Kölner Dom: Kultur für Einsteiger

Als Einwohner einer Provinzmetropole wie Mönchengladbach hat man es nicht leicht. Den meisten ist höchstens der Fußballverein bekannt, ein paar kennen das Münster, ein paar weniger die anderen unspektakulären Sehenswürdigkeiten, ganz zu schweigen von Prominenten. Die älteren kennen noch einen gewissen Dr. Josef Goebbels, der als fragwürdige Nazi-Berühmtheit bekannt ist, obwohl der eigentlich Rheydter und kein Mönchengladbacher war. Wie dem auch sei.

In einer so provinziellen Stadt klammert man sich eben das was man hat und ist bestrebt, insofern eine Spur von gesundem Lokalpatriotismus vorhanden ist, die Vorzüge seiner Heimat hervorzuheben, abgesehen von den dunklen Flecken der Vergangenheit natürlich. Jedenfalls neigt man hier bei uns dazu, dann ganze Regionen mit einzubeziehen um die Anzahl der Sehenswürdigkeiten zu steigern, so sieht sich der Gladbacher gerne als Rheinländer und nimmt auch gleich noch Düsseldorf und Köln mit ins Boot, das ist andersherum nicht so populär. Der Kölner ist Kölner und der Düsseldorfer Düsseldorfer, so ein furchtbares Metropolengehabe!

Vor ein paar Jahren (eigentlich vor rund 15 Jahren) war ich schon mal auf dem Kölner Dom, dem Bauwerk das auch über die Deutschen Grenzen hinaus als dritthöchstes Kirchengebäude der Welt und Weltkulturerbe bekannt ist. Muss man mal drauf gewesen sein, gehört zum Rheinländer einfach dazu, genau wie Karneval und im Rhein baden. Meine bessere Hälfte war aber noch nie auf dem Dom. Klar das ich hier einschreiten musste und mit ihr heute zum Kölner Dom gefahren bin.

Zunächst einmal ist es faszinierend , was so eine Fahrt mit der Bahn kostet, denn ich hatte mal Lust auf Bahnfahren und habe mich das ganze 19,20€ (!) für die 50 minütige Hin- und Rückfahrt kosten lassen.

Dafür ist die Gebühr für die Besteigung mit 2,50 € erschwinglich, auch wenn man dafür die 509 Stufen eigenfüßig zurücklegen muss. Der Aufstieg ist nichts für klaustrophobische Menschen oder empfindliche Nasen, denn ob Japaner, Italiener, Amerikaner oder Bayern – der Schweiß riecht überall gleich. Die Wendeltreppe ist eng und legt erst im Glockenraum eine Pause ein. Wie riesig die Glocken sind, kann sich jeder bildlich vorstellen, die Klöppel sind ebenfalls gewaltig.

Genug Pause, weiter geht es zur Aussichtsplattform, die mit ihrem Weitblick (bei entsprechendem Wetter) einen tollen Weitblick liefert, Düsseldorf liegt zum Greifen nahe, nur Mönchengladbach geht wieder einmal im Wasserdampf der Braunkohlekraftwerke unter. Schön ist, das man es unterlassen hat, die unzähligen Unterschriften und „I was here“ Schriftzüge zu entfernen, die gehören für mich einfach dazu und versauen das Bild des Rundgangs nicht wirklich. Jedenfalls nicht für mich.

Nennen wir es Kultur für Einsteiger oder eine Säule des Rheinländers. So eine Besichtigung des Kölner Doms gehört einfach dazu, es ist und bleibt ein faszinierendes Bauwerk, auch wenn man jeden religiösen Hintergrund ausblendet. Und immerhin kostet es keinen Eintritt den Dom von innen zu besichtigen, für die Westminster Abbey in London verlangen die Briten freche 15 Pfund (~18 €) Eintritt! Ich habe den Entschluss gefasst, auch die eigene Stadt zu erkunden und mir zu mindestens die schönsten Bauwerke der eigenen Stadt unter die Lupe zu nehmen, im Alter macht man sowas einfach. Eine Besichtigung des Wasserturms in Mönchengladbach habe ich mir ganz fest vorgenommen. Kennt Ihr eure Stadt?

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endgueltig
endgueltig (@guest_3814)
Vor 14 Jahre

Klar kenne ich meine Stadt; auch kulturell!
Und wir Kölner lieben die Kirche da neben dem Hauptbahnhof sehr. Größte Glocke der Welt und so…

Aber in Mönchengladbach gibt es doch ganz bestimmt einiges zu sehen. Also ich kenne mich nun nicht so aus, aber ich kann mir nicht vorstellen, das es NIX gibt…

Jessica
Jessica (@guest_3818)
Vor 14 Jahre

„im Alter macht man sowas einfach“ – oje, dann bin ich auch eindeutig alt. :,)

Und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich, obwohl ich während des Studiums 4 Jahre in Köln gewohnt habe, nie im oder auf dem Dom war. Auch den Melaten-Friedhof, der nur zwei Bahnstationen von meiner Braunsfelder Wohnung entfernt war, habe ich nie besucht. Ich hatte mir beides immer vorgenommen, aber wenn man da wohnt, meint man immer, man könnte es ja auch morgen noch tun…

Immerhin, in Düsseldorf – da wollte ich trotz des Arbeitsplatzes als Wahl-Kölnerin natürlich erst nach ein paar eher tristen Jahren in Neuss hinziehen – war ich da schon vorbildlicher. Ich kenne die Stadt nach zwei Jahren wohnen schon besser als Köln nach vier oder Neuss nach über fünf. Ich habe sogar eine teilweise recht dröge Führung durchs Rathaus mit Schwank aus der Stadtgeschichte über mich ergehen lassen.

Nur in der Oper war ich leider noch nicht. Auf dem Fernsehturm auch nicht. Dafür im Stadttor daneben (aus dienstlichen Gründen) schon sehr oft – da gibt es bei klarem Himmel tolle Sonnenuntergänge mit Blick über ganz Düsseldorf.
Als nächstes würde ich gerne mit der Weissen Flotte nach Köln tuckern, vielleicht sogar bis Koblenz zu meinen Eltern.

Jessica
Jessica (@guest_3820)
Vor 14 Jahre

*lach* Das klingt wohl spektakulärer, als es ist: Ich habe das CMS der Staatskanzlei NRW eingerichtet und war zu einer Besprechung in einem Besprechungsraum mit toller Aussicht. Es war Winter, und leider hat die Besprechung unglaublich lange gedauert…

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