Seid ihr glücklich? Ich weiß, im Grund sollen wir melancholisch, tiefgründig und gruselig sein, um dem Bild des Gothics zu entsprechen, aber eigentlich sind wir gar nicht traurig oder melancholisch. Oder sollte es zumindestens nicht sein. Denn was steht denn am Ende der ganzen Beschäftigung mit dem Tod, den dunklen Seiten des Lebens und der Melancholie? Wir verdrängen nichts, sondern verarbeiten, wir stellen uns den Dämonen der Tabus und leben vielleicht bewusster als andere Menschen. Sollte daraus nicht eine Form der Lebensfreude resultieren? Möglicherweise irre ich mich auch und der Goth ist der Schwamm für die negativen Gefühle dieser Welt und spiegelt, wie beschissen es unserem Planeten geht und wie hirnverbrannt sich ein Großteil der Gesellschaft verhält. Ich meine jedoch, um der Gesellschaft zu zeigen, wie dumm sie sich manchmal verhält sollte man sich nicht auf die negative Seite des Lebens stellen, sondern auf die glückliche. Ein bewusst glückliche Lebensweise, ohne die Mechanismen der Verdrängung und Leugnung. Wäre das dann nicht eine Form der Rebellion gegen den aktuellen Zeitgeist?
Subkulturen in Israel: Punk im Heiligen Land | Fluter
Der Künstler Avi Pitchon erzählt dem Magazin „Fluter“, warum er in Israel Punk wurde und wie er und die Szene vom Libanonkrieg 1982 geprägt wurde. Ein sehr spannendes Interview, das zeigt, wie sehr die Szenen in anderen Ländern von den dortigen Ereignissen beeinflusst werden.“Der Krieg wurde von vielen als israelischer Angriffskrieg gewertet. War das ein Anlass für die Punks, sich vom Zionismus, also der Idee der Rückkehr der Juden in ihre historische Heimat, zu distanzieren? Wir schufen eine Kultur, die sich vollkommen vom israelischen Ethos lossagte. Ohne das ausdrücklich zu sagen, hatte das eine politische Bedeutung. Punk war die erste postzionistische Kultur, noch bevor der Begriff des Postzionismus formuliert wurde. Ich wurde 1968 geboren. Als ich klein war, war Israel ein starkes Land, das das Recht auf seiner Seite hatte. Das war ein mächtiges Gefühl, aber es verschwand, und man begann sich nach einem Ersatz umzusehen. Der Drang, alles Israelische abzulehnen, entstand aus einer fast unbewussten Erinnerung an seine ursprüngliche zionistische Utopie.“
Demonstration gegen Bimmelbahn-Tour auf dem Melaten Friedhof | Kölner Stadtanzeiger
Nachdem wir die Friedhöfe für uns entdeckt haben, um darauf vor der Welt zu flüchten, kommt uns die Welt jetzt hinterher. In Köln sogar mit der Bimmelbahn, einer städtischen Sightseeing-Tour. In Köln wehren sich Engagierte Menschen gegen diese Idee: „Die Gruppe hat nun eine Online-Petition gestartet. Sie fürchtet eine „Eventisierung“ der Anlagen; besonders wendet sie sich gegen die auf Melaten (Samstag, 29. Juni) und auf dem Südfriedhof (Sonntag, 30. Juni) geplanten Bimmelbahn-Touren; diese seien würdelos. „Ruhe, Anstand und Respekt werden hier zu Grabe getragen“, heißt es in dem Aufruf. Am Samstag, 12.30 Uhr, will die Gruppe am Eingang zu Melaten demonstrieren.“
Evangelischer Kirchentag erntet Spott für Workshop „Vulven malen“ | WELT
Die Kirchen verlieren konstant an Mitgliedern. Um den Trend aufzuhalten, möchte man sich neuen thematischen Bereichen öffnen und bietet auf dem evangelischen Kirchetag einen Workshop an, um Vulven, also die weiblichen Geschlechtsorgane, zu malen. „Die Veranstalter sahen sich zu einem Rechtfertigungsversuch gezwungen. Der Workshop sei nur „eine von mehr als 2000 Veranstaltungen“ auf dem Großevent, er sei „inhaltlich in das ‚Zentrum Geschlechterwelten‘ eingebunden“ und werde von einer jungen, angehenden Theologin geführt. Es gehe darum, „sich kreativ mit der eigenen Körperlichkeit auseinanderzusetzen“ und in „ungezwungener Atmosphäre in Austausch über das weibliche, äußere Genital, die Vulva, zu treten“. So solle den negativen Folgen jahrhundertelanger Tabuisierung weiblicher Geschlechtlichkeit entgegengewirkt werden.“
Gurken auf Gräbern | Deutschlandfunk
Urban-Gardening nennt man es, wenn in Städten freie und brach liegende Grünflächen nutzbringend bepflanzt werden. Da ist total angesagt und gerade in Städten wie Berlin ein populärer Trend. Weil dort aber die Grünflächen knapp werden, will man nun auf Friedhöfe ausweichen: „Auf der Suche nach neuen Nutzungsmöglichkeiten arbeitet der Friedhofsverband jetzt mit den Prinzessinnengärten zusammen. Der Verein betreibt seit zehn Jahren einen urbanen Gemeinschaftsgarten im quirligen Stadtteil Kreuzberg und war einer der Vorreiter des so genannten Urban Gardening, also des gemeinschaftlichen Gärtnerns in der Stadt. Auf einer Wiese im mittleren Teil des Friedhofes haben die jungen Gärtner 60 Hochbeete aufgestellt, alle aus rohen Brettern zusammengezimmert und jeweils einen Quadratmeter groß.“
Selbsternannter „Eldergoth“ brachte sich das Schminken im Krankenhaus bei | Dailymail
Jane Wilkes (57) hat sich während eines längeren Aufenthaltes in Krankenhäusern die Zeit damit vertrieben, sich Schmink-Tutorials im Internet anzuschauen. Jetzt bezeichnet sie sich als „Eldergoth“ und trägt Make-Up und Kleidung mit einer erfrischenden Überzeugung. „You get a lot of people saying you can’t be a goth if you don’t wear this brand or that brand, but I think I can be my own goth, and do what I like […] Once you get to a certain age, the truth is that you really don’t care what people think, and while I have dealt with lots of abuse over the years, nowadays I get much more of a positive reaction with people telling me they want to be like me when they’re older.“
The Leipzig Glocal – Leipzigs internationales Web-Magazin | Leipglo
Vielleicht ist es jemandem aufgefallen: Leipzig ist eine sehr internationale Stadt geworden. Nachdem Berlin dank Spekulationen und Gentrifizierung unbezahlbar erscheint und viel von seinem Flair einer kulturellen Hochburg verloren hat, scheint nun Leipzig „The place to be“ zu sein. Die Internetseite „The Leipzig Glocal“ versucht, Leipzig für englischsprachigen Wahl-Einwohner zugänglicher zu machen, in dem es beispielsweise englischsprachige Ärzte listet, Kinovorstellungen in Originalsprache vorstellt oder auch Job-Angebote für „International People“ zu sammeln. Man sieht es auch als Aufgabe, das WGT vorzustellen, aus englischsprachiger Sicht. Wer wäre dafür besser geeignet als Jen Hoffert-Karas, die von der ehemaligen Pferdetrainerin zum Vollzeit Gothic-Klugscheißer mutiert ist: „There was one goth in Boston who started attending WGT in the nineties. Bob kept telling all of us how amazing the event was and also how cheap the houses were in Leipzig. He was always trying to convince us all to invest a few thousand dollars and create a “goth house,” but no one was willing to take that chance with Bob. I finally made it to Leipzig and WGT for the first time in 2005, and realized that Bob was right on both counts. WGT was amazing and at that time, Leipzig was still full of empty, broken-down houses. When the opportunity came to move in with friends in Leipzig, I took it. I’ve lived here since 2009, and today the WGT is even more important to me than it was then.“
WGT-Videosammlung
Diesmal gibt es dann doch noch was über das WGT. Mittlerweile haben vielen Vlogger (das sind Blogger mit Videokamera und ohne Tastatur) und auch andere Formate ihre Rückblicke auf das WGT fertig geschnitten und ich will es mir nicht nehmen lassen, den ein oder anderen vorzustellen:
Sheena Showtime zeigt uns aufgeregt und voller Vorfreude ihr erstes WGT, Reikon DeVore unterwegs auf dem viktorianischen Picknick und dem Victorian Village, der Eröffnungstanz der blauen Stunde auf der Bärlauch-Wiese, das MDR berichtete einen ganzen Tag lang immer wieder Live vom WGT in Leipzig, Ciwana Black treibt sich nur draußen herum und lässt sich gleich mal mit nacktem Babybauch ablichten, als Alternative zum überlaufenen viktorianischen Picknick hat sich das Steampunk-Picknick mittlerweile etabliert.
Transilvanische Salz-Mine zum Vergnügungspark umgebaut | National Geographic
1932 wurde die Salzmine im Rumänischen Turda stillgelegt. Jetzt hat man das unterirdische Areal zum Vergnügungspark umgebaut. Wer sowieso schon immer mal nach Transilvanien wollte, um auf den Spuren der Vampire zu wandeln, sollte sich diese Anblicke nicht entgehen lassen:
Comic Con Stuttgart 2019 | Youtube
Cosplay ist unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen schwer beliebt. Das äußert sich vor allem durch die immer größer werdenden Events, die in Deutschland stattfinden. Die Comic Con in Stuttgart, die als Ableger der legendären Comic Con in den USA (San Diego) gilt, ist mit über 50.000 Besuchern eine der größten. Wer bei diesen Bilder Lust bekommt, sich unter die Verrückten zu mischen, bekommt 10 Punkte auf der Nerd-Skala.
Jane ist toll! So eine Frau hätte man gerne zur Freundin. Ich bin mit 47 wahrscheinlich auch ein „Eldergoth“. ;) Leider unterhalten sich hier die Leute nicht auf der Strasse mit einem darüber, wie man rumläuft, die glotzen nur. Bestimmt sind die Briten da anders.
@Jane Wilkes: Ich finde ihre Einstellung sehr erfrischend, mit dem Alter kommt meistens eben die Gelassenheit. ;)
Gestern sah ich eine Gruftine in meinem Alter (um 26 Jahre alt), die eine Jogginghose trug, die über und über mit dem Wort „Goth“ (weiße Schrift auf schwarzem Grund) bedruckt war. Wenn man solche Kleidung braucht, dann ist man alles, aber kein Goth, imho.
Interessanter Mix, diese Wochenschau! Pietätlos, was man da mit den Friedhöfen vorhat bzw. schon macht! Menschenleichen als Dünger fürs Gemüse sind sicher supergesund ;)
In was für vergoldeten Zeiten leben wir doch. 1. Ich bin unter glücklichen schrägen schwarzen Vögeln immer zufriedener als unter unzufriedenen Spießbürgern. Apropo Vögeln…. 2. OK, wenn schon auf nem Kirchentag ne Vul…dings malen, dann aber auch nur während grade der Heilige Geist rein, oder der Sohn Gottes rausfährt… fällt mir ein in fünf Monaten ist Weihnachten… also als Bild mit religiösen Bezug… für alles andere bin ich zu konservativ und unkreativ. Empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria…. Auf nem Katholikentag könnte man als Ergänzung dann noch die heilige Vorhaut malen. Dann hätte man ein schönes Set… aus zumindest zwei Geschlechtern… wenn man beides besucht… eine schöne Idee zur Förderung der Ökumene. (Mist, an der Länge des Kommentars merkt man, dass ich immer gut in Religion war…bin. Danke ans Bodenpersonal. Man kann ein Leben lang immer was mit anfangen… das Kreuz Ass im Ärmel) 3. Bimmelbahn…. gähn… das ist mir zu wenig… da waren „wir“ schonmal weiter… siehe: Wo kann ich für die Wiederauflage unterschreiben? http://www.bestattungsmuseum.at/eportal2/ep/contentView.do/pageTypeId/69635/programId/74148/contentTypeId/1001/channelId/-51828/contentId/83971
Wiener Blut : Allerdings, wir sind sogar sehr privilegiert und merken es nicht einmal. Ich würde aber „silberne Zeiten“ sagen wollen weil „Gold“ ja irgendwie untrue ist. Das mit den Friedhöfen ist so eine Sache, in Hamburg fährt der Bus durch den Friedhof und in Barcelona geht sogar ein normale Straße durch den Gottesacker. Ich würde es positiv sehen. Solange ein Friedhof in der öffentlichen Wahrnehmung steht, wird er wenigstens erhalten.
Sylvia_Plath : Die Jogging-Hose muss ich haben! Jedenfalls für zu Hause auf dem Sofa :)
Kitty : Du bist demnach ein nearly elder goth. Ein Grufti, der sich älter fühlt als er ist, aber von Jugendlichen nicht mehr als seinesgleichen wahrgenommen wird. Kitty, das ist eine schwierige Phase in der du da steckst. Zu alt um jeden Trend mitzumachen, zu jung, um das Gefühl des „drüber zu sein“ zu teilen und längst von den Spuren des Lebens gezeichnet, die jede Schminksession in Selbstzweifeln enden lässt. Wir halten gemeinsam durch, Kitty. Dauert nicht mehr lange, dann sind wir auch drüber. ;)