Pressestimmen zum Wave-Gotik-Treffen 2010

Nachdem mein Beitrag aus dem letzten Jahr so positiv aufgenommen wurde, möchte ich auch dieses Jahr kurz zusammentragen, was die Presse so über das Pfingstwochenende in Leipzig zu berichten weiß. Dieses Jahr sticht vor allem eine Person heraus, Cornelius Brach, der als Pressesprecher der Treffen & Festspielgesellschaft für Mitteldeutschland im Namen des WGT auftritt, der nahezu von allen Medien in immer gleichen Floskeln zitiert wird. Ein paar Presseberichte habe ich trotzdem zusammengetragen. Ich bin gespannt welche Fülle an Material noch in den nächsten Wochen verarbeitet wird. Der Anzahl der Fotoapparate und deren Auslösehäufigkeit müsste es demnächst nur so wimmeln von Aufnahmen. Auch ich werde mich mit einem Bericht über das WGT in den nächsten Tagen anschließen um die Tage aus meinen Augen zu spiegeln und dabei in gewohnter Weise wieder andere Wege beschreiten, als man es vielleicht erwarten dürfte. Es gilt unglaublich viele Eindrücke zu verarbeiten, Zeit sich die Eindrücke „professioneller“ anzuschauen:

Die Leipziger Volkszeitung berichtet: „Leipzig. Nach vier Tagen ist am Montag das 19. Wave-Gotik-Treffen (WGT) in Leipzig zu Ende gegangen. Etwa 20.500 Besucher tauchten die Stadt vier Tage lang in schwarz. Knapp 200 Szene-Künstler mit ihren Darbietungen standen auf dem Programm des traditionellen „Familientreffens“, das jedes Jahr zu Pfingsten tausende Anhänger düsterer Musik nach Leipzig zieht.“  und bringt damit die Sache sachlich in ihre Zeitung.

Für die BamS schreibt eine „Reporterin“: „Die Stadt ist ein großes Bleichenschauhaus. Dunkle Gestalten flanieren durch die Straßen von Leipzig, werfen böse Blicke wie Handküsschen auf jeden, der ihnen begegnet, lassen ihre Ketten rasseln, ihre schwarzen Turmfrisuren bilden einen hübschen Kontrast zu ihren weiß gepuderten Gesichtern. Von nun an gilt: Geisterstunde rund um die Uhr […] Klar ist: Die Ausrichtung der Haare – ob nach vorn oder nach hinten toupiert – sagt viel über die Geisteshaltung der Geister aus. Auch die Länge des Kleides hat mehr zu bedeuten als Beinfreiheit.“ Ist es nicht herrlich wie die Polemik am Beitrag zu zerren scheint um sich vom Einheitsbrei der Berichterstattungen abzuheben? Nicht nur, das man von der Frisur auf die Geisteshaltung schließt, nein, offenbar werfen wir auch allen Menschen ständig böse Blicke zu. Auch ihre beharrliche Weigerung Szenebegriffe wenigstens halbwegs richtig zu schreiben scheitert gleich mehrfach: „Es gibt Gothiks, Cyper Gothiks, Steampunks, Rockabillys und unzählige Untergruppierungen, die selbst den Profis der Szene wenig bis gar nichts sagen.“ Vielleicht, liebe Reporterin, vielleicht werfen wir auch nur Dir böse Blicke zu, weil wir wissen was du in den nächsten Tagen in eine Zeitung schreibst, die sich meiner Meinung nach nur zum einpacken von Gläsern eignet, nachdem wir damit in unsere Zukunft geblickt haben als sie vor uns über den Tisch wanderten.

Die Rheinische Post startet einen besseren Versuch: „Doch bei aller Verschiedenheit der Festivalgäste fällt vor allem deren Friedlichkeit auf. Sie alle eint außerdem die Liebe zur schwarzen Farbe, die Sehnsucht nach einer anderen Welt. Das „Anderssein“ wird hier zum Programm. Das sie damit aber auch provizieren, ist den meisten Schwarzen klar, nehmen es aber in Kauf.

Focus Online zählt nicht auf eigene Recherche, sonder lässt lieber die Protagonisten selbst zu Wort kommen: „Eine Attraktion auf dem Treffen ist auch Tillmann Siebott aus Wuppertal. Der 40-Jährige ist mit einem echten, 7,10 Meter langen Leichenwagen angereist. „Ich habe ihn in Kanada für 1000 Dollar gekauft“, erzählt er stolz. Auf der Tasche seines schwarzen Hemdes steht zwar „Bestattungsunternehmen“, aber er sei eigentlich Außendienstler, sagt Siebott. Er sei wegen der Musik da. Wie er die Atmosphäre auf dem WGT findet? „Ehrliche Antwort?“, fragt er zurück. „Heftig. Ich hätte nicht gedacht, dass es so viele sind. Wenn man das brutal ausdrückt, ist es das Oktoberfest der Schwarzen.“ Frage mich in diesem Zusammenhang, was er die letzten Jahre gemacht hat wenn er nicht gedacht hat, das es so viele sind. Schließlich ist die Besucherzahl mit 20.500 eher rückläufig.

Einen wirklich gelungenen Artikel gibt es in der Freien Presse zu lesen: „Den Kern des WGT bildete seit jeher eine gewisse Ernsthaftigkeit. Das Anderssein der Gothic-Szene beruft sich darauf, den verdrängten Schatten der Gesellschaft zu pflegen, sich mit den düsteren, aber schon immer ebenso vorhandenen wie verdrängten Nischen auseinanderzusetzen: Tod, Traurigkeit, Schmerz. Dass man daraus auch bittersüße Freuden ziehen kann, ist seit der Romantik nicht neu. Aber wie kann man dazu abfeiern? Der Trick des Treffens: Ja, das geht, und der essenzielle Kern bleibt davon unberührt. […]

Um die Karnevalsverkleidungen von jenen Kostümen zu unterscheiden, die für eine Seelenhaltung stehen, bedarf es einer eingehenderen Beschäftigung mit den jeweiligen Protagonisten, die das WGT aus dem Untergrund heraus immer wieder zu einem Erlebnis für die Szene machen – und zwar zu einem, zu dem der herkömmliche Leipzig-Tourist eben keinen digitalfotografischen Zugang finden kann. Nicht auf die Schnelle. Auf diese Weise hat das Treffen beides in einer faszinierenden Symbiose vereint: Eine akzeptierte Oberfläche – und einen subkulturellen Unterbau von Insidern für Insider, dessen Gehalt und Sinnlichkeit längst nicht aufgezehrt ist, weil er dann doch immer wieder gespeist wird von den WGT-Pilgern selbst.“ Ich möchte Tim Hofmann an dieser Stelle meinen aufrichtigen Beitrag für diesen Artikel zu kommen lassen.

Auch im Spiegel beschäftigt man sich anlässlich des Pfingstspektakels mit der Szene und fragt: Was machen Gothics eigentlich beruflich? „Aber was machen Gothics eigentlich, wenn kein WGT ist? Gibt es ein normales Leben neben der wavigen Wunderwelt? Was zum Beispiel sind sie von Beruf? Auffallend oft hört man den Wunsch, anderen zu helfen, sich sozial zu engagieren. „Ich war schon immer gerne für andere da“, erzählt zum Beispiel Mariella Masel. Die 18-Jährige aus Berlin hat vor einem Jahr ein Praktikum als Krankenpflegerin absolviert, in der Neurologie und Chirurgie.“ Ein netter Versuch der Szene Menschlichkeit zu verleihen, der aber wie ein Rohrkrepierer in der Mündung sein Pulver verschießt und der beim Leser den Eindruck vermitteln könnte: Viel Rauch um nichts.

Immerhin gibt es bei detektor.fm ein paar schöne Radio-Streams zum Wave-Gotik-Treffen, darunter auch ein Interview mit Cornelius Brach nebst einem Überblick über die Stadt zum Pfingstwochenende. Auch Alexander Nym’s Buch „Schillerndes Dunkel“ wird besprochen, auf die Frage hin wie Rechtsextremismus in der Szene verwurzelt sein antwortet er: „Da muss man sich vor Augen führen, das die Szene sich durchaus auch als Elitär betrachtet, das heißt man versucht erstmal einen gewissen Abstand zwischen sich und das normale, bunte Volk sozusagen zu legen. Dann hat man durch den Hang zur Romantik eine intrinsisch regressive Komponente in der Szene angelegt da sind natürlich Anschlusspunkte für Antimodernismen und moderne Kritik vorhanden, die sich dann in Randbereichen auch einem Sozialdarwinismus annähern, den man durchaus als rechtsextremistisch bezeichnen könnte…“ Selten habe ich einen so an den Haaren herbeigezogenen Zusammenhang zwischen Rechtsextremismus und der Gothic Szene gehört, wie in diesem etwas merkwürdig formulierten Satz, der meiner Meinung nach in Ansätzen richtig erscheint, aber in der Kombination eher in sich selbst zusammenbricht. Würde mich freuen wenn den mal einer für mich übersetzen könnte. Das soll natürlich nicht davon ablenken, das die Streams durchaus gelungen sind.

Zu guter Letzt gibt es von Leipzig Fernsehen noch ein Interview mit besagten Cornelius Brach, der von nahezu allen Medien in irgendeiner Form zitiert wird. UPDATE: Wer mal so richtig herzlich lachen möchte, dem sei ein toller Beitrag von Pro7 empfohlen, die die Vorurteile gegen Gothic von zwei Damen aus München direkt auf dem WGT testen ließen, solange dieser noch Online verfügbar ist.

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Guldhan
Guldhan(@guldhan)
Vor 13 Jahre

Ich weiß nicht, was du gegen den BamS-Artikel hast. Immerhin hat die Bild einen Ruf zu verlieren und die Nische ihres journalistischen Niveaus zu verteidigen. Somit mein Kompliment, denn diese schwere Aufgabe wurde auch dieses Mal souverän gemeistert.

Und was das mit „intellektueller Wortwahl“ gespickte Zitat aussagen wollte kann ich teilweise schon nachvollziehen. Denn elitäres Denken innerhalb der Szene ist Fakt. Einige werden auch in einem solchen Narzissmus schwelgen, dass sie sich für den Rubin innerhalb der Krone der Schöpfung halten. Und jene daraus entstehende Arroganz kann schon ein Denken auslösen, dass in seiner „Niederes Wesen dient dem höheren Wesen“-Struktur dem Grundgedanken des Sozialdarwinismus nahe kommt. Allerdings fängt das Zitat ab an den Boden zu verlieren. Denn der elitäre Gedanke richtet sich meist pauschal gegen die Restmenschheit und hat mit politischen, rassischen oder sonstwie NS-geeichten Ambitionen wenig am Hut.

Nachtgold
Nachtgold (@guest_8907)
Vor 13 Jahre

Ich habe in den letzten Tagen auch mal eine kleine Reise durch die Presselandschaft unternommen. Besonders Spektakuläres ist mir nicht aufgefallen. Kaum ein Reporter hat sich tatsächlich mal um eine R-e-p-o-r-t-a-g-e bemüht, im Sinne von Sich-Unterhalten, Interviewen, Nachfragen. Kurze, wenig aussagekräftige Zitate von Cybergoth X aka Zahnarzthelferin Y aus Z überwogen. Schade eigentlich. Den Spiegel-Artikel zu „Was machen Gothics eigentlich beruflich“ fand ich vom Ansatz her ganz gut, von der Durchführung aber recht oberflächlich. Ansonsten haben mir die Artikel aus Rheinischer Post und Leipziger Volkszeitung ganz gut gefallen. Außerdem fiel mir auf, dass fast über all die gleichen Fotos zu finden waren, von den paarundzwanzig extremer gestylten Menschen. Ob da eine PResseagentur einen einzigen Fotografen am Start hatte und der seine Bilder an alle anderen weiterverkauft hat?

 Guldhan: Was das Elite-Thema angeht: Ja, ich denke auch, Gothic beruht ein Stück weit auf Abgrenzung. Man wird ja nicht unbedingt „schwarz“, nur weil man die Musik mag(auch wenn das allein oft ausreichen mag), sondern weil einen irgendein Ereignis auf die düstere Seite zieht, und eine Lebenshaltung begründet. Ein gewisses elitäres Denken kann damit einhergehen, das finde ich aber nicht per se problematisch, sondern erst dann, wenn es in die von Dir beschriebenen Denkmuster mündet.

Guldhan
Guldhan(@guldhan)
Vor 13 Jahre

Zu Nachtgold:

Was die Reportagen oder Zeitungsberichte anbelangt, so suche ich dahingehend erst gar nicht. Denn zu meiner Anfangszeit brauchte man das auch nicht, da das Thema „Schwarze Szene“ der Pressewelt noch schier unbekannt war. Zumindest im neutralen Sinne. Somit vermisse ich dieses heute auch gar nicht.

[…]Außerdem fiel mir auf, dass fast über all die gleichen Fotos zu finden waren, von den paarundzwanzig extremer gestylten Menschen. Ob da eine PResseagentur einen einzigen Fotografen am Start hatte und der seine Bilder an alle anderen weiterverkauft hat?[…]

Damit geht auch ein Thema einher, dass ich sehr vermessen finde. Und zwar findet man auf den Fotos, wie du schon sagtest, immer nur die aufsehenerregenden Paradiesvögel. Ich weiß nicht, ob es normal ist, dass einem Pressefotografen nur immer das Extrem interessiert oder zu interessieren hat, aber ich würde darauf bedacht sein, mehr den Eindruck von der Masse festzuhalten. Ist zu mindest von der journalistischen Qualität her professioneller, als nun dem gemeinen Leser vorzugaukeln, dass jeder so durch Leipzig flaniert. Bzw. diese Kleidungsextrovertierten den normalen Szenedurchschnitt stellen. Aber wahrscheinlich ist der eigentliche Durchschnittsschwarze in seiner Art zu monoton und unspektakulär geworden.

Rosa Chalybeia
Rosa Chalybeia (@guest_8910)
Vor 13 Jahre

Was die überall gleichen Bilder angeht – gekaufter Content macht halt bisschen weniger Arbeit als selber Photographen und Reporter rumschicken, und das dann nachher zu Artikeln zu verarbeiten.
Ich hab zB am victorianischen Picknick zwei Typen mit schweineteuren Objektiven gefragt, für welches Magazin sie knipsen würden, und die Antwort war – für den dpa. Leute die solche Rohre mit sich rumschleppen sind entweder extrem versierte und gut betuchte Hobbyleute, oder Profis. Ersteres ist selten. Jedenfalls – kein Wunder daß deren Bilder dann bei mehreren großen Magazinen doppelt und dreifach auftauchen.

Zum Stichwort „Elite“: was mich immer massivst annervt ist, daß offenbar zwischen „abgrenzen“ und „elitär“ nie wirklich unterschieden wird. Klar will auch ich mich abgrenzen, und das auch optisch ausdrücken, aber das heißt noch lange nicht daß ich mich als besser oder elitär verstehe, eher irgendwo auf gleicher Ebene, aber eben abgegrenzt, oft wie ein Alien das auf dem falschen Planeten abgeladen wurde. Darin sehe ich nichts elitäres. Ich hoff das kommt richtig an ;) ist immer etwas schwierig sowas in Worte zu fassen. Letztendes kann ich auch hier wieder nur von mir selbst sprechen, vielleicht sehen andere Schwarzträger das tatsächlich eher „elitär“, aber ich finde, man muss da die angesprochene Unterscheidung schon machen da Abgrenzen und Elite-Denken halt eben nicht identisch sind.

Um den Berichten noch ein paar Dinge hinzuzufügen, habe ich hier ein Fundstück von meinem „Lieblings“-*hust*-Sender:

https://www.prosieben.de/tv/taff/video/gothic-treffen-clip

Ich empfehle eine Tischplatte bereit zu halten um bei Bedarf reinbeißen zu können …

Samstags bin ich in ein Team vom Leipzig Fernsehen geraten, nachdems ein lokaler Sender war hab ich auch keine größeren Bedenken gehabt, bin aber dennoch etwas froh daß ich in keinem der bisherigen Clips aufgetaucht bin:

Beste Grüße von einem der krassen Klamottenextremisten ;)

Rosa Chalybeia
Rosa Chalybeia (@guest_8919)
Vor 13 Jahre

Also der Artikel von der Freien Presse ist wirklich ein Goldstück, der trifft in allen Facetten den Nagel auf den Kopf. Ist echt schön auch mal sowas zu lesen, wo sich die ewig wiederholenden, zusammengekauften Artikel größerer kommerzieller Magazine gegenseitig anöden.

Zum leidgigen Thema Knippser: heuer wars echt noch schlimmer als sonst. Gut, ich weiß ja daß ich, als Extremauftakler entsprechend Kameras anziehe, und ich hab nichts dagegen wenns höflich und respektvoll vonstatten geht, nur ab nem gewissen Punkt fühlt man sich dann doch als zum Abschuss freigegebene Attraktion, zB an der Moritzbastei heuer wars teilweise über die Schmerzgrenze hinaus. Ich weiß, tun kann man nichts, ausser Aufwand runterfahren, aber ich fände es für mich sehr schade wenn ich die 4 Tage am Stück nicht so selbstverständlich in meinen Monsterroben rumlaufen könnte. Ich will mich nicht generell aufregen übers „Geknipst werden“ – irgendwie gehört es bei manch einer Optik auch wieder dazu, aber wie gesagt – wenns nicht mehr auf einem respektvoll-menschlichen Niveau abgeht geht auch mir der Hut hoch.
Mit dir, Robert, hab ich das zwar vor Ort schon live beredet, ich will das hier nur noch mal offiziell dazu setzen. Soll auch kein Rummosern sein, nur eine Bemerkung dazu.
Was ich auch schon oft erfahren musste ist, daß man automatisch als „arrogant und abgedriftet“ bezeichnet wird, wenn man so rumläuft, dabei tue ich mir oft hart von mir aus Leute anzureden obwohl ich wirklich gerne neue Leute treffe und kennenlerne. Und das geht nicht mir allein so sondern auch vielen Bekannten von mir. Für die Presse ists natürlich auch sensationsfördernder, in diese pseudo-elitäre Bresche reinzuspringen, da Otto Normalbürger sich mit so einer Vorlage noch ein Stück mehr über die bekloppten Freaks aufregen kann. Siehe auch das heitere Grufti-Beruferaten. Ja was wollen „wir“ den sonst tun? Ich behaupte mal, das anders-sein von ernsthaften Szeneanhängern zeigt sich auch weniger durch krasse Lebensumstände, sondern im Denken und Empfinden – sprich, in einer feineren Nuance die viele übersehen (wollen), materiell gesehen müssen auch Grufties ihren Lebensunterhalt aufbringen, Essen einkaufen und sich um die Familie kümmern. Da ist es auch wieder medienwirksamer, mit dem Zeigefinger auf „uns“ zu deuten und hämisch zu verkünden daß „die“ nach dem WGT genauso normalen langweiligen Jobs nachgehen. Für den Fall daß Otto Normalbürger insgeheim neidisch drauf ist daß sich manch einer die eine oder andere Extravanganz erlaubt die gesellschaftlich nicht so akzeptiert ist, und das vielleicht auch gern mal möchte, aber sich nicht traut. Muss beruhigend sein wenn man dann durch die superobjektiven Medien a la Bildzeitung (ich denke an den Artikel vom letzten Jahr) dann aufdecken daß eigentlich alle die totalen Langweiler sind, wenn man die schwarze Fassade wegnimmt nach dem Festival.

Sorry – ich merke, ich werde zynisch ;) und hab schon wieder mehr geschrieben als ich vorhatte ;)

Also zum Schluss noch ein Berichterstattungs-Fundstück daß bis auf kleinere Klischees auch ganz OK ist:

shan_dark
shan_dark (@guest_8983)
Vor 13 Jahre

Ich will nur ergänzen, dass ich dieses mal sehr positiv überrascht war von der LVZ (Leipziger Volkszeitung). Die hatten in den letzten Jahren fast nur Leute abgebildet, die mit Gothic nix zu tun hatten, aber schöne Karnevalskostüme trugen: letztes Jahr oder vorletztes hatten sie eine, die hatte einen durchsichtigen Regenmantel an, darunter nix und Lackstiefel. War natürlich total gothic! *lol*. Diesmal waren es diese 4 Non-Extreme aus’m Ruhrpott glaube ich, die sie über das ganze WGT begleitet haben. Gothics wie Du und ich ;o)) die einfach nur sympathisch waren und denen auch noch etwas düstere Ideologie, langes Dabeisein bei der Szene und Gothic-Lebensstil anzumerken war. Nicht nur so mal was Grelles angezogen und dann hoffentlich fotografiert werden oder das cyberbunte Partyvolk, das unsere Szene seit Ende der Loveparade überschwemmt. Also diesmal hat die LVZ mal wirklich in die Szene bisschen reingehorcht. Haben sie zwar bis zum 19. WGT gebraucht, aber es geht doch!

Ganz krass ist ja der „Leichenblass nach Leipzig“-Bericht von Sat1. Da fällt mir nix mehr dazu ein. Doch, ein Zitat daraus: „Wo habt ihr Euch kennen gelernt?“ wird dort ein Gothic-Pärchen gefragt. Sie so „Naja, beim Fasching. Ich war Teufelchen und er…“ ich weiß schon gar nicht mehr. Da hab ich schon nur noch zuckend am Boden gelegen…**dong**

Rosa Chalybeia
Rosa Chalybeia (@guest_9001)
Vor 13 Jahre

@Robert: sicher – wer seine Vorurteile bestätigt sehen möchte, findet Mittel und Wege dies zu tun. Ich kenne es wenn man gegen Wände redet, letzlich mache ich sowas – also das Aufklären wollen – wenn dann nur bei Leuten die mir halbwegs etwas bedeuten und nahe stehen. Ansonsten – wer mich auf der Strasse anspricht und interessiert ist, der bekommt entsprechend Antwort, ich muss sagen daß solche Gespräche meist sehr positiv waren. Ansonsten ist mir tatsächlich recht wurscht was andere über mich so denken könnten oder tatsächlich tun. Manchmal kommt aber eben eine allgemeine Grantigkeit hoch, beim Ansehen oder lesen solcher vollbescheuerten „Berichte“ – wider besseren Wissens ;) – was der Zuschauer sehen will, das kriegt er auch, gerne mit Zurechtbiegen der Fakten und Formulierungen die den Zuschauer bestätigen in seiner Meinung. Und daran wird sich vonseiten diverser Privatsender sicher nichts ändern, die brauchen ja die Einschaltquoten.
Ich kann dir also wieder mal nur zustimmen :) – gerade auch wenn es darum geht „untereinander Schranken abzubauen“ – wie du es formuliert hast.

@shan_dark: besagten Sat1-„Bericht“ hab ich im letzten Jahr schon gesehen. Die Protagonisten, bzw Küma, treibt sich recht gern und bereitwillig in solchen Reportagen und Quatsch-Formaten der Privatsender rum, der dürfte da schon so ziemlich alles mitgenommen haben was es in dem Bereich gibt, ich empfehle Youtube mit dem Namen zu füttern – aber auf ausdrücklich eigene Gefahr *g*

BZW mal was anderes: bist du auch bei Natron und Soda? Irgendwie kommt mir dein Nickname bekannt vor ;)

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