Frische Ernte und konservierte Legenden: Neuerscheinungen im März

2012 macht genau da weiter, wo 2011 aufgehört hat. Mit einem Überangebot an Musik, an Bands und neuen Künstlern. Dazwischen finden sich immer wieder die Legenden, bei denen die Aufmerksamkeit mit dem Namen kommt, die aber oft genug nichts neues zu bieten haben und sich damit konservieren. Muss nicht schlecht sein, kann aber auch nach Hinten losgehen. Daneben gibt es aber auch immer wieder Legenden, die mit frischen Ideen eine Entwicklung vorantreiben, die nicht jedem Fan gefällt. Muss es aber auch nicht, selbst Fans neigen dazu, ihren Geschmack zu konservieren. Newcomer, so nennt man auch hierzulande neue aufstrebende Bands auf der musikalischen Bühne. Doch wer nicht durch etablierte Zeitschriften und Fernsehsender gepusht (wieder so ein Wort) wird, droht im Überangebot zu ertrinken und wird wohl nie einem Preis als bester Newcomer ernten. In meinem kleinen musikalischen Beet gibt es aber die erste frische Ernte, die aus Platzmangel in meinem Garten der Leidenschaft aber nur ein sehr begrenztes Bild auf die Vielfalt der Musik gibt. Ist mein Garten, hier wächst nur, was mir schmeckt. Hoffentlich ernähre ich mich bald nicht nur noch von Konserven.

Was für ein Zirkus. Mit „The Magic Circus“ melden sich 18 Summers nach 10-jähriger Abstinenz wieder zurück. Das Album steckt voller Überraschungen, gerade für die Fans der Band „Silke Bischoff“, denn offensichtlich hat man sich nach den schier endlosen Streitigkeiten um den Namen auch von der musikalischen Grundorientierung getrennt. Manche nennen es Entwicklung, mein Geschmack ist es nicht.  „I’m living in the Eighties!“ Das Urgestein des Post-Punk Bewegung Killing Joke, das vor nun mehr 33 Jahren sein Geburtsstunde feierte, meldet sich mit ihrem neuen Album MMXII wieder einmal in beeindruckender Weise auf der Bildfläche zurück. Ab April wollen sie mit einer Europa-Tournee auf sich aufmerksam machen, nötig haben sie das freilich nicht.

Älter und ruhiger sind sie geworden, die Legenden der Formation Ultravox, aber nach wie vor quicklebendig. Nach 28 Jahren erscheint im Mai ihr neues Studio-Album „Brilliant“ (Making of Video), das voller Spannung erwartet wird. Den Geist der Pioniere des Synth-Pop geht die schwedische Newcomer-Band Ostrich konsequent weiter und veröffentlicht am 14. Mai ihr Debütalbum „The Ostrich Effect“. Wer nicht weiß, worum es geht, kann hier Probehören. Wir verlassen die poppigen Wolken ohne die Synthie-Teppiche zu tauschen.  Die Selektion bringt ihren ersten Longplayer auf den sehnsüchtigen Markt. „Die Selektion“ bietet neben den bekannten Stücken ihrer EP „Noire“, über die ich bereits berichtete, auch einige neue Stücke und wirklich gelungene Remixe, die man sich allesamt auf  dieser Seite Seite anhören kann. Mit dem Stück „Dust“ spricht man nun auch eine internationalere Sprache, ob dadurch die so sympathische Ungeschliffenheit verloren geht? Ich bin mir unsicher.

In weitaus schwärzere Fußstapfen treten ganz andere Kinder. Nach ihrem grandiosen Debütalbum veröffentlichen die O.Children am 28. Mai ihr zweites Album „Apnea“. Die psychedelisch-düstere Singleauskopplung „PT Cruiser“, kann man sich nicht nur bei Soundcloud anhören, sondern auch kostenlos herunterladen. Nach dem vorläufigen Ende von Faith and the Muse kann sich Monica Richards nun wieder ihren Solo-Projekten widmen, die mit dem Album „Naiades“ nun ihre Erfüllung fanden. Ob das als stimmungsvoll angekündigte Konzeptalbum bei Fans der alten Formation ankommt, bleibt abzuwarten.

Vorgestern war Freitag der 13., da war doch was? Stimmt, The Beauty of Gemina veröffentlichten einen schwarzen Freitag vorher (im Januar), ihr neustes Album „Iscariot Blues“. Das Drumherum war aber offenbar schwärzer, als der Inhalt selbst. Das poppige „Stairs“ hinterließ mich enttäuscht. Die Verkörperung der amerikanischen Dualität Marilyn Manson gibt sich am 30. April die Ehre und veröffentlicht sein neuestes Werk „Born Villain“ und gibt damit endlich zu, als Bösewicht geboren zu sein. Böse Zungen übersetzen den Albumtitel auch mit seiner historischen Bedeutung des Sklaven, auf Manson trifft aber auch alles zu. Das Stück „No Reflection“ gibt Manson seine typische Ästhetik.

Ob And One mit ihrem neuen EP „Shice Guy“ hier auf etwas anspielen? Fakt ist jedenfalls, dass die EP mit dem womöglich süßesten Cover der And One Geschichte ein Geschenk ist. Ihr dürft es euch kostenlos und einfach so herunterladen. Wer es gut findet, hat ein schönes Geschenk. Wer nicht, er hat nichts verloren. Ein „Gefällt mir“ für das Profil von Peter Heppner bei Facebook reicht, schon gibt es die Single „God Smoked“ aus dem im Mai erscheinenden Album „My Heart of Stone“ ebenfalls zum kostenlosen Download, den Videoclip dazu obendrein. Wer jetzt einen Arzt braucht, wird bei den Ärzten fündig, denn die haben mit „Auch“ ein neues Album veröffentlicht, dass für die Nostalgiker auch auf Vinyl gibt (ihr wisst schon, kleines Loch in der Mitte, Größe einer Pizza und in stylischem Schwarz gehalten). Treue wird bei der Band großgeschrieben, so gibt es auf dem Album wieder schönes altbekanntes zu hören, dass mit markanten Texten wieder einmal alles auf den Arm nimmt. Fleißig waren die drei Witzfiguren auch, zu jedem der 16 Lieder des Albums gibt es auf Youtube ein Video zu sehen.

Blut aus Steckdosen? Der Trailer zu VCMG (Vince Clarke und Martin Gore) neuem Album „Ssss“ riecht förmlich danach, dass Gore seine Nachnamen und seiner Passion alle Ehre macht. „Experimentierfreudig“ würde ich das neue Album nennen, Clarke und Gore scheißen auf das, was man von Ihnen erwartet und probieren sich gnadenlos aus. Wenn man alles erreicht hat, dann darf man sowas machen. Man muss sogar. Das Stück „Lowly“ (oben zu sehen und zu hören) zeigt was ich meine, die Einordnung überlasse ich Euch. Schmeckt komisch, ist aber irgendwie lecker.

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Epitaph
Epitaph (@guest_19393)
Vor 11 Jahre

Das was ich vom neuen 18 Summers Album gehört haben, fande ich auch furchtbar. Irgendwo zwischen Pop und Schlager… Und das obwohl ich die alten Sachen von Silke Bischoff echt gerne mag.

Mich überrascht auch die weiche poppigere Art von Killing Joke. Hätte den Herren solch ein schönes „Liebeslied“ nicht mehr zugetraut. Sehr schön.

Also bei mir als Faith and the Muse – Verehrer kam das neue Monica Richards Album sehr gut an. Mich hat nur geschockt, dass der Inbegriff der Stabilität und Schönheit, dass paar Faith & Richards nicht mehr ist. Sehr sehr schade. Ich hoffe, dass das neue Projekt von William Faith und Scary Lady Sarah (eine relativ bekannte Djane, besonders in UK) musikalisch das halten kann was es verspricht.

Das aktulle Album von Beauty of Gemina enttäuschend? Sehr schade, dabei habe ich soviel auf diese Band in naher Zukunft gesetzt. Habe es allerdings noch nicht um qualitativ darüber urteilen zu können.

Die Neuigkeiten von Herrn Heppner nehme ich auch mit viel Vorfreude auf. Danke für den Hinweis, habe ihn glatt vergessen;)

Ja und die Original Rammstein Besetzung ist einfach super. Besonders das kleine Mädchen das in reinster Laibach-Manier die „Marschtrommel“ mit den Rasseln schlägt haut mich immer wieder um^^

Marcus
Marcus (@guest_19460)
Vor 11 Jahre

@Epitaph: William Faith und Scary Lady Sarah sind mir bisher nur als DJ-Team beim letztjährigen WGT begegnet. Die Beiden wollen nun auch gemeinsam Musik machen und nicht nur auflegen?

Katrin
Katrin (@guest_19472)
Vor 11 Jahre

Ja, Marcus. Und die ersten Töne, die man erhaschen kann, klingen vielversprechend. Ich jedenfalls bin gespannt, was aus all dem wird. Schau mal hier ->
https://www.kickstarter.com/projects/303880739/the-bellwether-syndicate-the-night-watch-ep-video

ronjaRT
ronjaRT (@guest_19482)
Vor 11 Jahre

danke katrin, und epitaph! aber beim thema *furchtbar* ist sicher nichts so wie es scheint http://www.bodystyler.org/de/features/detail.php?beitragid=303 ^^

Death Disco
Death Disco (@guest_19489)
Vor 11 Jahre

Mehr Möpse und Muschis im Booklet hätten den Vorteil gehabt, dass auf den ersten Blick erkennbar ist, dass es sich um Fotos von Felix Flaucher handelt, dass wir auch nach so langer Zeit nahtlos an unsere Vergangenheit anknüpfen blabla. Aber ich bin schnell gelangweilt und hatte mir sogar überlegt, ob ich nicht beim Artwork komplett auf Fotos verzichte und stattdessen Illustrationen wie auf dem Cover des Booklets verwende. Inzwischen ertrinken wir in einer wahren Flut an Fetisch-, Burlesque- und FickiFicki-Fotografien, kein Magazin, das nicht zum Jahreswechsel einen geschmackvollen Titten-Kalender rausbringt, wie er auch heute noch in jeder Autowerkstatt an der Wand hängt.

Wie recht er doch hat. Gerade solche Wichslektüren wie Dark Spy halte ich für wahnsinnig überflüssig. Flaucher hingegen stellte die Mädchen auf seinen Fotos immer recht unaufdringlich dar, nicht so penetrant und pornohaft. Wenn diese Magazine derartige Kalender dann auch noch als „Gothic-Kalender“ vermarkten, möchte man die Verantwortlichen dafür steinigen.

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