Deutschlandweit schließen immer mehr Clubs ihre Pforten, und das nicht nur aufgrund der Corona-Pandemie. Eine aktuelle Reportage des YouTube Kanals „reporter„, einem Format von Funk, versucht zu beleuchten, warum so viele Clubs geschlossen wurden und wie die Forderung nach Anerkennung von Clubs als Kulturort einen Ausweg bieten soll. Die Hoffnung ist, dass diese Einstufung existenzbedrohenden rechtlichen Hürden, beseitigt.
Die rechtliche Hürde: Clubs sind Vergnügungsstätten
Der Hauptgrund für die jahrzehntelange Benachteiligung der Clubbetreiber ist die sogenannte Vergnügungsstättenverordnung, die Clubs und Diskotheken bis heute auf die gleiche Stufe stellt wie etwa Bordelle, Spielhallen oder Wettbüros. Die rechtliche Grundlage hierfür, die die Umstufung erschwert, ist in der Baunutzungsverordnung (BauNVO) verankert.
Diese Kategorisierung hat tiefgreifende, negative Konsequenzen. Clubs müssen baurechtlich hohe Auflagen erfüllen, insbesondere wenn es um Lärmschutz geht – oft höhere, als sie beispielsweise Theater oder Konzertsäle erfüllen müssen. Die Vergnügungsstättenverordnung zwingt sie in Gewerbegebiete oder an den Stadtrand, wo die Infrastruktur für Besucher oft mangelhaft ist und die Laufkundschaft fehlt. Initiativen wie „LiveKomm“ kämpfen seit Jahren gegen diese juristische Ungleichbehandlung.
Anerkennung als Kulturort: Die Hoffnung der Szene
Im Zentrum der Reportage stehen Interviews mit Clubbetreibern und auch Politikern, die ihre Forderung, Clubs als Kulturort zu erklären und damit aus der Verordnung herauszulösen, im Bundestag durchsetzen wollen. Die Hoffnung der Clubs ist berechtigt: Eine Umstufung im Baugesetzbuch würde bedeuten, dass Clubs nicht mehr als störende Vergnügungsstätte behandelt werden.
Als Kulturort würden Clubs von erleichterten baulichen Bedingungen profitieren und auch Zugang zu öffentlichen Fördergeldern erhalten, die bisher meist nur Theatern und Museen vorbehalten waren. Diese Gelder könnten Clubs beispielsweise nutzen, um den Schallschutz zu verbessern, was wiederum die Lärmkonflikte mit Anwohnern entspannen würde. Die Anerkennung als Clubs als Kulturort ist somit ein wichtiger Schritt, um die Existenz vieler kleiner Musikstätten langfristig zu sichern.
Das Clubsterben: Mehr als nur Lärmschutz
Obwohl die Forderung, Clubs als Kulturort anzuerkennen, ein enorm wichtiger und richtiger politischer Schritt ist, dürfen wir nicht vergessen, dass viele nicht zu beeinflussende Gründe zum Clubsterben beitragen.
Wie wir bereits in einem älteren Artikel diskutiert haben, sorgen die demografische Entwicklung und eine alternde Gesellschaft, die naturgemäß weniger ausgeht, für einen Rückgang des Publikums. Darüber hinaus sorgen auch soziale Netzwerke wie Facebook und Instagram für eine Art von Gegenöffentlichkeit, in denen Menschen sich austauschen und interagieren, ohne physische Clubs besuchen zu müssen.
Allerdings kann es nur hilfreich sein, wenn Diskotheken zu Kulturorten „ernannt“ werden und so von höherer Anerkennung profitieren. Es würde auf jeden Fall die Hürden, etwas auf die Beine zu stellen und einen Club zu betreiben, ein kleines Stückchen leichter machen und die Verordnung endlich ins 21. Jahrhundert holen. Ob dieser politische Rückenwind jedoch im Zuge existenzbedrohender Krisen ausreichend ist, um das Clubsterben allein zu stoppen, wage ich zu bezweifeln.
Wizard of Goth – sanft, diplomatisch, optimistisch! Der perfekte Moderator. Außerdem großer “Depeche Mode”-Fan und überzeugter Pikes-Träger. Beschäftigt sich eigentlich mit allen Facetten der schwarzen Szene, mögen sie auch noch so absurd erscheinen. Er interessiert sich für allen Formen von Jugend- und Subkultur. Heiße Eisen sind seine Leidenschaft und als Ideen-Finder hat er immer neue Sachen im Kopf.



In Gedanken bange ich auch oft, ob es nach Corona noch einen netten Club in meiner Nähe (Umkreis 100 km) geben wird. Ich hoffe sehr, dass das Anliegen in der Politik Zustimmung findet.
Ich finde das Clubsterben ebenfalls beängstigend und daran ist sicherlich auch (jedoch nicht nur) Corona schuld. Ob man nun der große Clubgänger ist oder auch nicht: Es sollte doch offensichtlich sein, dass Clubs und Diskotheken auch ein Stück Kulturgut darstellen, welche sich hier im absterben befinden und die ebenso einen kulturellen Wert haben, wie etwa Museen oder Kinos. Natürlich braucht es auch seine gewissen Hilfsmittel und Regelwerke, damit auch Anwohner in näherer Umgebung nicht überbelastet werden und es für einen Gebäudeinhaber attraktiv bleibt entsprechende Räume zur Verfügung zu stellen. Ein entsprechender Lärmschutz ist da jetzt ja nur ein Beispiel. Ich will glauben, dass die Umsetzung davon auch nicht immer ganz einfach ist, denke jedoch auch, dass die Politik hier zumindest die ein oder andere Hürde entfernen könnte. Auch ich hoffe daher sehr darauf, dass dieses Thema in der Politik auf Zustimmung stößt, um es Betreibern ein wenig zu vereinfachen einen Club am leben zu erhalten bzw neue zu eröffnen.
Der Abbau von bürokratischen Hürden wäre vermutlich ein weiterer bzw vorheriger Schritt in die richtige Richtung. Nur wo es da außerhalb von Corona im Detail so hapert vermag auch ich nicht zu sagen. Momentan bekomme ich lediglich vereinzelte Aussagen von Clubbetreibern mit, die sich aufgrund der Coronakriese in ihrer Existenz bedroht fühlen. Und da geht es dann eher um Dinge wie die Veranstaltungsverbote, etc.