Frischluft-Gruftis: Geocaching in den Beelitzer Heilstätten

Was macht die Schwarze Seele, wenn sie vor die Tür geht? Stromkasten-Sitzen und auf die Domplatte gehen waren beliebte Outdoor-Aktivitäten der Grufties in den 80ern zwischen Sonnenauf- und -untergang. Und heute? Bleiben wir vor unseren Computern hocken, bis die nächste Party, Superschwarze-Diskonacht oder das nächste Festival locken? Sollten wir wirklich so eventfokussiert sein? Ich war letztes Wochenende nochmal zu Recherchezwecken auf dem örtlichen Friedhof. Alle für ein Picknick geeigneten Plätze waren leer. Nur wenige, in leberwurstgrau gekleidete Menschen mit Mephisto-Schuhwerk huschten um die alten Grabsteine. Wo treiben sich die Schwarzen nur rum?

Nein, das Bild des schwarz-blassen Stubenhockers stimmt hinten und vorne nicht! Es haben sich aber neue Nischen der Betätigung an frischer Luft gefunden, auf deren Wegen überdurchschnittlich viele Gothics anzutreffen sind. Da sind zum einen die geheimnisvollen, sagenumwobenen und märchenhaften Ausflugsziele, die an den (festivalfreien) Wochenenden angesteuert werden. Wenn Ihr die skurrilen Reiseziele auf www.der-schwarze-planet.de schon alle abgegrast habt oder an einem Sonntagnachmittag etwas in der Nähe Eures Wohnortes sucht, hilft zum Beispiel die auf unsere Szene zugeschnittene Reiseführer-Reihe mit dem eingängigen Namen „Die Schwarzen Führer“. Hier wird jeder unternehmungslustige Gothic schnell fündig. Ohne gleich ein kompaktes kunstgeschichtliches Studium aufzudrängen beschreibt diese Buchreihe in knappen Worten zu jedem aufgeführten Ort die jeweilige mysteriöse, geheimnisvolle oder sagenhafte Geschichte von Schlössern, Burgen, Kirchen bis hin zum Brandenburger Tor. Die Bücher sind um die Jahrtausendwende im Eulen Verlag erschienen und können günstig antiquarisch gejagt und erlegt werden.

Geocaching erfolgreich
Ein Geocache in seinem Versteck.
GPS Geocaching Uhr
Das GPS als Wegweiser.

Zu einem weiteren schwarzen Trampelpfad ins Grüne hat sich Geocaching entwickelt (nicht zuletzt durch die trendsetzende Spontis-Berichterstattung von 2010). Lange von mir als „Tupperdosen-Schnitzeljagd“ verpönt, verstehe ich mittlerweile den Reiz an der Suche nach diesen Film- und Butterbrotdosen. Vor allem die entlegenen Ziele mit dem Label „Lost Places“ scheinen die Vorlieben unserer Szene trennscharf anzusprechen. Benötigt wird entweder ein Smartphone mit einer Geocaching-App oder ein GPS-Gerät, in das man die Koordinaten einpflegt. Dann geht es darum, den Zielort zu finden und den dort versteckten Geocache zu heben. Viele dieser Geocaches sind nur durch das Lösen von Rätseln oder Sammeln von Informationen auf dem Weg zum Ziel zu finden.

Wie wäre es mit einem Ausflug zu einer verlassenen Villa in der Pfalz? Oder aber Ihr wagt Euch unter die Geisterjäger in und um die Beelitz-Heilstätten in Brandenburg. Die ausführlichen Beschreibungen auf den beiden großen Portalen www.geocaching.de und www.geocaching.com bieten einen leichten Einstieg in diese Verlockung vor die Tür zu gehen. Und wie bei Festivals, Konzerten und Diskonächten gilt auch hier: gemeinsam ist es nicht schöner, aber weniger allein.

Beelizter Heilstätten
Die Beelitz-Heilstätten. Mehr Spuk ist in Deutschland kaum zu finden.

Aber manche von uns wollen einfach nur draußen rumhängen.
Das geht natürlich auch weiterhin ohne technischen Schnickschnack und Tupperware.

Geocaching - Rumhängen in schwarz.
Rumhängen in schwarz.
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shan_dark
shan_dark (@guest_15458)
Vor 12 Jahre

Da muss ich natürlich gleich was zu schreiben, wenn du meine Reiseziele schon so goldig verlinkt hast. Diesen Monat wird es einen Reisetipp für Rumänien geben, so mancher kann sich sicher denken, worüber ich berichten werde. **Zähne zeig**

„Die schwarzen Führer“ kenne ich übrigens noch nicht und durfte leider auch noch kein Exemplar in der Hand halten. Da muss ich mich mal auf die Pirsch nach machen. Danke für den Tipp!

„Frischluft-Gruftie“ ist eine mir bislang unbekannte Bezeichnung ;o), kann aber durchaus mit „Drinnies und Draußies“ (aus der Zeitschrift NEON) mithalten. Muss ich das jetzt erklären? Nö, oder? Fand ich damals aber sehr lustig.
Übrigens: wieder ein tolles Bild, das schwarz rumhängen…die zwei sehen schon gut abgehangen aus *g*

Geocaching ist wirklich toll, auch wenn ich es selbst aus Zeitgründen nun nicht auch noch mache. Aber ich habe eine gute Freundin in Leipzig und immer wenn ich mit ihr zusammen wegfahre oder irgendwo bin, wird gecached. Ist manchmal sehr lustig, was man da so für Verrenkungen und Aktionen betreibt. Gestern hab ich entdeckt, dass Pixella auch davon befallen ist, hihi:

Tobikult
Tobikult (@guest_15459)
Vor 12 Jahre

Danke für Deinen Kommentar. Wenn Du noch ein paar Fotos aus Bran brauchst, melde Dich bei mir.
„Abgehangen?“ Immerhin hänge ich da in den Zweigen :-)

shan_dark
shan_dark (@guest_15460)
Vor 12 Jahre

Lustig, du bist das!? *huch*
Ja ich hab zwar auch einige von Bran, aber wir können uns trotzdem mal austauschen dazu. Machst ja auch immer schöne Bilder!

Patrick Wenz
Patrick Wenz (@guest_15463)
Vor 12 Jahre

Hab die Tage entdeckt, dass GPS Marktführer Garmin auch eine „offene“ Geocaching Plattform unter https://www.opencaching.de/ im Angebot hat. Die Seite ist übersichtlich und sehr schön aufgemacht, ebenso wie die Android App, durch die ich initial darauf gestoßen bin. Schön zu sehen, dass nicht nur Garmin Besitzer mitspielen dürfen. Inhaltlich ist das ganze wohl noch am wachsen, an die Fülle der andere Plattformen reicht es noch nicht ran, sieht aber sehr viel versprechend und funktional aus. Vielleicht kann mal jemand mit entsprechender Hardware nachsehen was die iOS Integration so bietet, sofern vorhanden?

tobikult
tobikult(@tobikult)
Vor 12 Jahre

Danke für den link an den anderen abgehangenen Gothic! ;-)

Maehnenwolf
Maehnenwolf (@guest_15476)
Vor 12 Jahre

Geocaching!!!
Ich bin auch seit 2008 (?) dabei und freue mich immer wieder, wenn ich einen gruseligen Nachtcache oder einen tollen Los Place vorfinde!!!

„Auf bald im Wald“

NorthernNephilim
NorthernNephilim (@guest_16437)
Vor 12 Jahre

heir noch ein guter Link der gut passt. Bin ja auch gerne photographisch nach solchen „Lost Places“ auf der Suche:

http://www.rottenplaces.de/main/

Robert
Robert(@robert-forst)
Admin
Vor 12 Jahre

@NorthernNephilim: Danke für den Link, der passt ganz hervorragend zum diesem Artikel, ich bin schon seit eine Weile fasziniert mit der Stöberei beschäftigt.

Kathi
Kathi(@kathi)
Vor 12 Jahre

Danke für die Tipps werd mir wenn wieder ein bisschen Zeit ist den ein oder andren Ort mal etwas genauer ansehen.
Beelitz- Heilstätten war ja schon ein Ziel von mir und meiner besten Freundin. Sehr schön da.
Und wer gerne auf Schlittschuhen unterwegs ist dem empfehle ich eine Tour auf der Spree wenn der/diejenige in der Nähe ist.

Robert
Robert(@robert-forst)
Admin
Vor 12 Jahre

 Kathi: Lost Places (so wie die Beelitz-Heilstätten) vermitteln aus meiner Sicht eine architektonische Form des Szene-Ästhetik. Daher ist es auch für mich nicht weiter verwunderlich, dass sich viele Gothics eben für diese Thematik interessieren oder zumindestens mit ihr sympathisieren.

Kathi
Kathi(@kathi)
Vor 12 Jahre

Stimmt.
Ab und an ist es auch interessant zu sehen was es da in anderen Ländern/Kontinenten da zu sehen gibt. In Ecuador/Quito( Südamerika) gitb es eine wunderschöne Katedrale, die der gothischen Bauweise nachempfunden wurde.. Schade nur, dass Südamerika so weit weg ist ;)

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