Den rund 150 Gästen des 4. Young & Cold Festivals in Augsburg sind die beiden Abende sicherlich noch in bleibender Erinnerung geblieben. Während in der Ballonfabrik der Tanzschweiß von der Decke zu tropfen drohte, schüttete es draußen wie aus bayrischen Eimern auf den sonst so gemütlichen Außenbereich der Location. Auch der überdimensionierte Boller-Ofen vermochte es nicht, die wenigen Frischluftwaver über die obligatorische Zigarettenlänge hinaus draußen zu halten. So kam es gerade im überdachten Eingangsbereich zu gelegentlichen, aber irgendwie sehr spannenden Staus, die sämtliche Berührungsängste auf sympathische Art und Weise im Keim erstickten. Der Stimmung konnten jedoch auch die Umstände nichts anhaben und so fragte man sich spätestens am Sonntag Mittag, wie es 2017 (14. September bis 17. September) mit dem Young & Cold weitergehen würde.
Flederflausch hat sich glücklicherweise mit den Machern im stillen Kämmerlein getroffen und genau diese Frage in die Runde geworfen, denn für 2017 wurde ja bereits im Vorfeld schon angekündigt, das Festivals auf 3 Tage auszudehnen und über mehrere Locations in Augsburg zu verteilen. Grund genug ein wenig über die Details in Erfahrung zu bringen. Außerdem sprach sie das angeschlossene Label an und wollte in Erfahrung, was es mit der Kassetten-Nostalgie auf sich hat, wie das Young & Cold Team die Szene einschätzt, was sich Babsi bei der Deko so gedacht hat und wie man in Zeiten von Internet und gefühlten Festivals an jeder Ecke mit seiner Nische die Treue hält.
Flederflausch: Erzählt mal was über dieses Jahr.
Daniel: Eigentlich hätte die Ballonfabrik eine neue Anlage kriegen sollen, aber die ist noch nicht aufgebaut gewesen, dann hätte es noch einen besseren Sound gegeben. Aber das ist dann für nächstes Jahr. Wir haben ja große Pläne für nächstes Jahr. Wir wollen alles ein bisschen größer machen. Auf die Stadt verteilt und in mehreren Clubs und über 3 Tage.
Ist die Musik dann unterschiedlich, je nach Club? Über welche Größenordnung reden wir dann für nächstes Jahr?
Marcel: Donnerstag startet das Festival mit 2 bis 3 Bands in der Soho Stage, einer ganz kleinen Location in der Augsburger Innenstadt. Diese Location ist somit neu im Festival. Dort machen wir auch Partys mit Veranstaltern aus München zusammen. In die Location passen 100 Leute rein. Das ist ein guter Auftaktstart ins Festival.
Freitag bleiben wir hier in der Ballonfabrik mit klassisch 155 Tickets. Die Ballonfabrik ist unser zu Hause und soll immer ein Teil des Young and Cold Festivals bleiben.Samstag werden wir in der Musik Kantine mit 350 Tickets einen erneuten Versuch starten (nach 2014) es etwas größer aber dennoch auch klein zu halten. Es bleibt also familiär, selbst mit insgesamt 350 Gästen.
Wir haben jedes Jahr das gleiche Problem: viele Ticketanfragen – vor allem für den Samstag, wir hätten dieses Jahr locker das Doppelte verkaufen können. Hierbei geht es auch nicht darum Profit zu erwirtschaften, sondern den vielen Gästen aus 12 Ländern auch die Möglichkeit zu bieten ihre Freunde mitzubringen.
Manuel: Wir hatten ja 2014 den Sprung von dem ersten Festival – was gut angekommen ist – sofort in einen Raum für 800 Leute, da sind wir gerade so auf „0“ rausgekommen. Da haben wir gemerkt, dass es irgendwie ein bisschen mehr Anlauf braucht. So versuchen wir es mit diesem Schritt ein bisschen aufzufächern. Und es gibt auch genug andere Festivals, die noch über das Jahr verteilt sind. Das Datum, das wir für das Y&C Festival gewählt haben, ist auch abseits der Festivalsaison einzuordnen. Würde man das irgendwie vor dem Mai machen, hätte da noch keiner Lust einen drauf zu machen, und zwischen Mai und Sommer braucht man nichts zu machen, weil da einfach zu viel anläuft.
Wenn man sich große Festivals anschaut, dann ist alles irgendwie homogen und ihr sprecht eine kleine Nische an. Habt ihr das Gefühl, dass es das irgendwie anders macht oder ein schöneres Beisammensein erzeugt?
Manuel: Es wird einfach nur ein anderer Flügel der Szene bedient. Und mit dem einen Flügel lässt sich eben nicht großartig Geld verdienen, wie auf großen Festivals. Im Grunde ist es nichts anderes, als was andere Leute in anderen Städten auch machen und diesen Flügel dann dadurch am Leben erhalten.
Marcel: Die Szene möchte ja auch, dass es klein und „punkig“ bleibt. Zu deiner Frage was wir anders machen? Ich glaube einfach und möchte behaupten, dass die meisten Gäste mit irgendeinem von uns Veranstaltern befreundet sind oder man sich von Konzerten und Veranstaltungen her kennt. Wir sind jetzt alle gut 15 bis 20 Jahre in der Szene, da lernt man viele wunderbare und interessante Menschen kennen. Das ist Familie für uns…
Babsi: Aber genau das macht ja dieses familiäre Flair aus. Wir wollen kein Geld mit den Leuten verdienen und genau das ist dann doch irgendwie familiär. Wir machen das aus Lust und Liebe!
Manuel: Alles das, was wir per Merch einnehmen, fließt auch bis auf den letzten Euro in neue Plattenproduktionen, dass wir dann im Jahr wieder einige Independent-Alben veröffentlichen können. Es reicht zwar nie vollständig, aber jeder Cent fließt eben genau da rein. Von uns bereichert sich jetzt niemand und füllt sein Bankkonto auf.
Babsi: Wir haben regelmäßig die Schnauze voll, aber wenn die Gäste dann glücklich sind denk ich: „Ah! Ist das toll!“ Wenn die Gäste zufrieden sind, bin ich immer zufrieden. Wenn sie alle lächeln und alles loben denk ich immer: „Ja, okay. Ist doch gut, dass wir das gemacht haben.“
Ihr habt das Plattenlabel angesprochen. Was ist denn da in der nächsten Zeit geplant?
Marcel: Geplant ist, dass wir weitere Künstler ins Label holen möchten und weiterhin langsam „Step by Step“ wachsen möchten.Wir haben jetzt Werner Karloff ins Label geholt, dieser Junge wird sicher bald in Europa mehr Beachtung bekommen. Nächstes Jahr möchte ich in Mexiko zwei Wochen Urlaub machen und mir die ganzen Bands, die es dort gibt mal genauer anschauen und persönlich kennen lernen. Da wird sicher noch der ein oder andere Künstler aus Mittelamerika zu uns stoßen, ich sehe dort viel Potenzial im Moment. Auch sind wir sehr froh darüber, dass „Basti“ und Giulia alias Paradox Sequenz wieder zurückgekehrt sind zum Label. Eine weitere Band, die man bisher nur von Y&C Samplern kennt, wird 2017 ihre erste Bühnenerfahrung sammeln, lasst euch überraschen ;)
Vielleicht werden wir auch einen Aufruf starten an junge Nachwuchsbands. „Bewerbt euch bei uns, wenn ihr ohne Label seid“ Wir bieten sehr faire Verträge und ein professionelles Team. Aber da müssen wir noch schauen wir unser finanzieller Puffer ist, da schon einige Veröffentlichungen bevorstehen werden.
Manuel: Es sind jetzt genau 3 Alben geplant. Nachtanalyse sollen ihren Long Player rausbringen, Paradox Sequence einen Long Player und Endlose Emotion ebenfalls. Das ist jetzt so angedacht für Frühjahr nächsten Jahres.
Marcel: …und einige weitere CD Alben; Adam wird sein 2tes Album im Laufe des Jahres veröffentlichen, auch Werner Karloff und Neue Strassen (auch aus Mexiko) sind schon grob in Planung
Daniel: Wir haben jetzt Kassetten gemacht, weil Kassetten auch ganz nett sind. Die kann man selbst produzieren und muss man nicht ins Presswerk geben. Das ist zwar auch viel Arbeit, dass man sich da dransetzt und die ganzen Drucksachen macht und bookiert. Aber es ist nett, mit so kleinen Kassetten anzufangen und Sachen rauszubringen, wo sich jetzt keine Platte rentiert. Kassette mit Downloadcode ist da super. Die kannst Du dir ganz einfach in die Hosentasche stecken und mitnehmen, das ist nicht so schwierig, wie bei einer Platte. Und Kassetten sind natürlich auch günstiger.
Die Frage ist nur – wer kann sich das noch anhören?
Babsi: Auch wenn man kein Kassettendeck hat, dann stellt man es sich einfach hin und findet es nett.
Daniel: Man kann die Kassetten auch ganz individuell gestalten, da hat jeder Künstler dann die Freiheit, da Inlays rein zu bauen oder Sachen beizulegen, das schon ein bisschen anders als bei einer Platte.
Hat es vielleicht auch was davon, der Vergangenheit ein bisschen nachzutrauern?
Manuel: Ja, einen gewissen Nostalgie-Wert hat das Ganze schon. Es ist uns schon irgendwie klar, dass sich nicht jeder, der eine Kassette kauft sich das Ding auch anhören will, sondern es einfach schön findet, dass noch jemand auf so einem alten Tonträger seine Sachen veröffentlicht. Und Manche stelle es sich aus genau diesen Nostalgie-Gründen in die Vitrine. Ich find das irgendwie schön, denn wer weiß ob es die ganzen Bands in 20 Jahren überhaupt noch gibt.
Worin liegt denn die musikalische Weiterentwicklung zur Nostalgie der Kassette?
Marcel: Der Flair zu den 80s ganz einfach. Die Gestaltung des Inlays, das bespielen der Tapes von Hand, das macht schon Spaß und man fühlt sich wie in seiner Jugend. Darüber hinaus: Geplant ist, dass wir auch im kommenden Jahr, die ein oder andere Tour machen wollen. Wir arbeiten jetzt immer mehr mit anderen Künstlern und Veranstaltern zusammenarbeiten, wo wir als Label oder einzelne Künstler des Labels eingeladen sind. Schön wäre es auch in anderen Städten die Young & Cold Abend als Spezialevent anzubieten in Kooperation mit anderen Veranstaltern (die sich trauen…). In Berlin ist für nächstes Jahr eine Party-Reihe geplant zusammen mit Berliner Bands, eine Tour durch England ist geplant, es gibt wieder Anfragen aus dem Deutschen Raum und auch aus Osteuropa.
War da nicht eine Idee mit dem Festival auf Tour zu gehen?
Marcel: Ja genau, es war eigentlich schon für dieses Jahr geplant. Leider sind jedoch die Vorstellungen diverser Veranstalter nicht kompatibel mit unseren Vorstellungen. Das komplette Team ist berufstätig, wenn wir Manu (Endlose Emotion) Babsi & Dani (NachtAnalyse) und Adam als Paket anbieten und nicht mal über Gage, sondern sogar über Spritkosten verhandeln sollen, fühlen wir uns nicht bereit diese Veranstaltungen zu unterstützen. Es ist nur ein kleiner Teil von Veranstaltern. Zum Glück gibt es auch viele Veranstalter die sagen „hey ihr wisst es ist schwierig, aber ich lasse eine oder zwei Bands von Euch spielen, dass und dies kann ich euch geben“ Es geht prinzipiell nur um Wertschätzung der Organisatoren und der Zeit die man Investiert als Künstler, solche Events unterstützen wir auch gerne.
Manuel: Es ist ja nicht so, dass der Künstler auf der Bühne steht und kurz winkt, da steckt schon monatelange Vorbereitung dahinter und dass dann die Leute nicht mal bereit sind, einem die Unkosten zu decken.
Babsi: Das ist ja auch jedes Mal ein ganzes Wochenende mit Hin- und Rückfahrt. Dann spielst du die eine Stunde und hast vorher Soundcheck. Das verstehen halt die wenigstens, dass du dafür wertvolle Freizeit opferst.
Marcel: Wir machen jetzt seit 15 Jahren selber Veranstaltungen und wissen schon, dass man auch mit 50-60 Gästen Bands bezahlen kann – auch anständig bezahlen kann – so dass am Ende ein „0“ in der Kasse bleibt. Das ist für uns immer das Wichtigste, dass unsere Bands auch Gage bekommen und sich wohl fühlen, auch wenn mal ein Minus bei uns als Veranstalter in der Kasse bleibt, lassen wir das nicht an den Künstlern aus. Wir hatten letztes Jahr im Oktober einen relativ schlechten Abend, das war eine Katastrophe für uns, aber die Bands haben ihre Gage bekommen. Man sollte von dem Trend wegkommen einen Abend mit 5 Bands oder ein kleines Festival mit bis zu 20 Bands vollzustopfen und dann kann man den Bands nix bieten. Die Künstler haben keinen Spaß daran und das wirkt sich auch auf die Gäste und Stimmung aus. Ich glaube wir fahren mit unserem Konzept „das Wohl der Bands“ ist unsere wichtigste Priorität dann die Deko und die freute an der Arbeit von unserem ganzen Team, dass alles sind wichtige Faktoren, dass sich unsere Gäste auch Wohl und zu Hause fühlen.
Manuel: Das ist ein Risiko, dass du als Veranstalter immer tragen musst. Es kann mal gut ausgehen, manchmal schlecht. Das ist so eine Unart geworden, dass Kunst von machen Leute so wenig gewürdigt wird. Ich habe das auch schon erlebt, dass ich angereist bin, gespielt habe und ohne Gage und Unkostenerstattung wieder nach Hause gefahren bin.
Am Freitag war die Stimmung sehr schön – Babsi, du bist für die Deko verantwortlich, was ist dein Konzept?
Babsi: Dankeschön! Kalt, steril, Silber und Gold. Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen (lacht). Mit dem Licht ist Kühle mit drinnen, aber es ist jetzt auch nicht so ganz kalt. Durch das Gold wirkt es wärmer
Daniel: Babsi hat immer schon die Deko für uns gebaut, schon seit Jahren, seit wir Veranstaltungen machen. Früher in Tücking zum Beispiel, wo ich angefangen habe aufzulegen, beim Tanz der Schatten, hat Babsi auch schon Deko gebastelt mit den Mädels zusammen. Da hatten wir vorne einen Sarg auf der Bühne, mit Kerzenständern und allem.
Babsi: Da waren wir noch richtig gruftig! Voll Klischee.
Ist es auch für Euch wichtig, das selbst zu machen und es nicht einfach irgendwo zu kaufen?Babsi: Natürlich! (lacht) Ich bedien mich zwar ganz wunderbar bei einem schwedischen Möbelhaus und diversen Baumärkten, aber das wird dann soweit verändert, dass es keiner mehr erkennt. Es muss ja günstig bleiben! Ist ja kein Geld da!
Daniel: Wir basteln auch ganz selber. Für die Kassetten haben wir beispielsweise so kleine Holzdinger gemacht und angesprüht. Ich bastele immer gerne solche Kleinigkeiten.
Manuel: In unserem Tonstudio haben wir auch einen kleinen Raum, wo wir unsere Instrumente selbst reparieren und auch basteln können. Das kommt immer mal wieder vor, dass man sich in dem Raum verkriecht und sich irgendwelche Sachen zurechtschneidet oder baut oder wie Babsi, die dann 3-4 Tage für jeweils 12 Stunden knallhart Deko macht.
Macht ihr das auch, um Euch ein Stück weit von diesem Konsum und Kommerz abzuheben?
Manuel: Wir wollen das nicht, wir wollen uns gar nicht abheben. Es ist einfach schön und das ist dann auch so geblieben, weil wir auch nie andere Ambitionen hatten. Wir wollten da nie einen Kontrast setzen. Wir haben hier durch diese Beständigkeit – hier gab es vorher überhaupt nichts – Freunde und Helfer angefixt über die letzten Jahre, die so motiviert sind, dass sie da wirklich mitaufspringen und da mitwirken und viele machen das aus der Freude zu dem Ganzen, ohne, dass man sie jetzt irgendwie tausendmal fragen muss, ob sie da mit anpacken können bei uns und das ist schon schön
Marcel: Vor sechs Jahren gab es nur zwei Parties hier in Augsburg, die einmal im Monat stattgefunden haben, jetzt gibt es sieben. Davon machen wir drei selbst mit unterschiedlichen Mottos und bei zwei anderen sind wir involviert. In Augsburg ist mittlerweile extrem viel geboten im Vergleich zu anderen Großstädten. Es sind kleine Partys mit Liebe und Mottos gestaltet, abseits vom Konsum und Kommerz…
Daniel: In den 90ern und 80ern war es eine Zeit lang mal, als das In-Ways und der Siedlerhof Parties machten, eine Hochburg der Waver und es sind viele zu dieser Zeit auch hergefahren für Parties hier und jetzt ist glaube ich wieder so ein Revival hier, wo die Leute echt auch von weiter her kommen und sehen „Hej, in Augsburg ist was geboten“Genauso sind auch die ganzen Künstler, von damals Bands auch dabei. Zum Beispiel, Achim hat damals in den 80ern die Band? Der ist auch regelmäßig auf unseren Parties, oder der Tasim hat?? gemacht in den 80ern. War zum Studio unterwegs mit uns.
Manuel: Wie helfen uns gegenseitig, von Bandmaschinentechnik bis Computertechnik, da hilft der auch ziemlich gut aus, was seine Fähigkeiten aus geht, weil es sich auch blind mit dem ganzen auskennt mit den ganzen Sache. Kommt auch immer mal wieder vor, dass ich dann einen ganzen Abend bei ihm hocke, wenn ich nicht weiterkomme mit irgendwas und dann bringt der mir das dann auch bei. Das ist eben ganz schön, dass es die Leute auch noch gibt in dieser Stadt.
Daniel: Da haben jetzt auch die Idee, dass wir die ganzen alten Bands aus Augsburg mit in unser Label reintun und dann so ein New-and-Old-Album machen und sagen, wir machen jetzt hier Lieder von alten und neuen Augsburger Bands. Das sind auch solche Sachen, die wir mit dem Label geplant haben.
Ich glaube, dass das auch so begrüßt wird solche Sachen, weil es sonst nicht so viel gibt. Also, das ist so meine Erfahrung, dass man schon weggehen kann, aber eher sehr unspezifisch und „Mainstream“ orientiert
Manuel: Jaein. In Augsburg muss ich jetzt auch sagen, hat sich einiges getan, jetzt auch in den örtlichen Diskotheken, das muss man auch mal ansprechen, weil die sich jetzt nach gefühlten 10-15 Jahren endlich mal drum gekümmert haben, dass sie dem Motto von ihren Parties auch gerechter werden, auch auf deine Wünsche eingehen und gute Musik bieten
Daniel: Ja, das war, ob in Augsburg oder München, dem Melodrom, da lief eigentlich immer das gleiche, da konntest du abends rein und konntest schon die Lieder, die Playliste auswendig und die Szene war trotzdem da. Aber irgendwann haben sie halt gemerkt, dass es eigentlich mehr Musik gibt und man die nur suchen muss. Wir sind früher echt weit gefahren von mir in Bayern bis nach Zapfendorf, Münster, Leipzig um unsere Musik zu hören. Da hatten wir noch nicht mal einen Führerschein – aufgestylt in den Zug rein. Heute ist es halt so, dass die meisten in den kleineren Städten es auch selbst machen und es schießen diese ganzen neuen Oldschool-Parties aus dem Boden. Das wird dann schon wieder überbewertet, weil die meisten, die dann auflegen auch schon wieder sehr eintönig sind.
Manuel: Das ist dann entweder alles sehr durchgemischt oder es geht in eine spezielle Partyreihe zum Beispiel der „Angstpop“ oder die „Shockwaveparties“
Babsi: Man muss auch sagen, viele Gäste die kommen, die sind einfach satt, haben alles gesehen, die kannst du nicht mehr wirklich überraschen
Also es ist quasi auch so ein Stück weit eine Wiederbelebung für einen Teil der Szene? Auch ich hatte eine lange Zeit das Gefühl, dass, die Leute satt waren.
Daniel: In den 90ern haben die Leute gemerkt, dass diese Szene, die sie sich selbst damals aufgebaut haben, kaputt ist und jetzt ist die Zeit, in der sich wieder kleine Gruppen bilden mit Leuten, die sich für diese originelle Gothic und Wave-Kultur interessieren und das dann selbst machen und beleben. Denn die anderen Sachen sind durch den Konsum ausverkauft worden, die Klamotten etc. oder es gibt jetzt im Mainstream schwarze Einflüsse – das ist nicht mehr so besonderes wie früher und deswegen suchen die Leute sich was Besonderes und deswegen ist halt in der schwarzen Szene dieses Wave, dieses undergroundige Kassettenzeug und Sachen aus den 80ern, so kleinere Sachen, so interessant.
Heute ist alles mit der Technik, dem Internet verfügbar rein theoretisch kann jeder einsteigen, sich informieren. Findet ihr das hilfreich oder eher nicht?
Babsi: Das ist Fluch und Segen. Es ist wunderbar, aber natürlich hat es wie alles seine Vor- und Nachteile, aber ich finde es eigentlich gut.
Manuel: Aber ist auch gut, dass viele Leute an die Musik kommen, die Musik ist dadurch ja auch viel zugänglicher. Es ist auch schön, wenn jemand der sich für die Musik interessiert, nicht erst 10 Jahre lang warten muss, bis er einen Freund kennenlernt, der da involviert ist, sondern der kann einfach auch auf eigene Faust weiter suchen und gute Musik finden, das ist durchaus positiv.
Daniel: Viele Bands haben ihre Songs auch hochgeladen, die damals nur auf Kassette rausgekommen sind und die man sonst nie hören würde ohne das Internet.
Babsi: Auf der anderen Seite kommt da wieder der Fluch dazu, dass die Menschen Musik, die immer frei verfügbar ist weniger wertschätzen. Früher hat man Musik gekauft, man hat die sich drei Wochen durchgehend angehört, die Alben ins Regal gestellt und angehimmelt. Heute lädt man sich die Alben runter, man hört sich vielleicht drei Songs an, aber man hat halt noch hunderte andere Alben. Da fehlt die Wertschätzung.
Daniel: Alles, was noch nie auf dem Markt gekommen ist, wird von den Leuten konsumiert, weil die heiß auf neue Sachen sind und wenn einer eine Platte rausbringt von einem Tape, das sehr rar ist, dann stürzen sich die Leute drauf. Genauso wie auf neue Bands, wenn du neue Bands hast und zwei Hits hast bist du ziemlich schnell in der Gemeinde gewertschätzt.
Gibt es zum Abschluss noch etwas, dass ihr loswerden wollt?
Daniel: Wir bedanken uns für die ganzen Gäste, die uns jetzt schon seit vielen Jahren treu ergeben sind und den ganzen weiten Weg auf sich nehmen und vorbei kommen. Die ganze Sache ist auch nur mit der Ballonfabrik, der Selbstverwaltung und den moderaten Preisen möglich.
Marcel: Wir versuchen auch immer eine Band so aus der Versenkung zu holen. Unterstützt eure lokalen Veranstalter und Events und die vielen kleinen Festivals die es gibt!! Wir freuen uns auf nächstes Jahr, auf ein dreitägiges familiäres Festival. Und wir danken natürlich auch wieder Spontis für all die Mühe und Szenearbeit.