Gothic Friday Juni: Das WGT – Atmosphäre und Gefühl ist alles! (Gruftfrosch)

Er hat es auf den letzten Drücker geschafft, ich nicht. Gruftfrosch warf seinen Beitrag pünktlich in den virtuellen Briefkasten, aber leider hat die Redaktion es erst heute hinbekommen, seinen Artikel zum Gothic Friday im Juni online zu stellen. Glücklicherweise ignorieren wir ganz gepflegt den erneuten ersten Freitag im Monat (1. Juli) und kümmern uns erstmal um die Abarbeitung des vergangenen Monats. Flederflausch arbeitet bereits am Resümee, während Tanzfledermaus das neue Thema vorbereitet. Doch zunächst zu Gruftfrosch:

Da ich es eh mal wieder erst auf den letzten Drücker geschafft habe, mag ich gar nicht lange herumschwafeln, sondern komme direkt zur Beantwortung der Fragen. ;)

Warum fährst Du zum WGT?

Ich fahre zum WGT, um Leute zu treffen, die sonst über das Jahr meist nur auf virtueller Ebene verbleiben, weil ich Leipzig zudem liebe und es nichts besseres gibt, als (m)eine geliebte Stadt in Schwarz.
Interessant ist es für mich, was sich verändert hat in Leipzig, seit ich 2013 weggezogen bin und man kommt ja dank Öffis, die im Preis inbegriffen sind, gut herum.

Außerdem ist es diese Atmosphäre, die die Stadt verströmt, da die Veranstaltungsorte verstreut sind und sich nicht nur irgendwo EIN abgegrenztes Areal befindet, in dem sich alles konzentriert. Das ist es auch, was das WGT von anderen Festivals unterscheidet und die mich deswegen weniger reizen.

Natürlich ist die Atmosphäre an manchen Stellen heute arg befremdlich (die Gründe sind hinlänglich diskutiert, denke ich), aber es gibt genug Flecken, wo das noch anders ist. Die „Headliner“, wenn man es denn so nennen mag, spielen meist in der Agra, die ich so gut es geht meide. Lieber sind mir andere Locations mit Bands, die noch nicht so bekannt sind und das Publikum noch überschaubar halten. Dafür nehme ich mir jedes Jahr vor dem WGT immer Zeit in jede Musik der kommenden Bands mal reinzuhören. Dann wird kräftigst kategorisiert, was unbedingt sein muss, was nur mal zum reinschnuppern taugt und was überhaupt nicht geht. Dank Überschneidungen oder spontaner Umplanungen bleibt dann meist zwar nur ein kleines Häuflein übrig, aber das ist nicht weiter tragisch.

Wie war dein Dein erstes WGT?

Das war 2008. Da war alles noch so neu, überwältigend und es war einfach nur, entschuldigt, wenn ich das so sage: Geil. Ein langes Wochenende unter Gleichgesinnten – alles schwarz! Alles Schwarz? Moment! Da hat die Nostalgie zuviel beschönigt. 2008 muss der Höhepunkt dieses ganzen Cyperquatsches gewesen sein. Jedenfalls erinnere mich an Artikel, die meinten, das WGT wird bunt. Zu Hilfe, nein! Da die präferierte Musik der Knicklichter auch damals schon nicht die Meinige war, ging man sich, so gut es eben ging aus dem Weg. Trotz allem, ich war angefixt. Das wollte ich wieder erleben.

Was ist Dein schönstes Festivalerlebnis?

Nunja, mittlerweile hat sich da so einiges angesammelt, dass ich gar nicht mehr sagen kann, was DAS Schönste war. Sind es die immer wieder schönen Spontistreffen, die ungezwungenen Gespräche, die sich einfach so ergeben und den Horizont erweitern? Die lustigen Szenen und Bemerkungen nachts in der Tram 11? So mach atmosphärisches Konzert kommt hinzu, was sogleich zur nächsten Frage überleitet….

Was war Dein eindrücklichstes Konzert?

Interessanterweise rückt sich vor jede andere Konzerterinnerung der szenetypischen Bands ein klassisches Konzert in der Krypta des Volkerschlachtdenkmals im Rahmen des WGT (lass es 2008 oder 2009 gewesen sein). Es wurde Mozarts Requiem in d-Moll (Lacrimosa) aufgeführt, was durch die Akustik und Architektur der Krypta wahnsinnig stimmungsvoll war. Das schien auch das übrige Publikum so empfunden zu haben. Jedenfalls war nach den letzten Tönen des Orchesters und Chores fast 30 Sekunden (!) lang Stille im Raum. Man merkte förmlich, wie die Leute noch inne hielten und das Gehörte in sich aufsogen, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können und dann – als hätte jemand ein Signal gegeben – Tosender Applaus – Gänsehaut!!! Sowas Tolles habe ich seitdem nie wieder erlebt.

Und: welche Festivals sind noch Teil Deines schwarzen Planeten?

Ab und an das Dark Spring Festival in Berlin, wenn es der Dienstplan erlaubt und da es in meiner aktuellen Wohnstadt liegt, ansonsten sind die großen Festivals nicht meins, lieber mal ein einzelnes Konzert.

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Kommentare

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Gruftfrosch
Gruftfrosch(@gruftfrosch)
Vor 7 Jahre

Nunja, so aus dem Stegreif fallen mir da einige Szenen ein, allerdings ist es fraglich, ob die durch stupide erklärende Widergabe auch noch als so lustig ankommen, wie selbst erlebt ;)

Numero 1: Punker steigt ein, Witze folgen ob der „schwarzgefüllten“ Straßenbahn, Punker will sich in der Bahn Zigarette anzünden, Batcaver spricht den Punker an: „Ey komm, lass mal sein bitte, sowas Uncooles machen nur HipHoper und Katholiken.“

Numero 2: Bahn voll, Scheiben sind beschlagen. Von hinten brüllt eine Stimme vor (um zu erfahren, welche Haltestelle die Nächste ist): „Wo simmern??“

Von vorn krächzt es zurück: „In Leipzsch!!“

Numero 3: Bahn gut gefüllt: Tür öffnet sich an einer Haltestelle auf der Karli: Frau mit Kind will einsteigen, guckt verunsichert in die Bahn und zögert etwas. Da beugt sich eine ältere Dame (sehr wahrscheinlich Leipzigerin) nach vorn und spricht zur Frau: „Kommse ruh’sch rein. Die dun ihn‘ nüscht!“

Numero 4: Wildes Gerede, plötzlich durchdringt der Klingelton eines Handys das Gewirr: Es ist die Melodie von der Lindenstraße. Freundin(?) des Angerufenen versinkt im Sitz: „Oah, jetzt wird’s peinlich.“ Typ (recht aufgebretzelter Goth mit markanter Stehfrisur erwidert: „Wieso denn? Ich steh dazu!“ Er dreht sich zu den Umstehenden: „Hier nochmal für alle: JA, ich bin Lindenstraßenfan“ – Alle müssen unwillkürlich lachen und es gibt auch Geklatsche. Er wieder „Siehste, die sind alle auf meiner Seite!“

usw.

Kathi
Kathi(@kathi)
Vor 7 Jahre

Oh ja… die Tram- Momente. Immer wieder herrlich was da manchmal an Quatsch rauskommt :)
Oder schöne ernsthafte Gespräche mit mir mehr oder weniger bekannten Menschen.

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