Danke für Deinen Erfahrungsbericht über die Dresdener Aktionen zum Tag des Friedhofs (und die schönen Fotos dazu). Das was Du Dir rausgepickt hast, ist interessanter als das was ich in Berlin bisher an solchen Angeboten gesehen habe. Hier hat man immerhin am Tag des offenen Denkmals die Möglichkeit, ein ehemaliges Krematorium, in dem nun Kultur stattfindet, zu besichtigen, aber das ist natürlich nicht dasselbe wie eines, das noch im Betrieb ist. Und in dem Angehörige kremiert wurden oder man evtl. selbst vorhat sich kremieren zu lassen.
Ich halte es übrigens nicht für egoistisch, eine Grabstätte zum Gedenken und Besuchen naher Angehöriger zu bevorzugen, es ist ein zutiefst menschliches Bedürfnis. Ich habe selbst zwei Angehörige (Vater und Oma), die auf eigenen Wunsch anonym bestattet wurden und weiß, dass es seltsam ist, so keinen richtigen Ort zum Trauern zu haben. Meine Mutter hat ein Erdgrab gewählt, wo ich aber jedesmal eine Stunde Anweg habe (incl. 2km Fußmarsch zum Friedhof) und leider entsprechend selten dazu komme, hin zu fahren. Für meine Schwester, die in Schleswig-Holstein lebt, ist es noch schwieriger, die hat sich mittlerweile aber auch von dem Gedanken gelöst, ein Grab zum Trauern und Gedenken zu brauchen.
Heutzutage, wo es oft vorkommt, dass Angehörige fortziehen, fragen sich manche auch, ob es noch ein echtes Grab sein muss. Bei vielen steht auch die Frage der Grabflege(kosten) im Vordergrund, die sie niemandem aufbürden wollen, andere sagen sich, man bleibt doch eh im Herzen drin, egal wo das Grab ist. Zum Glück kann man Urnen ja auch nicht anonym bestatten lassen, als Kompromiss… Solange man noch die Möglichkeit hat, mit seinen Lieben zu besprechen, was wem wichtig wäre und warum, sollte man die tun, um eine für alle Seiten akzeptable und tröstliche Lösung zu finden.
Den Eliasfriedhof hab ich schon länger auf meiner Liste stehen, wusste ebenfalls durch Stefan, dass er sich lohnt, aber nur selten zugänglich ist. Gut, dass bei der Führung der Fokus nicht nur auf das Lebenswerk der dort Liegenden gelegt wurde. Sowas hätte mich auch eher gelangweilt. Ich achte auf Friedhöfen aber auch nicht auf Namen und Status der dort Liegenden, allentfalls auf Alter der Gräber, wenn sie besonders urig wirken. Da sind für mich die kunstvollen Grabmale und übrigen Dekore, das wuchernde Grün und die Ruhe im Vordergrund, nicht mir völlig fremde Menschen, die da liegen.
Jüdische Friedhöfe sind immer eher dekorarm, es gibt dort auch so gut wie nie Statuen oder andere Darstellungen von Menschen. Wenn überhaupt, typisch jüdische Symbole und abgelegte Steine als Zeichen, dass jemand gedenkt.
Ich wusste mal, worin das begründet ist, aber aktuell müsste ich selbst wieder nachlesen, woher dieser Hang zum Schlichten, Bescheidenen seinen Ursprung hat. Es gibt ja trotzdem auch aufwendige Mausoleen für die besser betuchten jüdischen Menschen.