles Thema.
Ich hatte tatsächlich so eine Handaufzucht, und die waren schon drei, vier Wochen alt, konnten schon die ersten Flugversuche machen oder sind schon geflogen. Ich bin in der Mittagspause nach Hause gegangen, um alle zu versorgen.
Und dann ist einer von meinen Handaufzuchten, von den Kleinen, auf mich draufgeflogen und war im Gesicht total angeschwollen und hat keine Luft mehr bekommen. Ich weiß bis heute nicht, was das war, aber es war wie ein anaphylaktischer Schock. Er konnte nicht mehr atmen, lag in meiner Hand und hat Hilfe gesucht – und ist dann in meiner Hand gestorben.
Er hat sogar an meiner Hand genuckelt wie ein kleines Kind. Und danach musste ich wieder ganz normal arbeiten gehen. Das war nicht so schön.
Der Tod von den Tieren geht mir immer sehr nah – gerade, wenn man sie so engmaschig oder länger betreut und sich dann aus heiterem Himmel nicht erklären kann, was denn da los ist.
Das zweite Mal, wo mir auch so ein Tod so extrem nahe gegangen ist, war bei einem kleinen Mückenfledermaus-Mann, der ganz besonders war. Den habe ich sehr, sehr klein bekommen. Er hat nur ein Gramm gewogen.
Nach drei Wochen ist bei ihm ein Nierenproblem – beziehungsweise ein Harngriesproblem – aufgetreten, und ich habe es einfach nicht in den Griff bekommen. Es geht dann ganz schnell und ist für die Tiere furchtbar schmerzhaft.
Den habe ich auch beim Sterben begleitet – was ich bei allen Tieren mache.
Die sterben meistens erst, wenn ich dabei bin. Die warten fast immer auf mich. Tja – und dann kann ich die Mäuse bei ihren letzten Atemzügen begleiten. So können sie einschlafen. Dann sind sie wenigstens nicht alleine gestorben.
Wenn du deine Gäste wieder auf Vordermann gebracht hast, müssen sie deine Pflegestelle bestimmt irgendwann wieder verlassen. Wie dürfen wir uns den Ablauf bei einer Auswilderung der Tiere vorstellen?
Zur Auswilderung müssen die Tiere bestimmte Voraussetzungen erfüllen: Sie müssen alleine fressen, sie müssen ein bestimmtes Gewicht haben, sie müssen vom Boden starten und eine gewisse Zeit lang im Luftraum verbringen können.
Das heißt nicht, dass sie nur von A nach B zwei Meter fliegen und sich danach hinsetzen – sie müssen tatsächlich ein richtiges Flugtraining durchlaufen, bei dem sie auch länger in der Luft bleiben. Tendenziell müssen sie mindestens eine halbe Stunde am Stück fliegen können.
Und die Wettervoraussetzungen müssen passen: Die Tiere müssen drei Tage Zeit haben, sich in der Nacht ein neues Quartier zu suchen. Das heißt, es darf nicht regnen und es darf auch nicht zu stürmisch sein.
Man weiß nie, ob die Fledermäuse jagen, wenn man sie rauslässt. Wir sind irgendwann mit meinen Handaufzuchten zu einer Auswilderung gewesen, und in dem Moment, wo ich die rausgelassen hatte, flog da eine dicke, fette Mücke. Und in dem Moment hat sich schon ausgerechnet meine dicke Molly die geschnappt. Das war auch ein total tolles Erlebnis. Und dann ist man auch beruhigt, dass das funktioniert.
Bei den ganzen Herausforderungen, denen du gegenüberstehst, ist es bestimmt wichtig zu wissen, wie es den Tieren im Moment geht. Kannst du uns etwas über deine Beziehung zu den Fledermäusen und eurer Kommunikation berichten?
Natürlich kennen die Fledermäuse einen mit der Zeit und sind ihren Pflegern gegenüber wesentlich entspannter als Fremden. Sie erkennen deine Stimme, sie erkennen deinen Geruch. Und tatsächlich – wenn man eine andere Seife oder eine andere Körperlotion benutzt, riechen und merken sie das auch.
Dann ist die Reaktion: Was ist das denn jetzt hier? Oder: Was zur Hölle – ach, du bist es nur. Okay. Alles klar!
Es läuft vieles über Körpersprache und Beobachtung des Tieres. Ich schaue: Wie ist die Ohrenhaltung? Wie ist die Körperhaltung? Was macht der Mund? Ist sie allgemein auf Abwehr?
Man kann ganz viel über die Mimik und Gestik des Tieres lesen – was mit ihm ist oder wie es ihm gerade geht.
Ähnlich wie bei Katzen. Wenn Katzen die Ohren einklappen, ist Vorsicht geboten. Das Gleiche gilt auch bei Fledermäusen. Wenn die Fledermaus die Ohren schräg stellt, dann weiß ich: Die ist jetzt gerade nicht so gut gelaunt.
Maul aufreißen, Zähne zeigen, zusammengekniffene Augen, erhöhte Atemfrequenz, Zittern, Zucken – im Grunde verrät mir die gesamte Körpersprache, wie es dem Tier ungefähr geht.
Fangen sie an zu schimpfen oder zu motzen, wenn ich mit ihnen hantiere? Gerade die Kleinen schimpfen und motzen ganz viel.
Du kannst sehen und hören – du musst nur mit der Zeit lernen, was sie dir damit sagen möchten. Die Körpersprache der Fledermäuse kann man lernen, aber dafür muss man eine Weile mit ihnen arbeiten.
In meiner Anfangszeit habe ich beispielsweise dieses Zittern fehlinterpretiert. Das Zittern ist tatsächlich ein Hochfahren des Kreislaufs. Und ich habe immer gedacht: Oh Gott, irgendwas stimmt mit der nicht – die hat bestimmt total Angst oder so. Auch fehlinterpretiert. Man lernt es mit der Zeit.
Du steckst unglaublich viel Zeit, Energie, Geld und Emotionen in die Versorgung der Fledermäuse. Was bringt dir dein Einsatz persönlich? Was motiviert dich?
Was habe ich davon? Tja, wenn man das so sieht, habe ich gar nichts davon. Es ist ein Ehrenamt. Mich macht das unheimlich glücklich, zu wissen, dass diese besonderen und wirklich sehr einfühlsamen Tiere eine zweite Chance auf ein Leben bekommen.
Im Grunde genommen nehmen wir Menschen Fledermäusen durch die Art und Weise, wie wir die Welt und unser Leben gestalten, den Lebensraum.
Das hört sich jetzt vielleicht komisch an – aber das ist ein wunderschönes Gefühl, zu spüren … dieses Tier, von dem so wenige Menschen Ahnung oder Achtung haben, weiß ganz genau, dass ich ihm helfe – und akzeptiert die Hilfe auch.
Und sobald es ihnen besser geht, merkt man, dass sie sich von einem zurückziehen.
So stressig es auch ist – macht mich das unheimlich glücklich, weil es einfach unfassbar tolle Tiere sind.
Hast du zum Abschluss noch ein paar Tipps für den Umgang mit verletzten Fledermäusen oder Fledermäusen im Allgemeinen?
Wer aktiv etwas für Fledermäuse machen möchte, kann einen naturnahen Balkon oder Garten anlegen. Es kann auch ein Mini-Teich dabei sein, sodass möglichst viele Insekten dort Platz finden. Wichtig ist: Nicht alles versiegeln, nicht alle Insekten direkt töten.
Wenn ihr eine Fledermaus am Tag seht, ist irgendwas im Busch – und sie braucht Hilfe. Wenn sie an der Hauswand hängt oder auf dem Boden liegt, ist das nicht so, dass sie da nur eine kurze Pause macht. Bitte hängt sie nicht in den Baum oder setzt sie auf eine Fensterbank. Dort ist sie nicht sicher vor Beutegreifern wie zum Beispiel Katzen.
Kontaktiert eine Pflegestelle in eurer Nähe. Wenn ihr bei Google Fledermausschutz + eure Stadt sucht, werdet ihr auch in der Nähe einen Ansprechpartner finden – damit sich um das Tier fachgerecht und liebevoll gekümmert wird.
Und wer sich noch aktiver mit dem Thema auseinandersetzen möchte:
Wir brauchen Leute, die selbst Pflegestelle werden oder die Fledermäuse bei den Findern abholen. Da wir Fledermausschützer nur ehrenamtlich tätig sind, hilft es sehr, die Pflegestellen finanziell zu unterstützen oder sogar eine Patenschaft zu übernehmen. Ansonsten gilt: Immer die Augen offen halten – und legt einen kleinen Garten oder einen kleinen Balkon für die Fledermäuse an!
Und jetzt: Eine kurze WERBEUNTERBRECHUNG
Wir bedanken uns bei Minu für das tolle Interview und die damit verbundenen Einblicke in die Fledermauspflege. Falls ihr Fragen zum Thema Fledermausschutz habt, könnt ihr diese in den Kommentaren stellen. Minu wird diese sehr gerne beantworten.
Weiterführende Links:
- Fledermausschutz Südhessen
- Noctalis Fledermaushöhle Bad Segeberg
- BUND Fledermausschutz-Shop
- Minu berichtet auch bei Facebook und bei Instagram über ihre Arbeit.
1998 in die Szene eingestiegen. Die folgenden Jahre habe ich intensiv Veranstaltungen und Konzerte besucht. 2017 habe ich eine Familie gegründet - keine Musik, keine Veranstaltungen, keine Konzerte, keine Festivals, keine eigenen Gedanken. Jetzt kehre ich endlich wieder zurück vor die Bühne.
Ein klasse Interview. Ich habe echt eine Hochachtung vor so viel Engagement und Durchhaltevermögen. Man merkt, wie sehr Minu ihre Schützlinge liebt und sich für sie regelrecht aufopfert, alles hintenan stellt. Ganz ehrlich, ich könnte das nicht… Das kleine Werbevideo finde ich übrigens auch großartig. Und bei den Fotos geht mir das Herz auf.
Es ist erstaunlich, dass so viele hilfebedürftige Fledermäuse gefunden werden. Ich hab nur einmal eine Fledermaus bei Tag gesehen, die segelte vor mir herum und setzte sich seitlich an einen Baumstamm. Hätte ich geahnt, dass sie in Not sein könnte, hätte ich sie mitgenommen. Einmal fand ich auf einer Wanderung ein kleines hilfloses Vogelkind (Mönchsgrasmücke) und brachte es zu einer Vogelstation. Das Tierchen hat es geschafft und wurde erfolgreich aufgepäppelt und ausgewildert.
Ich hatte schon häufig nächtlichen Fledermausbesuch in meiner Wohnung. Meist ging es zum Glück gut aus, mal musste ich ein erschöpftes Tierchen vom Regal pflücken (mit einem Ofenhandschuh) und raus setzen, es hing dann eine Weile am Balkontisch und war später weiter geflattert.
Einmal hat auch leider einer meiner Kater eine erwischt, das tat mir wahnsinnig leid, ich war aber auch erstaunt, wie das bei so rasanten Fliegern möglich sein konnte. Ich halte meine Katzen ausschließlich drinnen, die können nur auf den Balkon.
Die erbeutete Fledermaus, sie war leider schon tot, wollte ich zur Dokumentation zum NABU bringen, aber die wollten sie nicht. Ich hab ne Weile rum telefoniert, mir wurde eine Fledermaus Forschungs Station auf der Insel Poel als Ansprechpartner genannt. Aber auch die wollten sie nicht haben. Mein Kater war tags darauf krank, fieberte, keine Ahnung was er sich da eingefangen hatte…
Tolles und informatives Interview… Danke dafür.
Den einen oder anderen Clip ihrer Tätigkeit hab ich auf Facebook schon gesehen. Und wenn ich da an den großen Aufwand denke, den sie hat, wenn es darum geht das Fledermaus Zimmer wieder herzurichten, kann man nur den Hut ziehen. Denn das geht in dem Text hier jetzt nicht hervor, dass der Boden komplett ausgelegt ist und mit Tape die Ränder der Laken festgeklebt werden, damit keine Mehlwürmer drunter krabbeln können. Genauso wenn es dann darum geht wieder kleine Verstecke zu schaffen. Ich denke die Arbeit, die Minu und auch bestimmt die anderen Pflegestellen machen, wird viel zu wenig geschätzt werden.
Beim Lesen des Textes ist mir selber auch bewusst geworden, dass man in Bezug auf Fledermäuse viel zu wenig weiß. Mir wäre nie in den Sinn gekommen, dass die einfach so über angekippte Fenster, in Wohnungen fliegen oder in Vasen krabbeln. Und in der Hinsicht sollten die Menschen tatsächlich mehr aufgeklärt und sensibilisiert werden.
Was für ein interessantes und schönes Interview! Man kann die Emotionen von Minu, wenn sie von ihren Schützlingen spricht, total nachempfinden. Es sind tatsächlich sehr bewegende Momente dabei. Es kommt ganz toll dabei rüber, dass auch kleine Tiere eine Bandbreite an Emotionen haben: Angst, Sehnsucht nach Geborgenheit, schlechte Laune, Einsamkeit. Spannend, was Minu über ihre Körpersprache und Mimik erzählt. Das hat für mich noch einmal ein neues Licht auf diese faszinierenden Geschöpfe geworfen, von denen einige auch unseren Garten bevölkern.
Hut ab vor Minus Engagement! Ich finde es total rührend, wie sie von der Aufzucht der Babies erzählt oder davon, wie sie bei der verletzten Fledermaus Geburtshilfe geleistet hat. Beeindruckend, wie Minu für die Fledermäuse an ihre Grenzen geht! Ich wünsche ihr weiterhin viel Kraft dafür und dass es ihr gelingt, noch mehr Menschen für die Nöte und Bedürfnisse dieser Tiere zu sensibilisieren.