Queercore: Dokumentation über die schwule Seite des Punks bei ARTE

Queercore ist eine Szene, die sich offensiv und selbstbewusst mit der eigenen Homosexualität, Bisexualität und Queerness auseinandersetzt und sich gegen die mitunter homophobe Punk-Szene der frühen 80er Jahre richtet. Zwischen einem angepassten schwulen Mainstream und einer radikalen, aber homophoben Punk-Bewegung, versuchen queere Künstler und Bands ihrem kämpferischen Selbst eine sozialkritische und auch politische Attitüde zu geben. Sie wollen extrovertiert, laut, schrill und unangenehm sein und sich mit Ellbogen einen Platz in den Subkulturen erschaffen.

ARTE hat aktuell Teile der Doku „Queercore: How To Punk A Revolution“ aus dem Jahr 2017 in einer übersetzten Fassung in einer eigenen Dokumentation im Programm, die ihr euch noch bis zum 5. Dezember anschauen oder auf der heimischen Festplatte sichern könnt. Da ich weder den Film noch die Doku hier einbinden kann, gibt es erstmal nur den Trailer, bei ARTE könnt ihr euch aber – wie gesagt – die ganze Dokumentation über Queercore anschauen.

Da ich mich auch noch nicht wirklich mit dieser – nach wie vor aktuellen Bewegung – auseinandergesetzt habe und Homophobie in Subkulturen auch in der Gothic-Szene ein aktuelles Thema ist, wie ein zukünftiger Artikel zeigen wird, schaue ich mir die Dokumentation mit euch zusammen an. In der Beschreibung heißt es:

In den 1980er und 1990er Jahren rückte eine lose verbundene Gruppe nordamerikanischer Punk-Künstler und -Künstlerinnen ihre queeren Identitäten radikal ins Zentrum der eigenen Arbeiten – und lehnte sich damit nicht nur gegen die damals von heterosexuellen Männern dominierte und latent homophobe Punk-Szene auf, sondern auch gegen den allzu angepassten schwulen Mainstream. Der Filmemacher Yony Leyser lässt dazu die schillernden Schlüsselfiguren der Bewegung zu Wort kommen: die FilmemacherInnen Bruce LaBruce und G. B. Jones, die MusikerInnen Kim Gordon (Sonic Youth), Jody Bleyle (Team Dresch) und Kathleen Hanna (Bikini Kill), ihren schamlosen Wegbereiter John Waters – und viele mehr. KünstlerInnen wie Beth Ditto und Peaches erzählen, wie die Bewegung ihr Verständnis von queerem Leben und Denken geprägt hat, das sich von allen normativen Einschränkungen löste. Filmclips, Konzertausschnitte und Aufnahmen der spektakulärsten Aktionen dokumentieren das vielschichtige Schaffen der Szene. Das mitreißende Szene-Porträt schließt nicht nur eine klaffende Lücke innerhalb der nicht-heterosexuellen Geschichtsschreibung, es ist auch ein wilder Appell gegen jede Form der falschen Anpassung.

Ein wenig schmunzeln muss ich über die Warn-Einblendung auf der ARTE Seite: „Dieses Programm ist nicht geeignet für Kinder, Jugendliche oder empfindsame Zuschauer.“ Also, ihr erwachsenen Empfindungskrüppel, viel Spaß beim Anschauen ;) Ich freue mich über eure Reaktionen und werde auch bald das Thema aus einer anderen Sicht hier im Blog veröffentlichen.

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gagates
gagates (@guest_58479)
Vor 4 Jahre

das buch homopunk history beschäftigt sich ebenso mit dem thema

Bibi Blue
Bibi Blue(@biljana)
Vor 4 Jahre

Sehr interessante Doku, vor allem weil der Kontext durch die Vertreter*innen dieser Bewegung erklärt wird. Damit erklären einige auch ihre Art des Protests und der Provokation, wie auch ihre Mittel. Einerseits verständlich, andererseits würde man gleiches Verhalten bei Heteros stark verurteilen (zum Beispiel Unbekannte nach Hause mitnehmen, betrunken machen, fotografieren…). Ich fand Am Anfang besonders den Bezug zu den Situationisten spannend.
Jetzt bin ich natürlich auf den ankündigten Artikel gespannt.

Wiener Blut
Wiener Blut (@guest_58488)
Vor 4 Jahre

Das „Problem“ das eigentlich immer mitschwingt, das Ganze sogar pusht…. ist die Erziehung/Erwartung/Förderung/zu wenig Kritik des „Macho“ Verhaltens. Und ich persönlich diskutiere da auch nicht, in wie fern das „angelegt“ oder „natürlich“ ist. Ar*lo*h Aspekte in diesem Verhalten, sind nunmal zu sanktionieren meiner Meinung nach, es sei denn ein Masochist will das unbedingt erdulden. Das Problem des Machos schiebe ich aber den Jungs, Vätern, Männern nicht allein in die Schuhe, Frauen sind da auch oft dran mit beteiligt. (Genauso wie sie das „verpüpplichen“ anderer Frauen oft direkt oder indirekt mit tragen oder sogar fördern) Klar das Männer die da wenig mit am Hut haben, von außen aber dem Druck irgendwie ausgesetzt sind, oft entweder „einknicken“ und „verspießern“ oder eben aus Protest „verbiestern“… das meine ich aber nicht so böse wie es sich liest. Umgekehrt gilt das natürlich auch für Frauen, die das „Püppchen“ für sich ablehnen bzw nicht in das „Püppchen Schema“ passen. Mich persönlich überrascht das negativ, das in Subkulturen bei einem Teil der Mitgliedern das Verständnis dazu fehlt, bzw sogar die Ab- und Auflehnung dagegen abgelehnt wird, und damit natürlich auch die sich auflehnenden Personen. Grade weil alle Subkulturmitglieder auch der Gefahr des Unverständnis und der Ablehnung generell ausgesetzt sind. Naja, für mich persönlich wird das Thema „Geschlecht“ und Erwartung daran, oft direkt an plumpe Stereotype und Sex gekoppelt, sowieso viel zu hoch gehängt. Wer bin ich, Erwartungen an Fremde zu knüpfen, außer vielleicht das sie einem irgendwie auf Augenhöhe begegnen. Wer bin ich, das ich andere Paarungen und Begattungen einfach kritisieren soll/darf/kann, solange ich nicht da mit drinnen stecke, und keiner daran irgendwie leidet. Ich denke, die wenigste Zeit im Punk oder Gothic geht beim Vögeln drauf, viel mehr am Genuss von Kunst, Mode, Veranstaltungen, Zeit mit Gleichgesinnten zu verbringen, Freunde zu finden, oder sogar Partner/Partnerin für den Alltag und die Zeit dazwischen zu finden. Bla bla… danke für die Arte Doku. Arte ist oft ein reinschauen wert.

Wiener Blut
Wiener Blut (@guest_58491)
Vor 4 Jahre

@ Robert: Da gebe ich dir Recht, und habe auch nichts hinzuzufügen.

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