Spontis Wochenschau #24/2011

Eine turbulente Woche, eine verrückte Zeit.  Es ist erstaunlich, aber manchmal fühlt sich das Leben so an wie ein Baum. Er wächst und gedeiht, verändert sich und verliert im Herbst seine Blätter um im Frühling wieder in neuer Blüte zu erwachen. Im Augenblick wiege ich mich im Sturm der Ereignisse, die um mich herum geschehen, jeder Ast wird auf seine Standfestigkeit geprüft – wie die Zeit fallen die Blätter des Baumes zu Boden. Im Blog ist es ruhig geworden, ich muss warten, bis sich der Sturm wieder gelegt hat. Ich muss warten, bis der Sturm den Baum von seinen Blättern befreit hat um zu wissen, was Kälte ist und darauf zu hoffen, dass er neue Blätter tragen wird. Die Blätter der Vergangenheit werden langsam Eins mit dem Boden, auf dem sie verwesen.

Nach diesem, eher philosophischem Ansatz einer Momentaufnahme, will ich versuchen, mich wieder darauf zu konzentrieren, etwas Produktives zu tun. Die Wochenschau ist eine ideale Gelegenheit, dem Wetter Rechnung zu tragen und etwas von dem weiterzugeben, was außerhalb des eigenen Dunstkreises geschieht und lenkt ein wenig von dem ab, was innerhalb geschieht.

  • Interview: The Exploding Boy | gothic.at
    Bei gothic.at gibt es ein spannendes Interview mit der aufstrebenden Indiepopgoten von The Exploding Boy (Heart of Glass): „Leute stecken uns in Schubladen. Oder fragen danach was für Musik wir spielen. Wir  haben uns darüber nie großartig Gedanken gemacht.“ Stefan, Sänger und E-Gitarrist bei Exploding Boy füllt sein Glas  nach und schüttelt den Kopf. Ist es vernünftiger sich selbst ein Etikett zu verpassen oder überlässt man das besser den Fans? Wir sitzen in der kuscheligen Bar des Viper Room, die heute wieder mal als Backstageraum herhalten muss. Auf abgewetztem Brokat vor bordeauxroter Tapete stürzen die Jungs sich in eine hitzige Diskussion ob sie jetzt doch lieber mit Popbands, Alternative- Acts oder Gothrockern verglichen werden. „Ich glaube wir spielen Pop. Indiepopgoth.“ Johann grinst.
  • Punk: Nadel im Ohr, Klinge am Hals | Spiegel 4/1978
    Manchmal birgt der Spiegel Perlen aus seiner eigenen Vergangenheit. „Häßlich geschminkte Jugendliche tragen in Müll-Klamotten, mit Nazi-Insignien und Hundeketten Protest gegen Arbeitslosigkeit und Langeweile in der Industriegesellschaft zur Schau. Ihr primitiver „Punk-Rock“ wird von Plattenfirmen erfolgreich vermarktet. Jet-Setter von New York bis München empfinden die Lumpen-Mode als letzten Schick. Doch echte Punker sehen den Rummel schon kritisch: „Da läuft irgendwas schief.“ Der Lärm aus den Marshall- und Hiwatt-Verstärkertürmen ist so groß, daß das Trommelfell nur noch ein undifferenziertes Pauken registriert. Die Wörter „Gib mir Tod, ich will nicht leben, also gib mir Tod“, die ein pickliger Teenager namens Johnny Blood, Sänger der Band „Dead Dogs“, hektisch ins Mikrophon heult, sind kaum zu verstehen.
  • Die ARD erreicht RTL Niveau: Willkommen Günther Jauch | Jacob Jung
    Wenn man seinen Fernseher stiefmütterlich behandelt, dann weiß man endlich warum: „Die Sendung hätte interessant werden können, wenn man statt des Springer-Chefs einen echten Zeitungsmann, statt des dauerbetroffenen Todenhöfers einen echten Friedensaktivisten und statt des Ex-Verteidigungsministers einen aktuell verantwortlichen Politiker eingeladen hätte und wenn das Format von einem Moderator geleitet würde, der etwas von Politik versteht und Spass daran hat, seine Gäste kontrovers gegeneinander antreten zu lassen. In der gewählten Besetzung blieb es allerdings bei musikalisch untermalter Langeweile und gewohnter Selbstdarstellung ohne jeden erhellenden Moment.
  • Undercover ins Irrenhaus | einestages
    1887 ließ sich die 23-jährige Reporterin Nellie Bly in eine Psychiatrie einweisen. Ihre Reportage über den menschenverachtenden Umgang mit den Insassinnen sorgte für einen Skandal, mit einer völlig neuen Art des investigativen Journalismus: „1600 Insassen befanden sich laut Auskunft eines Arztes damals im Irrenhaus auf Blackwell’s Island, doppelt so viele, wie die Einrichtung eigentlich fasste. Auf Nellie Blys Station waren 45 Patientinnen untergebracht. Die Episoden, die sie schildert, erlauben einen erschreckenden Einblick in die Behandlung der Patienten. Das Essen bestand die meisten Tage aus verschimmeltem Brot mit ranziger Butter, zähen, kalten Fleischbrocken, wässriger Suppe oder verdorbenen Früchten, so dass Bly nur selten etwas herunterbrachte.
  • Kultobjekt Musikkassette | KFMW
    Damit habe ich Stunden verbracht. An der Stereoanlage meiner Eltern, kniend auf dem weißen Flokati: „Das Ende einer Ära: Die Musikkassette tritt ab – eher still und heimlich als mit großen Knall. Dabei hat sie Generationen geprägt und an Musik herangeführt. Lange vor mp3 und Internet vollzog die bespielbare Audiokassette bereits eine Demokratisierung des Umgangs mit Musik. Spätestens mit dem Doppelkassettendeck waren der Kopierlust kaum noch Grenzen gesetzt.
    Aber es wurde nicht nur kopiert, sondern auch kreiert: Mixtapes waren Kunst- und Kommunikationsform – für viele sogar der moderne Liebesbrief. Nun sind die geliebten Tapes von damals nur noch Rohstoff für Kunstinstallationen oder nostalgische Marketingstrategien. „Tracks“ schaut zurück und erinnert sich mit zahlreichen Stars an Walkman, Bandsalat und das Rezept für den perfekten Mix.
  • BBC Dokumentation: The Code | misterhonk
    Das Mathematik nicht immer nur ein staubtrockenes Fach an der Schule ist, dürfte spätestens mit dieser wirklich sehr faszinierenden Doku klar sein: „Bei der BBC lief vor kurzem die drei-teilige Dokumentation “The Code” mit Mathematik Professor Marcus du Sautoy, der uns auf eine Reise mit nimmt die Schönheit der Mathematik in all ihren natürlichen Erscheinungen zu entdecken und dabei Primzahlen, die Fibonacci-Folge und natürlich Fraktale vorstellt.
  • Über die Unfähigkeit eigene Schwächen anzuerkennen| Blogblume
    Ricarda verschwindet in die Tiefe und gibt in einigen wirklich interessanten Artikeln ihren Gedanken hin:  „Halbwissen drückt schon aus, worum es geht. Menschen lesen sich in ein Thema ein, wissen schon ein wenig darüber, meinen aber, dass ihr Wissen dazu bereits alles umfasst. Unwillig sich weiterzubilden und unwillig sich einzugestehen nicht alle Aspekte eines Themas zu kennen ist es schwer mit solchen Personen zu diskutieren. Diese Menschen wissen vermeintlich alles, können alles und haben bereits alles gesehen. Nach außen hin vermitteln sie das Bild eines Profis, Menschen vertrauen ihnen und erleiden aufgrund des fehlenden Wissens Schaden. Solche Menschen enttarnt man meist erst dann, wenn man mehr weiß als sie selbst. Was sind die Ursachen? Die Sucht nach Anerkennung und Selbstdarstellung?
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shan_dark
shan_dark (@guest_16458)
Vor 12 Jahre

DANKE für den Bericht über Nelly Bly! Was Entdeckung! Wirklich ein klasse Artikel, den ich trotz seiner Länge bis zum Schluss verschlungen habe. War auch sehr gut geschrieben und echt eine sehr mutige Recherche. Wenn es damals schon den Pulitzer Preis gegeben hätte, dann hätte sie ihn gekriegt. Vermutlich ist Pulitzer durch die damals bei ihm angestellte Journalistin Bly 1917 überhaupt erst auf die Idee gekommen… 30 Jahre später!? Nun ja, man weiß es nicht.

Der arte-Tracks-Bericht ist mir ein bisschen hype-lastig. Klar hatte ich auch paar nostalgische Gefühle beim Anschauen der Doku, aber zu sagen „Kassetten waren cool!“… nun ja, so habe ich das damals jedenfalls nicht empfunden. Kassetten waren das einzige, was man selbst gestalten/bespielen konnte. Aber dieser nerv mit dem Vor-/Zurückspulen, umdrehen, arrrgh!!! Bandsalat, bei zu oft abgespielten MCs das Rumgeleiere oder ein plötzliches Kassettenende beim Aufnehmen… ich hatte es oft sooooo satt damit! Nein, Kassetten wünsche ich mir echt nicht zurück.
Mixtapes waren schon schön, aber ich kenne das auch mit selbstgebrannten CDs und fand die mit schön gestalteten Covern nicht weniger romantisch.

Auch über den Sean Penn Film bin ich nicht so euphorisch. Klar, Sean Penn kommt echt sehr gut als alternder Gruftie und sieht toll aus. Aber die Story?? KZ, Ausschwitz und dann noch so’n bisschen Komödie dazu. Daran reizt mich weder noch.

Aber „Bloody Disgusting Punk-O-Rama“ ist geil!! Kann man super durchhören und ansehen. Den Zusammenschnitt stelle ich mir mal in den Spezialitätenschrank… hahaha

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