11. November: Vom Hoppeditz und anderen Traditionen

Der 11. November ist ein ereignisreicher und sehr rheinischer Tag. Es gibt kaum einen Tag an dem so viele Traditionen und Gebräuche, Wörter und Begriffe benutzt werden wie an diesem Tag. Übrigens erschien am 11. November 1954 der zweite Teil der Herr der Ringe Trilogie von Tolkien und die ehemaligen Alliierten feiern den Veterans Day, Wikipedia ist schon ganz schön informativ.

Der Hoppeditz, wird jedes Jahr mit dem Beginn der Karnevalssession, dem 11. November um 11:11 zum Leben erweckt. Vom Pferd des Reiterstandbildes von Jan Wellem auf dem Düsseldorfer Marktplatz hält er seine lustige und bissige Eröffnungsrede und läutet damit die neue Karnevalssession ein. Der Erzschelm war verwandt mit Till Eulenspiegel und Nachfahre des Hofnarren. Auf jeden Fall war er vorher schon in der rheinischen Fastnacht bekannt als Hanswurst. Er genoß in Düsseldorf so hohes Ansehen, daß ihm 1841 auf dem Karlplatz sogar ein Denkmal gesetzt wurde, dort blieb es allerdings nur bis 1860.

Hoppeditz-DenkmalKarneval. In dieser Zeit mutiert man vom Bröckchen der Subkultur zum anerkannten Mitglied der Gesellschaft weil viele Mitmenschen den Gruftie oder den Punk als Träger eines Kostümes sehen. „Guck mal, der hat sich als Punker verkleidet!“ Doch bevor sich der gemeine Bürger ans Austreiben des Winters begibt, muss dieser erstmal beginnen und der Brei aus christlichen Feiertagen und Absatzorientierter Gewinnerzielung durchlaufen werden, der nicht etwa in einem besinnlichen Weihnachtsfest endet, sondern viel zu oft in einem Kosumrausch. Kinder warten auf den Weihnachtsmann nicht auf´s Christkind.

Konsumrausch. Am 11. November ist auch noch der Martinstag, Feiertag eben jenes Martin von Tours der mit dem Bettler seinen Mantel teilte und im Alter von 81(!) Jahren starb, was zu dieser Zeit wohl Rekordverdächtig gewesen sein dürfte. Ein Fest an dem die Kinder mit selbstgebastelten Laternen durch die Straßen ziehen, Lieder singen und jedes Jahr auf´s neue die Geschichte spielend erleben und ein knisterndes Martinsfeuer die Gemüter der anwesenden erhellt. Die ollen Gänse, die Sterben müssen weil sie Herrn von Tours im Stall verraten haben tun mir ja fast ein bisschen leid, dass sie für die Fehler ihrer Vorfahren vor 1600 Jahren immer noch geradestehen müssen.

Natürlich ist selbermachen, nicht verkleiden, singen und Ehrenamt Gift für den Umsatz, deshalb haben die führenden Industrien sich zusammengeschlossen und kurzerhand Halloween bei uns eingeführt. Der ist in den USA ja schon durch eine umfangreiche Produktpalette erschlossen, bietet sich geradezu an und wer hat´s erfunden?  Die Idee dazu habe die Iren nach Amerika gebracht.

Jetzt ziehen bei uns seit dem 5. November täglich Martinsumzüge und Kinder singen mit gebastelten Laternen ihre Lieder. Erstaunlicherweise kennen Kinder ja keine Integrationsprobleme oder Berührungsängste und war ich um so erstaunt, das die türkischen Kinder der Gruppe vor meiner Tür textsicher und lautstark in Erinnerung geblieben sind. Kinder an die Macht!

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