Wochenschau #3/2017: Vatertag im Zeichen des Totenschädels!

William Jackson Smart, ein Veteran der Sezessionskriege in den USA, muss ein aufrechter und stolzer Mann gewesen sein. Als seine Frau bei der Geburt seines sechsten Kindes starb, zog er das Neugeborene sowie die anderen fünf Kinder alleine auf einer Farm im Osten des Bundesstaates Washington auf. Sonora Smart-Dodd kam 1909 auf die Idee, ihren Vater für seine Selbstlosigkeit und Hingabe ehren, die er seinen Kindern entgegengebracht hatte. Der erste Vatertag wurde am 19. Juni 1910 in Spokane begangen, der Heimat der Familie Dodd. Die Idee verbreitete sich schnell und 1924 unterstütze der damalige Präsident schon die Idee eines nationalen Feiertags. 1966 proklamierte Präsident Johnson den dritten Junisonntag zum Vatertag und 1974 erhob Nixon den Tag in den Rang eines offiziellen Feiertags. Wer allerdings den Tag zum nationalen Besäufnis für alle Männer erklärt hat, ist unbekannt. So Rollen heute wieder Bollerwagen und Kutschen durch die Lande, um den Alkohol zu transportieren, den sich die selbsternannten Männer und Väter hinter die Binde kippen. Ob darunter allein erziehende Witwer sind, bleibt fraglich. Aber wer will den gebeutelten Herren der Schöpfung schon ihren Tag vermiesen? In Zeiten, in denen die Männerrolle auf dem Rückzug ist, kämpfen die gefährdete Spezies bereits um Gleichberechtigung und ersinnt allerlei männliche Rituale, die sie in ihrer zugedachte Rolle als Speerspitze der Schöpfung bestärken. Wie sagte mein Arbeitskollege gestern wortgewandt? „Morgen bin ich spätestens um 11:00 sowas von zugeknallt!“ Für den jämmerlichen Rest der Menschheit, die bei klarem Verstand ist, habe ich eine Wochenschau geschnürt. Die letzte vor „unserem“ Feiertag: dem Wave-Gotik-Treffen.

  • „Wave“ erobert Londons Underground | Deutschlandfunk

    Während wir noch rückwärtsgewandt die Tanzflächen in monotonen Bewegungsabläufen auf- und ab schlurfen, feiert man in London längst die Reinkarnation des „Wave“ – oder besser gesagt, des Begriffes, denn mit dem Wave, zu dem wir mit unseren Pikes den Bodenbelag streicheln, hat das freilich nichts zu tun. Also aufgepasst, wenn euch jemand bei Eurem nächsten London-Besuch zur eben einer solchen Party einlädt: „Samstagabend, 22 Uhr in Shoreditch, im Nordosten Londons. Kunstgalerien, coole Clubs und Bars liegen hier Tür an Tür. Die Leute auf der Straße: jung und modebewusst. Auch in der langen Schlange vor der Club-Bar Kamio. Auf die Frage, was heute Abend hier die Attraktion ist, antwortet ein junger Mann im lässigen Kapuzen-Pulli: „Wave Music.“ Er und seine Begleitung, ein zartes, rothaariges Mädchen, scheinen kaum über 18 Jahre alt zu sein. Und was ist Wave Music? „It’s ambient, it is chill. It’s nice, it’s nice to listen to.“

  • Gothic-Szene: Schwarzes Image, helles Gemüt | Sonntagsblatt

    Passend zu Christi Himmelfahrt aus der Rubrik „Gothic-Szene und christliche Symbole“ entführt uns die evangelische Wochenzeitung für Bayern zusammen mit dem Sänger der Band „Erdling“auf eine kleine Begegnungsreise zwischen Gothic und Religion. „Klischees, das sind bei Bands wie seiner auch gerne große, morbide verzierte Kreuze, die die Musiker um den Hals oder auf die Kleidung gestickt tragen. Neno hält davon nichts, »es wäre ohnehin nur ein Stilmittel«, sagt er. Ebenso wie dies die zahlreichen Anhänger der »Schwarzen Szene« sehen, die er in und um Nürnberg kennt, sich gerne mit christlicher Symbolik schmücken. »Die wenigsten denken sich wirklich etwas dabei, wenn sie mit einem Kreuz herumlaufen«, erklärt Neno. Und überhaupt: Man müsse nur auf die völlig anders ausgerichtete Hip-Hop-Szene schauen. Rapper schmücken sich ebenso gerne mit großen Kreuzen, sehen das aber augenscheinlich ebenfalls als modisches Accessoire.“ Kurzform: Wir beißen nicht, wollen doch nur spielen und unterscheiden uns mit unserer Gemeinschaft nicht großartig von einer Religion. Irgendwie. Ich bin dann mal verwirrt.

  • No to Nostalgia | The Belfry Network

    Sag nein zur Nostalgie! Fordert jedenfalls der Autor des Artikels im Belfry Network. Für ihn ist klar, wir sind selbst daran schuld, dass wir uns in die Zeiten zurückwünschen, in denen wir jung waren und das wir das, was war, schöner malen als es eigentlich war. „It is so easy to wrap yourself in a blanket of memories and complain that things are crap today. Well… why do you think they are crap today? Could it be that you stopped trying and let it go to crap? Could it be that when the opportunity to engage with someone young was there you decided to snub them instead? Maybe you simply stopped going out. I see so many talk about how they haven’t been out in ages not because they don’t like going out but because the events on offer aren’t perfectly matching their specifications. Not everyone can go to everything but if you don’t support what little is on offer it will go away.“ Der Fehler, so der Autor, liegt daran, dass wir nicht nach vorne schauen und unsere subkulturelle Zukunft und Identität selbst in die Hand nehmen. Möchten wir weiterhin „unter uns“ bleiben, müssen wir etwas dafür tun. Nostalgie ist schlecht: „Why is this bad? It doesn’t fix a big problem we have had for a long time. That problem being everyone is looking back instead of looking forward. What we should be doing is focusing on the now and building what we have up. Its fostering a case of the old Bart Simpson attitude (ironically something the media didn’t like about The Simpsons in the 90s) of „Can’t win, don’t try“.“ Ich sag dann mal Jein zur Nostalgie. Ist das okay?

  • Nazibraut goes Instagram: Was hinter der Nazi-Romantik von Fräulein Hess steckt | Bayrischer Rundfunk

    Augen auf im Netz. Rechte Ideologien sind sexy und klug geworden, sie inzenieren sich geschickt unter fremden Mänteln, um sich zwischen Styling-Selfies, Mode-Tipps und Alltags-Leben über Flüchtlinge zu echauffiern. Cloaking nennen das die Experten, also das verstecken von Ideologien in trivialem Alltagsgeschehen:  „Die Identitäre Bewegung hat in einem internen Schreiben dazu aufgerufen, bei der Dokumentation der Aktionen vorzugsweise Frauen medienwirksam im Bild zu platzieren – das berichtet die taz. Und Martin Sellner, der Kopf der österreichischen Identitären Bewegung, sagte im Interview mit jetzt.de, er sei den jungen Frauen „sehr dankbar“ für ihr Engagement. Von einer Instrumentalisierung à la NPD, die irgendwann ja auch kapiert hat, dass Frauen beim braunen Infostand besser ankommen als aggressive Glatzen, will Esther Lehnert heute aber nicht sprechen.“  Unser Auge täuscht uns eben, das gilt für die neue Bewegung der Frauen innerhalb der rechten Szene ebenso wie auch für viele Trends innerhalb der Gothic-Szene. Hübsche Frauen in Uniformen und mit Armbinden symbolisieren laszive Uniform-Fetische, während man sich am Mikrofon in verschwurbelten Texten suhlt. Das ist nicht alles pauschal ideologisch, öffnet aber Tür und Tor für Einflüsse, denen wir lieber keinen Raum bieten sollten.

  • Stop the Goth Trend as it Represents Gang, Hate and Violence | Change.org

    Da hat doch tatsächlich jemand in einer Petition auf change.org den Präsidenten Trump (das ist dieser wirre Mann aus den USA, den man immer im Fernsehen sieht) dazu aufgefordert, das Phänomen „Goth“ endlich zu stoppen. Er wirft der Szene vor, unerwünschte Menschen in den Selbstmord zu treiben: „Many years i have seen the acts of violence everywhere but one in particular catches my eye. It is a gang known as GOTH. I have seen the cyber bullying caused by them to the point where if they dont hurt a person they will push the victim to suicide. Anyone that doesnt have their attire or clothing requirements get jumped and hurt physically and emotionally.“ Irgendeiner muss den Trump ja gewählt haben, sage ich mir. Solange es zur Zeit nur 23 „Unterstützer“ auf einer Veränderungsplatform sind, ist die Sache überschaubar, doch wehe das wird auf Twitter populär! Goths, so meine Meinung, sollten sich sowieso viel weniger auf solchen Netzwerken herumtreiben. Ihr Pessimismus, ihre Hoffnungslosigkeit und ihr Hang zur Selbstzerstörung beeinflusst die Menschen viel zu sehr. Kommt wieder zurück in die kleinen dunklen Blogs, da treffen Eure Hassbotschaften auf Menschen, die genau solche Schwingungen brauchen, um sich wohl zufühlen. Kommt nach Hause.

  • Hundreds raised at Goth Weekend charity football match | Whitby Gazette

    Der Gothic FC hat zum diesjährigen Frühjahrs-Whitby-Festival wieder zu eine Fussball-Match geladen. Der Gegner war diesmal nicht zu unterschätzen, denn mit dem Stokoemotiv Whitby FC waren alte Hasen auf dem Platz. Nachdem der Gothic FC zur Halbzeit 1 – 0 führte, wurde diese Führung in der zweiten Hälfte des Spiel mit 6 Gegentoren vernichtet. Auch das traditionelle Elfmeterschießen in der Halbzeit, bei dem die Damen von den „Sisters of Real“ gegen die Whitby Ladies antraten, endet nicht allzu ruhmreich. Aber dennoch, es ist etwas dabei herumgekommen: „Around £700 has been raised for charitable causes, which will be split between The Dalewood Trust, The Willow Foundation and SOS Children’s Villages. The usual array of Real Gothic attire was on display in the stands, which coupled with the returning pair of gothic commentators, made for a gripping atmosphere.

  • 15 Things you definiteley owned during your goth phase | Metro

    Sag ich doch! Alles nur ein Phase mit diesem Gothic-Sein. Was man währenddessen alles so besessen hat, erklärt dieser „tolle“ Artikel: „But not everyone can handle the goth lifestyle, and most of us have had a little dabble in the goth way of things. This happened most likely when you were a teenager, and intent on showing everyone just how cool and different you were. Turns out all your mates had the same idea, and you ended up looking like mini clones of one another.“ Dann mal schnell meine gruftige Existenz im Schnelldurchlauf: 1. Eyeliner – CHECK! | 2. Variety of hair dye – NEIN, leider nur eine. | 3. Choker – CHECK! | 4. So much Hairspray – CHECK! | 5. Sturdy boots – CHECK! | 6. Black Nail varnish – CHECK! | 7. Facial Jewellery – CHECK | 8. Fishnets – NEIN, die fehlen noch! | 9. Skinny Jeans – CHECK! | 10. Or flared – NEIN, würde ich sagen. Schlaghosen fand ich schrecklich. | 11. Book of Spells – NEIN, Asche über mein Haupt | 12. Velvet Clothing – NEIN, steht mir nicht, wie ich immer fand | 13. Cross Necklace – CHECK! | 14. Stuff with skulls on it – CHECK! | 15. Studded Belts – CHECK! —- Damit hätte ich 10 von 15 möglichen Punkten. Ich bin also schon ziemlich Goth, aber noch nicht allumfassend. Endlich weiß ich Bescheid.

  • The Why Factor – Goths | BBC

    Die altehrwürdige BBC hat sich in einer Radiosendung erneut dem Thema „Goth“ gewidmet. Meine ersten Seufzer nach dem Motto „Nicht-schon-wieder“ wurden etwas gemildert, als ich das Line-Up der Sendung gelesen habe, mit dem man versucht, neben den Wurzeln auch die Faszination heutiger Goths einzufangen. Mit von der Partie sind Black Friday und La Carmina, zwei der der schillernsten und populärsten Figuren der Szene, aber auch Sylvia Lancaster, deren Tochter Sophie vor einigen Jahren ermordet wurde, weil sie als Gothic herumgelaufen ist. „Why would anyone be a goth? What is the appeal of this dark and spooky subculture that embraces death, pain and sadness? Goths have been attacked, abused and are often misunderstood, but still choose to stand out – dramatically – from the crowd. […] She hears from gothic vlogger, Black Friday, about how others react to her striking style and that of her goth husband, Matthius; she learns from Dr Catherine Spooner of Lancaster University about the role and influence of gothic literature in the goth scene and finds out from Professor Isabella Van Elferen of Kingston University, London about the transcendental power of goth music. Catherine talks to gothic blogger, La Carmina, about the extraordinary and extreme goth scene in Japan that includes body modifications; Dr Paul Hodkinson of Surrey University explains the enduring appeal of the subculture and why once a goth, you’re always a goth. And she meets Sylvia Lancaster, whose daughter Sophie, a goth, was murdered because of the way she looked.

  • A short history of Human Skulls as Drinking Cups | Ask a Mortician

    Meine Lieblingsbestatterin erklärt, dass wir es Lord Byron zu verdanken haben, für die Legende von Schädeln, aus denen getrunken wurden, verantwortlich zu sein. Der hatte nämlich eine Vorliebe für Schädel jeder Art und soll bei seinen Eröffnungsreden seiner wilden Parties seinen Gästen immer mit einem in Silber gefassten Schädel, der als Becher diente, zugeprostet haben. Aber hört selbst:

  • 10 Hours Walking in NYC as a Goth | Suspect Photography

    Es ist ja gerade irgendwie Mode geworden, ethnische und subkulturelle Randgruppen mit versteckter Kamera zu begleiten, um die Reaktionen der Passanten auf eben diese Menschen einzufangen. Ich bin mir sicher, dass so ziemlich jede Randgruppe dazu schon ein Video gemacht hat. Und weil das bei Goths nicht so klappte wie gewünscht, hat man eine Art Parodie dazu gemacht (ich hoffe es ist eine) und alle möglichen Klischees bei einem solchen Spaziergang, hineingeschossen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass an einem stinknormalen Tag in NYC, es so ziemlich jedem herzliche egal ist, wie du dort herumläufst. Jedenfalls in subkultureller Hinsicht.

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Gabrielle
Gabrielle (@guest_55218)
Vor 6 Jahre

Danke für die unterhaltsame Ablenkung, die ich dir und einer Pause vom Garten verdanke. Natürlich wollte ich schauen, oben es schon etwas „Neues“ gibt. ;) bis auf deine bezaubernde Wochenschau, ist dem nicht so. Dann gehe ich wieder draußen Spinnennester fotografieren. Ein ekeliges Hobby…

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